Frage von BraVo:Hallo zusammen,
vllt. kann mir jemand von Euch Profis weiter helfen :-)
Seit Jahren filme ich schon hobbymäßig hier und da, probiere viel aus und immer wenn ich mal wieder an die Grenzen meiner Technik stoße, kaufe ich was neues.
Bisher war ich immer nur mit div. Camcordern (JVC, zuletzt Panasonic SD300) unterwegs.
Nachdem ich nun endlich Platz für ein kleines eigenes Studio habe und meinen Greenscreen endlich mal gscheit aufbauen konnte, bin ich dann schnell mal an die Grenzen des mit der Technik machbaren gestoßen. Außerdem geht mir auch dieses umständliche Gefrickel auf die Nerven, mit so einer Mini-Kamera halbwegs Aufnahmen im Schärfentiefe zustande zu bekommen - von dem interlace-Format der Cam ganz zu schweigen.
Kurz gesagt, mir rennt einiges im Kopf herum, was ich damit nicht umsetzen kann. Darum habe ich mich entschlossen mal wieder Geld in die Hand zu nehmen, die komischen Baustrahler im Keller durch eine ordentliche Beleuchtung zu ersetzen und vor allem mal wieder eine gscheite Cam zu kaufen.
Hier hätte ich gerne Euren Rat. Die kleine Hand-Cams geben einfach nicht das her was ich will und die nächst größeren sind außerhalb meines Budgets.
Macht hier von Preis/Leistungsverhältnis eine DSLR Sinn? Falls ja, welche?
Eine EOS 7D gibt's ohne Objektiv glaube ich schon für unter 1000€. Mit 1-2 Objektiven dazu wäre man noch immer billiger unterwegs, als mit einer "Profi-Cam". Macht das Sinn? Oder doch lieber eine Kleinere? Die 7D ist ja auch schon ein paar Jahre alt. Gibt's da zwischenzeitlich Alternativen? Was ganz anderes?
Dann noch kurz zum Thema Licht: Was ist hier gut und günstig? Macht es Sinn eine Hand voll LED Lampen (mit Filter) zu kaufen, oder kauft man sich hier am besten ein kleines Halogen-Lampen-Kit (Dedolight, etc) zu kaufen?
Ja, viele Fragen, viel Text - viel Antworten? :-)
Antwort von joey23:
Ich würde die 60D nehmen. Schwenkdisplay, Magic Lantern, solider Fotoapparat gleich dabei, Display oben. Die 7D ist kurz vorm Lebensende und hat Einschränkungen bei Magic Lantern. Die lieber nicht mehr.
Ich habe einen ARRI-Lichtkoffer mit 3 Fresnelstrahlern und Stativen zu verkaufen. Meld dich bei Interesse.
Antwort von dirkus:
Was willst du bei Drehs vor ner Greenscreen mit Tiefenunschärfe anfangen? (Soll die Grüne Wand dahinter, die du eh durch ein neues Hintergrundbild ersetzen wirst, noch unschärfer werden;-)
Wenn du hauptsächlich vor Screen drehen willst, dann sind DSLR wegen der geringen Detailauflösung keine gute Wahl. Da wirst du sehr unnatürliche Umrisse bekommen. Besonders alle feinen Details wie Haare usw werden sich sehr schlecht vor der Screen abbilden. Allenfalls White Screen geht noch, wenn der Hintergrund weiss bleiben soll.
Ich würde an deiner Stelle für Screen Drehs einen vernünftig auflösenden Camcorder nehmen. Aber hier wird dich auch nur eine höhere Farbabtastung (mind 422) weiterbringen.
DSLR ist nur zu empfehlen, wenn du ein schönes Bokeh brauchst - wenn also dein Motiv vor einem natürlichen Hintergrund freigestellt werden soll.
Antwort von BraVo:
Danke schonmal für die ersten Tipps!
@dirkus: Vor dem Screen will ich natürlich nix mit Tiefenunschärfe :-) Hier hätte ich mich vllt. besser ausdrücken sollen. Damit sind natürlich alle anderen Aufnahmen gemeint.
Der Screen ist nicht der primäre Anwendungsfall, aber eben auch einer. Cams mit einer höheren Farbabtastung sind glaube ich nicht sonderlich günstig, oder?
Eine EOS 60D wie joey23 beschreibt, sollte beim Screen doch schon bessere Ergebnisse zustande bringen, als die alte SD300, oder?
@joey23: Was sind das für arris und was willst Du dafür?
