Wie bereits erwähnt, hatten wir das Vorserienmodell der EX3 nur ein Paar Minuten in der Hand, von daher ein Paar schnelle, flüchtige Eindrücke in Sachen Handling, Gewichtsverteilung, Shottransition, Chromakorrektur und ND-Filter.

Bei der EX3 handelt es sich trotz Wechselobjektiv, Okkular und Schulterauflage immer noch um einen sehr mobilen, kompakten "Henkelmann". Eine Entscheidung für die EX3 sollte daher, neben der sehr guten Bildqualität (s. Testlabor), immer auch wegen des kleinen, relativ leichten Formfaktors getroffen werden. Will heissen: Die EX3 ist immer noch mehr kompakte HD-CAM als Schulterkamera.
Balance
In Sachen Gewichtsverteilung bildet der Objektivanschluss so ziemlich genau die Mitte der Balance, wenn man den kleinsten Akku auf der Rückseite der EX3 angedockt hat. Im Gegensatz zu anderen Halb-Schulerauflage-Konzepten (ENG-Cams ausgenommen) befindet sich damit der Schwerpunkt bereits deutlich weiter nach hinten verlagert - was gut ist, denn die Schulter sollte hier so viel wie möglich tragen.

Entscheidet man sich zusätzlich noch für den clippbaren Festplattenrekorder oder größere Batterie-Packs, wandert der Schwerpunkt noch weiter Richtung Schulter - Kompendien verlagern ihn wieder nach vorne - hier gilt es das persönlich beste Setup zu finden. Positiv sei jedoch an dieser Stelle festgehalten, dass der Schwerpunkt bereits recht günstig positioniert wurde.
Schalter
Nach wie vor zu fummelig geraten ist der An-/Ausschalter, der von der Rückseite der EX1 auf die linke Seite gewechselt ist. Hier würde man sich Kipp-Schalter wie bei ENG-Cams wünschen. Sony S270 verfügt z.B. über solche und ist damit eine Wonne zu bedienen. Schade, dass man bei der EX3 nach wie vor auf den kleinen, schwergängigen Plastik-Gnubbel setzt, dessen Aus-Stellung sich in der Mitte befindet (Gleiches gilt für das Thema Weissabgleich). Gelungen hingegen sind sowohl von der Platzierung als auch von der Bedienung das Rädchen an der Seite für Over- und Undercranking, sowie die Justage-Möglichkeiten für das Sucher-Bild: Zebra, Peaking und Mirror Image sind genau dort, wo sie hingehören: Am Sucher und gut zu bedienen.
Okkular
Für eine ausführliche Beurteilung der Qualität des hochklappbaren Okkulars fehlte leider die Zeit - auf unseren kurzen Blick hin, machte das Sucher-Bild jedoch einen guten Eindruck. Ein längerer Test würde zeigen, ob die fehlende Drehbarkeit hin bzw. weg von der Kamera vermisst werden würde und wie gut sich anspruchsvollere Belichtungs- und Schärfe-Situationen an der neuen Suchereinheit ablesen lassen.

Die Kombination von Okkular und Schulterauflage ermöglicht jedenfalls ein längeres, freihändiges Arbeiten auf Augenhöhe als dies mit der EX1 der Fall ist - hier zeigt sich also ein weiteres Unterscheidungskriterium zur EX1: Stativ-Shots und mobil aus der Hand mit der EX1, Stativ und freihändige Augenhöhe mit der EX3.
Shottransition
Die Shottransition avanciert mittlerweile zum Standard-Feature bei den Prosumer-Cams von Sony und die Bedienung ist auch bei der EX3 äusserst gelungen. Wir haben Shot-Transitions mit sanftem Anfangs- und Endpunkt gefahren und konnten kein Nachjustieren oder Ruckeln der Zooms feststellen. Auch mit vorgeschaltetem ND-Filter scheint die Kamera die Schärfe zwischen Tele- und Weitwinkeleinstellung zu halten - ein ausführlicherer Test hierzu dann mit dem Serienmodel.
Chromatische Aberration
Auf gleichem sehr hohen Niveau wie die EX1. Auch bei der EX3 scheint diese in der Kamera selbst rausgerechnet zu werden. Man erkennt also leichte Chroma-Kanten während einer Zoom-Fahrt, die komplett verschwinden, sobald der finale Ausschnitt erreicht ist. Doch auch während des Zooms ist die abgebildete chromatische Aberration im Vergleich zu anderen Cams dieser Preisklasse sehr gering.
Adapterring / Neue Optiken
Im Paket der EX3 befindet sich ebenfalls ein Adapter (ACM-18 ), um 1/2 Zoll Objektive an die EX3 anzuschließen. Objektive ohne Hot Shoe Anschluss können nur rein mechanisch betrieben werden. Fujinon bietet ja bereits einige 1/2" Objektive für Sony an.

Derzeit wird laut Angaben von Sony an einem 2/3" Adapter gearbeitet, den Fujinon entwickelt, um entsprechende Optiken nutzen zu können. Darüber hinaus entwickelt Fujinon unter der Bezeichnung XS8X4AS-XB8 eine Weitwinkeloptik speziell für die EX3. Preise und Spezifikationen fehlen derzeit leider noch.
Fazit Handling
Wer viel freihändig "Talking Heads" filmt oder auf ein breites Angebot an Wechseloptiken für Spezialaufgaben angewiesen ist, der wird in der EX3 eine willkommene Ergänzung zur EX1 auf dem gleichen hohen Bildniveau finden. Im Vergleich ist die EX3 trotz der 1,2 kg Mehrgewicht gegenüber der EX1 immer noch eine sehr kompakte, mobile und leichte Kamera, die mit ihrer Schulterauflage eine bessere Gewichtsverteilung schafft als Kameras mit vergleichbaren Bauformen. Leider hat die EX3 die nur durchschnittliche Ergonomie mehrerer Schalter der EX1 geerbt - doch wessen Akzent auf bestmöglicher, durch Wechseloptiken erweiterbarer Bildqualität liegt, der findet in der EX3 eine sehr gute HD-CAM - soweit unsere Einschätzung des Vorserienmodells (vorläufig).
P.S.
Was die Fragen nach einem Test des EX1 Serienmodells anbelangt: Wir hatten bereits einen Vergleichstest zwischen Panasonics HVX200 und Sonys EX1 (Serie) gemacht, bei dem zusammengefasst die EX1 in Sachen Schärfe und Chromakorrektur besser abschnitt, die HVX200 jedoch in Sachen Postproduktions-Workflow zu punkten vermochte. Mehr zu diesem Thema hier und hier. Weitere Tests zu den Serienmodellen sind in Planung ...
rob
zum Messbericht der Sony EX3 und den technischen Daten der Sony EX3