Mini-Audio-Recorder, die auf Festspeicher aufzeichnen sind bei vielen Filmern schwer in Mode. Wir wollten einmal exemplarisch zeigen, was an solchen Geräten zu beachten ist und wie sie jedermann in in der Video-Praxis gewinnbringend einsetzen kann.
Grundsätzlich sind mobile Audio-Recorder (oder im Fachjargon Field-Recorder) nichts neues. Schon immer wurde bei professionellen Aufnahmen der Ton von einem Ton-Assistenten auf einem externen Audio-Recorder mitgeschnitten. Neu ist jedoch, dass durch Digitaltechnik eine sehr gute Klangqualität nun auch für jedermann bezahlbar ist. Außerdem können die Geräte auch durch ein fehlendes mechanisches Laufwerk nun entsprechend klein gebaut werden , dass man sie jederzeit ohne großen Aufwand zum Dreh mitnehmen kann. Doch wofür braucht man ein solches Gerät, wenn auch die Kamera ein Mikrofon besitzt?
Internes Mikrofon = suboptimal
Ganz einfach: Selbst ein passables Klangbild bekommt man mit einem internen Camcorder-Mikro praktisch niemals hin. Denn der Abstand vom gefilmten Objekt zur Kamera ist meistens zu weit, um z.B. Sprache ohne viel Raumhall oder Umgebungsgeräusche (sog. „Athmo“) aufzunehmen. Dazu haben Camcorder oft noch mit Band- und anderen Störgeräuschen (Zoommotoren, Berührungsschall und neuerdings auch wieder Lüfter) zu kämpfen, die ebenfalls schnell auf der Tonspur landen.
Eine Lösung könnte auf den ersten Blick auch ein zusätzlicher Mikrofon-Eingang bringen. Doch selbst dieser ist bei neueren Modellen oft kein Garant für eine manuelle Aussteuerungsmöglichkeit. Dazu ist es oft hinderlich, wenn ein langes Tonkabel beim Filmen aus dem Camcorder hängt. Und nicht zuletzt ist der Kameramann dann automatisch für die Aussteuerung zuständig, was nicht unbedingt zur „Bildkonzentration“ beiträgt.
Bild und Ton getrennt
Am besten ist es daher, wenn ein Mitarbeiter sich separat um den Ton kümmert. Das bedeutet, er versucht über einen Galgen (=einer Stange mit Halterung) mit dem Mikrofon so nahe wie möglich an die Schallquelle heranzukommen, ohne dass das Mikrofon im Bildausschnitt sichtbar wird. Doch auch als Einzelkämpfer kann man irgendwo unauffällig das Mikrofon oder den Recorder platzieren, aussteuern und sich dann ganz der Filmerei des Objektes widmen. Synchronisiert wird das ganze dann später im Schnitt.
Und das ist leichter als man denkt. Da die einzelnen Dateien meistens mit einem Zeitstempel (und zusätzlich nummeriert) auf der Speicherkarte landen, lassen sich Audio und Videodateien bereits leicht zuordnen, wenn sowohl Recorder- als auch Camcorder-Uhr korrekt eingestellt wurden. Wer sich nicht mal die Mühe machen will, die Zeit aus der Videodatei zu extrahieren, kann auch zum Szenenbeginn einfach eine Digitaluhr mitfilmen. Am professsionellsten ist jedoch eine Filmklappe mit eingebauter Uhr, denn hiermit schlägt man wirklich zwei Fliegen...
Wichtig für die spätere, genaue Synchronisation ist nämlich vor allem ein lautes Geräusch, das klar und deutlich am Anfang der Film-Aufnahme steht. Dieses sieht man dann deutlich sowohl in der Videodatei, als auch in der separaten Audio-Aufnahme. Bei Profis ist dies eben der Knall der Klappe. Wer keine hat, kann jedoch auch einfach laut in die Hände klatschen, das funktioniert genau so gut.

Synchronisation im Schnitt
Liegen im Schnittprogramm dann Video-Tonspur und zusätzliche Ton-Spur des Audiorecorders schon ungefähr übereinander, muss man versuchen diese einfach möglichst nah zeitlich anzugleichen, indem man die zusätzliche Audiotonspur an die Videospur schiebt. Der Knall oder Klatscher sollte auf beiden Spuren durch eine fette Wellenform klar erkennbar sein.

In manchen Schnittprogrammen lassen sich die Tonspuren nur bildgenau verschieben, weshalb die Töne nie ganz untereinander liegen können. In der Regel reicht diese Genauigkeit jedoch aus. In wenigen Programmen lässt sich dagegen sogar bis auf das einzelne Tonsample genau schieben. Man muss nur die Frame-Anpassung ausschalten (z.B. über Alt-F8-Taste in Sony Vegas).
Ausgewählte Modelle
Wir haben uns in der aktuellen Riege der Field-Recorder einmal umgesehen und ein paar Modelle in unser Teststudio bestellt. Dabei variieren die Geräte sehr stark in Preis und Ausstattung, worauf wir hier an vier Geräten exemplarisch eingehen wollen.
Swissonic MDR-2

