Test RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment?

RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment?

Der slashCAM „Cine-Sommer“ geht in die nächste Runde – und zwar mit einem echten Knaller: den neuen RAVEN und SCARLEW-W Kameras von RED. Mit ihnen hält der RED Dragon Sensor mit 5K bzw. 4.5K Auslesung Einzug in völlig neue Preissegmente. Die Themen des Praxistests der RED SCARLET-W: 5K-Raw Recording, 150fps Slow-Mo Aufnahmen, OLPFs, Menüfunktionen, Batterieoptionen, u.v.m.

// 12:31 Mo, 4. Jul 2016von

Der slashCAM „Cine-Sommer“ geht in die nächste Runde – und zwar mit einem echten Knaller: den neuen RAVEN und SCARLEW-W Kameras von RED. Mit ihnen hält der RED Dragon Sensor mit 5K bzw. 4.5K Auslesung Einzug in völlig neue Preissegmente. Die Themen des Praxistests der RED SCARLET-W: 5K-Raw Recording, 150fps Slow-Mo Aufnahmen, OLPFs, Menüfunktionen, Batterieoptionen, u.v.m.



 RED SCARLET-W
RED SCARLET-W


Mit der SCARLET-W (und der Raven) hält der RED Dragon Sensor mit 5K bzw. 4.5K Auslesung Einzug in völlig neue Preissegmente. Die „Brain only“ Variante – wie es in der RED Nomenklatura heisst - liegt bei der SCARLET-W netto bei 10.040,- Euro (die RAVEN bei 7.010,- Euro). Wir hatten hier das drehfertige I/O Package der SCARLET-W am Start inkl. der drei OLPFs (Standard, Lowlight und Skintone) das bei 15.090,- Euro (netto) liegt.



Hier ist unser Testclip mit der SCARLET-W 5K, der an einem Nachmittag bei schnell wechselnden Lichtverhältnissen zwischen direktem Sonnenlicht und Schatten am Spreeufer entstand:






Für die Außenaufnahmen am Spreeufer stand uns ein Cine-Zoom von Canon zur Verfügung: Das Canon CN-E 30-105mm T2,8 L S/SP in der EF-Variante. Das Canon 30-105 bietet eine konstante T2.8 über den gesamten Brennweitenbereich und ist im Gegensatz zu den Canon EF-Fotooptiken etwas wärmer von der Farbgebung ausgelegt. Der Frontdurchmesser des Canon Cine Zooms orientiert sich mit einem Durchmesser von 114mm an bekannten Cine-Objektiven so dass wir unser ARRI MMB2 Kompendium via Objektivklemmung auch gleich als Objektivstütze nutzen konnten.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : RED Canon Daylight




Zum weiteren Scarlet Kamera-Setup gehörte eine einfache Baseplate von Wooden Camera (Easy Riser mit montierter 15mm Bracket) und 150er Cine Akkus von Anton Bauer.



Als Monitor kam der neue 7“ RED Touch zum Einsatz, der nicht im regulären I/O Package dabei ist (dort wird der kleinere 4.7“ gebundelt). Im Ggs. zum 4.7“ lässt sich der 7“ werkzeuglos aber wie sein kleinerer Bruder ebenfalls kabellos montieren, was die bereits kompakten RED Kameras nochmals aufgeräumter präsentiert. Hierzu später mehr. Als ND kam unser Tiffen ND 0.9 zum Einsatz.




Bildqualität/Praxis/Handling
Dynamik

Die erste kurze Einstellung geht bei Sonnenlicht direkt in die von der Sonne beschienenen Wolken mit den Beinen von Ricarda im Vordergrund im Gegenlicht.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : Dynamik


Wir hatten die RED Scarlet hier knapp unterhalb von Clipping mit einem Shutterangle von 180° bei 5K WS Auflösung, ISO 320 und Blende T8 mit einem Kompressionsverhältnis von 8:1 im Einsatz. Schön hier zu sehen, dass bei den Beinen trotz der Gegenlichtsituation noch deutlich Zeichnung herauszuholen ist. Das R3D Material (REDCODE RAW) wurde in DaVinci Resolve hierfür im Schattenbereich etwas angehoben.



