Meinung Gedanken und Anmerkungen zur Blackmagic Pocket Cinema Camera

Gedanken und Anmerkungen zur Blackmagic Pocket Cinema Camera

Unser erster Eindruck nach der Vorstellung der Black Magic Pocket Cinema Camera war: Wow, sie haben es schon wieder getan. Aber sowohl im guten wie im schlechten. Wir wollen uns daher einmal kurz mit einer Einschätzung zu Wort melden...

// 11:27 Di, 23. Apr 2013von

Nachdem wir ja schon kürzlich in einem Nebensatz erwähnt hatten, dass die angekündigte Blackmagic Pocket Cinema Camera laut Grant Petty nicht ganz so scharf wie die großen Schwestern sein soll, wollten wir dies zum Anlass nehmen, vielleicht noch einmal grundsätzlich auf einige weniger bekannten Vor- jedoch vor allem Nachteile der Kamera hinzuweisen, bevor sich jedermann blind in die Vorbestellungslisten einträgt. Dieser Artikel lag bei uns schon länger in Bearbeitung, und meisten Punkte hierzu wurden schon Forum diskutiert. Dennoch wollen wir noch einmal die wichtigsten Punkte zusammenfassen.



Gedanken und Anmerkungen zur Blackmagic Pocket Cinema Camera  : BMC 600



Wie scharf ist unschärfer?

Auch Blackmagic Evangelist John Brawley deutet im Blackmagic Forum an, dass man die Schärfeerwartungen an die BMPCC auf jeden Fall herunterschrauben soll. So meint er, dass sie eine 5Kmk2 in der Auflösung noch schlagen wird, was a) wohl 5Dmk2 (Canon 5D MKII) heißen soll und b) eine lausige Schärfereferenz darstellt, die momentan fast jede aktuelle Kamera im Markt schlägt.



Grund für die Unschärfe dürfte der Sensor sein, der nach Angaben des Datenblatts zwar 1920 x 1080 Pixel bietet, aber wahrscheinlich eben R, G und B Pixel alternierend. Die Angabe der Bayer Pixel ist nicht unüblich, würde aber rechnerisch bedeuten dass pro Zeile nur 960 Rot- und 960 Grün- bzw. 960 Blau- und 960 Grün-Pixel zur Verfügung stehen.



Zum Vergleich, die klassische Cinema Camera ist mit 2432 x 1366 effektiven Pixeln angegeben, die bestätigterweise auch nur RGB-alternierende Bayerpixel sind (also zum theoretischen Vergleich 1216 Rot/Grün- bzw. 1216 Blau/Grün-Pixelkombinationen, aus denen dann die FullHD-Auflösung interpoliert wird.)



Der effektive Netto-Auflösungsverlust gegenüber der großen Schwester dürfte je nach Interpolationsmethode schätzungsweise zwischen 20 und 25 Prozent betragen, was sehr wahrscheinlich schon in einem deutlich sichtbaren Schärfeverlust resultiert. Ob die Pocket Cinema Camera hier noch einen relevanten Schärfevorteil gegenüber aktuellen DSLRs bieten wird, wagen wir unter diesen noch hypothetischen Prämissen stark zu bezweifeln.



Bleibt also die aufgezeichnete Dynamik der Kamera. Diese dürfte tatsächlich ungeschlagen sein und somit das Hauptverkaufsargument der Kamera werden. Die Aufzeichnung von ProRes auf schnelle SD-Karten zeigt der gesamten Konkurrenz, was heute schon möglich sein kann, wenn man will. 10 Bit in Film Log dürften auf jeden Fall für die meisten Anwendungsfälle ausreichend sein. Für RAW auf SD-Karten sehen wir dagegen wenig Anwendungsfälle. Wer RAW nutzt hat die höchsten Qualitätsansprüche und hierzu passt wahrscheinlich nicht die geringe Schärfe des Materials. Oder anders: Wer den geringen Dynamik-Vorteil zwischen RAW und 10 Bit ProRES wirklich für ein spezielles Projekt braucht, dem wird die Kamera für dieses Einsatzgebiet sowieso zu unscharf sein.







MFT-Mount und Sensorgröße

Es gibt es weiterhin ein großes Fragezeichen zur Unterstützung des Autofokus. Alle bisher veröffentlichen Statements gehen in die Richtung, dass der Autofokus über die aktive MFT-Mount NICHT unterstützt werden soll. Das ist doppelt bitter, da gerade die meisten MFT-Autofokus Linsen in der Regel einen eher schlechten Fokusring besitzen. Die Blende soll dagegen durch den aktiven Mount unterstützt werden.



