Wir hatten ja bereits die Rolling Shutter Werte des Canon EOS R5-Sensors vorveröffentlicht und nun wollen wir das Sensor-Verhalten nachreichen. Grund für die Verzögerung war unter anderem, dass die R5 sehr viele verschiedene Sensor-Modi bietet, die strukturiert betrachtet werden wollen. Was wir hiermit für euch tun.

8K RAW und 10 Bit 4:2:2
Der "einfachste Modus" ist gleichzeitig das größte Verkaufsargument der Canon Marketingabteilung für Videoanwender. In 8K RAW wird die gesamte Sensorbreite 1:1 ausgelesen und mit maximaler Dynamik weggeschrieben. Das bedeutet bei Canon 12 Bit RAW. Wir kamen noch nicht dazu, zu untersuchen, ob die 12 Bit RAW linear oder logarithmiert gespeichert werden. Bei ersterem würde die Dynamik durch das RAW Format auf 12 Blendenstufen begrenzt werden. Bei den komprimierten 10 Bit 4:2:2 Modi limitiert dagegen Canon Log 1 die Dynamik, denn dieses Bildprofil speichert laut Canon Whitepaper ebenfalls nur 12 Blendenstufen.
Das Debayering ist sowohl in RAW (mit 8192 x 4320 Pixeln) als auch in 8K UHD mit (7680 x 4320) typisch für eine 1:1 Auslesung. Da wir unsere Debayering-Tests immer bezogen auf einen 4K-Master beurteilen, gelingt das Ergebnis bei 16ms Readout-Zeit tadellos:

4K RAW HQ
In 4K kennt die Kamera bekanntermaßen grundsätzlich zwei Modi. Einmal 4K HQ und einmal normales 4K. Das HQ-Format ist direkt vom 8K-Readout abgeleitet. D.h. die R5 nimmt hier einen vollen 8K-Sensor-Readout und skaliert diesen 2:1 in der Kamera auf 4K herunter. Dieses Skalierungsverhältnis gilt für ein Debayering als Ideal, da für jeden RGB-Pixel in der 4K-Aufzeichnung genau 4 Sensel (in RGGB-Anordnung) herangezogen werden können. Das Ergebnis ist auch hier wie zu erwarten (mit 16 ms Readout) perfekt:

4K Binned
Sowohl in 8K wie auch 4K HQ kann jedoch nur maximal mit 30p aufgezeichnet werden. Wer in 4K höhere Frameraten bis zu 120 fps nutzen möchte, muss in den normalen 4K-Modus wechseln, der zwar ebenfalls die gesamte Sensorbreite zur Aufzeichnung nutzen kann, jedoch zum Downsampling Zeilen und Spalten zusammenlegt. Das Ergebnis ist dabei von 24-120fps das gleiche:

Die 4K Bildqualität leidet hier deutlich unter den zusammengelegten Senseln. Feine Details sind nicht mehr vorhanden und deutliche Aliasing Artefakte legen sich über Kanten an den Grenzfrequenzen. 24-60fps werden hier mit 10 ms ausgelesen, 100 und 120 fps sogar mit 8 ms.
Full HD
In HD mit 1920 x1080 Auflösung stehen seltsamerweise keine Frameraten über 60 fps zur Verfügung. Die interne Skalierung gelingt dabei nicht ganz so perfekt wie in der ersten EOS R.

Die Filterung ist jedoch sehr ansehnlich und störende Artefakte sind nicht auszumachen.
Digitaler Stabilisator
Eine Besonderheit bietet die EOS R5 bei der digitalen Stabilisierung im Videomodus (prinzipbedingt jedoch nicht in RAW). Hier lassen sich nämlich zur Kombination aus Optik-Stabilisator und bewegtem Sensor auch noch Randpixel des Sensors zur digitalen Bewegungskompensation nutzen. In der "normalen" 4K-Aufzeichnung verschlechtert dieser allerdings das Debayering noch weiter. Nicht sonderlich in der "leichten" Einstellung:

Jedoch deutlich in der zweiten Einstellung "Erweitert", die sich rund 30 Prozent der Orginalsensel abzweigt:

In 8K und dem 4K HQ Modus besitzt die Kamera jedoch für 4K so viele überschüssige Randpixel, dass in diesen Modi erstmals das 4K Debayering nicht signifikant abfällt:

Externe HDMI-Aufzeichnung
Die R5 kann ihr Signal auch mit bis zu 10 Bit 4:2:2 an einen externen Recorder ausgeben, jedoch ebenfalls mit einer nicht unerheblichen Einschränkung: Auch über HDMI gelingt nur dann eine saubere Ausgabe, wenn man den Aufnahmemodus auf 8K oder 4K HQ gestellt hat. Steht die Kamera dagegen in einem "normalen" 4K-Aufnahmeformat, dann bekommt man -logischerweise- auch nur das gebinnte 4K-Signal an den HDMI-Ausgang geliefert.
Fazit
Die tückischen Überhitzungsprobleme der Kamera treten fast ausschließlich bei der 8K und 4K HQ-Aufzeichnung auf. Hier ist der Sensor am meisten gefordert, dafür ist die Signalqualität hier auch über jede Kritik erhaben. Das Debayering in 4K darf man als perfekt bezeichnen, allerdings zeitlich stark beschränkt und nur bis maximal 30 Bilder pro Sekunde.
Die Qualität der "normalen" 4K-Modi - die nicht so leicht die Kamera überhitzen - bieten leider keine schöne Alternative. Besonders wenn man die R5 primär als 4K-Kamera betrachtet, passt die gebotene 4K Qualität über 30p nicht zum Preisschild der Kamera. Da hilft auch die externe Aufzeichnung nur wenig, zumal die hauseigene R6 hier für weniger Geld eine bessere Qualität bis 60p hinbekommt und grundsätzlich mit etwas weniger thermischen Problemen zu kämpfen hat, die sich zudem mit einer externen Aufzeichnung noch besser umschiffen lassen.