Seit einigen Tagen geistert die Nachricht durch das Internet, dass es mit Erscheinen des neuen Nexus 5 auch beinahe RAW-Aufzeichnung in das neue Smartphone geschafft hätte. Dabei sollen Burst-Aufnahmen und somit sogar eventuell RAW-Video theoretisch unterstützt werden. Im frei zugänglichen Source-Code kann man klar sehen, dass eine entsprechende RAW-Unterstützung für Android als API tatsächlich existiert, jedoch ist diese mit dem Hinweis: "DO NOT MERGE: Hide new camera API. Not yet ready." versehen, was unter Entwicklern so viel bedeutet wie: Noch nicht veröffentlichen, weil es noch nicht stabil läuft.
Nun schließen viele Journalisten und Blogger daraus, dass diese RAW-Aufzeichnung schon im Nexus 5 zu finden gewesen wäre, wenn sie denn rechtzeitig fertig geworden wäre. Wir halten es jedoch eher für einen zeitlichen Zufall, dass dieser Hinweis drei Wochen vor Veröffentlichung des Nexus 5 eingefügt wurde. Denn RAW-Aufzeichung mit einem Smartphone-Sensor gehört unserer Meinung nach wirklich nicht zu den Killeranwendungen, auf die die Welt wartet.
Vielmehr sollte man nicht außer acht lassen, dass Google mit Android ja nicht bei Smartphones stehen bleiben will. So gibt es schon erste Ansätze, die das Betriebssystem auch in üblichen Kameras in Stellung bringen soll. Samsung experimentiert hier als Kamerahersteller aktuell am eifrigsten. Und in diesem Bereich dürfte das RAW-API viel mehr Sinn machen, bzw. nicht nur Kür sondern sogar Pflicht sein, um für die Kamera-Hersteller eine brauchbare Alternative darzustellen.
// Top-News auf einen Blick:
Gelingt Google hiermit der Einstieg, dann dürfte das für den Endkunden jedoch erst einmal positive Folgen haben. Denn für diverse andere Hardware-Hersteller wäre dies der letzte (ansonsten sehr kapitalintensive) Puzzlestein, um in den Kamera-Markt einzusteigen. DSPs und Sensoren sind ja mittlerweile in fast allen Variationen am freien Markt erhältlich, aber das Know-How eines eigenen Kamera-Betriebssystems liegt momentan noch bei den Entwicklungsabteilungen von den üblichen Verdächtigen wie Canon, Nikon, Panasonic und Sony.
Mit Android und seiner Foto-Video-API läge dann ein offenes Standard-Betriebssystem für zahlreiche Kamera-Hardware-Kombinationen am Markt vor, dass sich so leicht wie Magic Lantern aufbohren ließe. Nur mit dem Unterschied, dass die Entwicklung deutlich leichter von der Hand ging, weil die Programmierer nicht jedes undokumentierte Byte selber erhacken müssen. Android könnte sich somit sogar auch als ein weiterer Puzzlestein in der Entwicklung zu einer modularen Cine-Camera erweisen. Auf jeden Fall dürfte es für die klassischen Hardware-Hersteller dann deutlich schwerer werden, Kameras nur durch unterschiedliche Software-Funktionen im Markt zu differenzieren. Selbst 100 Euro Kameras könnten hiermit plötzlich Log-Transferfunktionen oder 10 Bit 4:2:2 ProRES-Codecs besitzen. Einfach so.