Ohren auf beim Dreh
Bisher haben wir vor allem über technische Aspekte der Audioaufnahme gesprochen – eine Voraussetzung für guten Ton. Ebenso wichtig ist es, die gestalterischen Möglichkeiten von Audio im Blick, oder besser im Ohr zu haben. Kehren wir also zurück zur anfangs gemachten Feststellung: Alles, was an einem Drehort an Geräuschen vorhanden ist, wird man in der fertigen Aufnahme auch hören. Auch wenn durch die bewusste Wahl eines externen Mikros gewisse Kontrolle ausgeübt werden kann: am besten ist es, beim Dreh unerwünschte Geräuschquellen erst gar nicht in die Quere kommen zu lassen. Bei der Suche nach geeigneten Drehorten gilt es, nicht nur auf Lichtverhältnisse und mögliche Kamerastandpunkte zu achten, sondern auch mal die Augen zu schließen, und nur zu hören: Sie werden überrascht sein, was alles an Geräuschen in unserer Umgebung vorhanden ist, ohne daß wir sie bewusst wahrnehmen: Straßenverkehr, Flugzeuge, spielende Kinder, bellende Hunde, klirrende Glascontainer.. Je nach Ort lässt sich die Liste beinahe endlos fortsetzen. Wir sind es gewöhnt, von irgendwo Kirchenglocken zu hören, oder Baulärm, oder Jubel von einem Fußballplatz, und können solche Sounds intuitiv einordnen. In einem Video jedoch existiert nur das, was im Bild zu sehen ist – oder zu sehen war, wenn auch nur kurz. Nicht zuzuordnende Geräusche aus dem Off fallen deshalb auf, und sind befremdlich. Lassen sich also manche Geräusche auf der Tonspur nicht vermeiden, dann binden Sie sie einfach in Ihr Video ein. Wenn im Hintergrund zum Beispiel immer wieder ein vorbeifahrender Zug zu hören ist, weil der Drehort neben einem Bahnhof liegt, reicht es zuweilen aus, diesen Zug einmal im Bild unterzubringen. Mit dieser Information im Hinterkopf irritiert das Geräusch die Zuschauer nicht mehr.
Schwierigkeiten könnte es dennoch beim Schnitt geben, wenn zuviel Geräuschkulisse vorhanden ist. Läuft bei den Aufnahmen im Hintergrund etwa Musik, gibt es hörbare Sprünge, wenn das Material im Schnitt neu zusammengefügt wird. Wenn möglich, also immer die Musik ausschalten (zum Beispiel im Auto) – sie kann später bei der Nachbearbeitung immer noch hinzugefügt werden.
Es gibt übrigens noch ein Geräusch, das tunlichst nicht auf der Tonspur eines Videos landen sollte, nämlich die Stimme des Kameramanns – will man nicht eine ganz besondere Reportage-Ästhetik herbeiführen, die leicht ins unfreiwillig Komische abgleitet. Wenn sie Ihre Bilder kommentieren möchten, sollte das später in der Nachvertonung passieren, wenn der Film fertig geschnitten ist. Bei der Aufnahme gilt: gesprochen wird vor der Kamera. Und haben Sie auch nicht vergessen, Ihr Mobiltelefon auszuschalten?
Anonymous // 21:52 am 20.6.2006
Vielen Dank für die gesamten Kurs, bringt er doch knapp die wichtigsten Sachen auf den Punkt ...
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