Debayering
Beim Debayering selbst fällt deutlich ins Auge, dass die feinsten Details nun gefiltert werden. Es gibt keine harten Kontrastübergänge zwischen zwei Sensel-Grenzen mehr, was Zipper-Artefakte weitgehend verschwinden lässt und Moire/sowie Aliasing-Probleme fast vollständig eliminiert. Hier einmal ein stark vergrößerter, relevanter Ausschnitt aus zwei Testbildern:

Gleichzeitig verschwindet damit auch der extreme (Über-)Schärfeeindruck, den man von typischen 4K-Vorzeige Demonstrationen im Broadcast-Bereich gewohnt ist. Das Bild wird in den feinsten Details weich "entwickelt", was in den meisten cinematischen Anwendungen auch das präferierte Verhalten einer Kamera ist.
Rauschen
Diese Weichheit wird von einer Noise-Reduction begleitet, die ebenfalls das Rauschen einzelner Sensel nicht mehr darstellt. Gerade in größeren Flächen bekommt man so weniger digitales Rauschen zu Gesicht. Dies hat jedoch vor allem entscheidende Auswirkungen auf die Anmutung des neuen Codecs. Hier einmal zwei stark vergrößerte und "verstärkte" Noise Prints:

Gerade bei bewegtem Bild wirkt das Rauschen extrem analog und erinnert an klassisches Filmmaterial, da man keine einzelnen Senselkanten mehr ausmachen kann. Dies gibt dem Bild einen komplett neuen, szenischen Look. Auf der anderen Seite ist dieser Look auch fest im Codec eingebacken und entfernt sich damit noch einmal weiter von der RAW-Ursprungsidee. Was uns nun zu einem ersten vorsichtigen Fazit führt…
Fazit
Blackmagic RAW ist noch weiter von "echtem" RAW entfernt, als bislang verfügbare RAW-Implementierungen auf dem Markt. Von der grundsätzlichen Idee, die Signalverarbeitung nicht der Kamera zu überlassen, ist hier nur noch wenig übrig. Vielmehr ist Blackmagic RAW ein höchst effizient komprimierender 12-Bit Codec geworden, der sich in manchen Bereichen wie RAW-Material verhalten kann. Dies gilt vor allem für Metadaten-Einstellungen wie ISO oder Weißabgleich.
Der eigentliche Vorteil gegenüber ProRES- oder DNx-Dialekten liegt in unseren Augen jedoch vor allem vor allem in der niedrigeren Datenrate und der Decoding-Effizienz des Codecs. Und im speziellen Fall der URSA Mini Pro 4,6K in der Tatsache, dass der gesamte Codec einfach grundsätzlich wie analoger Film "aussieht". Uns fehlen noch eine Menge weitergehender Erfahrungswerte, aber eine Tendenz wollen wir zum Schluss auch nicht vorenthalten: Mit unserem Testbild war für uns kein Unterschied zwischen den einzelnen Kompressionsstufen des neuen Codecs auszumachen. Selbst bei 12:1-Kompression oder in der Q5-Stufe konnten wir keinerlei sichtbaren Artefakte (z.B. Säume) ausmachen.