Test Blackmagic Design URSA: Modularer 4K RAW Bolide

Blackmagic Design URSA: Modularer 4K RAW Bolide

Die URSA stellt zugleich die kompletteste als auch die vielseitigste Kamera im Portfolio von Blackmagic Design dar: Mit 4K RAW DNG Recording und dem neuen 4K 3:1 RAW Codec sowie 4K ProRes HQ deckt die URSA in Sachen 4K eine große Bandbreite ab. Hinzu kommen eine modulare Sensor-Objektiveinheit, ein HD-Klappdisplay in 10 (!) Zoll, zwei 5“ Touchscreen-Displays sowie erstmalig XLR-Audio an einer BMD Kamera u.v.m. Wie schlägt sich das 4K-Monster URSA im slashCAM Test?

// 17:58 Mo, 22. Dez 2014von

Die URSA stellt zugleich die kompletteste als auch die vielseitigste Kamera im Portfolio von Blackmagic Design dar: Mit 4K RAW DNG Recording und dem neuen 4K 3:1 RAW Codec sowie 4K ProRes HQ deckt die URSA in Sachen 4K eine große Bandbreite ab. Hinzu kommen eine modulare Sensor-Objektiveinheit, ein HD-Klappdisplay in 10 (!) Zoll, zwei 5“ Touchscreen-Displays sowie erstmalig XLR-Audio an einer BMD Kamera u.v.m. Wie schlägt sich das 4K-Monster URSA im slashCAM Test?





Technische Daten & Handling

Ursa bedeutet Bär und der Name passt. Beim ersten In die Hand Nehmen fallen sofort zwei Sachen auf: Die URSA scheint komplett aus Metall gefertigt zu sein und verfügt damit über ein äußerst robustes Auftreten und dazugehöriges Gewicht.



Blackmagic Design URSA
Blackmagic Design URSA


Massive Verschraubungen und Aluminium-Bauteile bestimmen das Bild der URSA. Hierzu gehört die scheinbar ebenfalls in Metall ausgeführte rückseitige Fläche des gigantischen 10“ Klappdisplays wie die massive Verschraubung der Sensor-Mount-Einheit, wie auch der stabile, obere Griff aber auch schön mitgedachte Details wie die kräftige Schutzleiste für die rückseitigen Schnittstellen.



Die massive Ausführung in Metal und das zugehörige Gewicht von 7,5 Kg der URSA signalisieren bereits vor dem ersten Einschalten: Die URSA dürfte reichlich Prügel einstecken können, bevor sie in die Knie geht und sie will vor allem auf einem stabilen Filmstativ bedient werden. Wer eine leichte mobile Kamera für die Arbeit aus der Hand oder der Schulter sucht, braucht hier nicht weiterzulesen. Wer hingegen einen ziemlich komplett ausgestatteten 4K-RAW-Boliden sucht, findet hier eine interessante Option.



Das Gewicht der URSA hat ja bereits im Vorfeld zu Teils hitzigen Diskussionen auch auf slashCAM geführt. Um das Gewicht einordnen zu können, lohnt ein Blick auf die damit einhergehenden Funktionen. Die robuste Bauweise der URSA hatten wir ja bereits angesprochen. Hinzu kommen drei vollwertige Monitore, so dass hier nur selten ein weiterer, externer Monitor von Nöten sein dürfte. Auch ein externer RAW-Recorder fällt bei der URSA weg, weil die CFAST-2.0 Karten den nötigen Durchsatz mitbringen. Zudem finden sich im Gehäuseboden bereits Aufnahmen für Leichtstützen eingearbeitet, so dass je nach Konfiguration auch auf eine externe Bodenplatte verzichtet werden kann (hinzu kommt allerdings noch das Gewicht des Akkus). Damit relativiert sich unserer Meinung nach das Gewicht der URSA. Eine ARRI Alexa wiegt mit SxS Modul und Viewfinder 7,7 Kg und beide Kameras gehören zumindest vom Formfaktor her in die gleiche Klasse.



