Frage von Funless:Da derzeit auf Amazon Prime eine ziemliche Menge an Shaw Bros. Perlen aus den 70'ern des letzten Jahrhunderts in Remastered verfügbar ist, bin ich seit kurzem quasi auf einem "Shaw Brothers"-Sucht-Trip (gerade eben bspw.
The 36th Chamber of Shaolin geschaut).
Abgesehen davon, dass es nach wie vor ein Genuss ist (und erst recht in Remastered) die charmante Color Science von perfekt belichtetetem Film eines wunderbar ausgeleuchteten Sets zu schauen ist zudem das sog. Shaw Scope Format ein charakteristisches Markenzeichen dieser Filme welches on top ein zusätzliches Flair verleiht.
Was mich interessiert: Ist Shaw Scope eigentlich das gleiche wie CinemaScope, also 35mm anamorph gefilmt und erst bei der Projektion auf der Leinwand wieder entstaucht oder etwas anderes?
Vielleicht weiß das hier jemand?
Antwort von ruessel:
ShawScope
In den frühen 1960er Jahren experimentierte der Kameramann Tadashi Nishimoto erstmals in den Hongkong-Studios der Shaw-Brüder mit dem CinemaScope-Format. Die Bezeichnung ShawScope ist sowohl für CinemaScope-, SuperScope-235 und TechniScope-Filme verwendet worden.
Eine Reverenz erbrachte Quentin Tarantino dem Verfahren in seinem Kill Bill (2003), der durch die falsche Kennzeichnung „Filmed in ShawScope“ auf die Filme des Shaw-Studios verwies.
http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.ph ... et&id=2233
ShawScope benutzt das französische Dyaliscope und auch japanische Kowa-basierte Linsensysteme (Tohoskop). Die japanischen Filmemacher platzierten die Kowa-Objektive nicht vor das Objektiv, wie bei CinemaScope, sondern dahinter. Diese Anordnung ermöglichte es den Filmemachern, als Prime-Objektiv einen 10: 1-Zoom zu verwenden, der eine große Bandbreite von Brennweiten lieferte. Als Ergebnis konnten Kurosawa und seine Kollegen kühn Weitwinkel- und Teleaufnahmen benutzen, zu einer Zeit, als amerikanische Filmemacher Schwierigkeiten hatten, solche Bilder mit CinemaScope zu schaffen.
Antwort von ruessel:
zum Bild
"ShawScope Kamera"
zum Bild
Antwort von Funless:
Ich danke dir für die Info! :-)
Das erklärt auch weshalb die soviel dynamische Zoomaufnahmen in ihren Filmen machen konnten.
Und wenn ich mir so das Foto vom Set anschaue, sieht das sogar richtig kompakt aus.
Nachtrag:
Ich überlege gerade ob man sich so ein System zum Spaß nicht auch selber bauen könnte?
Also bei meiner A7s hab' ich ja E-Mount, resultierend so gut wie alles adaptierbar. Könnte man also bspw. einen FD-zu-E-Adapter dahingehend "modifizieren", dass daraus auch ein quasi Shaw Scope Anamorphot wird, oder ist diese Überlegung unrealistisch.
Unrealistisch ist es für mich insofern jetzt bereits, da mir das nötige Wissen über Optik fehlt aber ich meine halt so hypothetisch.
Antwort von ruessel:
Das muss aber auch deutliche Nachteile haben, den Konverter direkt auf die Kamera zu schrauben, sonst hätten die Amis das auch gemacht.
Antwort von Funless:
ruessel hat geschrieben:
Das muss aber auch deutliche Nachteile haben, den Konverter direkt auf die Kamera zu schrauben, sonst hätten die Amis das auch gemacht.
Naja das Bild ist schon nicht perfekt, das stimmt. Hat jedoch einen wahnsinnigen Charme für mich.
Hast du meinen Nachtrag gelesen?
Antwort von ruessel:
Hast du meinen Nachtrag gelesen?
Jetzt ja.
Ich bin dabei..... seit letzten Sommer liegen hier einige schöne Objektive aus der DDR. Google mal nach Rectimascop 48
Antwort von Funless:
Ja cool, aber mir fällt gerade auf, dass die Kamera ja einen 4:3 Anamorphic Mode haben sollte, wie bei diesem Beispiel hier ....
Da fällt meine A7s schon raus, die hat sowas nicht. :-(
Antwort von ruessel:
4:3 Anamorphic Mode
Was soll das sein?
Du nimmst eine Kamera mit Objektiv und schraubst den Konverter davor....und fertig.
Canon EOS 50Dohne 4:3 Anamorphic Mode
Antwort von Funless:
Okay bräuchte man in der Tat nicht.
Meine Überlegung ist ja ob es denn heutzutage möglich wäre einen gewöhnlichen Apadter als Konverter zu modifizieren, so dass man das Ding wie bei Shaw Scope zwischen Kamera und Zoomobjektiv platzieren kann.
Oder sind solche Konverter die vor dem Objektiv sitzen einzoombar?
Antwort von ruessel:
Das ist alles etwas schwierig......in HD & UHD Zeiten.
Das Teil muss in einen bestimmten (genauen) Abstand vor dem Kameraobjektiv liegen, je nach Brennweite und Entfernung etwas anders.
Dann sind die ganzen Teile bei ebay unter 3000 Euro für die Filmprojizierung angedacht und nicht zum Filmen. Selbst beim projizieren im Kino gab es da je nach Marke schon deutliche Qualitätseinbußen.
Im Grunde kannst Du einfach normal filmen und nachher oben und unten mit Schwarzbild breit machen, damit hast du dann auch 1:2.35 und sogar scharf.
Mit einen Adapter bekommst Du seitlich mehr Bild bei gleicher Brennweite auf dem Sensor, das Erscheinungsbild wie Lensflare, Bokeh etc. ändert sich aber enorm in Richtung Breitfilm. Aber, und das kann man schon ab HD sehen, haben die Dinger einen Detailverlust, besonders in den Bildecken - je nach nachgeschalteter Optik mehr oder weniger. Ob sich das lohnt? Ich wollte mir Fassungen dafür auf den 3D Drucker anfertigen, bin aber nicht aus Zeitgründen dazu gekommen. Ich habe 4 Optiken gekauft, 2 davon sind mit Pilz versehen und gehören in den Müll.
Interessant ist da ShawScope, aber wie man das Objektiv der Kamera danach schalten soll - weiß ich nicht, noch nicht damit experimentiert.
Antwort von Funless:
Hmmm ... okay verstehe, vielen Dank für die Infos.
Da stünde in der Tat der Ertrag in keinerlei Verhältnis zum Aufwand.
Zwar schade, aber ist 'halt so. Zumindest sind noch eine ganze Menge an weiteren Shaw Scope Filmen im Amazon Prime Video Fundus an denen ich mich ergötzen kann. :-)