Wir hatten ja vor kurzem über die neuen Richtlinien des US Copyright Office berichtet, die festlegen, wann ein mit Hilfe von KI erschaffenes Werk den Schutz des Copyrights beanspruchen darf – jetzt hat das erste, per KI entstandene Bild die dafür notwendigen Bedingungen erfüllt und ein Copyright zugesprochen bekommen.

Grundsätzlich gilt, dass Werke nur vom Copyright geschützt sind, wenn ein Mensch die wesentlichen kreativen Entscheidungen getroffen hat – wird eine Bild-KI zur Generierung genutzt, reicht ein Textprompt nicht aus, sondern der Bild-Output der Maschiene muss auf dem Weg zum endgültigen Werk vom Künstler transformiert werden durch gezielte Änderungen und Verfeinerungen. Was aber auch bedeutet, dass jede Entscheidung über den Copyrightschutz stark von einer Einzelfallprüfung abhängt. Damit diese aber durchgeführt werden kann, reicht es nicht mehr aus, das Werk dem Copyright Office im Endzustand zur Überprüfung einzureichen, sondern es muss der gesamte Arbeitsprozess dokumentiert werden, um nachvollziehbar zu machen, dass für das letztendliche Aussehen ein Mensch zuständig war, der kreative Entscheidungen getroffen hat.


Dokumentation des Arbeitsprozesses
Und das ist tatsächlich, was Kent Keirsey getan hat: mit Hilfe eines Videos hat er sämtliche Arbeitsschritte, die zur Schaffung seines dadaistisch anmutenden Bildes „A Slice of American Cheese“ notwendig waren, dokumentiert. In diesem Falle ein Bild per KI zu generieren und es dann in mehreren Schritten mittels In- und Outpainting weiter zu verfeinern. Dem Copyright Office reichte dieser Nachweis aus, um einen genügend großen menschlichen Anteil festzustellen und so das Copyright zu gewähren. Das in nur 10 Minuten entstandene Werk wurde auch genau dafür erschaffen, um zu demonstrieren, wie wenig menschliche Eingriffe notwendig sind, um die Forderungen des Copyright Office zu erfüllen.
KI-Kunst kann jetzt kommerziell verwertet werden
Kent Keirsey hat diesen Präzedenzfall nicht ganz uneigennützig erschaffen, ist er doch CEO der Plattform Invoke, welche Usern die ganze Palette an Bild-KI-Funktionen offeriert. Wichtig wird nun eine ganz besondere Funktion von Invoke, nämlich eine automatische Protokollierung des Schaffensprozesses, um für jedes Werk einen Nachweis über den genügend großen menschlichen Einfluss führen zu können.
Für Künstler und Firmen ist dieser Präzedenzfall ein Meilenstein, denn er zeigt den Weg auf, wie mithilfe von KI generierte Werke den Copyright-Schutz bekommen und so kommerziell verwertet werden können. Anbieter von KI-Tools werden wohl bald in Zukunft eine ähnliche Protokollierungsfunktion wie Invoke einführen.
Das Copyright Office wird sich also bald auf eine Flut neuer Anträge einstellen – die dann vermutlich nur noch mittels KI abgearbeitet werden können.