Wie manch ein Leser sicherlich schon gemerkt hat, enthält unsere Camcorder-Datenbank nicht nur genormte Herstellerangaben. Denn neben einer Fülle an technischen Daten erwarten viele Leser auch eine Stellungnahme der Redaktion zu einem Camcorder. Unsere Meinung eben. Und obwohl wir in einem kritischen Artikel bereits unsere Bedenken an solch "objektiven Tests" preisgegeben haben, können wir uns dennoch nicht einer Wertung entziehen.
Mit unserer slashCAM-Benotung am Ende der Tabelle wollen wir dem Leser die Möglichkeit geben einen Camcorder auf einen Blick einzuschätzen.
Hierbei beurteilen wir einen Camcorder in 13 Kategorien nach einem modifizierten Schulnotensystem. Die Kategorien sind Lowlight, Auflösung, Farbwiedergabe, Optik, Dynamik, subjektiver Bildeindruck, optischer Zoom, Weitwinkel, Ausstattung Bild, Ausstattung Ton, Bedienung, Portabilität und Fotofunktion.
Für die slashCAM-Gesamtnote haben wir diese Bereiche noch einmal gewichtet. Je nachdem, wie wichtig der Redaktion ein Bereich erscheint. Wir finden z.B. an einem Camcorder das LowLight-Verhalten und den Weitwinkel besonders wichtig, Zoom oder Fotofunktion dagegen nicht so sehr. Ein typischer Urlauber würde die letzen zwei Punkte jedoch vielleicht viel höher gewichten als wir.
Unser Schlüssel im Detail
Beim slashCAM-Bewertungsschlüssel für Camcorder haben wir die Gewichtungen wie folgt festgelegt:
Lowlight 10 %
Auflösung 8%
Farbwiedergabe 8%
Optik 8%
Dynamik 6%
subjektiver Bildeindruck 10 %
Zoom optisch 5%
Weitwinkel 10 %
Ausstattung Bild 10 %
Ausstattung Ton 8 %
Bedienung 10 %
Portabilität 5 %
Fotofunktion 2 %
Interpretiert bedeutet dies, dass die Fotofunktion die Endnote nur mit 2% beeinflusst, das Low-Light-Verhalten dagegen mit 10% schon einen ziemlich gewichtigen Einfluss auf die Gesamtnote hat. Doch selbst dieses Wissen nutzt dem Leser noch nichts, wenn er nicht weiß, wie die Noten der einzelnen Kategorien zustande kommen. Daher wollen wir in der Folge klären, auf welche Kriterien wir bei der Camcorderbenotung achten.
Lowlight
Nach unserer Meinung ist eines der wichtigsten Bildkriterien eines Camcorders sein Low-Light-Verhalten. Hier trennt sich einfach die Spreu vom Weizen. Zur Beurteilung nehmen wir mit jeder Kamera bei 20 Lux auf. Zuerst filmen wir im Automatik-Modus der Kamera. Lässt die Kamera außerdem eine manuelle Gain-Funktion zu, so messen wir außerdem noch eine Low-Light-Aufnahme mit maximalem Gain. Bei der Auswertung beobachten wir sowohl die Farbwiedergabe, als auch die Schärfe und das Rauschen. Damit sich jeder Leser selbst ein Bild von den Fähigkeiten der Kamera machen kann, finden sich die Low-Light Bilder hierzu in voller Auflösung in unserer Tabelle.

Auflösung
Um die Auflösung zu bestimmen, filmen wir das wohlbekannte ISO12233-Testchart (bei genormter Helligkeit) ab. Auch dieses Bild kann jeder Leser in voller Auflösung direkt in der Datenbank anklicken. Hier lässt sich schön sehen, wie viele Linien ein Camcorder abbilden kann, und wie stark der Camcorder eine künstliche Nachschärfung einsetzt (Contour). Andere Fach-Publikationen geben hier gerne eine konkrete Linienzahl an, jedoch kann diese nicht fair sein, da hier immer die Contour miteingerechnet wird. Außerdem ist es enorm willkürlich, wo man die Grau-Schwelle ansetzt. In der Praxis bedeutet eine Ausgabe von konkreten Zeilenwerten, dass ein nachgeschärftes Bild eine höhere Linienzahl im Test erreicht, jedoch im subjektiven Bildeindruck ziemlich schlecht und überschärft aussieht. In unsere Note geht daher der subjektive Schärfe-Eindruck inkl. Contour sowie eine eventuelle Möglichkeit, die Schärfe zurückzudrehen mit ein.

