Rigging (Schulter, Gimbal etc)
Unserer Einschätzung nach eignet sich die EVA1 wie kaum eine andere Kamera im Sub 10.000 Euro Segment für höherwertigere 10-Bit Projekte mit langen Aufnahmezeiten: TV-Doku, Reportage, Event etc. (mehr hierzu im EVA1 vs C200 Kapitel). Entsprechend macht die EVA1 im Handling für uns damit vor allem im gemischten Betrieb: Stativ, Handheld und vor allem für lange Drehs auf der Schulter Sinn. Hinzu kommt, dass der LCD-Monitor der EVA1 im Schulterbetrieb zusammen mit der zum Lieferumfang der EVA1 gehörenden Monitor-Sonnenblende bei hellem Umgebungslicht deutlich besser ablesbar ist (mehr hierzu im Sucher vs Monitor Kapitel).

Wer die EVA1 auf die Schulter nehmen möchte, sollte bei der Auswahl des Rigs darauf achten, dass der Multifunktionsgriff nach vorne weiter verlängert wird (sowie der Monitor) und für den Wechsel zwischen Stativ, Handheld und Schulter sowie zum Ablegen der Kamera auch mal schnell nach oben geklappt werden kann. Eine ganze Reihe von Zubehörherstellern bieten für die EVA1 entsprechende Verlängerungsarme mit unterschiedlichen Lösungen für die Aufnahme des Multifunktionshandgriffs an.
Für unseren EVA1 Test hatten wir sehr unterschiedliche Rigging-Lösungen sowohl von Chrosziel als auch von Shape in der Redaktion, die beide auch einen Extension-Arm für die EVA1 im Angebot haben (die leider zu unserem Testzeitpunkt noch nicht zur Verfügung standen – wir haben uns mit dem Telescopic Camera Handle mit Push-Button von Shape mit Arri-Rosseten-Aufnahme an der Revolte Baseplate beholfen und den Multifunktionsgriff der EVA1 erstmal an seinem Ort an der Kamera belassen). Im Folgenden unsere Einschätzungen zu den recht unterschiedlichen von uns kurz ausprobierten Rigg-Komponenten an der EVA1 und worauf wir bei der Auswahl von entsprechendem Zubehör vor allem achten würden:
Chrosziel Leichtstütze 401-EVA1
Chrosziel hat mit der 401-EVA1 Leichtstütze ein cleveres Leichtgewicht (483 g ohne Rods) am Start. Ähnlich wie die entsprechende Leichtstütze für die Sony FS5 von Chrosziel lässt sich bei der EVA1 Baseplate die Schulterauflage hinten herausziehen und fixieren. Damit wechselt man bei der Chrosziel 401-EVA1 nicht nur in den Schulter-Modus sondern erhält auch eine komplette VCT 14 Aufnahme, weil sich im Ausziehstück die Aufnahme für den hinteren Dorn von VCT-14 Stativplatten befindet.

Chrosziel bietet mit dieser Konstruktion eine sowohl kompakte Baseplate im geschlossenen Zustand, wie auch eine sehr stabile Stativ-Lösung im ausgezogenen Zustand - gerade auch im Vergleich zu anderen dedizierten EVA1-Baseplates, die häufig nur über die Keilplattenaufnahme vorne für VCT-14 verfügen. Der Chrosziel-Ansatz ist damit zugleich gewichts-optimiert minimalistisch als auch stabiler als andere Lösungen auf dem Stativ.
Entsprechend fällt die Schulterauflage bei der Chrosziel Baseplate eher minimalistisch aus – sowohl was Auflagefläche als auch die recht straffe Polsterung anbelangen. Die Chrosziel 401-EVA1 Leichtstütze richtet sich daher vor allem an diejenigen Anwender, die passend zum Leichtgewicht der EVA1 einen schmalen Zubehör-Footprint für die EVA1 suchen und die eher ab und zu und nicht längere Zeit von der Schulter arbeiten wollen.
Shape Revolt VCT Universal Baseplate
Von Shape hatten wir für die EVA1 sowohl die kompakte EVA1 15mm Baseplate als auch die neue VCT Universal Baseplate (Revolt) sowie die obere Cheeseplate (Handle EVF Mount) zur Verfügung gestellt bekommen. Die VCT Universal Baseplate verfügt über ein Schlittensystem, auf dem sich diverse Kameras montieren lassen – die Palette reicht von ARRI Alexa Mini und Amira über Sony FS7, F5, F55, Canon C300, C700 (die C200 passt auch) bis hin zur Ursa Mini u.v.m..

