Aktuelles Video-DSLR Produktionen auf der Berlinale 2011

Video-DSLR Produktionen auf der Berlinale 2011

Wir hatten Gelegenheit, uns 3 Video-DSLR Produktionen auf der Berlinale 2011 anzusehen. Die Spannbreite reichte von ambitioniertem Kunstfilm bis hin zur Doku-Fiction Produktion. Hier unsere Eindrücke und Empfehlungen, sowie ein Interview in Sachen Video-DSLR mit einem der Regisseure ...

// 18:09 Fr, 25. Feb 2011von

Wir hatten Gelegenheit, uns 3 Video-DSLR Produktionen auf der Berlinale 2011 anzusehen. Die Spannbreite reichte von ambitioniertem Kunstfilm bis hin zur Doku-Fiction Produktion. Hier unsere Eindrücke und Empfehlungen, sowie ein Interview in Sachen Video-DSLR mit einem der Regisseure ...



Video-DSLRs scheinen spätestens mit der diesjährigen Berlinale 2011 bei den Low-Budget Film-Festival-Produktionen angekommen zu sein. Entsprechend konnten wir sowohl im Forums-Programm wie auch im Panorama-Programm der Berlinale 2011 Filme entdecken, die mit Video-DSLR produziert wurden. Die Spannbreite reichte hierbei vom ambitionierten Kunstfilm (Vampire) über den politischen Spielfilm (State of Violence) bis hin zur ausgesprochen sehenswerten Doku-Fiction (Halaw / Ways of the Sea).



So unterschiedlich die Filme, so unterschiedlich deren Anmutung und letztlich erzielter Look:





Vampire

 Vampire von Iwai Shunji
Vampire von Iwai Shunji


Vampire (120 Min) ist ein Kraftakt des japanischen Regisseur und Filmemacher Iwai Shunji, der hier verantwortlich für Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Musik und Produktion zeichnet - also in bester Indie-Rebel-Manier ans Werk geht.



Das Ergebnis ist ein erstaunlich professionell wirkender Film, dessen Ästhetik allerdings, obwohl mit DSLR gedreht, wenig mit der Imitation eines Kinolooks zu tun hat. Das Bild kommt zwar mit hoher Schärfe und gefühlt guter Auflösung aber gleichzeitig auch künstlich digital herüber. In gewisser Weise also durchaus verstörend, weil weder richtig Film noch Video, was jedoch bestens mit der erzählten Geschichte harmoniert:



Simon Wade, junger Biologielehrer an einer amerikanischen Highschool, durchstöbert regelmäßig das Internet nach suizidalen Mädchen/jungen Frauen, denen er beim Selbstmord „hilft“, indem er sie mit ihrem Einverständnis zu Tode bluten lässt und schließlich ihr gesammeltes Blut trinkt.



Es wimmelt im Film von suizidalen Teenagern, die sich von Simon Wade zum Sterben verführen lassen. Das Ganze ohne Angabe von Gründen oder eines Erklärungsangebots weder seitens der Opfer noch des Täters. Der Film entlässt den Zuschauer mit jeder Menge Fragezeichen und zugleich ziemlich verstört, weil man nicht versteht, was da vor sich geht.



Damit zeichnet Iwai Shunji eindringlich jene Verstörung nach, die ein Selbstmord in seiner Umgebung hinterlässt. Ein Film, der unter die Haut geht, im wahrsten Sinne des Wortes. Und damit ein gelungener, wenn auch sehr eigenwilliger Kontrapunkt zu den verblasenen Teenage-Vampir Filmen, die derzeit über die TV-Schirme flimmern.



Gefilmt wurde auf Canon EOS 5D MKII.







State of Violence

State of Violence von Khalo Matabane
State of Violence von Khalo Matabane


State of Violence thematisiert die von Gewalt durchdrungene Gesellschaft Südafrikas am Beispiel eines zu Reichtum gekommenen schwarzen Minen-Unternehmers, dessen blutige Vergangenheit ihn durch die Ermordung seiner Frau wieder einholt.



Der Film belässt die konkrete Zuordnung an Orte und Zeiten in der Schwebe und bietet sich somit als Metapher für das Gewalt-Dilemma vieler afrikanischer Staaten an.



Regisseur Khalo Matabane erzählt seine Geschiche mit beeindruckend professioneller Kameraführung und souveränem Umgang mit Licht. Die Schärfe wird in jeder Szene extrem präzise und mit Umsicht für die Staffelung des Raumes gesetzt. In der technischen Ausführung wird hier also Kinlook vom Feinsten geboten - häufig umgesetzt mit einer Canon EOS 7D.



Das Schauspiel hingegen hat an einigen Stellen mit etwas hölzernen Charakteren zu kämpfen, wie man sie bei uns von Soaps her kennt. Aber das dürfte bei diesem Film von untergeordneter Rolle sein, denn es geht darum, eine allgemeingültige Geschichte zu erzählen, die jedermann nachempfinden kann. (Spannend auf jeden Fall die Drehs an Originalschauplätzen in den Townships von Südafrika.)



So gesehen ist State of Violence in erster Linie ein Film aus Afrika für Afrika. Einem Europäischen Publikum hat er unter dieser Prämisse vielleicht auch etwas zu erzählen, auch wenn Europa nicht der eigentliche Adressat dieses Films ist.



