Viele Leser warten bereits auf die ersten Tests der Nikon Z8, denn als Filmer bekommt man hier ja auf dem Papier nahezu alle Funktionen der Z9, bloß 25 Prozent günstiger. Das müssen wir uns natürlich genauer ansehen...
Tatsächlich ist es schwer, aufgrund der technischen Daten relevante Unterschiede zur Nikon Z9 auszumachen, die mit ihrem letzten großen Firmware-Update bei uns einen gehörigen Eindruck hinterließ. Beide Kameras besitzen den gleichen 8K-Vollformat-Sensor, der mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde ausgelesen werden kann. Für cinematische 24p Projekte lassen sich mit 60 FPS somit hochauflösende Zeitlupen oder geschmeidiger 8K-Broadcast realisieren - sogar mit interner RAW-Aufzeichnung.
4K-Debayering - Nikon Z8
Bei voller N-RAW-Auflösung kann der Sensor mit 8256 x 4644 Senseln ausgelesen werden.
Also sogar noch etwas mehr, als ein 1:1 8K-UHD-Sensor Readout benötigen würde. Dieser Puffer kommt dem Debayering zugute, welches wir jedoch aus Gründen der Vergleichbarkeit seit Jahren in 4K-Auflösung messen:
Und dieses 4K-Debayering fällt wie bei der großen Schwester tadellos aus - keine Zipper- oder Aliasing-Artefakte stören unsere Muster.
Der stabilisierte Sensor kann in zwei Modi arbeiten ("An" und "Sport"), welche die genutzte Auflösung nicht beeinflussen. Bei der Aufzeichnung im H.264 und H.265 kann bei geringeren Auflösungen noch ein elektronischer Bildstabilisator zugeschaltet werden (Electronic VR), der die Rolling Shutter Zeiten um ca 25 Prozent verkürzt. Dies entspricht in der Regel auch dem Verlust an Sensorfläche.
Da der digitale Stabilisator in den interessantesten Formaten der Kamera RAW, ProRes und ProRes RAW jedoch nicht zuschaltbar ist, würden wir beim Dreh nur die Stabilisation mit dem beweglichen Sensor bei maximaler Auflösung nutzen und -falls nötig- auf eine digitale Stabilisierung in der Postproduktion zurückgreifen.
Rolling Shutter - Nikon Z8
Die Messungen des Rolling Shutter-Verhaltens entsprechen praktisch vollständig unseren Ergebnissen von der Nikon Z9: Bei jedem Full-Sensor-Readout von 24 bis 60 fps mit "Extended Oversampling" benötigt der Rolling Shutter ca. 14,6 Millisekunden, egal, ob intern in 4K oder in 8K gespeichert wird.
In 4K mit 100-120 Bildern pro Sekunde fällt der Rolling Shutter wie vormals auf ca. 5ms, was mit einem Line-Skipping korreliert.
Im 5,4K DX APS-C/S35 Modus beträgt die Auslesezeit weiterhin ca. 9,5ms (24-60p) und fällt im 2,3-Crop mit 3,8K bei 100-120p auf 6,8 ms ab.
Dynamik - Nikon Z8
Zur Einschätzung der Dynamik haben wir auf unsere Augen-Testreihe zurückgegriffen, die einen visuellen Vergleich zwischen diversen Kameras ermöglichen soll. Hierfür richten wir unsere Testkasten-Szene mit festem Weißabgleich auf 3200K ein. Dann tasten wir uns mit Blende und Belichtungszeit an eine Einstellung heran, in der die Haut unseres Puppenkopfes nicht mehr clippt und definieren diese Einstellung als ETTR-0. Von dieser Einstellung aus blenden wir sukzessive in Schritten von ganzen Blendenstufen ab (primär über die Belichtungszeit und dann - falls anschließend noch weiter notwendig - über ND-Filter oder Blendenring.)
Die hierbei entstehenden Aufnahmen bilden eine Blendenreihe mit jeweils einer zusätzlichen Blendenstufe "Unterbelichtung". Diese Aufnahmen korrigieren wir in Blackmagic DaVinci Resolve wieder zurück auf die Helligkeitsverteilung der ETTR-0 Referenz und vergleichen diese Aufnahmen mit anderen Kameras.
Unsere Ergebnisse unterschieden sich dabei faktisch nicht von den Aufnahmen mit der Nikon Z9. Und da wir die Nikon Z9 bereits gegen den direktesten Konkurrenten von Canon -die EOS R5C- antreten ließen, wollen wir in diesem Artikel einen Vergleich mit der Arri LF, der Canon C70 sowie einer Panasonic S5 II zeigen:
Erkenntnisse
* ARRI und die Canon C70 führen dank ihrer Dual Gain Technologien das Dynamiktestfeld an. Bei ETTR-8 zeigt sich der typische Vorsprung von ungefähr einer realen Blendenstufe am deutlichsten.
* Die Nikon Z8 ist aufgrund ihrer 8K-Auflösung dafür deutlich schärfer, was über gute Objektive auch entsprechend zur Geltung kommen kann. So könnte eventuell durch geeignetes Denoising und Downsampling nach 4K auch noch zusätzliche Dynamik gewonnen werden.
* Trotz ihrer relativ kleinen Sensel liegt die Dynamik der Z8/Z9 an der Spitze aller aktuell verfügbaren Vollformat Hybridkameras und hat auch keinen Nachteil gegenüber 6K- oder 4K-Modellen.
* Auffallend bleibt zu bemerken, wie flüssig sich Tico-RAW + N-Log in Davinci Resolve sogar in 8K60p bearbeiten lässt.
Fazit - Bildqualität Nikon Z8
Die Ergebnisse der Z8 können nicht überraschen - was eine sehr gute Nachricht ist. Denn innerhalb unserer Messvarianz ist die Nikon Z8 von einer deutlich teureren Z9 nur am Preisschild zu unterscheiden.
Mit interner Fullframe 8K-RAW Aufzeichnung bis 60p setzt die Z8 nun auch unter 5000 Euro Maßstäbe, die man sonst nur im gehobenen Cinekamera-Segment erstehen kann. Obendrauf gibt es einen beweglich gelagerten Sensor und einen guten Autofokus. So gesehen gibt es an der Nikon Z8 für Filmer wenig zu vermissen. Allenfalls noch höhere 8K-Frameraten oder noch kürzere Rolling Shutter Zeiten könnte man auf einer technischen Wunschliste anführen. Die Dynamik beherrschen zwar ARRI und Canons S35-Modell immer noch einen Tick besser, allerdings nicht in 8K. Unter 5.000 Euro ist der gebotene Feature-Mix der Nikon Z8 somit momentan einzigartig - und das bei tadelloser Bildqualität.