Mit der neuen Version 20 wurde in DaVinci Resolve unter anderem der AI Depth Map Effekt verbessert. Mit diesem Effekt kann ohne weitere Kamera Informationen oder Metadaten mit Hilfe von KI eine Tiefenmaske (Z-Puffer) für einen Videoclip geschätzt und erstellt werden.
Was ist der Z-Puffer?
Dieser Z-Puffer ist ein zusätzliches Graustufenbild, wobei die Helligkeit jedes Pixels die Entfernung des Pixels zur Kamera beschreibt. Aufgrund dieser Tiefeninformation lassen sich Vordergrund-Objekte einfach von ihrer Umgebung absetzen bzw. für das Grading isolieren. Auch lässt sich hiermit leicht eine Hintergrundunschärfe simulieren, indem man weiter entfernte Pixel stärker weichzeichnet.

In Resolve wird diese AI Depth Map vor allem dafür eingesetzt, Masken für die sekundäre Farbkorrektur zu erstellen, weshalb man diesen Effekt auch im Color-Room unter den Node-Effekten findet.
Will man allerdings innerhalb der Tiefenmaske noch einen weiteren Layer "dazwischen schieben", muss man hierfür in der Regel in den Fusion Raum wechseln, weil nur hier eine durchgehende Verarbeitung des Alpha Kanals gewährleistet ist.
Für die aktuell angesagten Titel-Effekte, bei denen der Text teilweise von Objekten im Vordergrund überdeckt wird, ist ein Ausflug nach Fusion jedoch wie der berühmte Schuss mit Kanonen auf Spatzen - besonders wenn es schnell gehen soll. Daher wollten wir einmal versuchen, ob man den beliebten Effekt nicht auch im Editor hinbekommen kann. Und man kann...
Titel mit Tiefe
Wir wollen mit unserem Titel-Effekt erreichen, dass sich ein Titel-Layer in einer bestimmten Tiefe des Bildes platziert und dabei von allen Objekten vor dieser Tiefe überlagert wird. So kann man sich das ganze schematisch vorstellen:

Nutzt man jedoch die Tiefenmaske im Color-Raum, so funktioniert die hierbei erzeugte Alpha-Maske nicht im Editor - wahrscheinlich, weil die Color Effekte in der Renderreihenfolge nach den Edit-Effekten berechnet werden.
Um eine generierte Alpha-Maske im Editor nutzen zu können, muss diese folglich auch ebendort generiert worden sein - was seit einigen Versionen glücklicherweise möglich ist.
Und das gelingt nun sogar wirklich erstaunlich einfach, wenn man den Effekt vom Kopf her denkt. In die unterste erste Video-Spur legt man den Videoclip, der von dem Titel überlagert werden soll und in der zweiten Videospur landet der Titel selbst, der natürlich auch noch animiert werden kann.
Clip vor und hinter dem Titel
Die Idee ist nun noch einmal einen Teil des Clips in der dritten Spur zur Überlagerung über den Titel zu legen, welcher nur die Bildelemente enthält, hinter denen der Titel verschwinden soll.
Hierfür kopieren wir zuerst den Clip von Track 1 und legen diesen Framegenau noch einmal auf Track 3. Hierzu passt gleich noch einer unserer liebsten Effizienz-Tricks: Einfach den Clip 1 mit gedrückter Alt-Taste auf eine andere Spur ziehen. Dies erzeugt eine 1:1 Kopie des Clips auf dieser neuen Spur.

Anschließend wählen wir aus dem linken Effects-Panel den Depth Map Effekt (in der "Resolve FX Refine"-Kategorie) und ziehen diesen auf unseren Clip in der obersten, dritten Videospur.

Nun können wir die Parameter zu diesem Clip bequem im rechten "Inspector Panel" einstellen, indem wir dort auf den nun nicht mehr ausgegrauten Effects/OpenFX Reiter gehen.
Um die Bildbereiche zu bestimmen, welche unseren Titel überlagern sollen, klickt man zu Beginn am besten auf "Depth Map Preview". Nun wird in der Vorschau die Maske als Graustufenbild angezeigt.

Über die Regler "Resulting Map Adjustment" und "Isolate Specific Depth" sowie weitere Parameter lässt sich die Maske nun den eigenen Erfordernissen anpassen. Für imposante Titel-Effekte empfehlen sich möglichst harte, klare Kanten. Allerdings kann auch ein Verlauf bei manchen Objekten sehr interessant aussehen.
Ganz wichtig: Damit die Überlagerung funktioniert, muss "Use Alpha" angekreuzt sein. Und natürlich muss man für das endgültige Ergebnis in der Vorschau auch die "Depth Map Preview" wieder deaktivieren...