Hier unser Clip mit Caro und der Ursa Cine 12K bei dem wir diesmal auch Indoor-Aufnahmen mit kontrolliertem Licht für ein anderes slashCam-Projekt machen konnten. Zum Einsatz kamen neben der Ursa Cine 12K diverse LED-Lichter von Nanlite sowie Tokina Vista Objektive. Schnitt und Farbkorrektur erfolgten unter DaVinci Resolve auf dem Redaktions MacBook Pro (M1 Max):
Ergonomie und technische Daten
Mit der Ursa Cine 12K stellt Blackmagic seine bislang hochwertigste, raw-fähige Kamera vor. Designtechnisch findet sich bei der neuen Ursa in unseren Augen eine spannende Mischung aus Blackmagic-Tradition und völlig neuen Funktionen wieder. Zum bewährten Ursa-Design zählt der äußerst stabil gebaute Kamerabody, der in bester „Ursa-Tradition“ aus einer Magnesiumlegierung besteht, die mit einem Kohlefaser-Verbundstoff beschichtet wurde (zum Vgl: die Pyxis besitzt ein Aluminiumgehäuse).

Herzstück der Ursa Cine 12K stellt der ca. 100 MP auflösende Vollformat Sensor dar, mit dem die Ursa Cine 12K locker auch im Fotobereich mit High-End DSLMs konkurrieren kann. So gesehen steckt also in der Ursa Cine 12K auch eine hochwertige Vollformat Fotokamera mit einer Mittelformat(!)-Auflösung von 100 MP, die eine Serienbildfunktion von beeindruckenden 80 RAW-Bildern pro Sekunde bietet. Und tatsächlich hat man den Eindruck, Material aus einem High-End Fotoshoot zu betrachten, wenn man auf die aus 12K RAW ausgespielten Stills aus der Ursa Cine 12K blickt – doch hierzu später mehr …
Mit Abmessungen von 280 mm Länge, 153 mm Breite und 154mm Höhe liegt das Gehäuse der Ursa Cine 12K sehr nah an dem der bekannten Ursa Mini Pro Modelle. Gewichtstechnisch rangiert es mit 3.96 kg etwas höher, was wir vor allem auf die insgesamt aufwendigere Vollformattechnik und den zweiten Assist-Monitor zurückführen. Standardmäßig von uns aufgeriggt mit Shoulderplate, Tokina Vista Cine-Prime (2,2kg), 155 Wh 24V B-Mount-Akku, Followfokus, Blackmagic Cine-EVF, Top-Griff und Mattebox landen wir bei cine-gerechten 10,4 kg. Wer Gewicht sparen muss – beispielsweise für längere Schultereinsätze - sollte jedoch problemlos auch auf 8-9 kg drehfertiges Gewicht kommen. Dank recht ausgewogener Gewichtsverteilung von Hause aus sowie der Option bei Bedarf via verschiebbarem Top-Handle noch nachzujustieren (was wir nicht brauchten), lagen die 10 kg sehr gut bei uns sowohl in der Hand als auch auf der Schulter.

