Fünf Jahre hat es gedauert - jetzt ist es endlich so weit, die nächste Generation von Magnetbandspeichern kommt auf den Markt. Die zehnte Generation der Linear Tape Open (LTO)-Technologie bringt eine Speicherkapazität von unkomprimierten 30 TB pro Band, was einem Zuwachs von 67 % gegenüber LTO-9 (18 TB) entspricht - etwas weniger als auf der LTO Roadmap angekündigt, dort wurden noch 36 TB versprochen. Bei standardmäßiger Kompression (2.5:1) lassen sich sogar bis zu 75 TB pro Band speichern. Für die Archivierung grosser Datenmengen, wie sie zum Beispiel beim Filmen anfallen, kann die Magnetbandsopeicherung sehr attraktiv sein.

Der Datentransfer erfolgt allerdings weiterhin mit nur maximal 400 MB/s, was bedeutet, dass ein vollständiges Band theoretisch in etwa 21 Stunden beschrieben werden kann. Die Schreibgeschwindigkeit hat sich somit seit LTO-8 nicht mehr wesentlich beschleunigt. Schon mehere Hersteller wie IBM, Symply und Spectra Logic haben eine Reihe LTO-10-Produkten - Laufwerke und Bänder angekündigt.
Technisch basiert LTO-10 auf einem komplett überarbeiteten Aufbau. Neben einem neuen Schreib-/Lesekopf wurde ein optimiertes Substrat für das Bandmaterial eingeführt, das die höhere Datendichte ermöglicht. Die physikalische Länge des Bandes bleibt im Vergleich zu LTO-9 unverändert (1.035 Meter), sodass die Datenspeicherung pro Fläche offensichtlich effizienter gelingt. Zwar liegt die maximale Lesegeschwidigkeit bei 400 MB/s - per SAS kann aber eine Datenübertragungsrate von bis zu 1000 MB/s und bei Fiberchannel sogar bis zu 1200 MB/s erreicht werden, wenn mit komprimierten Daten gearbeitet wird.

Ein praktischer Fortschritt: Die LTO-10-Medien lassen sich direkt ohne vorherige Kalibrierung verwenden – ein klarer Vorteil gegenüber LTO-9, bei dem dieser Schritt bis zu zwei Stunden in Anspruch nahm. Eine weitere Änderung betrifft die Kompatibilität, allerdings nachteilig: LTO-10 bricht mit der Tradition der Rückwärtskompatibilität. Während frühere Generationen jeweils ein bis zwei Vorgängerformate lesen und beschreiben konnten, sind LTO-10-Laufwerke ausschließlich mit LTO-10-Medien nutzbar. Das erschwert die Migration von bestehende Magnetband-Archiven.
Die nächste Generation (LTO-11) wird frühestens 2029 erwartet; ein Rückschritt, denn bisher sah man eine Kapazitätsverdopplung im Zwei-Jahres-Rhythmus. Auch fehlen bislang die kostengünstigeren Half-Height-Laufwerke für LTO-10, die vermutlich erst 2026 auf den Markt kommen werden.

Erste LTO-10 Laufwerke von Symply und IBM
// Top-News auf einen Blick:
- slashCam goes YouTubing: Sony FX2
- Sigma Aizu Prime Line vorgestellt mit T1.3 für Large-Format
- Neue LTO-10 Generation mit 30 TB - eine Alternative zum Festplattenarchiv?
- Godox AD21/AD32/AD33 Diffusionspanels - variable ND-Filter für die Beleuchtung
- Acer ProCreator PE320QXT - 6K Monitor für nur 1.199 Euro!
Auch IBM hat Laufwerke angekündigt - diese kommen wahlweise mit zwei SAS-Anschlüssen (je 12 Gbit/s) oder zwei Glasfaserkanälen (Fibre Channel, je 32 Gbit/s)) - hier allerdings sind bisher weder der Erscheinungstermin oder die Preise kommuniziert worden.

LTO oder Festplatte - was ist besser fürs Archiv?
Je nach Anwendungsfall und benötigtem Speichervolumen kann Magnetband eine sinnvolle Alternative zur herkömmlichen Speicherung auf Festplatten darstellen. Den Nachteilen von Datenbändern wie dem sehr langsamen Zugriff (ein Band muß erst aus einem automatischen Tape-Archiv eingelegt, dann zur richtigen Stelle gespult werden - ein Zugriff dauert so 50-60 Sekunden verglichen mit 5-10 Millisekunden bei Festplatten) und den hohen Anschaffungskosten für ein Bandlaufwerk stehen einige Vorteile gegenüber.
So weist die Speicherung auf Magnetbändern neben einer hohen Energieeffizienz, Langlebigkeit, Datenzuverlässigkeit (Fehlerraten die 4-5 mal kleiner sind, als die von Festplatten) auch eine hohe Datensicherheit auf - gerade die Offline-Natur der Bänder hat schon so manchen Totalverlust von Daten - sei es durch Hackangriffe oder Programmierfehler - verhindert. Und auch die Schreibgeschwindigkeit ist mit 400 MB/s deutlicher höher als die von (einzelnen) Festplatten mit maximal 280 MB/s bei Enterprise Modellen.
Hauptargument für Bänder ist aber bei der Archivierung von sehr großen Datenmengen der Preis, denn eine LTO-Kassette ist viel billiger als eine klassische Festplatten - so kostet etwa ein LTO-9 Kassette mit einer Kapazität von 18 TB rund 85 Euro - eine vergleichbar große Festplatte dagegen schlägt mit über 300 Euro zu Buche.

Die Kapazitätssteierung durch das neue LTO-10 Format ist von Anwendern lang ersehnt, leider aber bleibt sie hinter den ursprünglichen Zielvorgaben zurück. Und so schön die gesteigerte Kapazität und vereinfachte Inbetriebnahme ist, sind der Verzicht auf Rückwärtskompatibilität und die zunächst fehlende Unterstützung durch günstigere Laufwerkstypen jedoch Wermutstropfen für potentiele Anwender, die nach einer optimalen Lösung für ihr Datenarchiv suchen.