Zusätzlich wurde der Shot noch minimal stabilisiert weil die Stativ-Kamera-Kombo eher prekär auf kurzen Treppenstufen aufgebaut wurde und der Winkel für die Stativbeine damit recht eng war: Erschütterungen auf der Treppe wurden hier direkt weitergegeben.


Mit der 5K-Auflösung stand jedoch ausreichend „Fleisch“ zur Verfügung für eine nachträgliche Stabilisierung in der Post.




Farben (REDGamma4)

Als Preview-Gammakurve bei unseren Testaufnahmen vor Ort haben wir REDGamma4 genutzt. Farben sind natürlich immer Geschmacksache aber uns hat der Kontrast zwischen dem kühlen, grünen Licht des Spreewassers was durch das viele, ebenfalls grün getönte Glas vor Ort noch verstärkt wird und den warmen Skintones von Ricarda bei REDGamma4 bereits „Out of the Box“ sehr gut gefallen, so dass wir uns ein komplexeres Grading gespart haben.



 R3D 8:1, 5K 2,4:1, 24fps, T6, 180°, RG4
R3D 8:1, 5K 2,4:1, 24fps, T6, 180°, RG4


Die genutzten Gamma-Kurven der RED SCARLET werden bei RAW Aufnahmen zusammen mit vielen anderen Tags als Metadaten gespeichert. In Programmen wie DaVinci Resolve oder REDCINE-X PRO können diese dann ausgelesen und nach Lust und Laune verworfen, verändert oder durch andere Presets und natürlich eigene Farbkorrekturen ergänzt, ersetzt, etc. werden.



Bemerkenswert für uns war hier, dass wir das R3D Material trotz der hohen Auflösung und einem nicht voll ausgebautem System (aktueller iMac 5K, CPU: i5 3,3GHz, GPU: R9 M395 2GB) unkompliziert schneiden und ausspielen konnten (mehr hierzu - wenn Interesse besteht - in einem Extra-Artikel zu RED RAW Workflows und Verarbeitung).





Außerdem stellt sich (mal wieder) bei uns beim Betrachten der RAW-Aufnahmen ein Bildeindruck ein, den wir mit Begriffen wie „fest“, „robust“ oder „solide“ bezeichnen würden, und der unserer Erfahrung nach viel mit RAW bzw. hochwertiger Aufzeichnung zu tun hat – schwer konkret zu fassen, aber für uns bei diesen RED-Aufnahmen überall vorhanden.




Auflösung und Formatumschaltung

Die Auflösung der SCARLET-W liegt im Videobetrieb bei stolzen 5K (5120 x 2700). Wer maximale Flexibilität auch in der nachträglichen Bestimmung des Ausschnitts benötigt, hat hier die größtmögliche Sensorauslesung und kann sich für diverse nachträgliche Crops auch die entsprechenden Guides bereits bei der Aufnahme einblenden lassen.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : Scarlet Aufloesung Display Studioshot


Wir haben bei unseren Außenaufnahmen an der Spree ausschließlich im 5K WS (WS=Widescreen, 2.4:1, 5120x2160) aufgenommen. Bemerkenswert fanden wir die sehr geringen Schaltzeiten für das Ändern diverser Kameraparameter. Im Gegensatz zu Kameras anderer Hersteller muss man bei der SCARLET-W für das Wechseln der Auflösungsformate, der Kompression, der Framerate etc. die Kamera nicht noch einmal booten, sondern kann direkt nach der Eingabe weiterdrehen. Coole Sache.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : CanonNah Scarlet


Wieviel Auflösung in dem 5k Material schlummern, lässt sich bei der Einstellung auf Ricardas Augen bei feinen Strukturen wie den Wimpern erahnen. Bei dieser closen Einstellung haben wir das Canon Zoom in der maximalen Brennweite (105mm) genutzt und konnten mit einer Fokussierung auf ca. 70 cm Ricardas Augenpartie knapp bildfüllend aufnehmen (mit entsprechend sehr knapper Schärfentiefe).




