Diesen Herbst werden so viele Hardware-Neuerscheinungen den PC- und Mac-Markt aufrütteln wie schon lange nicht mehr. Während es in den letzten 24-36 Monaten eher evolutionär zuging, werden manche der kommenden Produkte sogar einen einen eher revolutionären Paradigmenwechsel einleiten.
X86 CPUs
Bei den X86-Prozessoren gibt es dabei noch die wenigsten Überraschungen. Nicht weil es hier keine größeren Entwicklungssprünge mehr gibt, sondern weil der Konkurrenzkampf zwischen AMD und Intel bereits im vollen Gang ist. AMD hat mit seinen in 7nm gefertigten 8Core-Dies Intel kalt erwischt und kann in Kombination mehrer Chiplets nun x86-Prozessoren mit bis zu 64 echten Kernen anbieten. Bis Intel hier am Desktop aufschließen kann (wenn überhaupt) dürfte noch mindestens ein Jahr vergehen. Und auch im Laptop-Bereich hat AMD jetzt mit den mobilen Ryzen 4000 einen Volltreffer gelandet. Die Kombination aus bis zu 8 CPU-Cores und einer integrierten GPU ist aktuell von Intel weder hinsichtlich des Verbrauchs noch bei der Leistung zu schlagen. Immerhin könnte Intels Tiger Lake Ende dieses Jahres bei den Laptops eventuell mit einer schnellen GPU punkten, aber deutlich an AMD vorbeiziehen wird Intel damit definitiv nicht.

Apple Silicon ARM
Die größte Überraschung ist jedoch Apple gelungen. Als Gelegenheits-Programmierer haben wir bisher die Performance von ARM-Prozessoren als nicht sonderlich bemerkenswert eingestuft. Und diese Einschätzung teilen wir auch weiterhin, jedoch nun mit Ausnahme von Apple. Denn womit auch immer deren Prozessor-Gurus kochen, sie holen aus den lizensierten ARM-Prozessor-Design mittlerweile mehr Performance als die gesamte Konkurrenz. Bereits der Smartphone- und Tablet Prozessoren enteilen vielen ARM-Konkurrenten deutlich. Und gerade wurde auch offensichtlich, dass die kommenden Apple-Prozessoren mit AMD und Intel mindestens auf Augenhöhe agieren können. Selbst in einer Rosetta-Emulation scheinen sie noch passable X86-Performance erreichen können, echter ARM-Code dürfte dagegen noch weitaus schneller ausgeführt werden. Wir habe daher wenig Zweifel daran, dass MacOS ab Herbst ein nahtloser Umstieg auf die eigenen ARM-Chips gelingen wird. Und nicht nur das. Auch die fp-Leistung und die integrierte GPU sollen sich gerüchteweise sehen lassen können.

Was die mobile Performance-Krone angeht werden Apple und AMD hier über Nacht zu härtesten Konkurrenten. Es dürfte spannend werden, ob Apple vielleicht sogar am Ende des Tages in einem 15W-TDP-Designrahmen noch mehr mobilen Videoschnitt ermöglichen wird, als ein kommender AMD-Ryzen 5000. All dies spielt sich vorerst nur in der mobilen Welt ab.
GPUs
Doch weil für die Videobearbeitung die CPU-Leistung mittlerweile viel weniger relevant ist, als die GPU-Leistung bleibt letztere für stationäre, professionelle Workstations entscheidend. Tatsächlich spielt die Leistung des Hauptprozessors bei der Videobearbeitung mittlerweile nur noch die zweite Geige. Den weitaus größeren Energiehunger hat mittlerweile die GPU - womit auch auch der größte Kühlaufwand einher geht. CPUs, die in Laptops mit geringem Leistungs-Design (<=35W) genutzt werden, besitzen eine eigene, integrierte GPU, die jedoch maximal für bequemen FHD-Schnitt ausreicht. Will man 4K flüssig bearbeiten, benötigt man eine dedizierte GPU, und diesen Bereich dominiert Nvidia.
Allerdings ist auch hier in den letzten Jahren AMD mit seinen Radeon Grafikkernen immer näher an Nvidia herangerückt. Und die Spatzen pfeifen nun von den Dächern, dass AMDs kommender Wurf für den Herbst erstmals seit Jahren wieder Nvidia die Performance-Spitze streitig machen könnte.
Doch das wird nicht passieren, denn Nvidia ist bekannt dafür dass sie in der Regel immer noch ein paar Performance-Asse im Ärmel haben, die sie jedoch nur ins Spiel bringen, wenn die Konkurrenz sie dazu zwingt. Gerade erst konnte man dies schön beobachten, wie Nvidia die SUPER-Modellreihe als Antwort auf AMDs neue Desktop-Karten auf den Markt geworfen hat. Und so wird es auch wieder sein, wenn AMD seine sagenumwobene Monster-GPU im Herbst vorstellen wird. Tatsächlich musste Nvidia bis jetzt noch nicht einmal die 7nm-Fertigung bemühen um AMD Paroli zu bieten. So kann Nvidia im Herbst bei der Vorstellung seiner neuen 7nm-GPU-Generation sicherlich sehr genau dosieren, wie viel Leistung man den Endkunden letztlich offerieren wird. Und das bestimmen weniger technische Limitationen, sondern vor allem wie konkurrenzfähig vergleichbare GPUs von AMD sein werden.

Und hier wird nun gemunkelt, dass Nvidia für seine Topmodelle doch mehr Leistung freigeben wird, als ursprünglich geplant. Es ist daher denkbar, dass die kommenden RTX 3080/3090/Ti etwas von Nvidias klassischem Release-Regularium abweichen werden. in dem letzten Jahrzehnt galt dabei fast immer die Regel, dass die neuen Modelle ungefähr so schnell waren, wie die alten Modelle eine Leistungsklasse darüber. Eine RTX 2060 war also ungefähr so schnell wie eine GTX 1070 usw. Im Herbst sollen diese Sprünge jedoch etwas größer ausfallen. Allein der Speicherdurchsatz soll sich von den rund 600 GB/s der RTX 2080 Ti auf über 900 GB/s bei deren Nachfolger steigern. Nimmt man die üblichen Chipsatzverbesserungen, die Takterhöhung sowie die zusätzlichen CUDA-Cores ins Spiel dürfte das Leistungsplus des Topmodells diesmal vielleicht eher bei 50 Prozent denn bei 30 Prozent liegen.
Da Apple nicht mehr mit Nvidia zusammenarbeitet sind wir auch sehr gespannt, wie sich hier das ARM-Zusammenspiel mit AMD-GPUs in den größeren Macs entwickeln wird. Vielleicht ist Apples Video Accelerator nur der Anfang und Apple überrascht uns auch noch mit einem dedizierten GPU-Design. Doch dies halten wir zumindest mittelfristig für unwahrscheinlich, es sei denn Apple will hier Synergien mit einem eigenen KI-Beschleuniger nutzen. Denn auch im KI-Bereich steht Apple ohne Nvidia noch auffallend nackt da...