Test Nikon D850 - FullHD, 4K und Slow-Motion sowie Rolling Shutter Messung

Nikon D850 - FullHD, 4K und Slow-Motion sowie Rolling Shutter Messung

Wir haben gerade die Nikon D850 zu Gast und natürlich hat uns als erstes brennend interessiert, wie sauber die Videoaufzeichnung bei der neuen Oberklasse-DSLR von Nikon gelöst ist. Unsere ersten Ergebnisse reichen wir wie immer schon einmal vor…

// 16:24 Mi, 11. Okt 2017von

Schon die Sensor-Spezifikationen lassen ahnen, dass wir bei der Nikon D850 nicht mit einem vollen Sensor-Readout rechnen dürfen. Der Kleinbild/FullFrame-Sensor weist fast 50 Millionen Sensel auf, was theoretisch sogar eine 8K-Aufzeichnung ermöglichen könnte. Doch weiter als 4K will sich Nikon offensichtlich erst einmal nicht aus dem Fenster lehnen und für den Großteil der Anwender dürfte dies ja auch erst einmal völlig ausreichen. Im Timelapse-Modus wird als große Stärke der Kamera dennoch gleich deren 8K-Fähigkeit betont. Man sieht hier also durchaus schon eine Gewisse 8K-Nachfrage am Horizont.



Die Nikon D850 muss aus fast 50 Mpixel Kleinbild-Auflösung ein 4K-Signal skalieren
Die Nikon D850 muss aus fast 50 Mpixel Kleinbild-Auflösung ein 4K-Signal skalieren


Bei der 4K/UHD-Aufzeichnung erlaubt die Nikon D850 Frameraten bis 30p, C(inema)4K-Formate bietet sich nicht. Es gibt zwar einen 24p-Modus, jedoch kann die Kamera keine 1/24s oder 1/48s Belichtungszeit einstellen. 1/25s bleiben beim Filmen (wie bei vielen anderen Nikon Modellen auch) die längste Belichtungsdauer.



Der Anwender hat beim Filmen in 4K die Wahl zwischen der Nutzung der kompletten Sensorfläche (FX) und eines Sensor Ausschnitts, der ungefähr APS-C/S35 entspricht (DX). Auch in FullHD gibt es diese beiden Optionen. Eine Zeitlupen-Aufzeichnung steht mit bis zu 120 FPS nur in FullHD im DX-Modus zur Verfügung. Sehen wir uns also einmal näher an wie Nikon seine 50 Megapixel in den Griff bekommen hat...





Das Sensor-Ausleseverhalten der Nikon D850 im FX-Modus

4K in FullFrame/FX optimal aufzuzeichnen, würde ein volles Downsampling von 8K auf 4K bedeuten. Dies haben wir bisher noch in keiner DSLR erleben dürfen. Nikon macht bei der D850 hier auch keine Ausnahme und nutzt ganz offensichtlich Lineskipping, um die monströse Pixelzahl des Sensors in den Griff zu bekommen. In den Ringen unseres Testbildes bilden sich dabei die typischen Aliasing-Geisterkreise. Über die Horizontale leidet die Abbildung dagegen kaum. In unseren Augen ist diese Form des Debayerings auf jedenfall auf Augenhöhe mit typischen 1:1 Sensor-Readouts, zumal die übrigen Struktur-Details ohne visuelle Auffälligkeiten “gut rüberkommen”:



Nikon D850 4K 2160p24-30 in FullFrame/FX
Nikon D850 4K 2160p24-30 in FullFrame/FX


Wenn wir auf FullHD-Aufzeichnung bei voller Sensorfläche (FX) bleiben fehlen überraschenderweise bei 1080p die feinsten Details. Dies entspricht auf jeden Fall einer eher cinematischen Anmutung entspricht, ist aber nicht signifikant besser, als die FullHD-Aufzeichnung einer D810 oder D750. FullHD bleibt hier - typisch Nikon- soft, aber komplett Artefaktfrei:



Nikon D850 1080p24-60 in FullFrame/FX
Nikon D850 1080p24-60 in FullFrame/FX




Das Sensorausleseverhalten in FullHD bleibt übrigens von 24p bis 60p im Fullframe/FX-Modus gleich.





Das Sensor-Ausleseverhalten der Nikon D850 im DX-Modus

Wenn man in den S35-Crop-Modus (=DX) geht wird es interessant: Denn bei der 4K Aufzeichnung gelingt das Debayering sichtlich besser als im FF/FX-Modus:



Nikon D850 4K 2160p24-30 in S35/DX/APS-C
Nikon D850 4K 2160p24-30 in S35/DX/APS-C


Bis auf eine unerklärliche (aber immer reproduzierbare), leichte Delle im Kreismuster liefert die Kamera hier von 24-30p ein fast perfektes Debayering ab. Fehlende Aliasing Störungen sprechen hier dafür, dass Nikon mit weniger Pixeln beim Downsampling besser klarkommt. Immerhin muss auch in diesem Modus noch von 6K auf 4K herunterinterpoliert werden.



Die bessere Qualität findet sich jedoch nicht bei der Aufzeichnung in FullHD. Von 24-120p bleibt im DX-Modus die FullHD-Sensorauslesung zwar gleich, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau als im FX-Modus:



Nikon D850 1080p24-120 in S35/DX/APS-C
Nikon D850 1080p24-120 in S35/DX/APS-C


Immerhin gehen beim Sprung von FX auf DX in FullHD auch in erster Linie “nur” Details verloren ohne dass sich störende Aliasing-Strukturen hinzugesellen.