Antwort von Artvis:
...ist "ganz" einfach..;-)
Also...ich komme von der Fotografie (20 Jahre) besitze eine DSLR Canon Eos7D und filme seit 2 Jahren damit (u.a.Projektdokumentationen, Menschen und Lebensformen in Guatemala, vorwiegend im Hochland). Bin auch damit zufrieden denn...ich kann beides mit einem Gerät - fotografieren und filmen - hab mit wenig Geld beides kompakt beisammen und bin trotzdem sehr flexibel unterwegs. Was jedoch klar ist, die DSLR-Videofunktion kommt aus der Fotografie und ist daher mit einer Videokamera nur sehr eingeschränkt vergleichbar. Die Qualität der Videos ist, jedenfalls viel üben vorausgesetzt, sehr gut.
Was den Effekt der Schärfetrennung Objekt-Hintergrund anbelangt, ist es gleich wie in der Fotografie (große Blende/kleine Blende), fokusieren ist am besten manuell (Autofokus wie bei Videokameras) gibt es (noch) nicht. Da ich persönlich ausschließlich alles manuell einstelle ( wie in der Fotografie) hab ich da auch keine Probleme.
Die Eos7D besitze ich nun über 2 Jahre und bin sehr zufrieden damit (davor Eos5D, Eos1D, Nikon D700).
Eines ist noch zu beachten: mit einer DSLR Videos aufzunehmen bedeutet sich mit der Kamera technisch absolut vertraut zu machen, eher an fotografisches Arbeiten zu denken (schnell einmal einen Dreh ist eher Sache der Videokameras) und den Dreh gut überlegen. Für mich jedenfalls das RICHTIGE.
Arbeiten mit einer DSLR ist eine sehr interessante Angelegenheit, günstig, gestalterisch sehr umfangreich, qualitativ hochwertig und bringt absolut beste Ergebnisse - wenn man filmen als gestalterische Herausforderung sieht; Bedeutet nicht, dass filmen mit einer Videokamera von mir gewertet wird (hab selbst vor vielen Jahren mit Super8 und später mit Videokameras gefilmt)
Um eine Ahnung vom Film-Einsatz mit einer EOS 7D zu belommen:
https://www.slashcam.de/artikel/Intervi ... lles-.html
PS: die Canon EOS 7D wird möglicherweise im Frühjahr 2013 überarbeitet.
Eine EOS5D MarkIII ist zur Zeit (als Semiprofigerät) einer 7D vorzuziehen, kostet aber auch rd. 2800EURO das Gehäuse. Bei dem ist nicht zu vergessen, man bekommt (dazu) auch einen top Fotoapparat. Wer nur filmen will, sollte sich die Anschaffung einer DSLR sehr gut überlegen - denn wenn man alle Zusatzteile wie Lupe, Mikrofon, digitales Aufnahmegerät, eventuell noch ein Rig dazu anschaffen will kommt preislich sehr nahe an eine sehr gute Videokamera im Kleinbildformatsensorsegment, also mit gleichen Möglichkeiten wie in der Fotografie oder für Kino style.
... ;-)
LG
Alfred
Antwort von dirkus:
Kommt drauf an was du für Ansprüche hast.
Wenn du lediglich jemanden vor die Wand stellen möchtest, bei dem sich auf einfache Art der Hintergrund ändert oder irgendwelche Infos dahinter eingeblendet werden, dann reicht sicherlich auch eine ungenaue Bildtrennung.
Sobald du aber Fotorealistisch etwas in den Hintergrund einbauen möchtest, kommst du nicht mehr um eine
viel bessere Farb- und vor allen Dingen eine bessere Bewegungsauflösung herum. Für eine saubere Bildtrennung musst du bei bewegten Aufnahmen mit einem hohen Shutterspeed drehen. Alle DSLR erzeugen aber bei hohen Shuttergeschwindigkeiten extremen Rolling Shutter! Das sieht dann nicht mehr schön aus. Den Blur musst du dann sowieso digital nachbearbeiten.
Dein Bild mag also durchaus besser werden, als mit der jetzigen Kamera, aber eine saubere Trennung vom Hintergrund wirst du wohl nicht erzielen. Ich kenne deine jetzige Kamera aber nicht und kann daher nicht sagen, ob du mit einer DSLR ein besseres oder sogar schlechteres Ergebnis bei Screenaufnahmen erzielen wirst.
Ansonsten haben 7D und co ein sehr gutes Bild, aber nur dann, wenn man weitestgehend beim Originalbild in einer normalen Umgebung bleiben möchte.
Antwort von Manuell:
Hier mal zwei Beispielvideos vor Greenscreen:
ab 29 Sekunden:
... w&index=10
... 3w&index=3
Das erste Video ist mit der Panasonic HPX171 in 1080p und 4:2:2 aufgenommen, allerdings mit 35mm Adapter (war vom Auftraggeber so gewollt).
Das zweite Video mit der Canon 60D in 1080p und 4:2:0.
Antwort von dirkus:
Für solche statische Sachen ist das völlig ok.
