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DAS SYNDROM ... Beta SP und DV(1)

Es gibt Momente im Leben eines Medienarbeiters, die stehen unter kriegerischen Vorzeichen. Wenn sich ein solcher, nennen wir ihn bescheiden "Krieg der Welten" anbahnt, gibt es im Grunde nur drei Möglichkeiten: Entweder du schlägst dich mit Mann und Maus auf eine der Seiten und hoffst ziemlich einfältig, nie wieder zwischen die Fronten zu geraten (und für alle Zukunft die richtige Seite gewählt zu haben) oder du versuchst dein Glück als Vermittler - vielleicht gelingt dir ja das unmögliche: Das Aufgehen der einen in der anderen Welt, die friedliche Portierung oder, dritte Möglichkeit: du hast einen so tiefen Schock davongetragen, dass du gar nichts mehr machst. Von Letzterem zeugt dieser Text. Die Welten, von denen hier die Rede sein soll, heißen Beta-SP und DV.

// 00:49 Sa, 3. Mär 2001von

Es gibt Momente im Leben eines Medienarbeiters, die stehen unter kriegerischen Vorzeichen. Wenn sich ein solcher, nennen wir ihn bescheiden "Krieg der Welten" anbahnt, gibt es im Grunde nur drei Möglichkeiten: Entweder du schlägst dich mit Mann und Maus auf eine der Seiten und hoffst ziemlich einfältig, nie wieder zwischen die Fronten zu geraten (und für alle Zukunft die richtige Seite gewählt zu haben) oder du versuchst dein Glück als Vermittler - vielleicht gelingt dir ja das unmögliche: Das Aufgehen der einen in der anderen Welt, die friedliche Portierung oder, dritte Möglichkeit: du hast einen so tiefen Schock davongetragen, dass du gar nichts mehr machst. Von Letzterem zeugt dieser Text.



Die Welten, von denen hier die Rede sein soll, heißen Beta-SP und DV. Und "der Krieg" war durch Zielvorgabe und Ausrüstung quasi vorbestimmt: Auf der einen Seite standen mehrere Beta-SP-Tapes und ein Beta-SP-Rekorder und auf der anderen Seite stand ein Apple G4 mit Final Cut Pro, also ein DV(!)-Schnittplatz, dazu gesellte sich noch eine DV-Kamera, die Sony PD150, ein Firewire-Kabel und ein S-Video Kabel.



Die Zielvorgabe lautete: Schneide das Beta-SP-Material zu schönen Trailern à 1,5 min zusammen und mach streamingfähige Clips daraus. Zugegeben - nach dieser Ankündigung gab es mehrere Minuten abgrundtiefen Entsetzens . In solchen Momenten machen Menschen unlogische Sachen - in diesem speziellen Fall fangen sie an, die DV-Kamera in die Hand zu nehmen und stumpfsinnig und lethargisch von einem Menue ins andere zu zappen.



Dieser Zustand kann bis zu mehreren Wochen andauern und ist in Medizinerkreisen als Konvergenz-Syndrom bekannt. Höchstwahrscheinlich wäre ein mittelschwerer Fall daraus geworden, wäre das stumpfe Menuedurchgezappe nicht zu einem Menuescreen gelangt, der die Bezeichnung"A/V->DV OUT"trägt. Nur langsam dringt die mögliche Bedeutung ins Bewusstsein des unter Schock stehenden Gehirns. Was, wenn A/V für analoges Video stünde, "->" für Wandlung und "DV OUT" für nach digitales Video gewandeltes Ausgangssignal? Vielleicht nur eine Haluzination,, der Situation durchaus entsprechend? Nein, der blau leuchtende Menuescreen war real.



Was folgt, war eine Verkabelungshysterie ohne gleichen, auch als Post-Konvergenz-Syndrom bekannt. Die Kabellegung gestaltete sich wie folgt: S-Video-Out des Beta-SP-Rekorders mit einem S-Video-Kabel zum Hosiden-Eingang der DV-Kamera. Der 4-Pin-Firewire-Anschluß des Firewirekabels ebenfalls in die DV-Kamera, das 6-Pin-Ende in den Firewire-Port des Apples G4. Daraufhin die DV-Kamera in VCR-Modus geschaltet, im Menue jenes "A/V->DV OUT" auf "on" gesetzt und mit nervösem Zucken Final Cut Pro gestartet.



Nach dem Hochfahren des Schnittprogramms unter Menue "File" das Untermenue "Log and Capture" aufgerufen und gebannt auf den Preview-Screen gestarrt, auf dem...



... sich überhaupt NICHTS tat.



O.K. das war´s, der Schock meldet sich zurück und die Lethargie kriecht wieder in dich hinein. Diesmal von einem monotonen An- und Ausschalten des Beta-SP-Rekorders begleitet auf dessen Display übergross "NO CASS" steht. Nach weiteren 20 Minuten Beta-SP-Display-Disco wieder ins Post-Konvergenz-Syndrom gewechselt, hektisch ein Beta-SP-Tape eingelegt, auf "Play" gedrückt, die gesamte vorherige Prozedur nocheinmal durchlaufen und siehe da: Im Preview-Fenster von Final Cut Pro huschen die lieblichsten Beta-SP nach DV-Sequenzen über den Monitor. Dies war der Punkt, an dem eine Träne über die Wange des Medienarbeiters lief und es wäre bestimmt ein ganzer Wasserfall geworden, wenn ihm nicht irgendwann aufgefallen wäre, dass die Bewegtbilder vor seinen Augen, so schön sie auch waren, KEINEN SOUND hatten.



Doch davon nächstes Mal mehr...


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