Wer 100 MP große Open Gate 8K RAW-Files mit 80 Bildern pro Sekunde oder 8K 2,4.1 RAW Sequenzen mit 220 FPS (so wie bei unserem Praxisshoot) aufzeichnen möchte, braucht zum einen einen sehr schnellen und zum anderen einen sehr großen Speicher. Wir sprechen bei 12K RAW Open Gate bei 80 fps und bestmöglicher konstanter Datenrate (3:1) von maximalen 4 GB/s bzw. bei 8K 2,4.1 RAW 220 FPS von 3,2 GB/s. Entsprechend hat Blackmagic für die Ursa Cine 12K ein eigenes Speichermodul entwickelt. Wir hatten für unseren Test die 8TB Speicher-Variante zur Verfügung, mit der wir beispielsweise in praxisrelevanter 8:1 Kompression bei konstanter Datenrate in 12K Open Gate und 24 fps 5 Stunden Raw-Material aufzeichnen konnten. Eine Speichermodul-Option mit CFexpress-Cardslots ist ebenfalls von Blackmagic für Ursa Cine 12K angekündigt.
Doch auch zum neuen Speichermodul und insbesondere wie man die Daten am besten von der Kamera backuped und weiter verarbeitet weiter unten im entsprechenden Kapitel mehr – womit wir bei den Ín/Outs der Ursa Cine 12K angekommen wären.
Auf der Kameraoberseite unter Schutzabdeckungen finde sich zwei Fullsize-XLR Inputs, zusätzlich verfügt die Ursa Cine 12K auch über ein internes Scratch-Mikro (Stereo / auf der Vorderseite). Auf der rechten Kamerarückseite stehen USB-C, 2x 12G SDI Out, REF In / TC In, 10 G Ethernet, eine 3,5mm Miniklinke für Kopfhörer sowie ein 12V/24V Stromanschluss mit zuggesichertem Interface zur Verfügung.

Zusätzlich finden sich USB-Anschlüsse an der Oberkante der Kamera, die für Erweiterungen vorgesehen sind. Der Anschluss näher an der Rückseite dient zum Anschluss an einen Computer, wenn die Kamera upgedatet werden soll oder zur Verwendung von Daten-Tethering beim Streaming von der URSA Cine. An einen dieser oberen USB-Anschlüsse lässt sich zusätzlich auch der Blackmagic PYXIS Monitor anschließen.
Unsere Testkamera kam mit dem neuen Blackmagic Ursa Cine EVF, dessen Qualität wir bereits beim unserem Pyxis Test schätzen gelernt haben und der auch bei der Ursa Cine 12K via zuggesichertem USB-C Port auf der Vordereseite der Ursa Cine 12K angeschlossen wird. Es stehen also insgesamt vier USB-C-Ports für diverse Aufgaben bei der Ursa Cine 12K zur Verfügung.

Der große Vorteil des EVF-Anschlusses via USB-C ist, dass sowohl der Strom für den EVF als auch das Videosignal durch das gleiche USB-C Kabel geleitet werden und dadurch ein cleanes EVF-Setup ohne externen Akku möglich ist.
Was uns darüber hinaus sehr gut gefallen hat: Alle Buttons der Ursa Cine 12K sind mit Hintergundsbeleuchtung versehen und alle drei Tastengruppen (vorne links, links mitte und rechts) verfügen über eine eigene Lock-Taste.
Die Bootzeit der Blackmagic Ursa Cine 12K haben wir mit guten 8 Sekunden gemessen. Die deutlich akustisch wahrnehmbare Kühlung des Sensorsystems erfolgt über eine vertikale Luftzirkulation wobei die Luft seitlich von unten angesaugt und nach oben abgegeben wird. Schaut man durch die Kühlgitter von oben sieht man die massiven Kühlrippen sowie etwas ungekapselte Elektronik. Für Drehs im Regen oder staubig/sandigen Umgebungen würde wir im Zweifel für entsprechende Abdeckung/Schutz bei der Ursa Cine 12K sorgen.
Hauttöne und Generation 5 Colorscience
Bei der Beurteilung der Hauttöne haben wir diesmal zusätzlich zu den gewohnten Outdoorshots auch Innenraum-Aufnahmen mit hinzu nehmen können, die wir mit der Ursa Cine 12K für ein anderes Projekt aufgenommen haben (hierzu in Kürze mehr auf slashCam). Starten wir diesmal also mit einer Innenraumaufnahme, bei der LED-Licht (5.600 K) zum Einsatz kam.

