Präzise Bildgestaltung: ARRI Amira, Kameraführung

Ihr habt ja mit der Arri Amira gedreht. Was war ausschlaggebend für die Wahl?



J: Die ganze ARRI-Reihe – Alexa, Amira, Mini – ist einfach solide. Die Kameras machen keinen Stress, funktionieren immer und auch das Bild macht hinterher immer einen soliden Eindruck. Während meines Studiums gab es ein Projekt, da wollten wir eigentlich auf 35mm Film drehen, aber dann hieß es, das wird zu teuer, und ich soll mit der ARRI Alexa drehen. Ich habe mich total gewehrt gegen das Digitale, aber dann ist alles total super gelaufen. Ich habe seitdem natürlich auch mit anderen Kameras gedreht, aber ich habe das Gefühl, egal wie kalt, wie heiß, wie dunkel – egal was, die Kameras sind einfach sehr zuverlässig.



Und die Amira, nun wir haben ja sehr viel Dolly gemacht, da muss man nicht unbedingt eine kleine, leichte Kamera wie die Mini haben.


 Jieun Yi am Set von O Beautful Night, (c) Marius Land
Jieun Yi am Set von O Beautful Night, (c) Marius Land




Dolly? Interessant, dazu wollte ich auch noch kommen. Davor aber noch kurz gefragt: Mit welchen Optiken habt ihr gedreht?



J: Ich hatte mich für eine bestimmte Optik entschieden, die T1 von Vantage One, denn das Bild sollte trotz dem ganzen Neon auch etwas Altmodisches haben – ein bißchen soft, nicht so scharf. Ich wollte die auch schon für den kleinen Testfilm verwenden, aber das hat nicht geklappt, und dann habe ich Xaver gebeten, sich mit dafür einzusetzen, dass wir sie für O Beautiful Night bekommen. Er hatte gar keine Ahnung von Kameraoptiken, aber hat dann mitgekämpft, und schließlich hatten wir die Produzenten davon überzeugt, dass wir sie bekommen. Wir haben vier Brennweiten aus der Serie verwendet.



Zurück zur Kameraführung – ich fand sie sehr zurückhaltend. Überhaupt hat der Film für mich etwas Theaterhaftes, die Bilder von Tableaus. Könnt ihr dazu etwas erzählen?



X: Da ich vom Animationsfilm komme, bin ich es sehr gewöhnt gewesen, in statischen Bildern zu arbeiten, weil ich es dort technisch nicht anders lösen konnte. Deswegen wollte ich dem einerseits treu bleiben, damit nicht nur neue Sachen auf mich zukommen. Handkamera ist mir einfach zu fremd, das ist nicht meine Erzählweise.



Gleichzeitig fand ich, dass es aber auch gut zu diesem Märchen paßt, wenn es diese Überhöhung und Künstlichkeit hat.



J: Eine gewisse Nüchternheit war für Xaver wichtig. Wir haben die bunte Welt, das Märchenhafte mit den komischen Locations gefeiert, aber die Figuren sind ja nicht divenhaft, sie sind sehr geerdet.



Wir hatten ein bißchen Angst, dass es zeitlich nicht hinhaut, weil wir zwar ein normales Drehpensum pro Tag hatten, aber wir hatten fast jeden Tag eine andere Location, wo immer wieder neu angefangen werden musste. Ich meinte also zu Xaver: ich bin eine Handkamerafrau, ich könnte das. Aber er konnte sich das einfach nicht vorstellen.


O Beautiful Night (c) Jieun Yi / Komplizen Film
O Beautiful Night (c) Jieun Yi / Komplizen Film


Ich dachte, ihr hättet das mit der Amira von der Schulter gedreht – dass die Kamera auf Schienen fährt, ist mir gar nicht aufgefallen.



J: Wir hatten das so besprochen, dass wir keine crazy Fahrten machen, sondern was die Figuren machen, das machen wir mit.



X: Ich wollte, dass die Bilder genau und präzise sind, was ich ja auch vom Animationsfilm gewohnt war. Je statischer die Kamera ist, um so mehr kann man sein Bild perfektionieren und auch suchen. Man hat dann sein Sucherbild und sagt: wir rücken diese Lampe noch ein bißchen nach links und holen das Objekt da hinten noch mehr ins Bild, und so weiter. Man gestaltet die Stimmung durch den Ort und das Licht sehr präzise – wenn man mit den Schauspielern einfach nur mitgeht, dann passieren im Hintergrund oft ungewollte Dinge, man hat weniger Kontrolle.


Allerdings muss ich sagen: es war eine sehr interessante Erfahrung, aber ich würde es jetzt nicht mehr so machen.



Wir hatten beim Kurzfilm gemerkt, die Stimmung muss sehr dicht sein und sowie ein „dokumentarisches“ Element im Bild ist, zerfällt das alles in sich. Man glaubt es gar nicht, aber es war wirklich harte Arbeit. Sobald da ein geparktes Auto zu neu aussieht, ist die Stimmung kaputt, da denkt man: ah, das ist einfach eine normale Straße in Berlin und man glaubt nicht mehr, dass da einer den Tod trifft.



Man sieht das, finde ich, dass ihr nichts dem Zufall überlassen habt.



X: Ja, und da sind wir dann wieder bei der statischen, kontrollierten Kamera, wo man jede Bewegung genau plant und sagt, das soll im Bild sein und das nicht.



J: Es gab zwei Szenen, wo wir explizit auf Handkamera gewechselt haben, wo wir aus dramaturgischen Gründen nicht ruhig sein wollten, weil die Szenen auch nicht ruhig waren.



X: Am Anfang, wenn Juri panisch aus der Wohnung rennt, und die Szene am Ende. Das sollte sich anders anfühlen, weil das auch emotionalere Momente sind. Wir sind näher an den Protagonisten und es war erwünscht, dass die Kamera lebendig ist.


Es gibt auch andere Einstellungen im Film, die aus der Hand gedreht sind, aber ich wollte nicht, dass man das sieht.






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