Farbwiedergabe
Das normale (und meistens allein eingesetzte) Iso-Chart misst nur die Luminanz-Auflösung, die mittlerweile auch bei günstigen Camcordern an die Systemgrenze reicht. Eine gute Farbauflösung trägt jedoch ebenfalls zu einem natürlich empfundenen Bildeindruck bei, auch wenn das Auge die Unterschiede hier selten detailliert wahrnehmen kann. Doch in der Analyse der Chroma-Kanäle zeigen sich oft deutliche Unterschiede zwischen den Kameras, die dafür sorgen, ob ein Bild eher matschige oder klare Farben hat.

Und obwohl (H)DV mit 4:2:0-Farbauflösung sowieso schon eine reduzierte Farbwiedergabe hat, unterschieden sich die Modelle oft deutlich. Eine gute Farbwiedergabe ist übrigens auch fürs Chroma-Keying wichtig.
Optik
Bei der Optiknote achten wir auf zwei Kriterien: Die chromatische Aberration und die Verzeichnung. Bei der chromatischen Aberration liegen die verschiedenen Farbebenen nicht exakt übereinander. Dadurch entstehen unschöne Farbsäume (meistens an den Rändern des Bildauschnitts). Bei starker Verzeichnung biegen sich dagegen die Balken (im wahrsten Sinne des Wortes). Gerade im Weitwinkelbereich werden Linien manchmal am Rande des Bildauschnitts extrem gekrümmt dargestellt.

Dynamik
Unter Dynamik werden alle Eigenschaften zusammengefasst, die den Nutzpegel der Umsetzung von Licht in Videosignale beeinflussen. Für diese Note messen wir u.a. das Rauschen, Übersteuerungen, Gamma (Eingangsdynamik) sowie der dargestellte Wertebereich (Ausgangsdynamik).
Subjektiver Bildeindruck
Auflösung hin, Kompression her - letztendlich ist entscheidend, was hinten raus kommt. Und das lässt sich nicht immer in Messwerten wiederspiegeln. Wir vertrauen daher nach wie vor auch auf unseren subjektiven Bildeindruck. In dieser Note drückt sich daher unsere Meinung zur gesamten Bildqualität aus. Oder kurz: Ist das Bild stimmig oder nicht?

Zoom optisch
Dieser Punkt ist eigentlich selbsterklärend. Wir ordnen die Zoom-Fähigkeit des Camcorders in unsere Notenskala ein.
Weitwinkel
Auch der Weitwinkel wird von uns in eine Notenskala eingepasst.
Ausstattung Bild
Bei der Bildausstattung prüfen wir derzeit 37 Ausstattungsmerkmale und ihre Ausführung. Dazu gehören neben eigentlich selbstverständlichen Dingen wie einem ausziehbarem Sucher oder einem klappbaren Display auch viele Hilfen wie Fokusring, Zebra oder ND-Filter.
Ausstattung Ton
Die Tonausstattung bewerten wir derzeit anhand von 14 Ausstattungsmerkmalen und ihrer Ausführung. Wichtig sind natürlich vor allem Mikrofoneingang, Kopfhöreranschluss und eine manuelle Aussteuerung.
Bedienung
Bei der Bedienung lassen wir wiederum subjektive Maßstäbe an. Ist der Menü-Aufbau schlüssig? Sind wichtige Tasten und Funktionen gut zu erreichen. Kamen wir mit der Kamera schnell zurecht, oder mussten wir uns oft die Haare raufen?
Portabilität
Die Portabilitätsnote bestimmt sich aus der Größe und dem Gewicht einer Kamera. Für spezielle Anwendungsfälle kann ein möglichst kompakter Camcorder ja durchaus interessant sein.
Fotofunktion
Die Note für die Fotofunktion beschreibt, wie gut sich der Camcorder als Ersatz für einen digitalen Fotoapparat der Einstiegsklasse eignet.
Soviel einmal in aller Gröbe zu unserem Testverfahren. Im Laufe der Zeit werden wir sicherlich dem einen oder anderen Testpunkt noch einen detaillierteren Artikel widmen...