Test JVC GC-PX10

JVC GC-PX10

Als JVC die neue GC-PX10 auf der IFA präsentierte war die Medien-Resonanz vor allem wegen der neuartigen Gehäuseform groß. Doch auch die inneren Werte des digitalen Kamera-Zwitters müssen sich keinesfalls verstecken, wie unser Test belegt...

// 13:15 Do, 20. Okt 2011von

Auf den ersten Blick zieht JVC mit der GC-PX10E erst einmal nur mit der Konkurrenz gleich. So unterstützt die neue Kamera endlich eine progressive 1080p50 Aufzeichnung, die auch für die optimale Wiedergabe auf digitalen Displays geeignet ist. Die bis vor kurzem übliche Interlaced-Aufzeichnung war aufgrund des Zeilensprungverfahrens für die Wiedergabe auf Röhrenmonitoren ausgelegt und zwang aktuelle Displays immer zu einer suboptimalen Interpolation des Bildes. Von allen großen Camcorder-Herstellern ist somit einzig Canon noch noch nicht beim FullHD-50p-Standard angekommen.



JVC GC-PX10 : cam0



Dabei verfolgt JVC mit der GC-PX10 gleich das Alles oder Nichts-Motto und schneidet alte Zöpfe ab: So gibt es neben dem Apple iFrame-Format (960 x 540p25) nur noch 50p-Modi bei der Aufnahme und zwar entweder 720p50 oder zwei 1080p50-Modi mit Bitraten bis zu 36 Mbit. Eine Interlaced-Aufzeichnung ist also mit der neuen JVC gar nicht mehr möglich.






Auffälliges Gehäuse

Doch auch auf den zweiten Blick hat JVC noch ein paar innovative Ideen in das aktuelle Consumer-Top-Modell gepackt. Allen voran ist in diesem Zusammenhang die auffällige Gehäuseform zu erwähnen. Wie aus einem platten Smartphone steht ein Handgriff sowie ein camcorderförmiges Rohr aus der Sensorplatte, was als haptisches Konzept sogar gut funktioniert. Hier tatsächlich der Spagat zwischen Foto-Apparat und Camcorder auch visuell praktisch umgesetzt. Die Kamera liegt definitiv gut in der Hand und auch die Bedienung mit den wenigen außen stehenden Knöpfen am Objektiv funktioniert erstaunlich rund.



JVC GC-PX10 : cam1



Das Klappdisplay ist praktisch, lässt allerdings nur eine vertikale Bewegung zu. Zur Seite lässt sich das Display nicht drehen, was jedoch in den meisten Fällen verschmerzbar ist. Allerdings gibt es auch keine geschützte Postion. Es liegt immer mit der sichtbaren Seite nach außen am Gehäuse und ist dort möglichen Kratzgefahren ausgesetzt. Für unseren Geschmack hätte das Display auch noch ruhig einen Tick größer ausfallen dürfen, zumal der Rahmen wohl durchaus noch Spielraum für ein halbes Zoll mehr hergegeben hätte. Gerade beim Fokussieren kann man viel Fläche immer gut gebrauchen. Fairerweise muss erwähnt werden, dass es in dieser Preisklasse auch bei der Konkurrenz kaum größere Displays gibt.








Weitere Ausstattung

Das Objektiv gehört mit einer Anfangsblende von F2,8 schon zu den lichtstärkeren Modellen. Jedoch scheint der verbaute Sensor trotz BSI-Technik nicht so lichtstark wie mancher Konkurrent, was in Kombination mit dem Objektiv jedoch immer noch für ein passables Schwachlichtverhalten sorgt. Hier spielt hinzu, dass bei einer 50p-Aufnahme der Shutter ja prinzipbedingt eigentlich niemals kleiner als 1/50 Sekunde werden kann. Zuerst schien es auch tatsächlich so, als ob JVC aus diesem Grund im manuellen Modus kleinere Werte verbietet. Dies ist jedoch nur den Fall, wenn man im Fotomodus die Qualität der Serienbild-Funktion auf (M)ittel oder (H)och stellt. Steht die Qualität dagegen auf (L) oder ist die Serienbildfunktion im Foto-Modus komplett deaktiviert, so stehen im Videomodus auch längere Öffnungszeiten als 1/50s zur Verfügung.



