Wir hatten ja bereits in einem Artikel die unterschiedlichen Gesichter der Blackmagic URSA Broadcast G2 näher betrachtet, jedoch steht noch eine grundsätzliche Frage zur Klärung im Raum: Wie verhält sich der Sensor - auch im Vergleich zu den anderen URSA-Modellen?
Die Blackmagic URSA Broadcast G2 beherrscht wie auch ihre Geschwister viele Formate und Auflösungen. Der eingebaute Super35-Sensor dürfte dem Modell in der 6K Pocket Cinema Camera entsprechen, da er die exakt gleichen Spezifikationen aufweist (23,10 mm x 12,99 mm, 6144 x 3456 Sensel). Er bietet mit einer Senselgröße von ca. 3.75µm eine Dynamik von etwas über 13 Blendenstufen in der Base ISO. Die zweite BASE ISO Stufe des Dual ISO Sensors liegt vier Blendenstufen über der ersten BASE ISO (3200 vs .400) und erzielt dort noch knapp über 12 Blendenstufen.
Alle Aufzeichnungen über 4K können nur in Blackmagic RAW mit einer 1:1 Sensel Auslesung erfolgen. Im Gegenzug glänzt die URSA Broadcast G2 bei der 4K-Aufzeichnung in einen Codec wie ProRes mit äußerst flexiblen Debayering-Möglichkeiten durch das Sensor-Downscaling. So kann das Signal hier entweder 1:1 oder von 5,3K resp. 6K downgesamplet werden. Indirekt lässt sich hierdurch auch das Bild innerhalb von B4-Objektiven mit engem Bildkreis fangen. Wir hatten für diesen Test leider kein B4-Objektiv zur Verfügung, wobei es uns auch schwer gefallen wäre, uns für ein spezielles Objektiv zu entscheiden (da wir im B4-Objektiv-Dschungel wirklich keine brauchbaren Erfahrungswerte haben). Alle Aufnahmen der Testbilder erfolgten daher an der EF-Mount.
6K-RAW
In 6K BRAW hat man zwar enorme Postspielräume, jedoch geht dies auch mit enormen Datenraten einher. So können 6K RAW Clips in bester Qualität weit über 500MB/s (Blackmagic RAW Q0, 50 fps) beanspruchen. Das liegt nicht nur stark am Limit der besten CFast-Karten sondern bedeutet auch, dass eine 256 GB-Karte im schlechtesten Fall nicht einmal 9 Minuten fasst. Auch konstante Kompressions-Datenraten liegen in 6K bei Blackmagic RAW mit 30p bei maximal 323 MB/s (3:1) oder 194 MB/s (5:1). Und selbst mit 12:1 Kompression sind immer noch 81 MB/s nötig.
4K-Debayering
Auch bei der Blackmagic URSA Broadcast G2 Pro gibt es somit zwei Möglichkeiten, zu einer 4K-Ausgabe zu gelangen: Entweder das Bild wird schon vor der Ausgabe in der Kamera intern auf 4K skaliert oder man zeichnet in 6K auf und skaliert anschließend in der Post(-produktion) auf 4K herunter.
In einer 4K Resolve Timeline sind mit Standard RAW-Debayering die Unterschiede nur im direkten Vergleich zu erkennen. Dabei fällt das herunterskalierte 6K-BRAW wie schon bei den Cine-Schwestern einen minimalen Tick schärfer aus:
URSA Broadcast G2 - Readout S35 6K, Record 4K, 24-50fps
In beiden Fällen ist das herunterskalierte 4K-Debayering tadellos.
In ProRes kann auch die neue Blackmagic URSA Broadcast G2 - ebenfalls wie ihre Pocket Cinema-Schwestern - nur bis maximal 4K DCI aufzeichnen. Bei der Codec-Aufzeichnung kann neben einem Dynamik-Bildprofil (Video, Ext. Video, Film) auch die Nachschärfung in vier Stufen bestimmt werden (Off, Low, Medium, High). Aus diesen Gründen ist die Anzahl der möglichen 4K-Debayering-Ausschnitte aufgrund der Codec-Optionen und Readout-Optionen besonders groß, weshalb wir nur zwei Beispiele exemplarisch präsentieren wollen:
:URSA Broadcast G2 - Readout 5,7K, Record 4K, 24-60fps
URSA Broadcast G2 - Readout 4K, Record 4K, 24-60fps
In beiden Fällen sieht man wie die feinsten Details im Debayering mit dem Verkleinern des Sensorauschnitts (5,7K, 4K) verschwinden. Gröbere Aliasing Artefakte sind dabei selbst im 4K 1:1 Modus nicht auszumachen. Und das führt uns direkt zum...
Rolling Shutter
Um den gesamten Sensor mit allen verfügbaren 3456 Zeilen in 6K (6144 H-Sensel) auszulesen, gönnt sich die Blackmagic URSA Broadcast G2 wie ihre 6K-Sensor-Cine-Geschwister rund 19,8 ms. Dies erklärt auch ein weiteres Mal das Fehlen eines 60p-Modus bei vollem Readout, da diese Zeit für 60 Frames pro Sekunde schlichtweg nicht ausreicht. (19,8ms x 60 Frames = 1.188 ms). Im 5,7K Modus haben wir 16,2 ms gemessen, die dann auch für eine 60p-Aufzeichnung genügen.
Den besten Wert (15,6ms) erhielten wir im 4K 1:1 Readout, was heutzutage jedoch keinen "cinematischen" Spitzenwert mehr darstellt. Zum Vergleich: Die URSA Mini Pro G2 schafft es in 7,6 ms den gesamten S35-Sensor mit 2592 Zeilen in 4,6K auszulesen, aktuelle Sony FullFrame-Modelle (A7S III bzw. FX3) schaffen ca. 9 ms. Die alte Pocket 4K braucht dagegen ebenfalls ca. 16,2 ms für die gesamte C4K-MFT-Sensorfläche im 1:1 4K-Readout.
Für eine Großsensor-Kamera mit szenischen Ambitionen kann man der Blackmagic URSA Broadcast G2 Pro somit beim Rolling Shutter im Jahre 2022 nur noch Mittelmaß attestieren.
Fazit
Im direkten Vergleich mit anderen 6K Broadcast/Cine-Kameras stellt die Blackmagic URSA Broadcast G2 zwar sicherlich ein günstiges Angebot dar, allerdings gibt es für dediziert szenische Aufgaben weitaus interessantere Modelle - auch im eigenen Hause. Die Bildqualität ist mit der Pocket Cinema Camera 6K (Pro) faktisch hundertprozentig identisch. Für 2.000 Euro (bzw. 1.500 Euro gegenüber der PCC6KPro) mehr bekommt man hier also in erster Linie zusätzliche Broadcast- und ENG-Funktionen in einem robusteren Gehäuse mit mehr Anschlussoptionen "on top". Bis auf die langsamen Ausleszeiten des Sensors hinterlässt die Blackmagic URSA Broadcast G2 einen runden Eindruck. Und eignet sich vor allem für Anwender, welche die gebotene Flexibilität der Kamera in unterschiedlichen Anwendungsfeldern auch nutzen können.
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