Das 16 Bit Raw Material der Ursa Cine 12 K erweist sich hier als bemerkenswert robust und äußerst flexibel. Mit der offiziellen „Gen 5 Film to Extended Video Lut“ erhält man bereits einen recht guten Startpunkt. Schaut man sich diese Standard 709-nahe LUT an, erinnert das Bild mit dem leichten Grün-Tint stark an – genau – ein Arri LogC to Rec709 Bild. Tatschlich passt die Arri-Lut auch recht gut auf das Blackmagic Raw Material. Was nebenbei einen kleinen Hinweis gibt , wie nahe sich die Blackmagic Ursa Cine 12 K in Sachen Colorscience und Dynamik an Kameras wie der Arri Alexa LF bewegt - siehe hierzu auch unseren Dynamikvergleich zur Alexa LF, Canon C70 und Alexa 35.
Genau wie bei Arri CLog Material lässt sich der Grün Tint sehr einfach bei den 709-nahen Blackmagic Luts auskorrigieren – die volle Power der Blackmagic Gen 5 Colorscience entfaltet sich jedoch erst mit manueller Farbkorrektur, was in unseren Augen bei RAW-fähigen Kameras auch der primäre Farbkorrektur-Workflow sein sollte.

Hierbei fallen dann keine Grün-Tints mehr an und die Hauttonwiedergabe agiert auf sehr hohem Niveau. Vor allem bei entsprechend kontrollierten Lichtsetups brilliert die Ursa Cine 12K. die sich damit nachdrücklich für eine breite Palette an professionellen szenischen Szenarios empfiehlt: Von High-End Werbung über Musikvideo bis hin zur aufwendigen Studio- und High-End Filmproduktion sehen wir die von der Ursa Cine 12K generierten Bilder in vollem Umfang nutzbar. Nimmt man noch die hohe Auflösung und die herausragende Zeitlupe hinzu, ergibt sich in unseren Augen hier ein neues Cine-Schwergewicht (Netflix dürfte die Ursa Cine 12K mit weit offenen Armen empfangen) – doch erstmal zurück zu Colorscience der Ursa Cine 12K:

Auch bei den Tageslichtaufnahmen performt die Gen 5 Colorscience der Ursa Cine 12 K auf hohem Niveau. Wir hatten keine Probleme auch bei völlig naturbelassenem Licht (wie bei allen unseren Außenaufnahmen) natürliche Hauttöne zu generieren. Zwar spielt die Ursa Cine 12K in unseren Augen vor allem ihre Stärken bei kontrollierten, szenischen Lichtsetups aus – doch auch bei natürlichem, nicht geformtem Licht überzeugt das 16 Bit Raw Material der Ursa Cine 12K durch hohe Flexibilität und leicht zu kreierende, natürliche Looks.
Speicher und Filetransfer
Wir hatten es bereits erwähnt: Die Kombination aus hoher Bittiefe (16 Bit), hoher Auflösung (12K) gepaart mit optional hohen Datenraten (Open Gate mit 80 (!) fps) verlangt nach neuen Speicherlösungen – insbesondere wenn die maximal 4 GB/s Datenrate auf Speicher weggeschrieben werden soll, der zugleich stabil und noch bezahlbar daherkommen soll.
Hierfür hat Blackmagic ein neues 8 TB Speichermodul entwickelt, mit dem die Kamera auch standardmäßig ausgeliefert wird und mit dem unser Testexemplar ebenfalls bestückt war.

Blackmagic stellt das 8TB Modul auch ohne Kamera zur Verfügung. Der Preis liegt bei 1.839,- Euro, was deutlich günstiger als beispielsweise der ARRI Codex Speicher ( 8 TB = ca. 18.000,- Euro) für die Alexa 35 oder der Sony AXS Speicher für die Venice 2 ( 8 TB = ca. 28.000,- Euro) ist.
Mit dem 8 TB Modul kommt man auch bei Open Gate Aufnahmen bereits recht weit. In 8K 16 Bit Open Gate Raw mit einer mittleren, gebräuchlichen Kompressionen von 8:1 passen bei 24 fps mindestens 5 Stunden Material auf den 8 TB Speicher.
Mit dem eigens für das Speichermodul der Ursa Cine 12K entworfenen Blackmagic Media Dock lassen sich bis zu drei Speichermodule gleichzeitig für den Netzwerkzgriff via 10 G Ethernet zur Verfügung stellen.

