Wir stellen uns eine Frage, die sich scheinbar niemand mehr stellt: Grundsätzlich sollen drei Bildwandler besser sein als einer? Doch warum eigentlich?
Der Unterschied
Noch einmal kurz für alle, die die Problematik nicht kennen: Professionelle Camcorder arbeiten mit drei Bildwandlern, während günstige Consumer-Modelle nur mit einem Bildwandler auskommen „müssen“. Bei drei Bildwandlern wird das Licht zuerst durch ein Prisma in drei Grundfarben gesplittet (in der Regel RGB). Und diese drei Grundfarben treffen dann auf separate Chips.

Die Hersteller begründen diese etwas umständliche Technik mit deutlich besserer Farbwiedergabe.
Bei Einchip-Modellen trifft dagegen das gesamte Bild auf einen einzigen Chip, der vor seinen Pixeln mikroskopisch kleine Farbfilter montiert hat, die jeweils eine Farbe herausfiltern. So kann ein Pixel -vereinfacht gesagt- nur die Rottöne eines Bildes aufnehmen, sein Nachbar nur Grüntöne und ein drittes Pixel nur Blautöne. (In der Realität wird hier auch CMY-Tönen und verschiedenen Farbhäufigkeiten gearbeitet, aber das Prinzip bleibt ähnlich). Diese „Filtertechnik per Pixel“ nennt man auch Bayer-Filter.

Die Geschichte
Wenn man sich die Geschichte der Camcorder ansieht, scheint die Argumentation logisch: Da man schon vor zwanzig Jahren (zu Beginn der CCD-Massenproduktion) rund 415.000 RGB-Pixel für PAL-Auflösung (720 x 576) benötigte, bräuchte man mit einer Bayer Filter-Konstruktion ca. 1.3 Millionen Pixel um die selbe Farbinformation wie mit drei 415er-CCDs zu erhalten. Solche Pixelmengen auf einem CCD waren zu dieser Zeit unvorstellbar, daher hatten Einchip-Camcorder logischerweise mit verringerter Farbauflösung zu kämpfen. Und selbst Dreichipper kamen mit Auflösungen wie 3x 320.000 Pixel zuerst nicht voll an die Systemgrenze. Doch dank der Digitalfotografie sind seit ca. 5 Jahren plötzlich Chips mit 2 Mpixel und mehr ziemlich günstig zu erstehen. Aus solchen Chips kann man jedes PAL-Pixel aus mindestens vier (!!) Farbwerten des Bayer-Filters errechnen. Das ist eigentlich sogar mehr Farbinformation, als bei einer Dreichip-Kamera zur Verfügung steht. Doch seltsamerweise sollen drei Chips immer noch für mehr Farbdetails sorgen, als ein hoch auflösender Chip. Und tatsächlich arbeiten in unseren Tests auch weiterhin Dreichipper einfach besser in der Farbtrennung. Leichte Rot-Nuancen werden z.B. bei Einchip-Geräten schnell zum einem roten Einheitsbrei.
Was ist mit digitaler Fotografie?
Aber wieso eigentlich? Schaut man sich in der Digitalfotografie um, so findet man dort selbst im absoluten Profi-Bereich keinerlei Dreichip-Technik. Benötigen professionelle Fotos weniger Farbnuancen? Eher im Gegenteil. Und dennoch scheint in der Digitalfotografie die „einfache“ Einchip-Technik mit Bayer-Filter selbst für Profis gut genug zu sein. Dreichip-Technologie ist hier gänzlich unbekannt.
Die Zukunft
Was auch immer der Grund dafür sein mag, eines steht fest: Die Zukunft gehört sicherlich den Einchip-Geräten, da diese den Dreichippern in der Qualität immer ähnlicher werden und dabei deutlich kostengünstiger zu produzieren sind. Dieser Paradigmenwandlel ist ja seit längerem zu spüren, nachdem sogar Sony in der Professional-Linie Einchipper anbietet.
Wer heute einen Camcorder kauft findet bei den Dreichippern allerdings nach wie vor bessere Farben und (besonders wichtig) ein besseres Lowlightverhalten. Es bleibt jedoch irgendwie ein leiser Verdacht, dass die Einchip-Technologie im Videobereich bewusst etwas auf Sparflamme gehalten wird, um den lukrativeren Dreichip-Markt noch etwas Leben zu lassen. War da nicht noch etwas? Ach ja, die sagenumwobene „Red-Cam“ für immerhin knapp 20.000 Dollar wird auch nur einen Chip besitzen...