BMD URSA mit vorbildlicher Statusanzeige
BMD URSA mit vorbildlicher Statusanzeige


In Sachen Videoformate ist die URSA seit dem Firmwareupdate 1.9.9 sehr komplett ausgestattet. Zur Verfügung stehen in 4000x2160 Pixeln Cinema DNG RAW (9,1 MB pro Frame) und das neu hinzugekommene, leicht komprimierte Cinema DNG RAW 3:1 (4,5 MB pro Frame). In UHD (3840x2160) und HD (1920x1080) stehen dann ProRes 422 HQ, 422, 422 LT und 422 Proxy zur Verfügung. Die 4K Datenraten liegen bei ca. 110 MB/s für ProRes 422 HQ, ca. 265 MB/s für RAW und bei ca. 125 MB/s für RAW 3:1. Damit landet vor alle das neue 4K RAW 3:1 Format in der Nähe des bisherigen 4K ProRes HQ.





 Internes 4K RAW Recording in 12 Bit
Internes 4K RAW Recording in 12 Bit


Wer also bislang die RAW-Bearbeitung auf Grund der hohen Datenraten scheute findet hier nun einen guten Kompromiss. Allerdings raten wir dringend dazu, den Bearbeitungsaufwand von RAW nicht zu unterschätzen, auch wenn es sich um eine komprimierte Variante handelt. Der Aufwand um von RAW auf das gleiche oder gar höhere Niveau von Pro Res HQ zu kommen, das die URSA in sehr guter Qualität „per Knopfdruck“ bereitstellt, dürfte bei vielen Produktionen in einem spannungsreichen Verhältnis zum Zeit- und Resourcenaufwand stehen. Allein die Berechnung einer ähnlich sauberen Rauschunterdrückung wie beim ProRes Material braucht ordentlich Zeit und Know-How - einmal abgesehen von der bereits gut etablierten ProRes Gammakurven-Bearbeitung („Film“). Unsere Empfehlung für qualitativ hochwertige Ergebnisse bei eingeschränktem Zeit- und Resourcenbudget geht ganz klar in Richtung 10 Bit ProRes HQ Recording.



Aufgezeichnet wird auf CFAST 2.0 Speichermedien, für die zwei Speicherslots (ohne Abdeckung) zur Verfügung stehen. Wir empfehlen für RAW-Anwendungen 128 GB Karten und die haben ihren Preis. Für zwei 128 GB CFAST 2.0 Karten sind derzeit zwischen 1.000,- und 1.600,- Euro zu berappen.



 Blackmagic Design URSA Anschlüsse
Blackmagic Design URSA Anschlüsse


Auch bei den Anschlüsse hat die URSA eine ziemlich komplette Ausstattung mitbekommen. Auf der Rückseite finden sich SDI-In, SDI-Out, REF In, Timecode In, Timecode Out sowie ein dreipohliger Stromanschluss. Auf der rechten Kameraseite hinter ebenfalls massiven Schutzkappen finden sich zusätzlich SDI-Out, 12V Out dreipolig sowie zwei XLR-Eingänge. Auf der Kameraunterseite hinter einer Gummidichtung versteckt sich der Mini-USB-Anschluss, mit dem sich Firmware-Updates installieren lassen. Damit stellt die URSA die mit Abstand am komplettesten ausgestattete Kamera im Blackmagic Design Portfolio dar. Lediglich für eine Batterielösung muss seitens des Nutzers gesorgt werden und hier hat man je nach bereits bestehenden Akku-System die Wahl ob man eine V-Mount oder Anton Bauer Lösung via modularer, rückseitiger Batterieplatte montiert.