Rolling Shutter

Gerade für das Filmen aus der Hand, aber auch für einen ruhigen Bildeindruck ist die Auslesezeit des Sensors nicht unerheblich. Hier zeigt sich die D850 durchschnittlich. Während professionelle Cinecams (aber auch u.a. die Panasonic GH5) hier auf Werte von 15ms oder schneller kommen, schätzen wir bei der D850 zwischen 23 und 25ms für einen Sensor-Readout im FX-Modus. Das ist unauffällige Mittelklasse und ändert sich auch nicht im DX/S35-Modus.







1200 LUX und Farben

Bei viel Licht steht die 8 Bit Qualität der Nikon außer Frage. Sehr angenehme Farben “out-of-the-box” treffen auf sehr wenig Rauschen. Im Standard Profil fallen Schatten schnell


ab, was dem unbearbeiteten Bild eine bessere Dynamik verleiht:



Die Nikon D850 bei 1200 LUX im Standard-Profil
Die Nikon D850 bei 1200 LUX im Standard-Profil


Wer mehr Informationen für die Nachbearbeitung retten will, filmt dagegen im Nikon Flat-Profil:



Die Nikon D850 bei 1200 LUX im Flat-Profil
Die Nikon D850 bei 1200 LUX im Flat-Profil


Das Tüpfelchen auf dem i wären ein paar “zertifizierte” Nikon LUTs zur Entzerrung für das Flat-Profil. Denn bislang ist man hier auf die eigenen subjektiven Grading-Fähigkeiten angewiesen.





Low Light

Bei wenig Licht (12 LUX) wird es nochmal spannend. Denn Aufgrund der hohen Pixeldichte sind die einzelnen Bildpunkte der D850 ziemlich klein geraten. Die Pixel-Pitch von 4.35µm liegt zwar noch deutlich über einer Panasonic GH5 (mit 3.34µm) ist jedoch weit von einer cinematischen Senselgröße ala ARRI oder A7s (ca. 8,4µm) entfernt. Im Gegenzug hilft, dass durch die Pixelzusammenlegung der D850 das Rauschen etwas reduziert werden kann.



Hier einmal ein Bild das bei 12 LUX mit sehr offener Blende versucht das bestmögliche Rauschverhalten aus der D850 zu kitzeln (mit 1/25s, F1.4 und ISO1600):



Die Nikon D850 bei 12 LUX mit 1/25s, F1.4 und ISO1600
Die Nikon D850 bei 12 LUX mit 1/25s, F1.4 und ISO1600


Und hier einmal ein eher praxisnahes Beispiel mit 1/50s, F2.8 und ISO6400, welche schön das natürliche Rauschen bei höherer ISO belegt:



Die Nikon D850 bei 12 LUX mit 1/50s, F2.8 und ISO6400
Die Nikon D850 bei 12 LUX mit 1/50s, F2.8 und ISO6400


Und hier noch ein Beispiel bei relativ hoher ISO und Blende (ISO12800, F5,6 bei 1/50s):



Die Nikon D850 bei 12 LUX mit 1/50s, F5.6 und ISO12800
Die Nikon D850 bei 12 LUX mit 1/50s, F5.6 und ISO12800




Bei den letzten beiden (Extrem-)Beispielen sieht man unter mehrfacher Vergrößerung, wie das Rauschen den Codec (ca. 150 Mbit/s) an manchen Stellen in die Klötzchenbildung treibt. Mit einem externen Recoder dürfte sich dieses Problem entschärfen lassen. Denn der Preis für ein natürliches Rauschen ist auch immer eine hohe Datenrate.



Das Rauschverhalten der D850 ist (subjektiv) deutlich besser als eine GH5, und beeindruckte uns mehr als vergleichbare Ergebnisse von einer Canon 5D Mk4 oder 1D-X Mk2. Die “Rauschmenge” ist zwischen diesen Modellen ungefähr vergleichbar, doch die D850 rauscht deutlich monochromer, was (nach unserer Meinung) für einen ruhigeren Bildeindruck sorgt.





Zusammenfassung Sensor-Auslesung TL/DR

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die beste Bildqualität für 4K -Aufzeichnung bekommt man bei der Nikon D850 im DX/S35-Modus, das beste Sensor-Ausleseverhalten für FullHD-Aufzeichnung findet man dagegen im FullFrame/FX-Modus. Und zwar durchgehend von 24-60p.



Die Zeitlupe sowie FullHD (beide im DX-Modus) zeigen einen einen sichtbaren Qualitätsabfall. Die Slow-Motion Qualität liegt dabei aber immer noch noch höher als bei den meisten Konkurrenten, die bei Slow-Motion in der Regel noch deutlicher einbrechen. Die Qualität des 4K-Debayerings liegt ziemlich genau zwischen einem 1:1 Sensor-Readout und einer perfekten Downskalierung.



Die Bildqualität und die Color Science der Kamera ist out-of-the-box sehr ansehnlich, weshalb man mit der D850 leicht eine cinematische Anmutung ohne große Postproduktions-Orgien hinbekommt.



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