Aber genau darum geht es ja schließlich auch bei einem Filmfestival: Zu sehen, was andere Länder wie sehen ... ein Blick in die Kinos anderer Länder ...





Ways of the Sea

 Ways of The Sea von Sheron Dayoc
Ways of The Sea von Sheron Dayoc


Mit Ways of The Sea von Sheron Dayoc kommen wir zum persönlichen Favoriten unserer kleinen Video-DSLR Berlinale-Schau.



Der philippinische Regisseur Sheron Dayoc hat sich des Themas der illegalen Migration zwischen den Philippinen und Malaysia angenommen – eine Thematik jener zwischen Mexiko und den USA nicht unähnlich – allerdings hierzulande fast völlig unbekannt: Schlepper versuchen billige Arbeitskräfte von den Philippinen nach Malaysia zu schmuggeln – oft mit dem Leben der illegalen Migranten als Einsatz.



Ways of the Sea ist ein filmischer Bericht von den Einzelschicksalen, Hoffnungen und Enttäuschungen einer Handvoll philippinischer Passagiere, die sich mit dem Boot eines Schleppers/Schmugglers auf die Reise Richtung Malaysia in eine erhofft bessere Zukunft begeben.



Sheron Dayoc und sein Team drehten mit der Canon EOS 550D an Originalschauplätzen und schufen einen atmosphärisch dichten, bildgewaltigen und ungemein authentischen Film. Die Authentizität wird neben den Spielorten vor allem durch überzeugendes Schauspiel und eine unaufdringlich geschickte Kameraarbeit realisiert. Das Geheimnis der hohen Authentizität von Ways of the Sea besteht in der raffinierten Zusammenstellung des Schauspieler-Ensembles und gründet auf der Entstehungsgeschichte des Films:



Ursprünglich als Dokumentation gedacht, erwies sich während erster Recherchen das Begleiten der Migranten als zu gefährlich. So entstand die Idee, das Thema als Spielfilm umzusetzen und hierfür die Original-Akteure einzusetzen. Bis auf zwei Hauptdarsteller mit professioneller Schauspielausbildung stellen also die Migranten ihre gefährliche Reise selbst dar - spielen ihr selbst erlebtes Schicksal - eine besondere Art Doku-Fiction.



Zusammen mit den Teils dokumentarischen, Teils traumhaft impressionistischen Bildern (Dämmerung, Boot, Meer) gelingt so ein dicht gewebtes Filmgebilde, das den Zuschauer sofort in seinem Bann zieht.



Die bekannte Lichtstärke von Video-DSLRs dürfte entscheidenden Anteil beim Zustandekommen gerade der vielen Lowlight-Passagen dieses Films gehabt haben.


Zwar sind hier und da gelegentlich mal Artefakte oder Bewegungsshutter erkennbar, aber wieder einmal mehr erweist sich: Wenn Geschichte und Bilder starke Atmosphäre und Emotionen transportieren können, werden technische Unzulänglichkeiten völlig irrelevant.



Unterm Strich sicherlich ein glücklicher Fall von perfekter Wahl von Sujet und Technik: Ways of the Sea – eine der wenigen positiven Überraschungen der diesjährigen Berlinale.



Wir wünschen dem gesamten Filmteam an dieser Stelle viel Glück für den weiteren Weg – vor allem jedoch jenen grandiosen Darstellern, die hier mindestens so groß wie das Leben selbst auftrumpfen konnten.





Zum Abschluß noch das Interview mit Regisseur Sheron Dayoc zum Thema Filmen mit VDSLRs ...




Regisseur Sheron Dayoc
Regisseur Sheron Dayoc


How would you describe the aesthetics of your film?



The aesthetics of the film is a boundary between fiction and documentary allowing ‘Realism’ to be apparent in the film from minimalism to large frescos of everyday life.



Why did you decide to shoot with a Video-DSLR? In retrospect, was it the 
right choice?




a. Since the production had a very limited budget, using Canon 550d was the best alternative to high end-expensive cameras like Red, Arri, and other more commercially used cameras. 

b. With its portability, it helps save great amounts of time allowing the team to be more productive in completing scenes per day. Shooting in difficult locations like Island, mangroves, stilt houses, and specially inside the pump boat would be very expensive and time consuming if we didn’t used a Video-DSLR camera. 



c. The video quality is indeed comparable to more expensive cameras. With the right usage and lighting it can deliver remarkable results. Though there still are limitations with the video quality. 




Which were the biggest challenges you faced when producing with this 
VDSLR?



VDSLR has limitations when it comes to POST. Specially if it requires pushing of the color. 

We did a day-for-a-night scene for the film. Though it’s not that noticeable, one can still see some very small pixilation. 

Furthermore, I discovered some technical glitches in post if not properly dumped and converted to the right format. H264 is a good file compression but the final output should be Apple prores. 

In terms of sound, we used a separate 4 track recorder to ensure the audio quality. 550 has only autogain and the quality is not that impressive. 




Which optics did you use? 




1.4, wide lens, 50mm, 80-120mm(3.5), 18-50mm(3.5). 





Which accessories did you use (monitor, rigs etc.)? 




Just a monopod and a tripod 




What was your shoot-edit ratio?



Can´t really remember how much footage we had -- the final length is 78mins but we almost consumed 1 terabite for the footage.



One good word about Video-DSLRs (or two): 




Has impressive Video quality.



One bad word about Video-DSLRs (or two): 




Bad audio recording. 



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