Nachdem unter Mac Mini Anwendern der Einbau einer internen SSD aus Fernost gerade ziemlich "en vogue" ist, jedoch nicht unbedingt unser volles Vertrauen genießt, wollten wir den diametralen Weg auch einmal ausprobieren: Wie komfortabel gelingt die Erweiterung des internen SSD-Speichers mit einer günstigen, externen SSD von der Stange. Und kann diese überhaupt ein vollwertiger Ersatz für die interne Systemplatte sein?
Bei der Auswahl einer geeigneten SSD suchten wir zuerst einen guten Kompromiss aus Preis/Geschwindigkeit und Größe. Größere Bastelarbeiten wollten wir ebenso vermeiden, wie unnötig große Gehäuse.
Corsair EX400U
Mit der Corsair EX400U fanden wir nach kurzer Recherche ein interessantes Modell. Sie ist sozusagen der mentale Gegenentwurf zum Einbau einer internen SSD: Null Hardware-Bastelei, sondern auspacken und einfach einstecken. Zu aktuell (Juli 2025) recht moderaten Preisen (1 TB ca. 135 Euro, 2 TB ca. 210 Euro, 4 TB ca. 380 Euro) bekommt man hier eine ausgesprochen kleine USB-4 SSD, die hohe Datenraten verspricht.

Sie hat 3 Jahre Garantie und kommt bereits mit einem kurzen USB-4 Anschluss-Kabel (USB-C to USB-C, 30cm, 40Gb, 60W Power Delivery), welches laut Anleitung Thunderbolt-kompatibel ist. Durch einen integrierten MagSafe-Magnetring kann die Corsair EX400U sogar an iPhones angedockt werden. Auch die Abmessungen (64.3mm x 64mm x 12mm) und das Gewicht (ca. 50 Gramm) sind für den portablen Einsatz ausgelegt.
Erst die Test-Pflicht...
Nach dem ersten Einstecken funktioniert die Platte genau so, wie sie soll. Aus Kompatibilitätsgründen ist sie mit dem exFAT (Extended File Allocation Table) Dateisystem formatiert, wodurch sie sowohl am Mac als auch am PC sofort einsetzbar ist. Zum Datenaustausch zwischen den Systemen ist dies sicherlich auch das Dateisystem der Wahl. Doch wer die Platte nur am Mac betreibt, kann in der Regel mit einer Mac spezifischen Formatierung immer noch ein bisschen mehr Leistung herauskitzeln.
Daher haben wir die Platte mit Apples eigenem Dateisystem APFS formatiert und an einem älteren Mac Mini mit M2 Prozessor folgende Benchmark Werte ermittelt:
Hier einmal der Amophous Diskmark mit der internen 256 GB SSD im Mac Mini M2:

Gegenüber dieser internen Systemplatte war unsere Corsair EX400 ca. doppelt (!!) so schnell:

Hierzu muss relativierend gesagt werden, dass die internen 256 GB SSDs aller Mac Minis mit M2 und M3 Prozessor mit rund 1600 MB/s Datendurchsatz besonders langsam ausfallen. Dagegen erzielen alle anderen Mac Minis mit internen SSDs ab 512 GB/s und kleinstem Prozessor (M1-M4) die doppelte Schreib/Lese-Geschwindigkeit (ca. 3.300 MB/s).
In einem Mac Mini ohne "Pro" Prozessor kann übrigens keine interne SSD viel schneller als 3.300 MB/s werden. Somit liegt die Corsair EX400U bereits sehr nahe am Maximum einer internen SSD für den Mac Mini mit Standard-Prozessor. Wer mehr Aufwand scheut, kann diese Platte also einfach anstecken und sich über den zusätzlichen, schnellen und günstigen Speicher freuen.
System-Privilegien
Allerdings genießen extern angedockte Platten unter MacOS nicht alle Privilegien einer internen Lösung: So lassen sich auf externen Speicherlösungen nicht alle Programme oder wichtige Systemordner auslagern und auch viele eingebundene Cloud-Services wie OneDrive lassen sich nicht auf einem externen Laufwerk betreiben.
Zudem kann es mit externen SSDs gelegentliche Probleme mit dem Aufwachen aus dem Stromsparmodus kommen. Und häufig werden nicht alle Systembereinigungs- und Überwachungsmethoden wie SMART / TRIM / Garbage Collection oder Bad Clock Management unterstützt.
Doch muss das so sein? Könnte man diese externe SSD nicht wie eine interne SSD benutzen, zumal sie nicht nur mehr Speicherplatz bietet, sondern auch noch deutlich schneller ist?
... dann die Kür - externe Systemfestplatte
Grundsätzlich sollte dies nach Apples Support-Dokumenten möglich sein, was wir darum auch einmal in der Praxis ausprobieren wollten. Dabei gibt es ein paar wissenswerte Dinge zu beachten.
Zuerst einmal kann die externe Festplatte prinzipiell an jedem USB/Thunderbolt Anschluss Anschluss finden, allerdings darf dieser nicht der sogenannte DFU-Anschluss sein. Denn eine auserwählte, aber nicht gekennzeichnete Buchse beim Mac ist immer als spezielle "Service" Buchse definiert und kann nicht für das Booten von externer Festplatte genutzt werden. Welche dies beim eigenen MAC ist, erfährt man hier.
Hat man einen geeigneten Anschluss gefunden, startet man den Mac in den System-Boot Modus. Dies funktioniert am leichtesten, indem man die Einschalttaste so lange gedrückt hält, bis ein Boot Menü erscheint. In diesem Menü erlaubt der Mac nicht nur die Auswahl einer Systemboot-Platte zum Starten sondern auch das Einrichten eines neuen Systems:
Hierfür wählt man unter den Optionen einfach die Neueinrichtung des Systems.