Zeitlupe / Highspeed

Die RED SCARLET bietet eine ganze Reihe von Zeitlupen / HFR-Funktionen. Bei unserem kleinen Praxistest Clip haben wir für die Zeitlupen-Sequenz das Widescreen-Format beibehalten und konnten dadurch mit maximalen 150 fps aufnehmen (max. sind 300 fps bei 2K WS mit entsprechend stärkerer Kompression möglich).



4096x1728 @150fps, REDCODE RAW 14:1, 135° Shutter
4096x1728 @150fps, REDCODE RAW 14:1, 135° Shutter


Da wir in diesem Fall auf eine Zeitlupe mit wenig Bewegungsunschärfe aus waren, haben wir bei einer Timelinebase von 24 fps unsere 150 fps mit 1/400 Sekunde aufgenommen. Die Zeitlupenfunktionen der DSMC2 REDs zählen neben der hohen Auflösung für uns mit zu den klaren Stärken der REDs.






Belichtung

An Belichtungstools stehen bei den aktuellen DSMC2 REDS eine ganze Reihe von Optionen zur Verfügung: Wer Zebra schätzt, kann sich zwei frei wählbare IRE-Level auf die Funktionstasten legen. Wer im Histogramm zu Hause ist, findet permanent ein Histogramm in der unteren linken Ecke des Monitors eingeblendet (was sogar eine Ampelwarnug für Überbelichtung enthält).



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : NoClipping 1


Wir haben bei unseren Aufnahmen vor Ort vor allem die False Color-Funktion der RED SCARLET genutzt, die wir auf einen Button am Display gelegt haben und die hervorragend funktioniert hat: Bestens ausgekommen sind wir hierbei nur mit den beiden Farben grün (18% grau) und rot (Clipping).



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : NoClipping 2


Bei einer ganzen Reihe von unseren Testaufnahmen finden sich immer wieder hohe Kontraste im Bild, die sich hellen Himmelspartien oder direktem Sonnenlicht verdanken. Die Kombination aus 709 naher Gammakurve (RG4) für das Monitorsignal sowie der zuschaltbaren Falsecolor Anzeige hat für eine korrekte Belichtung gut funktioniert. Den zusätzlichen Puffer, den man durch RAW hat, musste hier gar nicht in Anspruch genommen werden – hat aber durchaus das Potential einen Shot auch mal „retten“ zu können, der zu „heiss“ geworden ist.




Fokuskontrolle

An der SCARLET hatten wir das neue DSMC2-konforme 7“ Display (RED Touch 7“) von RED in Betrieb, das in HD auflöst.



RED Touch 7" an der Scarlet-W mit Zeiss CP.2 35mm T2.1
RED Touch 7“ an der Scarlet-W mit Zeiss CP.2 35mm T2.1


Wie bereits erwähnt zeichnet es sich neben der größeren Fläche im Vergleich zum 4,7“ vor allem durch seine werkzeuglose Montage aus. Das kabellose Display wird über zwei massive, permanent befestigte Rändelschrauben am DSMC2 Gehäuse angebracht. Die Daten- und Stromverbindung wird hierbei über flache Kontaktflächen sichergestellt – ein ziemlich ausgefuchstes System, was uns in seiner einfachen und vor allem schnellen Handhabung beeindruckt hat: Für die Montage des Displays haben wir keine 4 Sekunden gebraucht. Die Farben passen unserem Eindruck nach auch.



Im Verbund mit der Suchervergrösserung (leider nicht während der Aufnahme aktivierbar) hatten wir keine Probleme, die Schärfe zu setzen – trotzdem würde wir uns über farbiges Peaking beim nächsten Firmware-Update freuen.



Für eine unangestrengte Schärfebeurteilung empfehlen wir – gerade bei den hohen 5K Auflösungen – möglichst hochauflösende Displays. Wer nicht mit den RED-eigenen Touch-Displays unterwegs ist, muss sich jedoch eine Lösung für die Menübedienung überlegen – die kostengünstigere Hardware-Variante dürfte im für Herbst angekündigten DSMC2 Side Handle (950,- Euro) liegen, der eine Menübedienung über Klickwheel mitbringt und den wir schon hier auf der NAB kurz ausprobiert hatten.





