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Die neuen Videoformate

Das gute alte DV-Format hat nun schon rund 8 Jahre auf dem Buckel und erfreut sich nach wie vor ausgesprochener Beliebtheit. Trotz MicroMV und DVD-Cam scheint sich daran auch in naher Zukunft nichts zu ändern. Doch am Horizont stehen bereits neue Formate bereit, die sich bald auch in Consumer-Geräten wiederfinden werden. Wir wagen einen Blick in die Zukunft...

// 14:50 Fr, 12. Dez 2003von

Das gute alte DV-Format hat nun schon rund 8 Jahre auf dem Buckel und erfreut sich nach wie vor ausgesprochener Beliebtheit. Trotz MicroMV und DVD-Cam scheint sich daran auch in naher Zukunft nichts zu ändern. Doch am Horizont stehen bereits neue Formate bereit, die sich bald auch in Consumer-Geräten wiederfinden werden. Wir wagen einen Blick in die Zukunft...



Die Schlagworte sind schon heute in aller Munde: Ob Progessive, HD oder 24p, selbst Hobbyanwender sollen schon heute darüber informiert werden, was Sie morgen kaufen wollen sollen. Dabei haben viele Hersteller offensichtlich ein Problem mit uns Europäern. Denn während sich in Japan oder Amerika die Konsumenten auf jede neue Technologie wie die Raben stürzen, scheinen wir grundsätzlich etwas geduldiger zu sein. So greifen hierzulande viele Konsumenten bei einer neuen Technologie erst zu, wenn Ihnen diese auch ausgereift erscheint. Und wenn ein gekauftes Produkt gut funktioniert, sehen wir oft keinen Grund zu einem neuen Modell greifen, solange dieses keine wirklich wesentlichen Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger bietet.





Technologie-Muffel?

Dies schlägt sich auch in unserer Infrastruktur nieder. Während in vielen anderen Ländern bereits zahlreiche Fernsehprogramme in deutlich höherer Auflösung gesendet werden, besitzen die meisten Deutschen immer noch ihren alten 50Hz PAL-Fernseher. Noch nicht einmal das digitale Fernsehen (kurz DTV) ist bei uns in die Gänge gekommen. Kein Wunder, dass wir mit DV momentan vollauf zufrieden sein können, denn schon dieses Format besitzt eine bessere Qualität, als die meisten Fernseher in Deutschland darstellen können.



Doch die neuen Technologien werden kommen, sobald das digitale Fernsehen größere Verbreitung erreicht hat. Und das kann schon bald der Fall sein. Denn nach der Pleite des Kirchmonopols und dank einer neuen offenen Digital-Norm, rutschen die Emfangsgeräte nun in bezahlbare Regionen. Und bis Ende 2004 wird in vielen Städten Deutschlands auf digitales Fernsehen umgestellt, welches mit einer kleinen Zimmerantenne empfangen werden kann. Dadurch ist es möglich, auf einem analogen Kanal bis zu 5 digitale Programme zu übertragen. Und wenn einmal digital gesendet wird, können über diesen Übertragungsweg auch hochauflösende Filme übertragen werden.



Dieses hochauflösende Fernsehen wird High Definition genannt, oder kurz HD oder HDTV. Neben einem digitalen Empfangsgerät (eine so genannte Set-Top-Box) benötigt man dafür allerdings auch einen neuen Fernseher. Denn die hierzulande üblichen PAL-Geräte können nur maximal 768 x 576 Bildpunkte darstellen. HDTV unterstützt dagegen Bildauflösungen von bis zu 1920 x 1080 Punkten. Dies äußerst sich in einer deutlich höheren Schärfe der Bilder. Selbst bei Projektionsgrößen von 5m oder mehr dürfte ein Film kaum noch von einer Kinoprojektion zu unterscheiden sein.






