Frage von n.d.escher:Hallo
Vielen Dank ersteinmal an diese tolle Seite, sie hat mir schon viel weiter geholfen.
Die Einsteigerartikel sind toll.
Aber eine Sache habe ich noch nicht kapiert: Wie ist gute Bildqualität abhängig von der Auflösung?
Konkret: da der Gebrauchtmarkt z.B. eine ehemals zu 4.500 € erhältliche Canon XL1 für unter 500€ hergibt wollte ich mir eine solche anschaffen, da ich nur gutes über Sie gelesen habe.
Aber dann mein Schock: Die nimmt ja "nur" mit 720x576 auf. Wie kann denn damit ein gutes Bild entstehen?
Jetzt habe ich schon mehrfach auf dieser Seite gelesen, dass gute Bildqualität nicht nur etwas mit der Auflösung zu tun hat, aber wer kann mir das nochmal genau erklären?
Wenn ich mir DV Material von einem zugegeben billigen Camcorder für ca 600 Euro Neupreis anschaue dann ist das Bild schon pixelig, wenn ich es nur minimal vergrößere. Wenn ich es auf volle größe meines 24" Monitors ziehe kann ich fast die Pixel zählen. Das würde sich doch auc bei einer Camera mit sehr teurer Optik nicht ändern oder?
Habe auch gelesen, dass es Indipendent-Filmemacher gibt die mit der Canon XL1 sogar Kinofilme gedreht haben. Aber bei 720 Pixel auf Kinoleinwand??? Da wären die Pixel ja dann Streichholzschachtel groß??
Wo liegt mein Denkfehler?
Bietet eine gebrauchte XL1 für 500€ oder eine aktuelle neue Kamera für ebenfalls 500€ aber dafür FullHD ein besseres Bild?
Lohnt es noch eine alte Proficamera billig zu kaufen oder soll ich lieber in eine aktuelle FullHD Kamera investieren?
Vielen dank für eure Hilfe
Antwort von 0711video:
die vier fragen sind:
was willst du drehen?
für wen drehst du?
wo willst du es zeigen?
aus welchem zweck filmst du überhaupt? privat oder gewerblich.
das sind die hauptfragen, alles andere ist hypothetisch:
will ich deutsche gefällte eichen aus dem wald schaffen, kauf ich mir einen traktor. will ich pizzen in der großstadt ausliefern, einen roller oder kleinwagen. muss ich wichtige papiere im original von hamburg nach münchen kutschieren, kauf ich einen schwäbischen kleinwagen aus stuttgart-feuerbach.
und noch was: die technik ist nur transportmittel, auch wenns viele hier nicht wahrhaben wollen. der inhalt entscheidet. ist der schlecht, dann kann auch die teuerste kamera nix dran ändern.
Antwort von Axel:
Aber eine Sache habe ich noch nicht kapiert: Wie ist gute Bildqualität abhängig von der Auflösung?
Der Zusammenhang ist kein direkter. Auflösung ist Pixelzählerei, quantitativ. Außerdem gilt es zu beachten, ob jedem Pixel, das ein Camcorder in ein Videoframe schreibt, ein Bildpunkt im aufgenommenen Motiv entspricht. Die Antwort ist nein. Durchschnittliche FullHD Camcorder können etwa 720p auflösen. Das ist aber im Vergleich zum DV der XL1 sehr viel. Rein nominell wären es schonmal doppelt soviele Pixel. Aber rechnet man den
Zeilensprung von DV dazu sowie das
fehlende echte 16:9, errechnet man vier- bis fünfmal soviele Pixel.
SD ist okay für YouTube mit 240p oder noch 360p oder falls du zuhause nur noch eine analoge 4:3-Röhre hast und dir auch nie einen HD-TV anschaffen willst.
Relativ zu den modernen Wiedergabegeräten ist darum die Auflösung wichtig.
Habe auch gelesen, dass es Indipendent-Filmemacher gibt die mit der Canon XL1 sogar Kinofilme gedreht haben. Aber bei 720 Pixel auf Kinoleinwand??? Da wären die Pixel ja dann Streichholzschachtel groß??
Berühmtestes Beispiel ist Danny Boyle mit
28 Days Later. Er hat ja auch als einer der ersten DSLR eingesetzt, für
Slumdog Millionair. Hintergrund ist auch ein philosophischer, nämlich, dass man mit einfacheren Mitteln freier in der Gestaltung wird, eben
independent. Orson Welles soll angeblich gesagt haben "The enemy of art is the absence of limitations." Das bedeutet ja, dass wir Con- und Prosumerheinis ganz gute Voraussetzungen haben, Kunst zu erschaffen ...
Aber bei 720 Pixel auf Kinoleinwand??? Da wären die Pixel ja dann Streichholzschachtel groß??