Gerade um die Stärken als kompakte RunAndGun-Kamera auszuspielen, dürften die meisten Anwender auf einen Bildstabilisator angewiesen sein, wenn sie aus der Hand filmen. Zwar soll ein Stabilisator in der Optik auch unterstützt werden, jedoch ist diese Aussage noch nirgendwo verlässlich dokumentiert. Und selbst wenn er funktionieren sollte, kommt als momentan lichtstärkstes Objektiv hier wohl nur das Lumix G X Vario 12-35mm 2.8 ASPH OIS für ebenfalls rund 1.000 Euro in die nähere Auswahl. Damit sind schöne DOF/Bokeh-Aufnahmen jedoch nur erschwert möglich.



Hinzu kommt, dass viele aktive MFT-Objektive in der Verzeichnung an Kameras von Panasonic und Olympus digital korrigiert werden. Die Pocket Cinema Camera wird eine entsprechende Verzeichnungskorrektur aller Voraussicht nach nicht bieten. Durch die FullHD-Auflösung des Sensors stehen auch in der Signalverarbeitung keine zusätzlichen Pixel hierfür zur Verfügung. Wer in der Postproduktion entzerrt verliert an diesen Stellen dann weiter an Schärfe.



Positiv bleibt anzumerken, dass durch den kleinen Sensor die Objektive nur in der Mitte genutzt werden und der oft kritische Randbereich des MFT-Bildkreises prinzipbedingt abgeschnitten wird. Die Pocket Camera sieht sozusagen immer nur durch den schöneren Teil eines Objektivs. Vignetten und Randaberrationen dürften seltener zu tage treten.



Im Gegenzug schränkt der Crop-Factor von 3 die MFT-Objektiv-Auswahl drastisch ein. Selbst das mit 1300 Euro nicht gerade günstige Voigtländer 17,5mm/f0.95 mutiert an der BMPCC zur Normalbrennweite. Der Klassiker mit 25mm/f0.95 verhält sich schon wie ein Teleobjektiv. An schnelle Primes mit Bildstabilisator ist somit erstmal gar nicht zu denken. Eine rege Diskussion zu möglichen Objektiven findet man u.a in unserem Forum. Auch bei EOSHD tragen englischsprachige User bereits einige Informationen zusammen.




Rettung durch SpeedBooster?

Ein Killer wäre da natürlich der Speed-Booster EF, der viele Canon Objektive mit Bildstabilsator weitwinkeliger und (sc)h(n)eller machen könnte. Nur wird es laut Metabones bis auf weiteres keine Aktive EF-MFT-Version geben. Und natürlich verliert man mit entsprechenden Objektiv-Bullen auch irgendwann den Vorteil des kompakten Gehäuses.



Es bleibt anzumerken, dass man durch den kleinen Sensor sehr weitwinkelinge Objektive braucht. Gerade die bezahlbaren liefern jedoch kaum DOF-Spielraum. Letzteres sehen viele Anwender neben der Dynamik als eine wichtige Zutat für den klassischen Filmlook. Um dieses Dilemma zu lösen muss man zu sehr sehr teuren, speziellen Linsen greifen, was den Gehäusepreis der Kamera schnell relativiert.



Wenn man bedenkt, was man heute schon beispielsweise eine Nikon D5200 mit 35mm/1.8 Objektiv für ca. 800 Euro bekommt, zahlt man für eine BMPCC plus einen Objektiv-Kompromiss sicherlich mindestens das doppelte. Dann hat man zwar mehr Dynamik, aber ein schlechteres, nicht schwenkbares Display, keinen Weitwinkel oder weniger DOF und sehr wahrscheinlich auch nicht mal mehr Schärfe.



Aus diesen Gründen sehen wir daher in der Pocket Cinema Camera keineswegs die Killer-Kamera des Jahres, sondern "nur" einen weiteren Marktteilnehmer mit eigenen Stärken und Schwächen.



P.S.: Vertrauensbildend ist auch nicht, dass John Brawley immer wieder davon spricht, dass die Kamera noch im Prototypen-Stadion ist. Dies sei auch der Grund dafür, dass es im Internet noch kein Bildmaterial der Kamera zur Beurteilung gibt. Ob da nicht schon schon wieder eine Verzögerung einprogrammiert ist? Juli ist nicht mehr weit und Blackmagic hat sich dieser Hinsicht ja einen gewissen Vertrauens-Malus erarbeitet.


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