Halbe Bilder

Und dies führt uns zur nächsten Problematik: Während im Kino 24 einzelne Vollbilder übertragen werden, arbeiten übliche PAL-Fernseher nach wie vor mit 50 Halbbildern. Dies bedeutet, dass ein Bild eigentlich aus zwei Bildern besteht, die ineinander „verwoben“ übertragen werden. Zuerst werden die Bildzeilen 1, 3, 5, usw. auf die Bildröhre geschrieben. Das ist das erste Halbbild. In einem zweiten Halbbild werden anschließend die Zeilen 2, 4, 6 usw übertragen. Der Grund für dieses etwas ungewöhnliche Verfahren liegt darin, dass der Leuchtstoff in der Bildröhre früher nicht lang genug nachleuchten konnte, um ein komplettes Bild von oben nach unten auf die Bildröhre zu schreiben. Um ein Bildflimmern zu vermeiden, wurde diese Technologie erfunden, die man weitläufig „Interlaced“-Technik nennt.



Mittlerweile hat man das Nachleucht-Problem der Röhren im Griff, weshalb sich die Interlace-Technik langsam als Hemmschuh erweist. Um völlig flimmerfreie Fernseher zu bauen, kann man die Bildfrequenz mittlerweile sogar schon auf das doppelte steigern. Doch diese sogenannten 100Hz-Fernseher haben ein Problem. Wenn Sie doppelt so viele Bilder in der Sekunde auf den Bildschirm schreiben, müssen Sie das Bild wieder entflechten. Ansonsten würden Sie zuerst das erste Halbbild, dann das zweite Halbbild, dann wieder das erste Hallbild und schließlich nochmal das zweite Halbbild schreiben. Dadurch fängt das Bild bei bewegten Bildelementen wieder zu flimmern an.



Eine Lösung dieses Problems ist die sogenannte Progessive-Technik. Dabei wird von vornherein ein Vollbild, anstatt zweier Halbbilder aufgezeichnet und übertragen. Die Zeilen eines Bildes werden hierbei also in der natürlichen Reihenfolge auf den Bildschirm geschrieben (1, 2, 3, 4, 5 usw.). Im Kino wird ein Einzelbild zwei oder dreimal hintereinander projiziert, um flimmern zu vermeiden. Dies funktioniert mit einer progressiven Aufnahme ebenso auf einem 100Hz Fernseher. Das Ergebnis sind ruhigere und flimmerfreie Bilder.



Dennoch wird die Interlace-Technik mittelfristig nicht aussterben. Zumindest wurden in der Normierung der neuen Digitalformate auch Interlaced-Formate berücksichtigt. Ob ein Format interlaced oder progressiv ist, zeigt dabei ein kleines Kürzel am Ende der Auflösungsbeschreibung. Wenn man also von 25p spricht, sind 25 Vollbilder gemeint, während 50i eine Übertragung mit 50 Halbbildern beschreibt.








Das Kino als Vorbild

Wie man sieht, will die Technik viele Ideen aus dem guten alten Kino in das heimische Wohnzimmer bringen. Daher wurde für das amerikanische Digitalfernsehen unter anderem auch die Norm 24p festgelegt. Dies bedeutet (wie wir nun leicht schließen können), dass 24 Vollbilder in einem Videostrom übertragen werden. Eigentlich ist dieses Format dafür gedacht Hollywood-Spielfilme leichter in ein digitales Format übertragen zu können. Umgekehrt soll 24p jedoch auch durch die Aufnahme von Digitalfilmen mit 24p-Kameras die digitale Kinofilmherstellung vorantreiben.



Dies ist mit Sicherheit einer der Gründe, warum die Panasonic AG-DVX100 in Amerika so ein Erfolg für No-Budget-Filmer wurde. Denn dort gibt es ursprünglich nur das NTSC-System welches auschließlich 30p bzw 60i erlaubt. In einem komplizierten Prozess werden dann die 24 Vollbilder auf die 60 Halbbilder des DV-Tapes geschrieben, wodurch sich Standard DV-Schnittsysteme nicht mehr zur Nachbearbeitung eigenen. Wir in Deutschland haben jedoch dank dem PAL-System von vornherein 50i oder 25p, wenn man dies einmal so interpretieren darf. Dadurch ist 24p hierzulande praktisch obsolet.



