Nachdem Blackmagic sich nach wie vor nicht zu einer Unterstützung von ProRes RAW unter DaVinci Resolve hinreißen lassen will, beschreitet die Firma seit kurzem einen alternativen Weg. Mit dem hauseigenen Video Assist 12G Recorder lassen sich ausgewählte Kameras mit HDMI-RAW-Ausgabe zur Aufzeichnung von Blackmagic RAW nutzen.
Wir haben die zwei aktuellsten Kamera-Neuerscheinungen (Nikons Z6 II sowie Panasonics S1H mit dem März 2021 Firmware-Update) einmal im kombinierten Zusammenspiel ausprobiert...
Blackmagic Video Assist 7” 12G HDR
Der Recorder selbst macht einen soliden und vertrauenserweckenden Eindruck. Auffällig gegenüber den Atomos Modellen ist die besonders kurze Bootzeit sowie der schnelle Abschaltvorgang. Die Bedienung ist dank klar strukturierter Menüs praktisch selbsterklärend, ein umfassendes Handbuch klärt in 11 (!!) Sprachen die letzten eventuellen Unklarheiten.
Vor dem Zusammenspiel mussten wir den Recorder-Monitor noch updaten, wobei die Updates mit mittlerweile rund 500 MB Download-Größe schon fast beängstigend üppig ausfallen. Nachdem auch die Kameras mit den neuesten Updates versehen waren, klappte das Zusammenspiel im Anschluss ohne Abstürze oder erwähnenswerte Zwischenfälle.
Die Ausstattung des Blackmagic Video Assist 7” 12G HDR lässt kaum Wünsche offen.
Das 7 Zoll große HDR-Display (2500 Nit) ist hell und unterstützt 3D-LUTs. Die Anschlüsse erlauben Aufzeichnungen und eine Ausgabe über 12G SDI- oder HDMI-2.0a in allen gängigen HD-, Ultra-HD-, 2K- und 4K-DCI-Formaten. Dazu gibt es diverse Scopes sowie Fokussier- und Belichtungshilfen.
Aufgezeichnet wird in 2 UHS II SD-Karten-Slots sowie extern über USB C. Allerdings lässt sich nicht auf mehrere Medien gleichzeitig aufnehmen, um auf diesem Weg ein Backup zu erhalten.
Nicht zuletzt gibt es noch zwei Mini-XLR-Anschlüsse mit 48-V-Phantomspeisung und die USB C-Buchse kann auch als Webcam-Output genutzt werden.
Im Betrieb gab es von unserer Seite aus wenig zu kritisieren: Einzig die Zoom-Vergrößerung der Vorschau könnte in unseren Augen besser ausgelegt ein, denn auch bei 6K RAW bietet der Video Assist nur eine 2x Vergrößerung. Feinste Details bleiben bei 6K Aufnahmen mit der Panasonic S1H- somit faktisch "unsichtbar".
Nikon Z6 II
Die RAW Implementierung der Nikon Z6 II bleibt uns ein Rätsel. Dabei geht es weniger um das (mehr oder weniger offensichtliche) "Wie" sondern vielmehr um das "Warum". Da die Kamera einen 6K Sensor besitzt, müsste sie nach dem gängigen RAW-Verständnis auch 6K bei voller Sensorauslesung an den Video Assist Recorder ausgeben. Stattdessen gibt sie jedoch nur 4K aus, was die grundsätzliche Idee von RAW-Daten ad absurdum führt. Der Recoder wiederum setzt diesen Senselmix in Blackmagic RAW um, was bei unserem Testbild u.a. zu Moires, Aliasing-Fehlern und Chroma-Schlieren führt:
Interessanterweise kann man ja am Blackmagic Recoder gleich einen direkten Vergleich zur externen ProRes Aufzeichnung mit der Z6 II ziehen. Und dieser gelingt sichtbar besser für ProRes:
Auch technisch macht es deutlich mehr Sinn, ein herunterskaliertes 6K RAW Signal in 4:2:2 zu speichern, als in einem 1:1 nativen RAW Format, welches nicht mit der Aufzeichnungs-Auflösung übereinstimmt. Denn echtes RAW kann bei gleicher Rasterauflösung weniger Chroma-Details speichern als 4:2:2.
Deutlich mehr Sinn macht dagegen die Kombination im DX-Modus, denn hier sollte eine echte 1:1 Sensor Readout-RAW Speicherung stattfinden:
Das hierbei produzierte Debayering ist typisch für einen 1:1 Readout (3840 x 2160), inklusive den typischen Problembereichen an den Grenzen der Luminanz Auflösung. Allerdings können auch in diesem DX-(APS-C/S35) Modus mit der Z6 II extern nicht mehr als 30 fps in RAW ausgegeben werden.
Interessant ist noch zu erwähnen, dass in Resolve bei den Nikon RAW-Parametern die Highlight Recovery unterstützt wird, während dies bei Panasonics S1H nicht der Fall ist.
Abschließend vielleicht auch noch interessant für das Protokoll zum Vergleich: Das Debayering der Nikon bei interner Aufzeichnung im Standard-Profil:
Panasonic S1H
Die Panasonic S1H unterstützt erst seit kurzem mit einem Firmware-Update die externe Aufzeichnung mit Blackmagic RAW. Für die anderen, günstigeren LUMIX Modelle wie die S1 oder die S5 steht diese Funktion (noch?) nicht zur Verfügung. Dafür ist die Implementierung gleich von Anfang so ausgelegt, wie man sich eine RAW Aufzeichnung vorstellt. D.h. voller 6K-RAW Output mit bis zu 30p und 50p RAW-Output im S35-Modus (sogar noch mit etwas Overprovisioning 4128 x 2176).
Dies ergibt bei vollem 1:1 6K-Sensor Readout und anschließendem Downscaling in der Resolve Timeline ein nahezu perfektes Debayering:
Und auch das S35 Debayering mit 50p ist noch als gut einzuschätzen, wobei in der Timeline auch etwas mehr Sensel vor dem 4K-Downsampling zur Verfügung stehen (4128 x 2176):
Wie schon bei der Panasonic EVA1 gibt es für die Panasonic Modelle in Resolve keine Highlight Recovery bei BRAW-Aufzeichnung.
Fazit
Die Nikon Z6II ist zwar nur rund halb so teuer wie die Panasonic S1H, jedoch ist die S1H (bis auf die Highlight Recovery) in jedem Punkt die bessere Kamera für externe BRAW-Aufzeichnung. Sollten Panasonic und Blackmagic die gleiche BRAW-Funktionalität auch für die bauähnlichen Modelle S1 und S5 freischalten, wäre dies ein extrem spannender Preispunkt für Vollformat-RAW Aufzeichnung. Denn aktuell (April 2021) zahlt man selbst nach Internetsuche noch mehr als 4.000 Euro für die Kombination aus Blackmagic Video Assist 7” 12G HDR und Pansasonic S1H. Mit den kleineren Panasonic Modellen könnte man diesen Einstiegspreis dagegen deutlich unter 3.000 Euro drücken.
Letzteres ist zugleich der aktuelle Preispunkt für die Kombination aus Nikon Z6 II und dem Video Assist 12G, die für RAW-Produktion jedoch bei weitem nicht so geeignet ist. Zu besseren "RAW-ähnlichen" Ergebnissen führt in diesem Fall (und sogar noch einmal günstiger) die Kombination aus der ersten Z6 mit einem günstigen ProRes Recorder.