In Sachen Reflexion bei Sonnenlicht bzw. hellem Himmel sollte man sich beim Dreh jedoch eine Strategie für die Abschattung der RED-Displays zurecht legen. Wir hatten einen größeren Faltreflektor dabei, der zwar bei den Aufnahmen nicht zum Einsatz kam – dafür aber gute Dienste bei der Abschattung leistete – einfacher dürfte der Betrieb eines Viewfinders mit entsprechender Augenmuschel sein.




Energieversorgung /Akkus

Wir hatten die Scarlet-W mit montiertem V-Lock I/O Expander zum Test, der neben der hauseigenen RED Brick Akkulösung auch gewöhnliche V-Mount Akkus aufnimmt. Aber Achtung! Nicht alle V-Mounts von Drittherstellern passen vom Formfaktor her und auch unter den Passenden sollte man auf die Kommunikationsfähigkeit mit der SCARLET-W achten – doch der Reihe nach:



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : SCARLET POSTERSTUDIO


Wir haben 4 unterschiedliche Akkulinien von zwei Herstellern am V-Lock I/O Expander ausprobiert: Von Bebop den V98 und die V90RM-Cine Variante und von Anton Bauer die neuen Broadcast Digital 150 V-Mount und den Cine 150 GM.



Mit der SCARLET-W (und der RAVEN) kommunizieren nur die Cine-Varianten von beiden Herstellern. Das bedeutet in der Praxis, dass der Batteriestatus im RED Menü in Prozent wiedergegeben wird und die Kamera bei zu geringem Akkusstand die aktuelle Aufnahme automatisch beendet und sicher herunterfährt.



Der breite Brodcast-Akku von Anton Bauer passte vom Formfaktor nicht. Der „gewöhnliche“ Bebop V98 passte, reichte den Batteriestatus allerdings nur in Volt weiter. Wenn man die Volt-Anzeige im RED-Menü nicht konstant im Auge behält, kann es passieren, dass die Kamera bei geringer Akkuspannung während der Aufnahme hart aussteigt. Unsere Empfehlung lautet daher, vorab zu checken, dass die Akkus mit den REDs entsprechend kommunizieren.



Die Würfelform der Cine Anton Bauers passt hierbei vom Formfaktor ziemlich gut zu den RED-Gehäusen und bringt bei schweren Objektiven Gewicht nach hinten (und auch im Gimbalbetrieb mit dem „großen“ Ronin hatten wir keine Probleme mit den Cine Anton Bauers – doch dazu ein anderes Mal mehr).



Zur Orientierung: Der große Anton Bauer 150er Cine Akku hat bei der SCARLET-W im Verbund mit dem großen 7“ Touchdisplay im On/Off Betrieb vor Ort 2h und 25 Minuten durchgehalten.




Tastenbelegung

Die SCARLET-W (und die Raven) bringen zwei frei programmierbare Userbuttons auf der linken Seite des Gehäuses am Medienschacht mit. Zusätzlich stehen an den RED-Displays noch 4 weitere, frei programmierbare Buttons an der Site zur Verfügung wovon zwei Buttons auch als Doppel-Press belegt werden können. Hinzu kommen noch 8 frei belegbare Softkeys die mit einem Touch auf die linke bzw. rechte Seite des Touchscreens aufgerufen werden können. Nutzt man die RED-Displays stehen damit insgesamt 15 programmierbare Buttons zur Verfügung.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : FUnktionstastenMonitor


Die Programmiermöglichkeiten sind nahezu endlos. Jede nur denkbare Menüfunktion lässt sich auf die Buttons legen. Am besten nutzt man für die Belegung die Suchfunktion im RED-Menü. Tippt man hier beispielsweise über die eingeblendete Tastatur „Focus“ ein, werden alle Menüfunktionen die mit Fokus zu tun haben aufgelistet. Für die Belegung drückt man zuvor den zu belegenden Button und wählt dann die gewünschte Funktion aus. Das ist mit Abstand die beste User-Button Programmierung, die uns bis Dato untergekommen ist. Man merkt den REDs an allen Ecken und Kanten an, dass das System über die Jahre konsequent weiterentwickelt wurde, was uns zum nächsten Punkt bringt:






Menüstruktur und Status-Displays

Wer erstmalig mit den neuen DSMC2 REDs zu tun hat, darf sich über das beste uns bis Dato bekannte Kameramenü freuen. Wir hatten bei unserem recht knappen Praxistest leider keine Zeit, uns mit dem Handbuch der RED zu beschäftigen – das war allerdings auch nicht nötig, weil die Statusanzeigen im Menü selbsterklärend sind und per Touch einfach geändert werden können.



vorbildliche Menüstruktur
vorbildliche Menüstruktur


Muss doch einmal tiefer in das RED-Menü getaucht werden, zB. um Codec-Parameter zu verändern, klickt, bzw. toucht man sich in das entsprechende End-Menü, das auf Grund der übersichtlichen Strukturierung einfach zu finden ist. Hierbei merkt sich das RED Betriebssystem den Weg durch das Menüsystem, der bei einer nochmaligen Änderung rot markiert bleibt.



Wer sich doch einmal unsicher ist, wo sich welche weniger häufig genutzte Funktion versteckt, kann auch hierfür die Suchfunktion nutzen und gelangt so bequem zum entsprechenden Menüpunkt. Zusätzlich gibt es noch Shortcuts im Statusdisplay.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : REDMenue 3


Ebenfalls Lob verdienen die Statusanzeigen im Monitorsignal: Diese befinden sich außerhalb des Kamerabildes (wie es sich gehört) und zeigen alle zentralen Kameraparameter an. Hierbei warnt eine Farbkodierung vor von Standardsettings abweichenden Einstellungen – bsp. wenn mit hohen Frameraten auf einer anderen Project-Timebase aufgezeichnet wird (eine „falsche“ Project Timebase lässt sich allerdings auch in Redcine X problemlos noch nachträglich ändern, weil Metadata).




Formate (RAW, Kompression, Seitenverhältnisse, FPS etc.)

Keine anderes uns bekanntes Kamerasystem bietet soviel Konfigurationsmöglichkeiten bei den Formaten, wie die REDs. Die fast schon schwer überschaubare Anzahl wird vor allem durch die vielfältige Kombinierbarkeit von RAW-Kompression, Seitenverhältnissen und Frameraten gespeist.



Schaut man auf die RAW-Kompression liesse sich als grobe Orientierung in Abhängigkeit vom Einsatzgebiet sagen, dass zwischen 3:1 - 6:1 häufig in der hochwertigen Kino- und Werbefilmproduktion zu finden ist und 6:1 - 9:1 im TV/Doku Bereich. Zur Orientierung: Unsere Testaufnahmen an der Spree haben wir alle mit einer 8:1 Kompression in 5K WS mit 24 fps aufgenommen (bis auf die Slowmo-Aufnahme wo 4K WS mit 150 fps bei 14:1 Kompression zum Einsatz kam.)



Vergleicht man unsere hier genutzte 8:1 RAW-Kompression beim 5K WS Material von ca. 58 MB/s mit dem ProRes HQ Äquivalent, landet man bei ProRes HQ bei gleicher 5K-Auflösung bei ca. 76 MB/s (und hätte bei ProRes allerdings nicht die RAW-Vorteile)



Wer mit den höchsten Frameraten (300 fps) arbeiten will, kommt beispielsweise bei einer kleineren 2K WS Auflösung (2048x864 Pixel) immer noch auf eine Kompression von 8:1.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : RAW Menue


ProRes lässt sich bei der SCARLET-W auch parallel - allerdings nur bis max 2K/60p aufzeichnen. Wer nicht QuickTime nutzen will kann auch DNxHD im MXF-Wrapper wählen, das mit max. DNxHD HQ /60p angeboten wird.



