Totgeglaubte leben länger. So hat Nikon - die in ihren Kameras seit Jahren Sensoren von anderen Herstellern im großen Stil verbauen - nun überraschenderweise die Entwicklung eines eigenen Sonysors angekündigt. Der kommende 1-Zoll-Stacked-CMOS-Sensor besitzt mit quadratischer 4,2K x 4,2K Auflösung 17,84 Millionen Sensel, die mit bis zu 1000 Bildern pro Sekunde ausgelesen werden können sollen.
Ein wahres Wunder verspricht Nikon bei der erzielbaren Dynamik. Nicht weniger als 22 Blendenstufen soll der Sensor bei 60fps abbilden können und selbst bei 1000 fps sollen es noch über 18 Blendenstufen sein. Das übertrifft sogar Canons kolportierten Wundersensor noch einmal deutlich.
Im Gegensatz zu Canon erzielt Nikon seine extreme Dynamik nicht mit einer Doppelbelichtung sondern durch eine Kombination aus Sensel-Zonen und intelligenter Sensel-Ansteuerung in einem Stacked Layer unter der Sensel-Fläche.
Einfach erklärt können durch die zusätzlichen Schaltungen im Stacked Layer Sensorbereiche von 16x16 Senseln individuell belichtet werden. Bevor also eine Sensel Gruppe clippt, wird diese kürzer belichtet und kann anschließend aus der Länge der Belichtungszeit und der aufgenommenen "Füllmenge" auch ansonsten überbelichtete Bereiche exakt darstellen.
Für einzelne Fotos, bei denen die Kameraelektronik vor der Auslösung etwas Zeit hat sich auf die Lichtverhältnisse "einzustellen" sollte sollte diese Technik bereits sehr gut funktionieren. Bei Bewegtbildern wird es jedoch spannend zu sehen
wie schnell die Elektronik auf bewegte Lichtquellen im Motiv reagieren kann und
wie deutlich die Übergänge an den 16 x 16 Blockkanten in extremen Lichtkontrasten sichtbar werden.
So kann sich beispielsweise in einem Quadranten eine stärkere Bewegungsunschärfe zeigen als bei seinem helleren Nachbarn.
Andererseits gibt es ja mittlerweile auch so gute digitale Nachbearbeitungs-Automatiken in der "computational Photography", dass die Ergebnisse vielleicht bei Bewegtbildern ebenfalls schon überzeugen können. Mittelfristig wird sich neben dem Bokeh wohl auch die Bewegungsunschärfe zu einem digitalen Effekt in der Timeline entwickeln. Eine hohe Dynamik ohne Clipping lässt sich dagegen weniger leicht digital nachsimulieren.
Die schönste Nachricht ist jedoch an dieser Stelle sowieso, dass Nikon wieder in die Sensorfertigung einsteigen will. Denn der Markt kann aktuell durchaus mal wieder etwas Konkurrenz vertragen...