Im aktuellen Angebot großsensoriger 4K-CineCamcorder wird es langsam etwas undurchsichtig. Blackmagic hat bereits zahlreiche Modelle auf dem Markt und auch Sony, Panasonic und Canon buhlen schon mit mindestens 1-2 Modellen in diesem Segment um die Käufergunst. Etwas weniger beachtet hat nun auch JVC seinen Großsensor 4K-Vorschlag in Stellung, bzw. auf den Markt gebracht. Erst etwas belächelt (weil schon Sensor und Mount auf den ersten Blick nicht richtig zueinander passen wollen), kann die LS300 durchaus mit ein paar Fähigkeiten und Ausstattungsmerkmalen glänzen, die in dieser (Preis-)Klasse keineswegs selbstverständlich sind. Grund für uns, die Kamera einmal näher anzusehen.
Gehäuse
Bein Auspacken dominieren zwei Aspekte die Anmutung der Kamera: Einerseits ist sie erstaunlich leicht und unerwartet kompakt und schmeichelt sich sofort beim klassischen Camcorder-Anwender durch die rechte Handschlaufe ein. Record-Button unter dem Daumen, Zoom-Wippe (!!) unter Zeige- und Ring-Finger so fühlt man sich gleich an der Kamera heimisch.

Auf der anderen Seite macht das Gehäuse keinen massiven Eindruck sondern klingt an vielen Stellen etwas “hohl”, so als ob im inneren noch viel Platz für zusätzliche Hardware gewesen wäre. So hätte das Gerät vielleicht etwas schlanker ausfallen können, was jedoch nicht so gut zur angepeilten Zielgruppe gepasst hätte.
MFT-Mount-Spielereien bis Super35
Die aktive MicroFourThirds-Mount erlaubt den Einsatz typischer MFT-Optiken. Mit solchen Objektiven funktioniert an der GY-LS300 die elektronische Blendensteuerung sowie der Autofokus. Auch der Bildstabilisator ließ sich z.B. an einem Panasonic 12-35mm/2.8 aktivieren. Ist die Kamera im vollautomatischen Modus fühlt sich das ganze dann fast wie ein typischer Camcorder an. Es gibt auch eine Zoom-Wippe, jedoch funktioniert diese natürlich nicht mit den meisten MFT-Objektiven, weil diese in der Regel keinen Servomotor für die Brennweitenverlagerung verbaut haben. Allerdings scheint jede aktive MFT Optik dennoch Informationen weiterzuleiten, wenn die Brennweite per Objektivring verändert wurde. Denn in diesem Fall erscheint kurz ein Wide/Tele-Balken im Display der Kamera, allerdings ohne spezielle Brennweitenangaben. Angeblich funktioniert die Zoomwippe mit der Motorzoom-Optik Lumix G X Vario PZ 45-175mm f/4.0-5.6 ASPH, was wir in Ermangelung derselben jedoch nicht ausprobieren konnten.
Besonders bemerkenswert an der GY-LS300: Hinter der MFT-Mount wurde kein MFT-Sensor mit dem typischen Crop-Faktor um 2 verbaut, sondern es findet ein größerer Super35mm Sensor von AltaSens (AL41410C) Platz. Normale (und meistens aktive) MFT Linsen können mit ihrem Bildkreis jedoch keinen 35mm Sensor abdecken, weshalb sich sich der Sensor mit variablen Bildkreisen/Crop-Faktoren auslesen lässt. Dies ist auf den ersten Blick sehr elegant, allerdings verliert der Sensor bei der 4K-Aufnahme messbar an Schärfe je näher man von Super35mm (Crop 1.5) in Richtung MFT-Crop von 2 wandert (s.u.). Die beste 4K-Bildqualität liefert er im vollen Super35-Format und benötigt hierfür folglich APS-C oder FullFrame-Optiken, die nur über Adapter angebracht und somit dann fast ausschließlich passiv genutzt werden können.