URSA mit V-Mount Akku
URSA mit V-Mount Akku


Unser Testgerät verfügte über eine leistungsstarke IDX Endura Duo Li-Ion Einheit die mit 146Wh ordentlich Power zur Verfügung stellte. Im intensiven Testbetrieb hielt der Akku damit ca. 3-4 Stunden, was angesichts der vielen Displays gar nicht mal schlecht ist. Wer die URSA längere Strecken am Stück im Einsatz hat, sollte jedoch entweder genügend Strom lokal zur Verfügung haben und damit dann über den dreipoligen 12V Stecker gehen oder über ein Paket ausreichend dimensionierter Li-Ion Akkus verfügen. Als Starterkit würden wir zwei 150er Akkus mit Ladestation empfehlen. Für ein solches Paket sind, falls noch nicht vorhanden, ca. 1.000,- Euro fällig.





Blackmagic Design URSA mit 10 Zoll HD Display
Blackmagic Design URSA mit 10 Zoll HD Display


Bemerkenswert an der URSA sind ihr modularer Aufbau der Sensoreinheit sowie ihr enormes 1080p Klappdisplay. Vor allem die austauschbare Sensoreinheit beflügelt derzeit unsere Fantasie und kommt unserem Bild einer „idealen Kamera“ schon ziemlich nahe. Die große Frage hier ist, ob Blackmagic Design die URSA aktuell zur jeweiligen Sensorentwicklung halten wird. Das wäre dann tatsächlich eine Sensation. Wenn bsp. in naher Zukunft ein 4K-Sensor mit 14 EVS Blendenumfang im BMD-Portfolio zur Verfügung stünde und dieser dann als URSA-Upgrade angeboten würde, wäre für eine beachtliche Zeitspanne die URSA „zeitlos“. Würde, hätte, sollte ... ob dies tatsächlich so geschehen wird, bleibt abzuwarten – von der Konstruktion her sehen wir hier kaum etwas dagegen sprechen.



Festzuhalten gilt an dieser Stelle, dass es Blackmagic Design noch vor den großen etablierten Herstellern geschafft hat, eine modulare Kamera auf den Markt zu bringen, die sich unter professionellen Bedingungen einsetzen lässt und allein dafür gebührt Blackmagic Design unser Respekt.



Blackmagic Design URSA PL
Blackmagic Design URSA PL


Derzeit werden vier unterschiedliche URSA-Konfigurationen angeboten, die sich alle über den Wechsel der Sensor-Mount-Einheit unterscheiden. Unser Testgerät war mit dem PL-Mount versehen, das mit 21,12 mm x 11,88 mm über den gleichen Super 35 CMOS Sensor verfügt wie die EF-Variante. Bei der von Blackmagic Design „Broadcast“ genannten Variante kommt ein B4 Bajonett zum Einsatz und ein entsprechend kleinerer Sensor mit 13,056 mm x 7,344 mm Abmessungen. Bei der vierten „HDMI“ genannten Variante wird lediglich die Recordingeinheit der URSA genutzt. Hier lassen sich via HDMI andere Kameras (z.B. DSLRs) an die URSA koppeln und deren Monitor bzw. Recording-Einheit nutzen.



Die URSA kommt mit insgesamt 3 Monitoren daher. 1 riesiges Klappdisplay mit 10,1 Zoll und Full HD-Auflösung sowie zwei an der Seite integrierte 5 Zoll Monitore die jeweils über 800x480 Pixel Auflösung verfügen. Das riesige Hauptdisplay ist auf Grund seiner schieren Größe zunächst gewöhnungsbedürftig. Hat man mit ihm jedoch erstmal über längere Zeit gearbeitet, beginnt man sich an Größe und Auflösung zu gewöhnen und will es nicht mehr missen – auch bei der Schärfebeurteilung von 4K funktioniert es ziemlich gut. Zusammen mit der Peaking Funktion hatten wir keine Probleme die Schärfe zu finden. Trotzdem würden wir uns in diesem Bereich über ein Paar zusätzliche Funktionen bei einem kommenden Firmwareupdate freuen: Die Peakingstärke könnte einstellbar sein und mehr Display-Zoomstufen sowie deren Faktor-Anzeige am Rand des Monitors wären sehr willkommen.



