Optik, Sucher und Co.
Die Optik ist neben dem Sensor und der Signalverarbeitung ausschlaggebend für die Bildqualität eines Camcorders. Wird hier zu sehr gespart, wirkt sich dies deutlich sichtbar aus. Je mehr das Bild beispielsweise an den Kanten verzerrt wird, sogenannte Verzeichnung, desto schlechter ist die Optik. (Das Verhalten sollte möglichst im maximalen Weitwinkelbereich begutachtet werden.)
Chromatische Aberration (CA) nennt sich ein anderer Bildfehler, für den die Optik verantwortlich ist. Man erkennt ihn daran, daß im Bild die verschiedenen Farbebenen nicht exakt übereinander liegen. Dadurch entstehen unschöne Farbsäume, meistens an den Rändern des Bildauschnitts. Je weitwinkliger eine Optik, um so mehr ist mit einer CA zu rechnen.

Auch unterscheiden sich Objektive in ihrer Lichtstärke, das heisst, die Menge des Lichts, das auf dem Weg durch die Linsensysteme verloren geht, kann verschieden gross ausfallen. Dies lässt sich natürlich kaum mit dem Auge wahrnehmen, weshalb man sich auf die Angaben der Hersteller verlassen muss. Ein Objektiv mit der Lichtstärke 1:2.8 „schluckt“ weniger Licht als eines mit 1:4, wird also bei Aufnahmen bei wenig Licht ein etwas helleres Bild produzieren können.
Bis auf wenige (teure) Ausnahmen sind Videokameras mit fest eingebauten Zoom-Objektiven ausgerüstet, bei denen sich die Brennweite von Weitwinkel bis Tele variieren lässt. Während die Hersteller selbst meist gern die Zoomfähigkeit eines Modells herausstellen, ist für viele Anwender jedoch der Weitwinkel beinahe wichtiger, und der ist nur selten ausreichend. Um einen wirklich weiten Aufnahmewinkel zu bekommen, also einen möglichst grossen Ausschnitt aufzunehmen, muss das Objektiv mit einem Weitwinkelkonverter ergänzt werden – beim Kauf sollte darauf gachtet werden, dass der Durchmesser des Konverters dem des Objektivs entspricht. Auch muß am Objektiv natürlich ein Gewinde vorhanden sein. Wer bei der Wahl seiner Brennweite flexibel sein möchte, sollte einen zoombaren Konverter anschaffen, wobei nicht-zoombare allerdings in der Regel eine höhere Bildqualität produzieren.
Was den Zoom betrifft, so wird zwischen optischer und digitaler Vergrösserung unterschieden. Letztere wird nicht vom Objektiv selbst produziert, sondern es wird einfach ein Ausschnitt des Bildes elektronisch vergrössert – entsprechend schlecht sieht dann auch das Bild aus, zumindest bei dem derzeitigen Stand der Technik. Der digitale Zoom sollte nur in Ausnahmefällen hinzugeschaltet werden. Nur die Angaben zum optischen Zoom sagen tatsächlich etwas über die Fähigkeiten des Objektivs aus. Auch bei der Bildstabilisation, die bei freihändigem Filmen das Zittern reduziert, wird übrigens zwischen optisch und elektronisch unterschieden; erstere ist hochwertiger.

Ein Sucher fehlt mittlerweile bei vielen Camcordern, kann jedoch sehr praktisch sein, etwa beim Filmen in heller Umgebung. Auch beim Einstellen der Belichtung ist ein Sucher manchmal dem Display vorzuziehen, da sich Helligkeitsunterschiede leichter in schwarz-weiß beurteilen lassen (allerdings ist der Sucher vieler Consumer-Kameras heutzutage in Farbe, sofern überhaupt vorhanden, und auch die Auflösung läßt meist zu wünschen übrig). Die Abschirmung des Sucherbildes kann durch eine montierbare Augenmuschel aus Gummi noch zusätzlich verbessert werden. Ausserdem sollte der Sucher über eine individuelle Dioptrin-Anpassung verfügen.
Das Display sollte, vor allem bei HD-Cams, eine möglichst hohe Auflösung haben, um überhaupt Anhaltspunkte bezüglich der Schärfeeinstellung liefern zu können (siehe dazu auch unten bei Bedieung).
Bei der Wahl, ob eher Display oder Sucher benutzt werden soll, sollte neben persönlichen Vorlieben auch bedacht werden, dass das Display mehr Strom verbraucht als der Sucher. Zwar legen wir jedem Videografen die Anschaffung mindestens eines Ersatzakkus ans Herz, sollte aber doch einmal bei einem Dreh der „Saft“ ausgehen, kann Strom gespart und somit Kamera-Laufzeit gewonnen werden, indem nur der Sucher benutzt wird.