Auch wer seine Cine 12K Aufnahmen backupen möchte, findet in 10 G Ethernet aktuell die schnellste Anbindung für die Übertragung der Daten – sowohl direkt aus der Kamera als auch von Media Dock. Zwar bietet die Ursa Cine 12K diverse USB-C Anschlüsse – doch diese übertragen die Daten via SMB Webserver. Wer bei kleineren Produktionen – so wie wir bei unserem Test – die Daten direkt von der Kamera backupen möchte, sollte also zumindest ein CAT 6 Ethernet Kabel zur Verfugung haben und ein entsprechend schnell angebundenes Netzwerk oder einen Backup-Rechner mit einem 10 G-fähigen Ethernetport besitzen. Wir hatten einen Ethernet auf USB-C Adapter zwischen Redaktionslaptop und Ursa Cine 12K geschaltet, der leider nur 1G Ethernet zur Verfügung stellte. Hiermit werden Backups aktuell zum Geduldsspiel – zumindest bis Blackmagic einen USB-C Reader für seine neuen Speichermodule zur Verfügung stellt.

Produktionen die bereits Blackmagic Netzwerkspeicher im Einsatz haben, dürften hier aktuell am besten aufgestellt sein – die Blackmagic Cloud Store Speicher setzen ja ebenfalls auf 10 G Ethernet Anbindungen und sollten damit perfekt mit der Ursa Cine 12K oder dem neuen Media Dock funktionieren.
DITs die lokal eine Kopie der Ursa Cine 12K Materials ziehen wollen und noch nicht den angekündigten USB-C Reader nutzen können, empfehlen wir in eine entsprechendes 10 G Ethernet- Lösung zu investieren. Speziell alle die mit MacBooks ohne 10G Ethernet Anschluss unterwegs sind, sollten sich die Investition in einen Thunderbolt 3 auf 10 G Ethernet Adapter überlegen (ca. 200-250,- Euro).
Auch für schnelle Proxy-Workflows ist die Ursa Cine 12K bestens ausgelegt. Zusätzlich zu den RAW-Aufnahmen erfolgt stets auch die parallele Aufzeichung eines H.264 Proxies, das auch bei laufender Kamera bereits geshared und verarbeitet werden kann.
Zeitlupen: 224 fps in 8.1K RAW - neue Cine Referenz
Die Zeitlupen-Funktionen gepaart mit der hohen 8K-Auflösung und 16 Bit RAW heben die Ursa Cine 12K aus dem aktuellen High-End Cinekamera Markt recht eindeutig ab. Weder Arri noch Sony noch RED können hier aktuell mithalten.

Die Ursa Cine 12K kann in 12K Open Gate bis zu 80 fps aufzeichnen – das sind also quasi 100 MP 16 Bit RAW-Serienbilder mit konstantem 80 Bilder pro Sekunde Dauerfeuer oder spektakuläre 224 fps(!) in 8K (8192x3408 / 2.4:1). Auf letztere waren wir besonders gespannt und die Ursa Cine 12K lieferte hier beeindruckende Qualität. Für uns damit klar die aktuell beste Zeitlupe im Cine-Segment.

