Audio-visuelle Felsen-Shows im Neolithikum

// 11:40 So, 4. Jul 2010von

Archäologen haben in der Lombardei eine gewisse Sequenzialität in drei- bis sechstausend Jahre alten Felsen-Zeichnungen nachweisen können -- sprich, die eingeritzen Figuren und Tiere stehen in einem Zusammenhang und ergeben Bildfolgen, die -- wie die Forscher vermuten -- filmähnlich rezipiert wurden. Allerdings ist gänzlich unklar, wie. Eine Hypothese ist, daß Licht und Schatten möglicherweise eine gewisse Illusion einer Bewegung erzeugen konnten. Timelapse-Aufnahmen sollen daher beispielsweise die natürliche Belichtung/-leuchtung durch wanderndes Sonnenlicht aufzeigen: wie sich die Sichtbarkeit der einzelnen Figuren durch die Lichtbedingungen ändert.

Zwar geht man bei uns Menschen von einer stetig schrumpfenden Aufmerksamkeitsspanne aus, demnach könnte sie rückgefolgert in der Jungsteinzeit natürlich ziemlich lang gewesen sein. Dennoch ist es vielleicht doch etwas gewagt, hier von Kino zu sprechen (auch wenn Filme im Kopf des Betrachters entstehen mögen, und das ganze von Sound "begleitet" wurde, sozusagen eine audio-visuelle Show war), denn die Bilder selbst dürften sich ja schwer auf der Felswand bewegt haben, und eine Bildfolge in Sonnenlichttempo ergäbe wohl höchstens eine Slideshow... (Etwaige abgefahrene Sichtgeräte unserer Ahnen sind nicht erhalten.) Aber egal, läßt man das Definitorische (ist es Kino? ist es Film?) einmal außen vor, wär es durchaus sehr spannend, wenn sich mehr über die graphisch-narrativen Gewohnheiten unserer Urahnen in Erfahrung bringen ließe. Hier mehr zum Prehistoric Picture Project, und die Pressemeldung. Spiegel online zeigt eine nette kleine Animation, die jedoch recht wenig mit der Ur-Vorführung zu tun haben dürfte...


PS. Bildfolgen, die einen zeitlichen Ablauf und narrativen Zusammenhang erzählen, müssen ja nicht immer gleich Film sein. Ein wunderbares Beispiel dafür ist der Teppich von Bayeux aus dem 11. Jahrhundert, der auf knapp siebzig Metern und in 58 Szenen von der Eroberung Englands durch die Normannen erzählt, und zwar mit den gleichen Mitteln wie spätere Comic Strips... Welche dies sind kann man in diesem Klassiker von Scott McCloud nachlesen (allerdings nicht am Beispiel des Teppichs).


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