Der Weitwinkel fällt mit ungefähr 43mm (bezogen auf Kleinbild) etwas bescheiden aus. Dafür bleibt Verzeichnung im maximalen Weitwinkel auch sehr gering. Eine digitale Verzeichnungs-Korrektur (wie seit kurzem bei Panasonic oder Sony üblich) scheint nicht vorhanden zu sein.



Die sonstige Ausstattung der Kamera dürfte auch ambitionierte Filmer ansprechen: Es gibt einen passiven Zubehörschuh, sowie Mini-Klinken-Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer. Die Tonaussteuerung lässt zwar nur fünf fixe Stufen zu. Dies jedoch noch allemal besser als eine reine Automatik, zumal man den Tonpegel auch visuell im Display kontrollieren kann.






Bedienung

Ein Set-Button am Objektivrand wechselt im manuellen Modus zwischen Blende und Shutter. Über eine Wippe dahinter lässt sich auch der Fokus auf das Drehrädchen neben dem Objektiv legen. Leider muss muss man noch für den Weißabgleich und für die Gain-Regelung ins Menü.


Dort gelang es uns nach einer kleinen Suche in einem Untermenü den Gain festzustellen, woraufhin man die Kamera tatsächlich komplett manuell bedienen kann. Es gibt dort auch zwei Auto Gain-Funktionen (AGC Auto Aufhellung und AGC S Auto) jedoch findet sich weder im Online- noch im gedruckten Manual der Hinweis, was diese zwei Auto-Modi unterscheidet. Auf jeden Fall erreichen diese Automatiken mehr als die manuell einstellbaren 18 dB Gain, was wir für unser optimiertes Low-Light-Bild (s.u.) auch genutzt haben.



Um die Kamera kennen zu lernen kann es durchaus hilfreich sein, das Gerät erst einmal in der englischen Menüsprache zu belassen. Nachdem wir die Exposure-Taste gedrückt hatten, meldete die Kamera beispielsweise: „Einstellen um Automodus zu programmieren“, was wir schlichtweg nicht verstanden.



Auf Englisch warnt die Kamera dagegen an der selben Stelle „Set to Program Auto Mode“, was schon eher ahnen lässt, dass sich diese Funktion nur im Auto-Modus benutzen lässt. Auch ist die Menü-Bedienung nicht durchgängig gleich. So blättert man beispielsweise bei den Gain-Einstellungen seitenweise durch die Menüpunkte, während man beim Weißabgleich punkteweise scrollt. Natürlich gewöhnt man sich nach einiger Zeit an solche Eigenheiten einer Kamera, aber grundsätzlich ist etwas Feinschliff für eine durchgehende Bedienung nie verkehrt.



Ansonsten fiel uns wieder einmal die praktisch tadellose Schärfe der Signalelektronik positiv auf. Man darf beinahe von einem Wunder sprechen, wie es JVC bei der GC-PX10 einmal wieder geschafft hat, trotz Interpolation beim Sensor eine Abbildungleistung zu erzeugen, die fast vollkommen frei von Skalierungsartefakten ist. Leider lässt sich die Bildcharakteristik der Kamera nicht weiter einstellen, was aufgrund der doch recht „bunten“ Werkseinstellung sicherlich manchen potentiellen Kunden vom Kauf abhalten könnte.






Besonderheiten

Neben Zeitraffer- und Zeitlupenfunktionen in reduzierter Auflösung besitzt die JVC GC-PX10 auch noch die Möglichkeit der automatischen Aufnahme. Hierbei schaltet sich die Aufzeichnung nur ein, wenn sich im Bildauschnitt etwas bewegt. Dies dürfte vor allem für Überwachungszwecke aller Art gedacht sein. Hobby-Detektive sollten allerdings in diesem Fall auch eine kabelgebundene Stromversorgung denken, denn die Kamera saugt auch in diesem Modus spätestens nach 2 Stunden den mitgelieferten Akku leer.