Um die Flexibilität des 224 fps Material zu testen, haben wir zusätzlich auch in das 8K Raw Zeitlupenmaterial hineingecropt und dies ohne gravierenden Qualitätsverlust - Chapeau an Blackmagic für dieses Alleinstellungsmerkmal.
Diese hohe Zeitlupenqualität dürfte vor allem im Werbe- und Musikvideobereich aber auch im Action-Film Bereich viele Anwendungsszenarien abdecken – für uns ein weiterer, deutlicher Fingerzeig, wo wir die Ursa Cine 12K künftig sehen werden.
Viewfinder und Monitor
Mit dem Ursa Cine EVF stellt Blackmagic sowohl der Ursa Cine 12K als auch der Pyxis einen hochwertigen EVF zur Verfügung, der für uns zugleich auch ein Stück Zukunftstechnologie darstellt – denn hierin vereinen sich eine ganze Reihe von Vorteilen.

Wie wir bereits bei unserem Pyxis Review hier erwähnt haben, unterstützt der neue Ursa Cine EVF das Display Port Protokolls via USB-C und sollte damit an allen Geräten eingesetzt werden können, die auf das Display Port Protokoll setzen. Aktuell ist der Ursa Cine Sucher vor allem an der Pyxis sowie an der hier getesteten Ursa Cine 12K einsetzbar.
Blackmagic hat bei der Konstruktion des Cine EVF vieles richtig gemacht. Dank USB-C werden sowohl Kamerasteuerdaten (der Cine EVF besitzt auch einen Rec-Button), als auch Videosignale von der Kamera sowie Strom für dessen Betrieb durch ein einziges USB-C Kabel übertragen. Das sorgt für ein cleanes Setup und Dank zusätzlicher Gewindeschrauben lassen sich die USB-C Anschlüsse sowohl Kamera- als auch Sucherseitig gegen Zug sichern.

Hinzu kommt eine bemerkenswert robust ausgeführte Metallkonstruktion sowie ein ebenfalls qualitativ hochwertig ausgeführter Diopter. Das als OLED gearbeitete Sucher-Display (1920x1080) überzeugt mit hohem Kontrastumfang und äußerst geringer Latenz.
Für uns aktuell einer der gelungensten und zukunftsweisenden Viewfinder auf dem Markt.
Zusätzlich zum Viewfinder verfügt die Ursa Cine 12K über über zwei, bzw. genau genommen drei weitere Monitore, denn der Klappmonitor auf der linken Seiten besteht aus einem äußeren und einem inneren Display. Im eingeklappten Zustand blickt man hier auf einen Statusmonitor mit den zentralen Kamera-Infos (FPS, Verschlusswinkel, Aufnahmeformat, ISO, WB verbleibender Speicherplatz und Timecode). Darunter finden sich Funktionsbuttons für IRIS, Focus, PGM, Playtasten uvm.

Wichtiges Detail: Alle Tastenblöcke an der Ursa Cine 12K verfügen stets auch über einen Lock-Schalter. Hat man also seine Eingaben gemacht – ganz gleich ob auf der vorderen, linken oder rechten Kameraseite, können alle Schalter gelockt werden – eine sehr willkommene Funktion für professionelles Kamerahandling.
Wir haben bei unseren Aufnahmen mit Caro sowohl den Klappmonitor als auch den Cine EVF der Ursa Cine 12K genutzt. Letzterer hinterlässt – ähnlich dem neuen Cine EVF - einen angenehm robusten Eindruck. Der 5“ Klappmonitor mit 1500 cd/m² verfügt über ein Touchdisplay, mit dem sich in gewohnter Weise die Blackmagic Menüs und Kameraeinstellungen aufrufen lassen. Der äußere Statusmonitor ist – in unseren Augen korrekter Weise - nicht als Touchdisplay ausgeführt. Bedient wird hier vor allem über die hintergrundsbeleuchteten Softbuttons.
Assistenzstation inkl. 1stAC Monitoring
Bei der rechten Kameraseite spricht Blackmagic von der „Assistenzstation“ und die Ursa Cine 12K dürfe von allen aktuellen Cinekameras die Kamera sein, bei der das Assistenz-Konzept am konsequentesten umgesetzt wurde. Und dies gilt sowohl für die Ton- als auch für die Fokus-“Assistenz“.

