Ergonomie und Handling
Beim Thema Ergonomie schreibt Canon mit der EOS C400 das durchaus gelungene Handling-Konzept der Cinema EOS Kameras fort. Wer mit einer C300 oder C500 vertraut ist, dürfte sich auf Anhieb bei der Canon EOS C400 zurechtfinden. Vor allem bei der Anordnung der Funktionsbuttons auf der linken Kameraseite bleibt sich Canon weitestgehend treu - beim rotierbaren Handgriff auf der rechten Seite gibt es hingegen sehr willkommene Neuerungen. Wir hatten beim C300 Mark III Test auf unserer Wunschliste mehr Funktionsbuttons am Handgriff stehen. Schön zu sehen, dass Canon hier jetzt mit drei userkonfiguerierbaren Buttons nachlegt (insgesamt bietet die C400 18 userkonfigurierbare Buttons - 13 x (Gehäuse) / 3 x (Griff) / 2 x (LCD-Monitor)).
Der C400 Handgriff bietet zwar – wie bei der C300 Mark III / C500 Mark II - keine Quickrelease-Verstellung sondern die fixe Verschraubung via gerasterter Arri-Rosette – sitzt dafür jedoch stets angenehm spielfrei.

Durch die zwar ergonomische aber nicht zu tief in die Hand integrierte Form des Handgriffs kann in unserer Praxis ein recht weiter Bereich zwischen bodennahen und hohen Kamerapositionen handgehalten abgedeckt werden – ohne den Griffwinkel durch an- und abschrauben verändern zu müssen. Ergonomisch pass das gut für uns - der C400 Griff bietet sich im Vergleich zu anderen Herstellern eher für große Hände an.
Wer (wie wir) bei der Cinema EOS Serie das handgehaltene Filmen auf Brusthöhe für eine DER ergonomischen Stärken der Kameraserie hält, wird auch bei der neuen EOS C400 gut abgeholt. Insbesondere mit dem größeren BP-A60N Akku ergibt sich ein willkommener, zusätzlicher Kontaktpunkt am Körper und dies bei einem bemerkenswert guten Gewichtsmanagement von Canon:
Die EOS C400 bringt „nur“ 1.540g (Gehäuse only) auf die Waage und ist damit trotz Vollformatsensor und reichlich mehr In/Outs nochmal spürbar leichter als die C300 Mark III (1.750g). Drehfertig mit dem RF 24-70 2.8 und dem größeren BP-A60N Akku, Tophandgriff und Monitor (ohne Mikro) kommen wir auf knapp unter 4kg Systemgewicht (3.904g). Angesichts der gebotenen, integrierten Funktionen ein echtes Leichtgewicht.

Neu wurde bei der C400 auch die Monitoraufhängung konstruiert und das ist auch gut so. An Stelle der zentralen Verschraubung mit dem vorderen Ende des Handgriffs wie bei der C300 III und der C500 II, findet sich jetzt ein Rod quer zur Kameraachse, auf den der Monitor via Natorail geklemmt wird. Dies bietet mehrere Vorteile gegenüber der bisherigen Monitormontage. Zum einen ermöglicht die Natoschiene bei Bedarf mehr Abstand zum Monitor (bis hin zum spontanen Schulterbetrieb) und zum anderen lässt sich der Monitor bsp. für Gimbalsetups unkompliziert am Gimbal oder einem Ring Grip mit Natoaufnahme befestigen.
Die Canon EOS C400 ist bereits von Hause aus recht umfassend mit weiteren Rigging-Optionen bestückt. So finden sich auf dem Top-Handle zwei ¼ Zoll Gewinde und ein mit Kontakten versehener Hotshoe, auf der Gehäuse-Oberseite 6 ¼ Zoll Gewinde, zwei Metalaufnahmen für Trageriemen, auf der Unterseite drei ¼ Zoll und ein 3/8 Zoll Gewinde sowie auf der Kamerarückseite vier ¼ Zoll Gewinde
Darüber hinaus scheint die Canon C400 von Drittherstellerseite vielfach unterstützt zu werden: Vocas, Zacuto, Wooden Camera und auch ARRI PCA stellen diverses Zubehör in Form von Cages, Plates, Handles, Sucherlupen, V-Mount-Lösungen etc. zur Verfügung.
Und apropos V-Mount: Zum Lieferumfang der Canon EOS C400 gehört auch der neu für die Canon C400 entwickelte BP-A60N Akku inkl. Ladeschale, der jetzt über 93 Wh verfügt und mit einem Gewicht von 442 g (von uns gewogen) ein gutes Gewichts/Leistungsverhältnis bietet.

Wer mit V-Mounts unterwegs sein möchte, dürfte bald von Drittherstellern ähnliche V-Mount Akku-Lösungen angeboten bekommen, wie sie für die C300 Mark III mit rückseitiger Befestigung verfügbar waren. Damit sollte dann – je nach V-Mount-Adapterplatte - auch ein Hot-Swap Betrieb zwischen V-Mount und BP-A60N / BP-A30N möglich sein. Die älteren BP-A60 und BP-A30 Akkus der C300 Mark II, C70 etc. können ebenfalls mit der C400 genutzt werden. Allerdings mit zwei Einschränkungen: Die Kommunikation des Lens-Terminals (Stecker vorne an der Kamera) und die Stromversorgung des erweiterten Zubehörschuhs stehen bei den älteren Akkus nicht zur Verfügung.
Die Bootzeit der Canon EOS C400 bis zur Einsatzbereitschaft haben wir mit ca. 3-4 Sekunden gemessen - ein durchschnittlich bis guter Wert. Für besonders schnelle Einsatzbereitschaft empfehlen wir die Kamera im Standby laufen zu lassen und die optional zuschaltbare Pre-Rec Funktion zu aktivieren. Hier stehen 3 Sekunden PreRecording zur Verfügung (allerdings nicht bei der Raw-Aufnahme).
Klein aber in der Praxis fein: Bereits von der C300 III / C500 II bekannt und erfreulicher Weise auch bei der C400 mit an Bord ist die optionale Schalterbeleuchtung. Der Button hierfür ist bei der C400 unterhalb der Cardslot-Klappe gewandert und sorgt für eine sehr praxisgerechte Beleuchtung der C400 Buttons in Lowlight-Situationen – ein Detail was bei der Konkurrenz häufig fehlt.
Schließlich gilt es noch die Audioabteilung (4-Kanäle) zu erwähnen, die von der rechten (C300 Mark III) auf die linke Kameraseite bei der C400 gewandert ist. In unseren Augen ergonomisch eine gute Entscheidung, weil man im handgehaltenen Betrieb so schneller Zugriff auf das Audiomodul hat. Für den schnellen Audio-Status-Check gibt es links ja zusätzlich den AudioStatus Button inkl. Shortcut ins Audio-Setup Menü. Die Pegelräder sind hinter einer gelochten Klappe vor versehentlichem Verstellen geschützt bei gleichzeitig von außen ablesbaren Pegelstellungen.

Die XLR- Eingänge der C400 befinden sich – wie nahezu alle In/Out - auf der rechten, hinteren Kameraseite und sind als Mini-XLRs ausgeführt. Wer von der C70 her kommt, muss bei der C400 also keinen neuen Mikro-Kabel anschaffen. Wer hingegen die Fullsize XLRs der C300 Mark III gewohnt ist, muss bei der C400 entweder in entsprechende Adapter oder neue Mini-XLR-Fullsize XLR Kabel investieren. Letztere Option wäre unsere Empfehlung für eine robuste Lösung bei immer noch überschaubarem, finanziellem Aufwand.