Hier ein Screen mit den maximal möglichen Frameraten in Abhängigkeit von der Auflösung bei der SCARLET-W:



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : Bildraten


Hier die Angaben der REDCODE Kompressionseinstellungen bei diversen Auflösungen:



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : REDCODEKompression


Hier die möglichen Seitenverhältnisse bei diversen Auflösungen:



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : Seitenverhaeltnisse




Bei den Aufnahmeformaten sollte auch noch erwähnt werden, dass die SCARLET-W natürlich auch über eine HDRx Aufnahmefunktion verfügt, bei der zwei Bilder parallel aufgezeichnet werden (eins mit normaler Belichtung und eins unterbelichtet für Highlightprotection). Mit diesem HDR-Verfahren wird der Dynamikumfang nochmals gesteigert – allerdings hatten wir keine Zeit HDRx auszuprobieren.




Formfaktor / Verarbeitungsqualität / Zuverlässigkeit

Die RED Kameras standen schon immer für besonders kompakte Abmessungen und finden sich bei höhertwertigeren Filmproduktionen häufig auch in mobilen Setups wie Gimbals, Drohnen sowie an schwer zugänglichen Drehorten. Die neue DSMC2 REDs machen hierbei keine Ausnahme. Mit einem Gewicht von gerade mal 1,59 Kg (Body-Only) bei ca. 12,5 x 14,4 x 10 cm sind die DSMC2 Bodies äußerst kompakt. Wir haben die SCARLET-W und die RAVEN mit etwas Polsterfolie zusammen in einem kleinen Daypack-Rucksack transportiert – ziemlich beeindruckend.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : REDBody


Dank Aluminiumlegierung fühlen sich die Bodies trotz der geringen Abmessungen und des vergleichsweise niedrigen Gewichts durchaus robust an.



Wir haben im Praxisbetrieb alle Seitenverhältnisse und eine ganze Reihe an fps- und Kompressionseinstellungen durchgeschaltet ohne einen einzigen Aussetzer. Für eine Beurteilung der Langzeitstabilität reicht unser kurzer Praxistest zwar nicht aus, aber die Performance während unserer Aufnahmen draußen und im Studio war fehlerfrei – hier scheint sich wirklich viel bei RED in den letzten Jahren getan zu haben.




Wechselmount

Im Gegensatz zur RAVEN verfügt die SCARLET-W über einen Wechselmount, der mit 4 Torx-Schrauben am Gehäuse angebracht ist. Da es sich bei den Schrauben um Torx mit amerikanischen Maßen zu handeln scheint, sollte man hier über entsprechendes Werkzeug verfügen. Wir hatten das sog. „Sidewinder“ Mutitool von RED zur Verfügung mit dem sich sowohl der Mount als auch die OLPFs problemlos wechseln liessen.



RED SCARLET-W 5K – neue Oberklasse im Sub 20.000 Euro Cine Segment? : Wechslemount


Kleiner Tip: Der Wechsel von älteren Mounts sollte nicht am auf dem Rücken liegenden Gehäuse erfolgen, sondern am besten bei der auf dem Stativ montierten Kamera, damit die Schrauben nicht Richtung Sensor fallen. (Bei den neuen Wechselmounts sind die Schrauben "captive").



Wir hatten den EF-Mount an der SCARLET-W im Einsatz der auch standardmäßig bei den Paketen beiliegt. Wer neu beim Thema RED ist, dürfe sich über die clevere, zusätzliche Arretierung für EF-Optiken am RED-Gehäuse freuen, die via zusätzlichem Drehring für einen noch festeren Sitz der EF-Optiken am Gehäuse sorgt – für uns wieder eine jener Kleinigkeiten, die zeigen, wie clever durchdacht das RED-System ist.



Die Wechselmounts stehen in diversen Ausführungen für PL, Nikon, Canon und Leica M zur Verfügung.




OLPFs im Vergleich

Zu guter Letzt haben wir uns auch nochmal die unterschiedlichen OLPFs im Praxisvergleich im kleinen slashCAM Studio im Lowlightvergleich mit Ricarda vor weißem Hintergrund angeschaut. Hierbei ging es uns vor allem um den Lowlight-OLPF im Vergleich zum Standard und Skintone-Highlight OLPF.