Neben dem fest verbauten 5“ Monitor finden sich zwei angenehm groß gehaltene Pegräder die sich via Softbuttons auf Kanal 1,2 oder 3,4 schalten lassen. Was uns bei der Bedienung gut gefallen hat: Dreht man an einem der Pegel-Buttons, wechselt der Screen automatisch zur Audio-Pegel-Ansicht. Die Pegelräder sind vorbildlich reaktiv und die Pegel sehr gut am Monitor ablesbar. Via Lock Button werden auch die Audio-Pegelräder gegen versehentliches Verstellen gesichert.
In der Regel dürfte man bei Projekten mit der Ursa Cine 12K den Ton eher extern aufnehmen – doch die Kamera bringt alle Voraussetzungen auch für jene Produktionen mit, bei denen der Ton hochwertig In-Camera gemonitort und aufgenommen werden soll.
Das Thema Kameraassistenz findet sich auf der rechten Kameraseite der Ursa Cine 12K sowohl für Fokuspulling (1st AC) als auch für Kamerasetup und Slating vorbereitet. Für Metadaten und Schärfeführung lassen sich mit entsprechenden Objektiv-Setups bsp. mit Cooke /i Protokoll Entfernungs und Blendenskalen auf den Assistenzmonitor legen.

Via Druck auf die „Lens“ Taste lassen sich unterschiedliche Anzeigemodi für das Fokuspulling durchsteppen. Hierzu zählen eine vergrößerte Ansicht mit Objektivname und Seriennummer-Metadaten, Belichtung und Fokusindikatoren, eine verkleinerte Ansicht mit eingeblendeten Fokusindikatoren und natürlich ein clean Feed ohne Overlays. Ob sich CineTape Entfernungen auch hier einblenden lassen, konnten wir aus Zeitgründen leider nicht ausprobieren. In Sachen Stomversorgung für CineTape ist die Ursa Cine 12K auf jeden Fall mit ihrem frontseitigen 3-Pin Fischer (RS) Anschluss gut ausgestattet.
Via Druck auf die „Slate“-Taste lassen sich die Metadaten für die jeweilige Produktion, Take, Operator, genutztes Objetiv, Brennweite, Entfernung etc. komplett manuell eingeben. Da diese Angaben nicht während der Aufnahme eingegeben werden müssen, kann beispielsweise der 2nd AC hier die Slate und Produktionseingaben vor bzw. nach einer Aufnahme eingeben. Für arbeitsteilige, szenische Produktionen ein in unseren Augen sehr gelungenes Setup, das die Ursa Cine 12K hier quasi von Hause aus als Option anbietet. Wer lieber via Funkschärfe den Fokus monitort und zieht kann dies natürlich trotzdem tun. Hier kann die Assistenzstation dann vor allem für Kamerasetups und Metadateneingabe genutzt werden.
Wechselmount
In Sachen Objektivanschluss stehen eine Reihe von Wechselmount-Optionen bei der Ursa Cine 12K zu Verfügung. Es lassen sich Mounts für PL-, LPL-, EF- und Hasselblad-Objektive vom User selbst durch Lösen von vier Inbusschrauben wechseln.