Für uns war die VCT Universal Baseplate in unserem Testzuammenhang die erste Wahl, weil sie im Gegensatz zur kompakten EVA1 15mm Baseplate von Shape über eine Schulteraufnahme verfügt. Das Schulterpolster der VCT Universal Baseplate ist groß (und ergonomisch sehr gut ) konzipiert – ideal für längere Drehs von der Schulter. Wie es sich für eine echte Universal Baseplate gehört ist sie vergleichsweise schwer (1035 g ohne Rods) und quasi unverwüstlich gebaut. Shape gibt auf sein Zubehör lebenslange Garantie und das spürt man deutlich bei der Konstruktion.
Universal Baseplates – egal ob von Zacuto, Vocas, Shape oder anderen Herstellern haben meist eine integrierte Schlitten- / Dovetail-funktion – also eine Kameraplatte, auf der sich das jeweilige Kamerasystem nach vorne oder nach hinten für eine bestmögliche Balance verschieben lässt, sowie eine Höhenverstellung, mit der sich die Rods (und entsprechende Mattboxen) auf die optimale Höhe bringen lassen.
Im Gegensatz zu bsp. der Universal Baseplate von Zacuto hat Shape bei seiner VCT Universal Baseplate die Rodaufnahme in die Kameraplatte integriert. Der Vorteil hiervon ist, dass man bsp. für den Wechsel des Kamerasystems von der Schulter oder von dem Stativ auf den Gimbal nicht die Mattbox oder anderes Zubehör an den Rods herunternehmen muss, sondern einfach das gesamte Kamerasystem inkl. Zubehör „umsetzt“. Der Nachteil von der integrierten Rodaufnahme ist, dass es bei sehr kompakten Objektiven, z.B. bei Zeiss CP.2s – je nach Kameratyp – etwas eng werden kann, um bsp. neben dem Followfokus auch noch einen Motor für die Blendensteuerung auf den Rods unterzubringen.

Was uns sehr gut bei Shape – und hier vor allem bei der Topplate für die EVA (Handle EVF Mount) gefallen hat – und was Zacuto beispielsweise nicht bietet (abgesehen von einer 15mm Klemmung für einen Zamerican Arm) – sind die Anti-Rotation-Locks, die sich neben jeder, der vielen Gewindebohrung bei Shape finden. Es handelt sich hierbei um 2-4 zusätzliche Bohrungen neben dem Gewinde, in die die Anti-Rotation-Pins von dem Magic-Armen von Shape u.a. Herstellern greifen: Eine Lösung wie wir sie in etwas anderer Form von Arri kennen. Dort heissen die Rotationssicherungen Location-Pins. Wer einmal mit Magic Arms mit Rotationssicherung gearbeitet hat, wird sich nur schwer mit Lösungen zufrieden geben, wo diese nicht vorhanden sind: Kein sich langsam losdrehendes und neigendes Zubehör mehr – perfekt. Wir haben bei unserem Testdreh mit der EVA1 den Atomos Shogun Inferno als 50p 10 Bit Backup-Recording-Lösung und als Monitor vor Ort mit der neuen und ziemlich komfortablen HDMI-Remote Trigger Start/Stop Automatik mitlaufen lassen. Befestigt war der Shogun am 2-Axis Push-Button Arm von Shape, mit dem er sich gerade so genau über den oberen Shape Handgriff drehen liess.
Apropos Push-Buttons: Wir haben bei unserem EVA1 Testdreh das erste Mal mit den Shape Push Buttons in der Praxis gearbeitet und sind davon ziemlich angetan. Sie wirken auf den ersten Blick etwas klobig an Handgriffen, Griffverlängerungen oder den Magic Arms aber in der Praxis besticht ihre Funktion: Vor allem, dass sich mit nur einer Hand der Winkel des Extension-Arms, des Handles, des Magic Arms - oder wo auch immer Shape einen Push-Button verbaut hat – ändern lässt, sorgt für extrem schnelle Justierungen beim Dreh bei zugleich sicherem Sitz.
Wichtig für ein optimales Schulterhandling der EVA1 ist zudem die Verlagerung des Monitors nach vorne. Wer mit einem eigenen Sucher arbeitet, dürfte hierfür sowieso eine Lösung am Start haben. Wer wie wir bei unserem Test mit dem LCD-Touchscreen der EVA1unterwegs ist, muss den LCD-Monitor weiter nach vorne bekommen. Hierfür hat Shape bei seiner Top-Plate (Handle EVF Mount) einen Nato-Schiene integriert, an die sich der LCD-Monitor montieren und auf allen wichtigen Achsen individuell einstellen lässt. Billig ist das Shape Zubehör allerdings nicht – dafür gewährt Shape eine lebenslange Garantie.
Wer die EVA-1 für den Gimbal-Betrieb riggen möchte, erhält im Stripped-Down Modus einen sehr kompakten Kamerablock. Der fehlende Sucher wird hier dann zum Vorteil, weil hinten nichts übersteht und die EVA1 dadurch auch nochmal leichter wird. Da die für den Gimbal-Betrieb wichtigen Ausgänge HDMI und SDI-Out hinten oben bei der Kamera liegen, können die entsprechenden Kabel relativ sauber zu Seite oder nach oben weggeführt werden. Wer mit eher leichten Objektiven unterwegs ist, schafft die EVA1 vielleicht sogar auf Einhandgimbal mit 2,5 kg Traglast zu montieren.
Für ausführliche Gimbal-Tests hat uns leider die Zeit gefehlt – hier würde wir gerne mal demnächst was darüber machen ...