Sobald aber mal die Haare anfangen zu fliegen, oder jemand Arme und Beine ordentlich schwingt...
Antwort von BraVo:
Wow. Wirklich hilfreiche Infos von Euch.
@artvis: Dann ist das vllt. genau das richtige für mich da ich schon ziemlich technikverliebt bin und gerne erst mal mit dem Equipment trainiere bis ich mal etwas aufnehme. Herausforderungen sind also toll :-)
Das Zubehör kann ich ja nach und nach je nach Bedarf dazu kaufen.
@Manuell: Vielen Dank. Interessante Videos. Ich als Laie erkenne bei den Videos keine 4000€ Unterschied. Wo muss ich denn genau hin schauen um Vor- und Nachteile zu erkennen?
Wieso wurde das zweite Video mit einer 60D gedreht? Was gab's für Nachteile?
Antwort von markusG:
Vielleicht solltest du dir auch mal die Panasonic GH2 oder GH3 anschauen.
Wenn du's wirklich ernst meinst würde ich aber mal nach ner gebrauchten FS100 (oder auch Panasonic AF101) schauen; die müsste per HDMI ein 4:2:2 gesampletes Signal ausgeben (für später mal) und hat eine bessere Auflösung. Und ist universeller weil sehr geringes Auflagemaß.
Antwort von Manuell:
Hey,
also bei diesen statischen Aufnahmen siehst du auch keinen großen Unterschied, außer das die DSLR der Darstellerin sogar eher etwas schmeichelt. Hinzu kommt noch die Youtube-Komprimierung. Und hier wurde auch nichts mehr am Bild nachbearbeitet, da hast du mit 4:2:2 ja noch etwas mehr Spielraum.
Antwort von Artvis:
auch ich erkenne bei Manuells Filmclips keinen wesentlichen Unterschied.
Aber das ist natürlich auch so im Internet nicht wirklich sicher auszumachen.
U.a. sind Komprimierung, Bildschirmqualität, etc. Parameter die ihres dazu beitargen einen wirklich vernünftigen-Sachlichen Vergleich kaum bis überhaupt nicht zu ermöglichen.
Ich vergleiche meine Gerätschaften in "Natura" d.h., Handling, Gewicht, Ergonomie - aus meiner Sicht eine Sache die zu wenig beachtet wird; das merkt man spätestens wenn Aufnahmen aus freier Hand über einen längeren Zeitraum als 1 Minute erfolgen sollen ;-), Kontrollschirmauflösung, Kosten für Zubehör etc. Was die eigentliche Technik betrifft kommt es ganz darauf an für welchen "End"zweck die Aufnahmen hergestellt werden. Daher ist zuerst sich die frage zu beantworten, wohin gehe ich mit meinen Produkt - Internet, Beamer-Präsentationen in Sälen, sendefähiges Material für welchen Fernsehsender und nicht zu letzt vielleicht eine Kinoproduktion.
Erst wenn ich diese Entscheidung getroffen habe sollte die Qual der Wahl für ein Aufnahmegerät erfolgen. Zu bedenke ist auch, dass jede Menge Möglichkeiten auch in div. Softwares enthalten sind um u.a. die Qualität der Aufnahme zu "verbessern" und auch zu gestalten.
Klar ist natürlich, dass das Aufnahmegerät der Schlüssel zur bestmöglichen Qualität ist - man kann aus einem Bild nie mehr rausholen als das was drin ist. Das gilt vorallem für den Inhalt, die Gestaltung, auch für die Qualität des Sensors und der Kamerasoftware.
Meine vorwiegende Beschäftigung mit Bildmedien sind ethnografischen Themen, Kulturen anderer Völker, Architektur und auch im künstlerischen Bereich mit bildender Kunst. Meine Präsentationen erfolgen in Foto-Ausstellungen und in naher Zukunft in Sälen für meine Dokumentationen. Natürlich schiele ich auch nach Sendemöglichkeiten... aber da bin ich noch sehr am Anfang und mit einer DSLR sind auch diese Möglichkeiten offen. Denn wer wirklich an professionelles Arbeiten im Medienbereich denkt, braucht mehr als eine "Super"Kamera ;-)
Für mich denke ich oft, die diversen Diskusionen hängen immer am gleichen Thema ....der Technik (natürlich hilfreich und auch wichtig).... die Idee, der Inhalt, die Dramaturgie, der Schnitt und besonders die Beschäftigung/Auseinandersetzung im Vorfeld zur eigendlichen Themen-Umsetzung bleiben da im Hintergrund.
Ich denke, ins Geschäft gehen, in die Hand nehmen und sich das Gerät einmal aus der persönlichen Befindlichkeit heraus zu Gemüte führen ist ein guter Weg um einen Entscheidungsprozess in Gang zu setzen.
LG
Alfred