Wir hatten die Panasonic DMC-GH4 als Preproduction Modell kurz bei uns in der Redaktion. Nun hat Panasonic uns mitgeteilt, dass sich gegenüber der finalen Firmware nichts gravierendes an der Bildqualität ändern wird. Nur gut, dass wir vorsorglich das Vorserienmodell ausgemessen haben.
Kaum eine aktuelle Kamera lässt dem Anwender so viel Spielraum bei den Aufzeichnungsparametern, wie die Panasonic GH4. Das fängt schon mit den Containern an: Darf es MOV, MP4 oder AVCHD sein? In FullHD, UHD 4K oder sogar echtem 4K? In welchen 8Bit-Grenzen darf sich das Video breitmachen? 0...255, 16...255 oder 16...235? Und wo wir schon dabei sind: Soll der Schwarzpegel noch etwas runter oder rauf? Oder darf es gleich ein Log-ähnliches Profil sein?
Wir sind beim Testen natürlich von solchen Möglichkeiten erschlagen, denn es gibt ja keine typische Werkseinstellung. Wir haben einmal das Standard-Profil angesehen, jedoch die meiste Zeit in den Cinelike-Bildprofilen verbracht, die deutlich mehr Dynamik aufzeichnen.
Es gibt genau genommen sogar zwei Cinelike Profile. Eines (D), welches auf maximale Dynamik ausgelegt ist und eines mit höherer Sättigung in Richtung Videofarben (V). Filmer auf der Suche nach maximaler Dynamik für die Postprodution werden wahrscheinlich immer CinelikeD präferieren.
Gegenüber CanonLog oder Sony Log2 fällt die Krümmung der Cinelike Kurve weniger stark aus und die Sättigung liegt immer noch deutlich über dem Pegel von Canon und Sony. Sogar wenn man (wie wir) die Sättigung und den Kontrast zusätzlich manuell noch komplett herunter fährt. Die Schärfe haben wir auch immer auf -5 gestellt, womit wir die künstliche Nachschärfung bis auf einen minimalen Rest eliminieren konnten.
Und noch einmal ein Wort zum 4K-Schärfetest: Wenn wir unser ISO-Testbild wie in FullHD sensorfüllend aufnehmen, stellt dies für die GH4 keinerlei schwierige Frequenzen dar:

Also haben wir uns pragmatisch dazu entschlossen bei den 4K-Messungen einfach den Ausschnitt so zu wählen, dass unser Testbild wieder ca. 340 Pixel breit wird. Man kann sich das vielleicht mit folgender Abbildung besser vorstellen.

In HD wird der Sensorbreich (blau) vom gesamten Messchart abgedeckt. Von diesem nehmen wir bisher immer einen ca. 340 Pixel breiten Ausschnitt. In 4K soll das abgefilmte Messchart dagegen nur genau die halbe horizontale Bildbreite des Sensors abdecken. Dann ist unser resultierender Testbild-Ausschnitt wieder ca. 340 Pixel breit, stellt aber nun die 4K-Kamera vor ähnliche Herausforderungen wie der ursprüngliche FullHD-Test. Nur direkt vergleichen darf man die Bildergebnisse zwischen 4K und FullHD nicht, auch wenn sie aufgrund des gleichen Ausschnittes ziemlich ähnlich aussehen!
Also mal schauen, ob der Test die GH4 an ihr Limit bringt. Zuerst einmal der ISO-Auschnitt im Standard-Profil mit NICHT heruntergeregelter Schärfe.

Die Kantenauftsteilung ist hier klar sichtbar. Sie ist auch für leichte Farb-Moires in den Testkreisen verantwortlich, denn….

...wie man sieht geht diese schon etwas zurück wenn man die Schärfe wegdreht.
Geht man dagegen ins CinelikeD-Profil, verschwinden diese Probleme. So bekommt man bei heruntergedrehter Schärfe schon eine durchaus beeindruckende 4K-Auflösung ohne große Bildfehler zu Gesicht:

Zum Vergleich hier einmal die Sony FDR-AX100:

und die Sony FDR-AX1:

Und auch noch die Canon EOS-1D C, leider seinerzeit etwas lieblos belichtet:

Wie man sieht ist die Panasonic in dieser Liga nicht die schlechteste und auch nicht die schärfste 4K-Kamera, sondern nimmt ein gesundes Mittelfeld ein. Wir haben einmal die Panasonic in der Nachbearbeitung ungefähr an den aktuellen Primus (April 2014), die Sony AX100 angeglichen:

Die Sony FDR-AX100 zeigt in den Ringen das bislang sauberste Abbildungsverhalten, während bei der Panasonic GH4, der Sony AX1 und auch der Canon EOS 1D C leichte Moires/Aliasing-Strukturen in den Ringen auftreten. Offensichtlich nutzt Sony beim kompletten Sensor-Readout noch mehr Pixelreserven vor der Downskalierung. Canon, Panasonic und die Sonys AX-1 setzen dagegen auf einen ähnlichen Debayering-Algorithmus, der aus 4K Bayerpixeln eben nicht mehr herausholen kann. Dies kann wiederum die Blackmagic 4K die im Chroma-Kanal dafür bluten muss. Wir werden uns auf jeden Fall dieses Themas bald noch einmal genauer annehmen.
Was Sony Auflösungs-Sieg jedoch schon wieder verhagelt, ist die starke Nachschärfung und der hohe Kontrast, der sich bei der Sony AX100 nicht zurückfahren lässt. Die mögliche Dynamik der Panasonic gefällt uns da deutlich besser.
GH4 in FullHD vs. Canon C100
Doch 4K ist natürlich bei der GH4 nicht alles. Schließlich ist ja auch herunterskaliertes 4K gerade ein aktuelles Thema. Hier gibt es sehr gutes, und nicht ganz gutes zu berichten. Die native FullHD-Aufnahme der GH4 wäre vor einigen Jahren für einen Fotoapparat eine echte Sensation gewesen. In 2014 wirken die FullHD-Aufnahmen jedoch nur noch durchschnittlich. Da bei FullHD der komplette Sensor ausgelesen wird, muss das Bild skaliert werden, wobei hohe Frequenzen und damit feine Details verloren gehen. Einen so sauberen FullHD Sensor-Readout mit anschließender Skalierung, wie es Sony gerade mit vielen 1 Zoll-Sensoren hinbekommt, schafft die GH4 nicht, sondern sieht dagegen etwas weicher aus. Besonders auffällige Moires/Aliasing Strukturen treten aber nur in minimalen Ansätzen auf.
Der wirklich Knaller (und damit auch der beste Weg für HD-Produktionen) ist jedoch das herunterskalierte 4K-Bild. Wie schon im Vorfeld diskutiert, entsteht hierbei ein extrem sauberes Bild, das es im direkten Sichtvergleich sogar locker mit einer C100 von Canon aufnehmen kann, die ein fantastisches FullHD-Bild mit einem echten Log-Profil kombiniert:

Wie man sieht spielt die GH4 hier auf Augenhöhe und bietet ebenfalls eine Log-Ähnliche Aufzeichnung. Und mit dieser Erkenntnis schließen wir den ersten Teil unserer GH4-Testansichten ab...