Formatmix
Ein groß herausgestelltes Feature dieser Version ist die „Mixed Format Timeline“. Dieses Marketing-Buzzword schreibt sich momentan jeder Hersteller auf die Fahnen und es bedeutet nichts anderes, als dass man Clips mit verschiedenen Formaten und Bildraten in der Timeline mischen kann (ist das wirklich sooo neu?). Naja, bequem ist es allemal: Legt man beispielsweise einen SD-Clip in ein HD-Projekt, so wird dieser einfach über die Effektparameter skaliert. Erwartungsgemäß blieben wegen dem 4:3-Format dann die Ränder an der rechten und linken Seite ungenutzt, was man so eigentlich niemals in einem Projekt sinnvoll stehen lassen kann. Ein Griff in die Skalierung ändert dies natürlich auf Wunsch und bläst das Bild noch weiter auf.
Was in dieser Preisklasse dagegen wirklich einzigartig ist, stellt Apple gar nicht sonderlich heraus. Die Timeline kann mehrere Sequenzen verarbeiten. Damit sind Versioning und Nesting kein Problem. Beinahe selbstredend gibt es auch kein kein künstliches Limit bei Spurenanzahl (wir glauben es sind 99 Spuren möglich, haben es aber nicht ausprobiert). Mit Nesting wäre dies ansonsten auch klein Problem.
Grundsätzlich zeigt sich hier Apple beim Abspecken also deutlich spendierfreudiger, als beispielsweise Adobe mit Premiere Elements. Immerhin fanden wir auch eine beinahe skandlöse Einschränkung gegenüber Final Cut Pro: Die Express-Version unterstützt nur 32 Undo-Schritte, während Pro 99 kann. Da hat offensichtlich ein Kleinsparer im Team nochmal den Rotstift so richtig ansetzen wollen. Aber im Ernst: Apple hat wirklich erstaunlich viel Funktionalität bei der kleinen Version stehen lassen.
Die Preissenkung von 300 auf 200 Euro hat jedoch nicht nur positives. So wird Soundtrack seit neustem nicht mehr mitgeliefert. Die offizielle Begründung: Semiprofessionelle Anwender machen fast alles in Garage Band. Unsere inoffizielle Vermutung: Apple will Soundtrack zu einem ProTools-Clone ausbauen und da darf man ein solches Programm nicht als Beilage in einer 200-Euro-Box finden. Auch der „Export to Soundtrack“-Menüpunkt ist in der neuen FCE-Version leider verschwunden. Dennoch lässt sich Soundtrack (sofern vorhanden - oder jeder andere installierte Audio-Editor) für die Sound-Übergabe in den Präferenzen einrichten.
Dennoch ist der Verlust schmerzlich, denn selbst eine mitgelieferte Soundtrack LE-Version hätte schon noch etwas hergemacht und würde sicher noch mehr Nutzer auf Final Cut Studio heiß machen.
Zum Trost sind die mitgelieferten Soundeffekte auch schon ziemlich brauchbar: Soft Normalizer, Equalizer, Kompressor/Limiter, Brummfilter, DeEsser und Depopper (besonders brauchbar mit der integrierten Voice Over Funktion) Delay und Reverb, sowie ein NoiseGate dürften für viele Fälle ausreichen.

Einzig vielleicht eine Noise-Reduction mit NoisePrint könnten wir uns noch als sinnvolle Beigabe in diesem Kontext vorstellen. Mit einer Editgenauigkeit von 1/100 Frame dürfte auch der Griff zu einem externen Soundeditor in den meisten Fällen nicht nötig sein.
Ein schwacher Trost ist das mitgelieferte LiveType. Es mag ja ganz nett sein, zappelige Schriften von Stange in seine Filme einzubauen, jedoch kommt ein solches Tool nur in seltenen Fällen zum Einsatz. Auf jeden Fall scheint es uns hier besser aufgehoben, als in der großen Suite. Zumal die animierten Schriften echte Speicherräuber auf der Festplatte sind.