BMD URSA mit drei Displays
BMD URSA mit drei Displays


In Sachen Reflexion rangieren die URSA-Displays auf mittlerem Niveau - bei direkter Sonneneinstrahlung empfehlen wir eine entsprechende Abschattung - allerdings dürfte eins der drei Displays sowieso stets im Schatten oder leicht abschattbar sein. Wer lieber eine flexiblere Monitoring Lösung an der URSA betreiben möchte, kann hierfür den speziell für einen EVF oder andere externe Monitore ausgelegten SDI-Out an der Vorderseite der Kamera nutzen (HDMI steht hierfür nicht zur Verfügung). Dank zahlreicher 3/8“ Gewinde auf der Oberseite der URSA lassen sich hier via Magic Arm oder andere Anschlussvarianten diverse Extras an die URSA montieren. Die Ausführung in 3/8“ (und nicht in 1/4“) unterstreicht den robusten Charakter der URSA.





Die Touchscreen-Monitore an der Seite für die Menüeinstellung funktionieren sehr gut und die URSA-Menüs gefallen uns durch ihr reduziertes Layout. Während wir die URSA zum Test in der Redaktion hatten kam die Firmware 1.9.9 heraus, so dass wir auch gleich mal einen Blick auf das Update-Procedere der URSA werfen konnten.



Hierfür muss man eine Gummimanschette am Gehäuseboden der URSA gelöst werden, die dann den Zugriff auf einen standardisierten Mini-USB-Port frei gibt. Die Update-Software wird zuvor auf einen Laptop geladen, gestartet und dieser dann via USB mit der URSA verbunden. Nach ein paar Minuten war das Update aufgespielt und die URSA konnte neu gestartet werden. Sehr unkompliziertes Handling.



Unkompliziertes Firmware-Update während des Tests
Unkompliziertes Firmware-Update während des Tests


Die neue Firmware brachte u.a. RAW 3:1, 80 fps, In-Kameraformatierung und scrollbare Menüs mit. Bei der Menübedienung gilt es gerade bei der Einstellung des Videoformats genau aufzupassen, um sicherzustellen dass die URSA auch tatsächlich im ausgewählten Format aufnimmt. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass die URSA bei der Auswahl von speicherintensiven Formaten wie RAW oder ProRes 4K HQ vor der ersten Aufnahme mit einem neuen Format die Performance der Karte testet. Das passiert sehr schnell, funktioniert jedoch am zuverlässigsten, wenn man nach der Formatauswahl in das Statusmenü wechselt, das man sowieso für die Aufnahme auf dem seitlichen Monitor aktiviert haben sollte. Hier lässt sich dann auf einen Blick neben ISO, WB, Shutter-Angle, FPS, Auflösung, Timecode, Hüllkurve, Histogram und Schärfepegel auch der eingestellte Codec ablesen sowie der Status der Speicherkarte erkennen. Für uns eines der Highlights der URSA.



Scrollbare Menüs mit reduziertem, gutem Design
Scrollbare Menüs mit reduziertem, gutem Design


Wechselt man auf die rechte Seite der URSA findet sich hier das zweite 5“ Display, das über alle Funktionen des linksseitigen Displays verfügt: Anzeige des aktuellen Motivs, Menufunktionen, Statusmenü die Metadateneingabemaske sowie die Play-Funktion bereits aufgenommenen Materials, (das sich natürlich auch über das 10“ Display betrachten lässt.) Die rechte Kameraseite wurde von Blackmagic für Kamerassistenz/Soundrecording konzipiert. Blackmagic unterscheidet bei der URSA offiziell zwischen „DOP-Station“ und „Camera Assist & Audio Station“.



Entsprechend finden sich hier die Audio-Controls die aus zwei geschützten Pegel-Rädern, den Audio-Anschlüssen (2xXLR, 6,5mm Kopfhörer-Klinke), Mute und Solo-Schaltern sowie aus einer großen Audio-Pegelanzeige besteht, die fast die gesamte Höhe des linken Kameragehäuses einnimmt. In 18 Schritten wird hier der Audiopegel aufgelöst und kann hier sehr gut kontrolliert werden.