Alle Mounts verfügen über elektronische Kontakte, wodurch bsp. Metadaten von Objektiven mit /i-Technology Unterstützung von der Kamera erfasst und genutzt werden können. Für unsere Drehs mit der Ursa Cine 12K standen uns drei hochwertige Tokina Vista Festbrennweiten zur Verfügung. Allerdings bieten die Vistas leider keine /i-Technology Unterstützung. Hierfür würden wir dann zu den Sigma High Speed Primes oder anderen Objektiven mit entsprechenden Cooke Protokollen raten.
Weshalb Objektive mit /i-Technology Unterstützung durchaus Sinn mit der Ursa Cine 12K machen, offenbart sich auf der rechten Kameraseite - denn hier befindet sich die bereits genannte Assist Station, die aus einem zweiten, integrierten Monitor besteht, der sich u.a. auch für 1st AC Fokuspulling nutzen lässt.
12K Raw in Resolve
Zu den Highlights der Ursa Cine 12K zählt für uns neben der beeindruckenden Zeitlupen-Funktion die 12K RAW Aufnahme sowie deren Verarbeitungsoptionen in DaVinci Resolve. Am häufigsten Dürfte sich das 12K Raw Material der Ursa Cine 12K auf 4K-Timelines wiederfinden - so auch bei uns.
Wir konnten von unserer externen SSD drei 16 Bit 12K RAW Clips, die in 8:1 Kompressionen aufgenommen worden waren, ohne dropped Frames in unserem 4K Resolve Projekt parallel abspielen.

Hinzu kommen beim 12K Material beachtliche Crop-Optionen ohne merklichen Qualitätsverlust.
Bei unseren Aufnahmen zeigen wir 1,5-fach Zooms und 2,5-fach Zooms der gleichen Aufnahme. Damit verwandelt sich der Ausschnitt unserer 40mm Festbrennweite also in eine 60mm bzw, 100mm Brennweite. Das hierbei sichtbarere Rauschen des Raw-Materials lässt sich unkompliziert mit dem Denoiser in Resolve anpassen. Wir konnten in den final bearbeiteten, gecropten Shots keine Beeinträchtigung gegenüber dem Ausgangsbild erkennen. Der Crop und das Deniosing waren in Resolve in weniger als 1 Minute zusammengeklickt.
Man sieht hier schön, wie die einzelnen Komponenten aus 12K Auflösung, 16 Bit Raw und DaVinci Resolve aufeinander abgestimmt sind und reibungslos zusammenarbeiten. Wer unterschiedlich gecropte und trotzdem hochwertige Ausspielungen seines Materials benötigt oder einfach maximale Optionen bei der Wahl des finalen Ausschnitts wahren möchte (oder sich einfach entsprechende Objektivwechsel am Set sparen möchte) wird mit der Ursa Cine 12K bestens bedient.
Hinzu kommen die gewohnten RAW-Bearbeitungsoptionen in Resolve. Denoising haben wir bereits genannt, aber auch Highlight Recovery, Farbtemperaturanpassungen, Exposure etc – also die bekannte, umfassende Flexibilität des RAW-Entwicklungsmoduls von DaVinci Resolve stehen bei der Ursa Cine 12K zur Verfügung und sollten auch ausgiebig genutzt werden, wenn das Potential der Ursa Cine 12K voll abgerufen werden soll.
24V Akkusystem mit B-Mount
Die Ursa Cine 12K wird standardmäßig mit der noch relativ jungen B-Mount Akkuaufnahme ausgeliefert, die speziell für 26V Akkusysteme entwickelt wurde. Der B-Mount Standard stellt ein offener Standard für Hochkapazitätsakkus dar, der von Arri zur Einführung der Alexa 35 gefördert und von Bebop entwickelt wurde.

Mitterweile gibt es eine ganze Reihe von Akkuherstellern die 26V Akkus anbieten. Neben Bebop auch Anton Bauer, Core SWX, IDX und andere. Im Gegensatz zum bisher vor allem in Europa genutztem V-Mount-Standard, bietet B-Mount u.a. gößere Kontaktstifte, die temperaturstabiler als V-Mount bei hohen Strömen sein sollen.
Höherwertigere 26V B-Mount Akkus sind für Dauerlastströme bis zu 20 A ausgelegt, bei V-Mount / Gold Mount Akkus ist bei 8 -13,5 Amper Schluss. Wer neben der Kamera auch eine Vielzahl von Zubehör betreiben möchte und dieses aus Kameranschlüssen mit Energie versorgen möchte, findet in den 26V Akkus die passende Technik.
Wer auf den Gebrauch von V-Mount Akkus angewiesen ist, für den bietet Blackmagic auch eine Lösung für die Ursa Cine 12K an. Optional lässt sich die Ursa Cine 12K mit einer V-Lock Plate bestücken (109,- Euro). Allerdings müssen dann ein Paar Einschränkungen in Kauf genommen werden: So sind Bildraten oberhalb von 60p dann nicht möglich und auch die RS (Fischer) und EXT (Lemo)-Stromausgänge stehen nicht für entsprechendes Zubehör zur Verfügung. Da die hohen Frameraten der Ursa Cine 12K ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der Kamera darstellen, würden wir stets klar zu 26V Akkus raten – aber cool, dass Blackmagic überhaupt auch die Option für 14,4 V anbietet.