Eine
sehr große Leinwand hätte eine Breite von - sagen wir - 15 Metern (bin selbst Filmvorführer). Ein einzelnes Pixel (etwas gemildert dadurch, dass es analog rund ist und in jedem Frame durch die zufällige Anordnung der Kristalle etwas versetzt - EDIT: Zusätzlich würde das eine Pixel durch
vier bis fünf Fotokörner repräsentiert) hätte etwa 2 Zentimeter Durchmesser. Da der
relative Betrachtungsabstand in etwa dem entspricht, den du vor einem modernen TV einnnehmen würdest, gibt es da keinen Unterschied.
Dann gab es z.B. bei
28 Days noch die Möglichkeit, andere Optiken einzusetzen und das DV-Material als unkomprimiert extern aufzuzeichnen. Es gibt professionelle Beleuchtung, es gibt Methoden, in der Postproduktion schonender mit dem Footage umzugehen, die ganze Chose.
Ich empfehle dringend das Buch
DV Rebel, um zu sehen, wie weit Qualität vom unbefarften Anwender auch verschenkt wird, bzw. wie sie gerettet werden kann. Nach der Lektüre wirst du über Pixelzahlen als Verkaufsargumente der Kamerahersteller nur noch lachen - aber dir wahrscheinlich trotzdem einen HD-Camcorder oder eine DSLR kaufen ...
Antwort von Frank B.:
Die Bildqualität wird von mehreren Faktoren bestimmt. Einer davon ist die Auflösung. Pauschal kann man sagen: Je höher die Auflösung, um so schärfer das Bild. Ein SD (Standardauflösung) - Bild ist unschärfer bzw. pixeliger als ein HD (hochauflösend) - Bild. Das wird natürlich erst sichtbar, wenn das Bild auch auf einem hochauflösenden Bildschirm angesehen wird. D.h., die Kette von Aufnahme, Bearbeitung und Vorführung muss in HD gehalten werden. In dem Falle ist dann ein HD-Bild deutlich schärfer als ein SD Bild. Wenn die Filme lediglich zur Vorfühung auf einer Internetseite oder auf einem Röhrenferseher bzw. zum Brennen auf DVD gebraucht werden, genügt u.U. Standardauflösung.
Ich persönlich jedoch würde heute niemandem mehr, den Erwerb einer Kamera in Standardauflösung anraten.
Antwort von Pianist:
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass zu einer guten Bildqualität nicht nur eine gute Kamera, sondern auch ein gutes Objektiv vor der Kamera gehört. Die Kamera kann ja nur das aufnehmen, was durch die Linsen durchkommt. Das ist oft schon die erste Hürde. Und dann ist auch entscheidend, wie die Kamera nachfolgend das Signal verarbeitet. Die Pixel alleine sagen nicht alles aus.
Matthias
Antwort von Harald_123:
Bietet eine gebrauchte XL1 für 500€ oder eine aktuelle neue Kamera für ebenfalls 500€ aber dafür FullHD ein besseres Bild?
In der abbildbaren Eingangsdynamik, dem Rauschabstand, wohl auch der Farbtreue und jedenfalls der manuellen Einstellbarkeit wird der XL1 sehr überlegen sein.
In der Auflösung, je nachdem welchen aktuellen HD Camcorder Du wählst, mehr oder weniger deutlich unterlegen.
Antwort von n.d.escher:
Hallo
Vielen Dank schon mal für eure Antworten.
Hat mir sehr weiter geholfen.
Mein Fazit:
Alte Canon XL1 trotz sehr guter Qualität damals heute nicht mehr zu empfehlen.
Billige FullHD Kameras bringen genauso wenig.
Also lieber auf eine Panasonic HDC 700 sparen.
Ist das richtig gedacht?
Grüße
Antwort von Piers:
Hallo
Vielen Dank schon mal für eure Antworten.
Hat mir sehr weiter geholfen.
Mein Fazit:
Alte Canon XL1 trotz sehr guter Qualität damals heute nicht mehr zu empfehlen.
Billige FullHD Kameras bringen genauso wenig.
Also lieber auf eine Panasonic HDC 700 sparen.
Ist das richtig gedacht?
Grüße
Finde nicht, dass das richtig gedacht ist. Wie weiter oben schon erwähnt, es kommt darauf an für welchen Zweck Du eine Kamera anschaffen möchtest.
Meine privaten Urlaubsfilme, die ich vor 15 Jahren mit meiner Sony PC-110E Mini-DV Mühle gedreht habe, haben nichts von Ihrem Charme eingebüßt, nur weil sie in 720x576 gedreht wurden. Die schaue ich mir heute noch gerne an. Am besten auf meiner Röhre, denn DV ist eben ein 4x3 SD Signal und da kann ich mich nicht über ein matschiges Bild beklagen.
Ich finde, man kann eben nicht pauschal sagen, SD ist schlecht, HD ist super.