Ein wirklich bemerkenswertes Feature findet sich noch in der Foto-Videokombination der Kamera. Denn sie schafft es im Serienbild-Modus 4 Sekunden lang (also 100 Einzelbilder) mit echter 4K-Auflösung bei 25 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen. Die Bilder neigen einerseits zu starkem Farbrauschen, sind auf der anderen Seite jedoch tatsächlich deutlich schärfer als FullHD-Material. Man bekommt also hier also eine echte 4K-Aufnahmemöglichkeit unter 1000 Euro, allerdings auf 4 Sekunden Aufnahmezeit beschränkt. Einen kurzen Eindruck kann vielleicht das folgende Testbild vermitteln:



Unser üblicher ISO12233-Testbild-Ausschnitt in 4K aufgenommen.
Unser üblicher ISO12233-Testbild-Ausschnitt in 4K aufgenommen.



Ebenfalls erfrischend anders ist die im Lieferumfang beigelegte Schnitt und Effekt-Software Super Loisloscope FX. Da das Programm seine Videoeffekte direkt auf der Grafikkarte berechnet, können diese ohne Rendern sofort in Echtzeit begutachtet werden. Die Oberfläche des Programms ist allerdings so verspielt, dass dass die Bearbeitung mit Loiloscope sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Dennoch darf man sich über diese kostenlose Beigabe ruhig freuen, vielleicht findet man ja auch gefallen an dem etwas anderen Arbeitsstil.








Aus dem Messlabor

Wie schon so mancher JVC-Vorgänger präsentiert auch die JVC GC-PX10 einen praktisch perfekten Schärfeverlauf bis in die kleinsten Details.



Luminanzauflösung




Das ISO-Chart ist fast vollständig frei von sichtbaren Aliasing-Artefakten und stellt somit das technisch mögliche Optimum eines FullHD-Camcorders dar:



ISO-Testbild


Im 4K-Modus schafft die Kamera sogar noch mehr (siehe oben).




Der Farbpegel ist fast schon unnatürlich stark eingestellt, verläuft aber auch bis in die Details an der Systemgrenze sehr sauber.



Chrominanz-Auflösung




Das Objektiv ist zwar nicht sehr weitwinkelig, leistet sich dafür auch bei der Verzeichnung keine groben Patzer.



Objektiv-Verzeichnung




In der leider unveränderbaren Werkseinstellung zeichnet die JVC GC-PX10 für unseren Geschmack etwas zu starke Farben auf. So „bunt“ treibt es kein anderer Hersteller.



1200 Lux (Klicken für Bild in voller Auflösung)




Trotz relativ lichtstarker Optik muss sich die JVC GC-PX10 bei wenig Licht den direkten Konkurrenten geschlagen geben.



12 Lux Automatik (Klicken für Bild in voller Auflösung)




Etwas besser „sieht“ die Kamera, wenn man sie auf Autogain und 1/25 Sekunde Belichtungszeit stellt:



12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich. (Klicken für Bild in voller Auflösung)


Bei manuellem Gain fällt das Bild mit maximal 18 dB übrigens deutlich dunkler aus.




Das eingebaute Mikrofon rauscht auf niedrigem Niveau, wird jedoch auch etwas in den Höhen beschnitten.



Störgeräusche






Fazit

So eine runde und gleichzeitig innovative Kamera hat JVC schon lange nicht mehr abgeliefert. Bei der Schärfe arbeitet die Kamera am Auflösungs-Limit und auch die dabei verfügbare manuelle Kontrolle dürfte für viele ambitionierte Filmer völlig ausreichend sein. Dazu gibt es nette Innovationen wie die kurze 4K-Aufzeichung oder die automatische Aufnahme. Nur zwei Punkte trüben das ansonsten ziemlich runde Bild der GC-PX10. So liegt das Low-Light Verhalten etwas unter der Konkurrenz und die teilweise extreme Werkseinstellung der Farben lässt sich im manuellen Modus nicht zurückschrauben. Wer sich für diese Kamera interessiert sollte daher unbedingt vor dem Kauf Testaufnahmen machen und prüfen, ob man sich mit den fast übertrieben kräftigen Farben der GC-PX10 anfreunden kann.


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