Apropos Audio: Wir haben eine kurze Probeaufnahme mit dem Rode NTG2 + 48V via XLR am Audioeingang der URSA gemacht. Wer nicht mehr als zwei Kanäle benötigt, kann sich unserer Meinung nach externes Audiorecording an der URSA sparen. Hier die Audio-Aufnahme in unseren Büroräumen mit dem NTG-2 einmal original und einmal normalisiert auf -6 db und mit einer schnellen Standard-Rauschunterdrückung versehen (mit einem etwas verschnupften Redakteur – sorry dafür). Wir haben uns in letzter Zeit vor allem DSLR-Audio-Lösungen angehört und im Vergleich liegt die URSA (erwartungsgemäß) sehr deutlich über den DSLR-Lösungen. Die URSA bietet derzeit locker die beste Audioqualität im gesamten Blackmagic Kameraportfolio.



URSA+RODE NTG2 Norm+Denoised


URSA+RODE NTG2-Original



Soweit erstmal unsere Einschätzung in Sachen Technik und Handling der URSA.







Aus dem Messlabor

Wie zu erwarten verhält sich die URSA bei unserem 4K-Auflösungstest sehr ähnlich wie ihre kleine Schwester, die Blackmagic Production Camera 4K. Grundsätzliches zu unserem 4K-Messverfahren und die möglichen 4K-Debayering-Methoden kann man hier noch einmal näher nachlesen.



So scheint auch die URSA beim Debayering in ProRes eine nahezu makellose Luma-Auflösung zuungunsten eines sanften Chroma-Debayerings zu präferieren.Die Folge sind Chrominanz Verpixelung (sog Zipper) und Chroma-Moires. In den farbigen Sweeps entstehen deutliche Falschmuster und einzelne Farbpixel treten deutlich hervor. Dies ist der notwendige Preis einer derart hohen Luma-Schärfe, solange für jeden Pixel nur genau ein entsprechender Sensor-Sensel zur Verfügung steht.





Nachdem die URSA auch RAW aufzeichnen kann, interessierte uns natürlich auch die erzielbare RAW-Bildqualität. Dabei scheint unser Testbild übliche etablierte RAW-Debayering-Verfahren deutlich zu irritieren. Denn egal, ob wir das Debayering in Davinci Resolve oder von Adobes RAW-Converter übernehmen ließen (und auch egal welche Parameter wir noch veränderten), wir bekamen immer etwas mehr Zipper-Artefakte zu Gesicht, als beim internen ProRes-Debayering der URSA. In unserem Fall kam es sogar so Chroma-Verfälschungen an farblosen Luma-Kanten.



Blackmagic Design URSA: Modularer 4K RAW Bolide : RAW ISO340


Dies ist insofern komisch, weil man einem Debayering auf dem PC eigentlich nachsagt grundsätzlich hochwertiger zu gelingen als ein Verfahren in der Kamera, bei dem Rechenaufwand und Komplexität des Algorithmus stark begrenzt sind. Allerdings sind Debayering-Ergebnisse auch immer extrem Motiv-abhängig. Unser Testbild scheint dem internen Kamera-Algorithmus jedenfalls offensichtlich besser zu liegen, als den aufwändigeren PC- und Mac-RAW-Konvertern.



Als Zwischen-Schärfe-Fazit bleibt zu sagen dass die URSA eine erwartungsgemäße gute 4K-Schärfe ohne große Überraschungen abliefert. Das Debayering unterscheidet sich dabei grundsätzlich nicht von den anderen Blackmagic-Kameras.





Farben

Der erste, kurze Eindruck bei vollen 1200 Lux Beleuchtung: Satte Farben, auch mit der Film-LUT unter ProRes.