Als Systemplatte, auf der das neue System installiert werden soll, wählt man dann die externe SSD und startet den Prozess (der eine Internetverbindung benötigt). Sollte man die Platte vorher noch nicht gelöscht, partitioniert und mit APFS formatiert haben, lässt sich im Bootmenü hierfür auch noch das Disk Utility aufrufen:

So gelingt die Einrichtung der SDD an dieser Stelle...

Die Installation des Betriebssystems auf der neuen Platte ist anschließend selbsterklärend. Dann gilt es nur noch zuzusehen, wie das frische System anschließend (hoffentlich ;) startet...
Dual Boot?
Ganz in bester Apple Manier, gibt es zwar keinen installierbaren Boot-Loader, jedoch verhält sich die Boot-Auswahl glücklicherweise genauso, wie man es als normaler Anwender haben will:
Bleibt die externe SSD eingesteckt, so startet der Mac ab sofort immer ungefragt nach jedem Reeboot ins System von der externen SSD. Ist die SSD dagegen einmal abgesteckt, fragt er einmal nach, ob er von der internen Platte booten soll und bootet ab dann ebenfalls per Default. Steckt man die externe Platte danach wieder an, so bootet er wiederum von dieser. Und will man etwas an diesem Verhaltensmuster ändern, muss man "nur" die Einschalttaste lange gedrückt halten, um eine Boot Auswahl angeboten zu bekommen.
Was bringts?
Neben der reinen Transferrate sind auch die Latenz bzw. die IOPS wichtig, da hiervon die gesamte Reaktivität des Systems abhängt. USB-Speicherlösungen wie SD-Karten oder USB-Sticks besitzen in der Regel nur geringe IOPS, weshalb sich zwar auf diesen ebenfalls ein Betriebssystem installieren lässt, dieses dann aber oft träge agiert.
Für unsere Corsair EX400U können wir diesbezüglich jedoch grünes Licht geben. Nach einem mehrwöchigen Einsatz sind uns keinerlei Trägheiten bei der Nutzung des Betriebssystems aufgefallen und typische Applikationen wie Resolve reagieren im Schnitt wie gewohnt butterweich.
Ein Blick in die Systemeigenschaften bestätigt dann auch noch, dass die SDD nicht als externes, sondern als internes Laufwerk erkannt wird und somit unter anderem auch TRIM Support und den SMART-Status unterstützt:

Unsere externe SSD wird jetzt vom System wie eine vollwertige, interne SSD angesprochen und genutzt. Die ursprüngliche Systemplatte bleibt übrigens bei diesem Setup weiterhin lesbar, allerdings hat das neue Betriebssystem dieser SSD die Schreibrechte entzogen. Diese können theoretisch mit Administratorrechten wieder aktiviert werden, jedoch ist diese Sperrung in unseren Augen eine gute Lösung, um versehentliche Dateiänderungen im alten Betriebssystem zu verhindern - sofern dieses weiterhin alternativ genutzt werden soll.
Fazit
Preis und Aufwand halten sich bei dieser externen SSD in so angenehmen Grenzen, dass wir die Corsair EX400U jedem Mac Mini Anwender als günstige Speichererweiterung an Herz legen können. Wer einen Mac Mini mit M2 oder M3 Prozessor und 256 GB SSD besitzt, bekommt hiermit nicht nur günstig viel Speicherplatz, sondern zudem "on top" noch eine verdoppelte Schreib- und Leseleistung.
Einziger Nachteil ist die feste Belegung eines USB-Ports, was mit der optischen Verschandelung des minimalistischen Äußeren des Minis einhergeht.

Dafür lässt sich mit solchen SSDs auch eine unkomplizierte Mehr-User-Lösung an einem stationären Mac praktizieren - indem jeder User einfach seine eigene, persönliche SSD für den Arbeitsplatz bekommt.
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