Der Swissonic MDR-2 ist bei 79 Euro (inklusive Versandkosten!) das mit Abstand das günstigste Gerät dieser Geräteklasse und ist nur über das Musikhaus Thomann (thomann.de) erhältlich. Das graue Plastikgehäuse des Geräts wirkt wenig elegant und klobig. Die unsymmetrischen Eingänge sind nur als große Klinken ausgelegt. Man sollte daher die Mikrofonkabel für den MDR-2 eher kurz halten, was beim Tonangeln durchaus ein Problem darstellen kann.
Schön: Im inneren des Batteriefachs lässt sich der MDR-2 zwischen 1,2 V (Akku) und 1,5 V (Batterie) umschalten. Damit ist man für alle Gegebenheiten gerüstet. Die Bedienung ist nicht sonderlich kompliziert, jedoch gibt es auch keinerlei Extras, die den Arbeitsalltag erleichtern können. So gibt es beispielsweise keinen Datums- oder Zeitstempel in der Audiodatei, was eine Zuordnung im Schnitt erschwert. Als einziger Recorder im Test schnitt der Swissonic mit dem internen Mikrofon auch alle Höhen über ca. 15.000Hz ab. Davon abgesehen klang der Recorder insgesamt gemessen am Preis noch sehr passabel.
Positiv gefielen uns auch die manuellen Potis zum separaten Aussteuern der beiden Stereo-Kanäle. Negativ dagegen, dass die Aussteuereungsanzeige nur sehr ungenau ist.
M-Audio Microtrack II

Letzteres Manko trifft auch für den M-Audio Microtrack zu. Seine Pegelanzeige ist zwar etwas feiner aufgelöst, jedoch findet man auch hier keine sinnvolle Pegelbeschriftung in dB. Auch die Bedienung mit den wenigen Drucktasten konnte uns von allen Geräten am wenigsten überzeugen. Dazu kommt, dass das Gerät nur einen fest verbauten Akku hat (alle anderen Geräte arbeiten mit austauschbaren Akkus oder Batterien). Nach der sechmonatigen Garantie kostet ein Wechsel dann gleich so viel der Swissonic (75 Euro). Trotz des relativ hohen Preises findet man hier keine professionellen XLR-Anschlüsse vor, immerhin sind die großen 6,3mm-Klinken symmetrisch ausgelegt, wodurch man auch lange, abgeschirmte Kabel verwenden kann, ohne sich störgeräusche einzufangen. Auf der Haben-Seite steht die äußerst kompakte Größe des Geräts. Der am meisten gebrauchte Menü-Schalter ist etwas wakeling und hackeling geraten und passt nicht ganz zum ansonsten sehr soliden Eindruck des Gerätes.
Zoom H-2

Der Klassiker unter den Fieldrecordern macht immer immer noch eine sehr gute Figur. Dabei überzeugt er vor allem noch immer mit pfiffigen Ideen: Am unteren Ende des Gehäuses befindet sich ein beispielsweise ein Schraubstativ-Gewinde. Dadurch kann man den H2 gleich wie ein Mikrofon z.B. auf einem (unter anderem mitgelieferten Dreibein-) Stativ befestigen. Auch für spontane Interview-Situationen eignet sich das Gerät sehr gut, da in diesem Fall das eine Mikrofon mit Bedienfeld zum Interviewer zeigt, und das Mikrofon auf der Rückseite zum Intervieweten. Und wer will kann das Gerät sogar über USB wie eine externe Soundkarte verwenden.
Das Menü selbst ist allerdings etwas komisch ausgelegt: Die Menüpunkte wandern von oben nach unten, die Bedienungstasten hierfür zeigen jedoch nach links und rechts. Das zugehörige Display ist äußerst klein geraten und definitiv nichts für Kurzsichtige. Dafür hat es die darauf angezeigte Informationfülle in sich. Neben einer aussagekrätigen Pegelanzeige, bekommt man auch alle sonstigen relevanten Aufnahmeparameter zu Gesicht. Kein Wunder das sich dieses Gerät, obwohl es schon vor zwei Jahren auf den Markt kam, immer noch unverändert seine Abnehmer findet. Vor allem die fehlenden symmetrischen (XLR-)Anschlüsse könnten professionellere Anwender aber vom Kauf dieses Geräts abhalten.
Zoom H-4n

Doch genau diese Anschlüsse bietet der große Bruder der H-4n (sogar mit Phantom-Speisung).
Mit eigener Hartplastik-Transport-Schale, sehr griffigem Gehäuse und äußerst strapazierfähiger Verarbeitung traut man diesem Gerät auch einen ruppigen Produktionseinsatz zu. Durch die zwei verwinkelten Mikrofone an der Gerätespitze, ist das H4n dazu ein echter Hingucker (ob das natürlich immer gewollt ist, ist eine andere Frage). Der optionale 4-Track-Mode erlaubt gleich die Aufnahme von 4 Spuren gleichzeitig und das Menü-Display ist deutlich größer als beim H-2. Dazu bedient es sich äußerst komfortabel über ein separates Drehrad am Rande des Gehäuses. Von allen hier vorgestellten Geräten hat uns das H-4n dabei am meisten überzeugt, da für die Aufgabe als Videobegleiter praktisch alle potentiellen Anforderungen mit Bravour erfüllt.