Doch zurück zu unserer Praxiserfahrung in Sachen Stromverbrauch mit der Cine 12K: Bei unserem Tageslichtdreh mit Caro im On/Off Betrieb war unser 155er Bebop 24V Akku nach rund 2 Stunden leer. Der Akkustand kann entweder in Prozent oder in Volt ausgegeben werden.
Für eine genauere Einschätzung des Stromverbauchs haben wir auch eine Nonstop-Aufnahme in 12K Raw mit 8:1 Kompression mit voll geladenem 155er Beobop Akku mit der Ursa Cine 12k gemacht. Bei ca. 25% verbleibender Akkuladung beginnt die Akkuanzeige der Ursa rot zu blinken. Bei unserem Nonstop Test war dies nach 1 Stunde 17 Minuten. Nach 1 Stunde und 36 Minuten fuhr die Kamera herunter. Das aufgenommene File konnte nach dem Neustart problemlos abgespielt werden.
Fazit
Mit der Ursa Cine 12K schlägt Blackmagic ein neues Kapitel in seinem raw-fähigen Kameraportfolio auf. Mit der hier getesteten Ursa Cine 12K hat Blackmagic erstmalig eine Kamera im Portfolio, die im höherwertigeren Cinebereich mithalten kann und teilweise über Features verfügt, die selbst die drei bis vier Mal teurere Konkurrenz nicht zu bieten hat.
Hierzu zählt vor allem die Kombination aus hoher 12K 16 Bit Raw Auflösung und beeindruckenden Frameraten von 80 fps in Open Gate oder gar 224 fps in 16 Bit 8K Raw 2.4:1. Nochmal für Fotografen ausgedrückt sind das 80 Serienbilder pro Sekunde mit 100 MP 16 Bit Raw. Keine andere Cine-Kamera von Arri, Sony oder RED kann hier mit der Ursa Cine 12K mithalten.
Zu den Stärken der Ursa Cine 12K zählen darüber hinaus das performante und vergleichsweise günstige, neue Speichersystem, das die hohen Frameraten und Auflösungen erst ermöglicht, die konsequent entwickelte Assiststation auf der rechten Kameraseite, die Unterstützung von /i Technology via PL-Mount, die Wechselmountoptionen, das leistungsstarke Energiekonzept, der hochwertige EVF und schließlich das hervorragende Zusammenspiel mit DaVinci Resolve.
Als Herausforderung sehen wir aktuell noch den Filetransfer via 10G Ethernet für traditionell aufgestellte Produktionen (USC-C Reader für das Blackmagic Speichermodul ist angekündigt). Und bei Außendrehs in einem Staub- oder Regenumfeld würden wir ein Auge auf die Lüfterein- und auslässe haben.
Unter dem Strich stellt Blackmagic mit der Ursa Cine 12K ein Cine-Werkzeug mit beeindruckend hohem Preis- Leistungsverhältnis sowie echten Alleinstellungsmerkmalen vor. Wir sind schon sehr gespannt, wann wir erste Netflixproduktionen mit der Ursa Cine 12K zu Gesicht bekommen werden ...