Blackmagic Design URSA: Modularer 4K RAW Bolide : URSA 1200LUX


Dem trägt auch Resolve Rechnung, das für die Linearisierung der Farben des 4K Sensors eine weitaus sanftere Sättigungs-LUT zur Verfügung stellt, als bei der Cinema-Kamera und der Pocket. Verglichen mit diesen wirft die URSA auch 1-2 brauchbare Blendenstufen weniger in die Waagschale. Betrachtet man ausschließlich die Testlabor-Bilder könnte man man sie ketzerisch sogar eher mit der GH4 in einer Dynamik-Klasse sehen – betrachtet man hingegen das 10 und 12 Bit Material der Außendrehs, verflüchtigt sich dieser Vergleich jedoch schnell wieder.



Grund für den reduzierten Dynamikumfang ist schlichtweg der Global Shutter Sensor, der aufgrund seines Shutter-Prinzips seine Sensel nicht maximal belichten kann. Nur leider macht gerade der Global Shutter an der URSA eher weniger Sinn, da man diese Kamera aufgrund ihres Gewichts kaum aus der Hand und auch nur seltenst auf der Schulter benutzen wird.





Low Light

Wenig Licht ist keine direkte Stärke der URSA. Hier ein Beispielbild bei 400 ASA mit einem Zeiss CP.2 25mm bei Blende T 2.1:





Wie man sieht, gibt es leichte Fixed Pattern Noise Strukturen zu erkennen, dazu rauscht die Kamera insgesamt einen Tick mehr als andere Vertreter ihrer 4K-Zunft. Interessanterweise kam uns das Rauschen im ProRES-Modus subjektiv etwas weniger vor, als unter RAW, jedoch lässt sich das Aufgrund der zahlreichen Variablen, die darauf Einfluss haben nicht konkret eingrenzen...



Zusammenfassend und nicht überraschend gleicht das Bild der URSA enorm der kleineren BMPC 4K die ebenfalls einen ähnlichen CMOSIS-Sensor in sich trägt. Im Gegensatz zu dieser beherrscht die URSA jedoch auch Frameraten bis 80fps, und selbst bei 80 fps ändert sich dabei nichts an der Einzelbildqualität. Das ist keineswegs selbstverständlich. So schafft eine Sony A7s beispielsweise bei 50 fps nicht mehr einen vollen Sensor-Readout. Wenn es nach uns ginge, würden wir an der URSA gerne auch mal einen APS-C Sensor mit Rolling Shutter erleben, der dann die Kamera in der Dynamik näher an die RED und die ARRI bringen würde. Nachdem die URSA in dieser Hinsicht modular aufgebaut ist, steht dieser Weg für die Zukunft ja auch grundsätzlich offen.





Das wahre Leben

 Tageslichtaufnahmen mit der BMD URSA
Tageslichtaufnahmen mit der BMD URSA


Bei den Tageslichtaufnahmen hat uns vor allem interessiert, wie die einzelnen 4K-Flavors der Blackmagic Design URSA funktionieren. Wir haben entsprechend diverse 4K-Formate im Vergleich aufgenommen und mehrere Durchgänge produziert.








Die erste Runde gibt das unbearbeitete Originalmaterial wieder (Vorsicht! - YouTube komprimiert). Alle RAW-Clips wurden mit den Cinema DNG BMD Film Einstellungen debayert. Im Vergleich sind 4K RAW, 4K RAW 3:1 sowie 4K ProRes HQ Film und 4K ProRes HQ Video zu sehen.



In der zweiten Runde ist das Material mit der 3D-LUT Rec 709 ohne weitere Anpassung zu sehen. Die REC 709 Konvertierung stellt dann unseren Ausgangspunkt für weitere Farbkorrekturen dar. Bei den ProRes-Clips ist schön zu sehen, wie nah das nachträglich in Resolve angelegte REC 709 LUT bei ProRes Film an ProRes „Video“ ist. Man erhält bei der ProRes Aufnahme mit der „Film“ Gammakurve allerdings mehr Spielraum für eigene Akzente in der Farbkorrektur, ohne sich um komplexere RAW-Parameter kümmern zu müssen. Für uns, wie bereits weiter oben erwähnt, der bevorzugte Workflow bei Produktionen, bei denen Zeit, Aufwand und Qualität im Spannungsverhältnis stehen.