So zum Beispiel sehen DVD's, die ja SD sind, eben auch nicht grottig auf nem gescheiten HD Screen aus, wenn der einen ordentlichen Scaler eingebaut hat.
Wenn das Budget für die Kamera beschränkt ist, würde ich lieber eine sehr ordentliche DV-Mühle nehmen, die alle techn. Freiheiten bietet, als eine HD Handycam, die in ihrer Bedienbarkeit und Ausstattung limitiert ist.
Denn wie oben auch schon geschrieben wurde, die Qualität des Films/Videos ist nicht in der Kamera, sondern steht hinter der Kamera.
Antwort von 0711video:
Mein Fazit:
Alte Canon XL1 trotz sehr guter Qualität damals heute nicht mehr zu empfehlen.
Billige FullHD Kameras bringen genauso wenig.
Also lieber auf eine Panasonic HDC 700 sparen.
junger mann - da du leider nicht sagst, was du vorhast, tappsen die vorredner beratend im dunkeln. schade eigentlich.
leg doch einfach mal dein ei und sag, was du drehen willst!
filmst du eine theatergruppe, die ihre leistungen nachher auf dem monitor kontrollieren will?
willst du kreativ sein? reist du durch andere länder?
wo laufen deine kunstwerke? auf vimeo, oder auf dem röhrenfernseher bei mama oder im cinemax palast berlin?
wenn du in das bild manuell eingreifen willst, rat ich dir von so ner filmenden cola-dose (die form) ab. du brauchst jede menge extra zu kaufendes zubehör, um einigermaßen damit zu arbeiten. pfrimelige minischalter und fehlender weitwinkel und so fort sind echt nervig.
der inhalt entscheidet, nicht die kamera. und wenn du handwerklich arbeiten willst, kauf dir ne panasonic dvx 100 be oder ne sony pd 150 für 1000 euro. du wirst mehr spaß am professionelleren arbeiten haben.
jetzt werden wieder alle hd-anhänger aufschreien.
joachim
der alte mann
der 4:3 DV dreht und das auf röhren-tv anguckt.
Antwort von mann:
Meine privaten Urlaubsfilme, die ich vor 15 Jahren mit meiner Sony PC-110E Mini-DV Mühle gedreht habe, haben nichts von Ihrem Charme eingebüßt, nur weil sie in 720x576 gedreht wurden. Die schaue ich mir heute noch gerne an. Am besten auf meiner Röhre, denn DV ist eben ein 4x3 SD Signal und da kann ich mich nicht über ein matschiges Bild beklagen.
Ist bei mir genauso - obwohl ich auch mittlerweile HD drehe, weil meine DV'Mühle' Panasonic NV-DS60 den Kondenswasser-Tick hat. Aber meine SD-family-Filme sehen alle scharf aus - auch auf meiner 42''-Plasma-Glotze.
Antwort von n.d.escher:
Hallo
Es ging mir primär eben wirklich um den Zusammenhang zwischen Auflösung und Qualität.
Dass hohe Auflösung nicht gleich hohe Qualität ist, habe ich ja jetzt schon gelernt.
Was ich nur noch nicht ganz (aber schon ansatzweise) verstanden habe ist,
wie man bei einer 720er Auflösung auf einem Full HD Monitor trotzdem noch ein gutes Bild hinbekommt. Dass das geht ist mir klar, wenn ich alte DVDs schaue die nur 720 haben und auf meinen 24" Monitor auf volle größe (also 1920) hochskaliert immer noch super scharf aussehen, was bei meinen eigenen in 720 gemachten Aufnahmen leider nie der Fall ist. Klar ich nutze ja auch eine billige Kamera. Aber warum klappt es bei einer teuren?
Ich filme fast ausschließlich Livekonzerte verschiedener Bands, die Demomaterial für ihre HP"s haben möchten.
Grüße
Antwort von Pianist:
Nur mal zur Sicherheit: Von welchen "720" redest Du denn? Die 720 Pixel aus der Breite des DVD-Formates 720 mal 576 oder die 720 Pixel aus der Höhe des "kleinen" HD-Formates 1280 mal 720?
Matthias
Antwort von Jott:
Ich filme fast ausschließlich Livekonzerte verschiedener Bands, die Demomaterial für ihre HP"s haben möchten.
Wenn die Bands bei 4:3 nicht aufschreien, tut's einer der guten alten DV-Camcorder schon noch für kleine Website-Filmchen. Das Oldtimer-4:3-Format, weder zu Fernsehern noch zu YouTube passend, ist das einzige echte Problem und kommt reichlich schratig rüber. Stört aber wohl nicht jeden.
Fernsehen funktioniert auch mit 720x576 (ist in 16:9 nicht anders), das ist nicht grundlegend das Problem, sonst würde niemand fernsehen. Lediglich auf Computermonitoren (auf Full Screen aufgeblasen) versagt SD-Video kläglich.