So können wir von vornherein 25 Vollbilder auf einem DV-Tape progessive speichern, ohne gegen die Pal DV-Norm zu verstoßen. Schließlich können wir ja einfach zwei Halbbilder speichern, die später als Vollbild interpretiert werden. Kinofilme werden seit je her bei uns im Fernsehen oder auf DVD mit 25 Bildern pro Sekunde gezeigt. Der Geschwindigkeitsunterschied von 4% fällt dabei niemandem auf. Auch Panasonic hat daher beim europäischen PAL-Modell der AG-DVX100 auf einen 24p-Modus verzichtet. Grundsätzlich lässt sich also behaupten, dass wir in Deutschland niemals 24p benötigen werden. Es bleibt also zu hoffen, dass dieser Marketing-Hype auf Amerika beschränkt bleibt.






Auflösungserscheinungen

Bleibt noch die höhere Auflösung durch HD. Von JVC (professional) ist seit kurzem der erste HD-Camcorder unter 5000 Euro in Deutschland lieferbar. Ein happiger Preis für einen Camcorder mit nur einem Bildwandler. Zwar besitzt die Kamera einen echten 16:9-CCD, der Auflösungen bis zu 1280 x 720 Pixel aufnehmen kann, jedoch wirft diese Technologie noch viele Fragen auf. So wird HD beispielsweise auf DV-Tapes aufgezeichnet, allerdings im nicht normgerechten MPEG-2 Format. Dadurch lassen sich die Filme nicht mit einem normalen Firewire-DV-Schnittsystem nachbearbeiten. Außerdem gibt es noch keine europäische HD-Norm. Daher kann dieses Modell „nur“ 30p oder 60i mit HDTV-Auflösung aufzeichnen. Und um Ihre Filme begutachten zu können, benötigen Sie also zusätzlich (mindestens) einen HD-Fernseher, der diese Norm unterstützt.




Falls Sie nun gerade sowieso mit dem Gedanken spielen, sich einen neuen Großbild-Fernseher zuzulegen, sollten Sie bei Ihrer Auswahl doppelt vorsichtig sein. Denn obwohl alle neuen HD-Formate auf ein Bildverhältnis von 16:9 ausgelegt sind, gilt noch nicht der Umkehrschluss: Fast kein aktueller 16:9-Fernseher ist HD tauglich, wie leider immer noch viele Konsumenten glauben. Gerade die schicken, und noch sehr teuren Plasma-Displays schaffen gerade einmal eine optische Auflösung von horizontal 1300 Pixel. Ältere Auslaufmodelle, die gerade in bezahlbare Regionen kommen, liegen mit knapp 800 Bildunkten sogar noch deutlich darunter. Die Schärfe eines zukünftigen HD-Films mit 1920 horizontalen Bildpunkten kann ein solches Modell niemals in voller Schärfe darstellen.






Anschluss gesucht

Hinzu kommt die Frage nach dem richtigen Anschluss. Um HD-Signale an einen Fernseher zu übertragen, werden neue Anschlüsse fällig. Hier scheint sich der neue HDMI-Digitalstandard durchzusetzen. Geräte mit diesem Anschluss werden gerade erst in Amerika und Japan ausgeliefert. Bis wir hierzulande entsprechende Geräte finden werden dürften noch ein paar Monate ins Land ziehen.






Fazit

Insgesamt betrachtet scheint HD also noch ein teurer Spaß zu sein, der sich momentan nur für absolute Technik-Fetischisten eignet. Besonders, weil das bisher einzige JVC-Modell nur NTSC-Frameraten beherrscht. Daher ist diese Kamera auch nicht für Leute geeignet, die ihre Filme später auf 35mm „fazen“ wollen. Diese fangen sich nämlich bei der Frameratenkonvertierung wieder einen gehörigen Qualitätsverlust ein. Dazu missfällt noch eine sehr starke MPEG2-Kompression bei der HD-Aufnahme. Und auch 24p wird unserer Meinung nach in Europa niemals eine Rolle spielen. Schließlich können wir 25p schon lange. Es hat also den Anschein, als ob miniDV bis auf weiteres „unser“ Format bleiben wird.


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