BMD URSA mit Kompendium und ND Filter
BMD URSA mit Kompendium und ND Filter


In der dritten Runde wurde eine sanfte Farbkorrektur auf das RAW sowie auf das ProRes Film Material angewandt mit dem Versuch, möglichst nahe an die reale Szene heranzukommen – allerdings mit eher knappen Zeitbudget. Trotzdem beeindruckt die Flexibilität des Materials und für unsere Augen kommt das Material wunderbar filmisch rüber. Bei den RAW-Clips ist im Vergleich zu ProRes minimal Noise zu sehen, aber auch dies stört nicht, sondern verstärkt für uns eher noch die Filmanmutung. Gerade Resolve verfügt ja über exzellente Denoiser – aber das müssen wir uns für ein anderes Mal aufheben …



Die dritte Runde zeigt heftigere Farbkorrekturen in Richtung Sonnenuntergang, um das Material stärker zu belasten. Die RAW und die ProRes-Clips kommen auch hiermit ohne Probleme klar. Hier erhält man einen guten Eindruck, wie flexibel sich das 10 und 12 Bit Material verhält.



Wer noch nicht in 4K sondern vornehmlich in HD unterwegs ist, findet auch im kamerainternen, herunterskalierten HD Material sehr gute Bildqualität. Hier ein kurzes Bildbeispiel mit von Hand gezogener Schärfeverlagerung inkl. Original und REC 709 Vergleich:






Und zu guter Letzt haben wir uns mit der URSA in die Berliner Winternacht begeben und ein wenig „bunte Lichter“ mit dem neuen RAW 3:1 eingefangen. Sicherlich ist die URSA kein Lowlight-Riese aber auch hier stehen die nachträglichen Bearbeitungsmöglicheiten im Vordergrund:






(Alle Aufnahmen wurden mit dem Zeiss CP.2 25mm T2.1 mit PL-Mount (+ Tiffen ND-Filter bei Tageslicht) erstellt - Schnitt und Farbkorrektur auf aktuellem Mac Pro 8 Core und Resolve 11. Dank an 25p für´s Aushelfen mit der VCT-14).







Fazit

Die URSA punktet mit 4K RAW-Recording, sehr guter Bildqualität in der Praxis, einem quasi unverwüstlichen Gehäuse und mit einem Setup, mit dem man sofort loslegen kann (wenn man mal von der nötigen Batterielösung absieht). Die URSA bietet zusammen mit der 4K Production Camera Dank 12 Bit RAW-Recording unserer Meinung nach das derzeit cinematischste 4K Bild an. Die Farbkorrekturmöglichkeiten der URSA sind enorm. Dass man hierfür auch eine entsprechend ausgelegte Postproduktion am Start haben sollte, dürfte sich von selbst verstehen.



Im Gegensatz zu konkurrierenden Angeboten muss nicht in extra Viewfinder, RAW-Module u.a. investiert werden. Zudem stellt die hier getestete PL-URSA mit einer UVP von 6.415,- Euro inkl. MwSt. die derzeit günstigste uns bekannte 4K-RAW Kamera mit PL-Mount dar, die 80 fps schafft.



Wer die vergleichsweise hohen Kosten der CFAST 2.0 Speichermedien scheut, findet im gleichen Hause die Blackmagic Design 4K Production Kamera mit annähernd gleicher Bildqualität und 4K-RAW Aufzeichnung auf günstigen SSDs (allerdings dann ohne PL-Mount, XLR u.v.m.).



Wer hingegen eine eher mobile Lösung sucht, vor allem in Lowlightsituationen dreht oder auf besonders hohen Dynamikumfang Wert legt (s. BMD Cinema Camera), dürfte eher woanders fündig werden.



Die modulare Sensor-Einheit macht die URSA von Blackmagic Design zu einer einzigartigen Kamera, die noch viele Überraschungen in der Zukunft bereithalten könnte, wenn Blackmagic Design das modulare Konzept in der Zukunft noch weiter ausbaut.



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