Hier gut zu sehen: Die Release-Schraube oberhalb der OLPF-Fassung.
Hier gut zu sehen: Die Release-Schraube oberhalb der OLPF-Fassung.


Um die Lowlight-Unterschiede herauszuarbeiten, kam eine neue, hochwertige, frisch auf der NAB vorgestellte KinoFlo Select LED 30 zum Einsatz, die wir auf 3200 Kelvin eingestellt haben und für die Lowlightshots mit 25% Lichtoutput betrieben haben. Bei 100% kamen bei unserer Lichtmessung bei ca. 1m Abstand ca. 1200 Lux (mit montiertem Grid) bei Ricarda an, bei 25% entsprechend weniger (gemessen: 280 Lux). Alle Aufnahmen wurden mit gleichbleibenden Kameraparametern (Blende, Verschlußwinkel etc.) gemacht. Der Unterschied zwischen dem Lowlight-OLPF und den anderen beiden OLPFs bei Lowlight ist hierbei durchaus zu erkennen:








Der Lowlight OLPF bietet im Lowlightbereich bei 3200 ISO reduzierteres Chroma-Rauschen bei einem leichten Grün-Tint des Gesamtbildes. Der Grünstich lässt sich jedoch mit wenig Aufwand rauskorrigieren. Das Chroma-Rauschen ist bei dem Standard OLPF und dem Skintone OLPF deutlicher sichtbar.



Persönlich gefällt uns die Hauttonreproduktion (nach der Grünkorrektur) auch am Lowlight OLPF recht gut. Wir würden den Lowlight OLPF bei hauttonintensiven Bildinhalten / Portraits durchaus auch in Betracht ziehen. Wer hingegen ausreichend Licht zur Verfügung hat, der dürfte mit dem Standard OLPF auch schon ziemlich weit kommen.




Fazit

Die SCARLET-W von RED punktet Dank RAW-Aufzeichnung und 5K-Auflösung mit der besten Bildqualität aller bis Dato bei slashCAM versammelten 4K-CINE-Cams. Zusammen mit den weitreichenden Kombinationsmöglichkeiten zwischen Auflösung, FPS und RAW-Kompression ergeben sich recht flexible Einsatzmöglichkeiten zwischen hochwertiger Industrie, Werbung und TV-Produktion mit einem klaren Schwerpunkt beim szenischen Arbeiten.



Einzige Kritikpunkte sehen wir (in der zumindest bis Dato) noch nicht vorhandenen 4K-Monitor/Recording Outputs (an SDI und HDMI derzeit je nach I/O Modul nur HD) und auch über die Preise von Speichermedien lässt sich vortrefflich streiten – aber dies gilt auch für einige andere Hersteller.



Die Slowmo-Qualität von 120 fps bei 4K bzw. 150 fps bei 4K WS arbeitet auf angenehm hohem Niveau. Hinzu kommt eine vorbildliche Menü/Kamerabedienung, die bei RED deutlich über dem Wettbewerb liegt und mit den neuen DSMC2 Modellen ein in den RED-Kosmos clever modular integriertes sowie hochkompaktes RAW-Kamerasystem bietet (das bei unserem kurzen Praxistest fehlerfrei funktioniert hat.)



All dies hat seinen Preis. Mit dem SCARLET-W I/O V-Lock Package liegt man drehfertig inkl. 120 GB Medium und 4.7“ RED-TOUCH Monitor bei 14.365,- Euro netto. Dafür erhält man jedoch auch die derzeit beste uns bekannte Bildqualität im aktuellen 4K Cine-Segment unterhalb von 20.000 Euro.



Dank an den deutschen RED Distributor Teltec für die professionelle und unkomplizierte Leihstellung der neuen REDs.


Dank auch an Kristin Geyer für ihren Support rund um RED-Fragen.



Ähnliche Artikel //
Umfrage
  • Was hältst du von den neuen Bild/Video-KIs?





    Ergebnis ansehen
slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash