Frage von jan_cgn:Ich werde bald verschiedene Interviews mit der C100 Aufzeichnen und habe leider keine Ahnung in Bezug auf Ton, da ich bis jetzt immer mit Atmo oder ganz ohne auskam.
Es ist alles indoor, ich arbeite allein, also kein Tonmann. Ich würde gerne für einen Teil der Aufnahmen einen Slider benutzen, deshalb werde ich vermutlich ein Ansteckmikro brauchen, oder liege ich da falsch? Weitere Eckdaten habe ich noch nicht. Außerdem will ich evtl. zusätzlich aus einer anderen Perspektive mit meiner 700D drehen. Was ist da grundsätzlich zu empfehlen, um ein gutes Ergebnis zu erziehlen? Kaufen oder leihen?
Gruss aus Köln
Jan
Antwort von Starshine Pictures:
Wir haben die Erfahrung gemacht dass beim Ton immer etwas schief läuft. Deshalb würde ich grundsätzlich mit 2 Mikros in unterschiedlichen Systemen aufnehmen. Ich denke für ein Interview ist die beste Kombi aus Ansteckmikrofon und Mikro an Tonangel. Wenn du kein Stativ mit Galgen fürs abangeln hast kann man es ja auch auf ein kleines Stativ schrauben und unsichtbar vor dem Interviewten positionieren. Die Tonangel würde ich via XLR in die C100 einspeisen, das Ansteck an einen externen Rekorder. Bei den Rekordern kannst du eigentlich nichts falsch machen, die sind alle gut. Je nach Budget hast du dann mehr oder weniger Features dran. Als Angelmikro wird oft das Rode NTG2 empfohlen. Den Ton vom internen Mic der 700D würde ich nur zum Synchronisieren der Videospuren nutzen. Um alle Spuren miteinander zu synchronisieren vielleicht vor Beginn des eigentlichen Interviews einmal vor den Kameras in die Hände klatschen. Dann hast du einen Startpunkt der auf allen Spuren gleich ist. Ton ist oft eine frickelige Angelegenheit und man sollte vertraut mit seinem Equip sein. Daher würde ich aus dem Bauch heraus eher zum Kauf raten.
Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
Antwort von jk86:
Kaufen hat den Vorteil, dass du den Kram immer parat hast. Dafür musst du aber auch tief in die Tasche greifen. Eine sinnvolle Kombi aus Mikrofon, Kopfhörer und Audiorecorder kostet so in okayer Qualität um die 400 - 1000 € neu.
Ein Ansteckmikro macht in deinem Szenario am meisten Sinn, braucht aber einen Funkempfänger, der zusätzlich nochmal so 300 € aufwärts kostet. Es gibt auch Ansteckmikros, die keinen Empfänger brauchen, die kosten aber dann richtig Asche oder klingen nicht gut.
Du musst das am besten wissen, wie oft du das Setup verwenden willst und ob eine Ausleihe auf Dauer billiger ist als ein Neukauf. Käufe amortisieren sich meist so nach etwa 25 Einsatztagen.
Wenn du bisher den Ton nur mit dem kamerainternen Mikro aufgenommen hast und den Kram nicht kaufen willst, empfehle ich dir aber eine Ausleihe für mehrere Tage, damit du dich in die Technik einarbeiten und Testaufnahmen machen kannst. Beim Dreh muss schließlich alles sitzen, Interviewpartner haben erfahrungsgemäß Terminpläne einzuhalten, da kannst du nicht eine volle Stunde mit dem Tonsetup verbringen.
Alternativ könntest du einfach ein Mikrofon (indoor eine Kleinkondensatorniere, oder ein Richtmikrofon, sehr gut klingt auch eine Kombination aus beidem) auf ein Stativ stellen. Das ist billiger als ein Ansteckmikro (kein Funkempfänger nötig) und die Ergebnisse sind meistens auch sehr gut, wenn es richtig gemacht wird.
Gestern habe ich z.B. einfach mein AKG C1000 auf ein Gesangsmikro-Stativ gesteckt und dann leicht außerhalb vom Bildausschnitt positioniert, die Kapsel auf die Sprecherin ausgerichtet - Ergebnis klingt für den Preis (Stativ 50 €, Mikro 135 €) recht gut.
Antwort von Blackeagle123:
Ansteckmikrofon kannst Du an der C100 automatisch pegeln lassen, einen Limiter kannst Du über das Menü anschalten. Du siehst allerdings nicht, wann der Limiter greift. Richtig komfortabel ist das nicht und der Ton kann "pumpen", wenn die Person lauter und leiser spricht - oder wenn sie gar nicht spricht, zieht die Kamera die Raumatmo automatisch lauter. Kann man aber schon mal machen, wenn es günstig sein muss oder man unterwegs komfortabel sein muss. Ansonsten kannst Du auch manuell einpegeln (lieber etwas zu leise) und im Schnitt dann feiner pegeln.
Wenn Du mehr Zeit hast, würde ich ein Funkset + SQN mit Hinterband-Kamerakabel mieten (da könntest du auch mehrere Mikrofone anschließen und siehst den Pegel + Limiter als LED-Anzeige) und das dann an die C100 anschließen. An der C100 dann zusätzlich auf einem Kanal ein Richtmikrofon mitlaufen lassen zur Sicherheit, z.B. eine Sennheiser Keule oder das Rode NTG 2.
Wenn Du eine weitere Person dabei hast, kannst du den Ton auch angeln, gibt sauberen Ton und ist günstig. Wie auch immer du dich entscheidest, wir haben günstige Setups im Verleih, sollte Kaufen für dich nicht in Frage kommen, schreib mir gerne mal eine Nachricht. Da kommen wir bestimmt günstig zusammen:
www.needcam.de
Viele Grüße,
Constantin
Antwort von Stoecky:
Ich versuche alles zu kaufen, wenn es denn eben geht. Technik hat immer seine Tücken und man kennt sich dann einfach nicht mit dem Zeug aus. Ich hab schon so viele neue Dinge gekauft und bin mit den ersten 1-2 Drehs regelmäßig auf die Nase gefallen, weil es eben vor Ort dann doch eine Tücke gab. Da finde ich es besser, wenn man sein Zeug hat und mit den Monaten und Jahren immer besser kennenlernt. Gerade Mikrofone sind so abartig speziell, das man erst nach einigen Anwendungen weis, wofür es brauchbar ist und wofür nicht.
Wenn es auf guten Ton ankommt, zeichne ich immer extern auf. Lavalier oder Angel, dazu einen Audiorekorder.
Wenn Du in einem geschlossenen Raum bist, vergiss aber die Reflektionen der Wände nicht. Das schönste Mikrofon nutzt nix, wenn Du zu weit von der Tonquelle weg bist und dann der Raum hallt. Immer nah ran an die Schallquelle und wenn möglich die Wände grob mit Akustikmolton abhängen. Den Effekt kennt sicher jeder aus dem Teppichgeschäft. Ein halbwegs brauchbares, kabelgebundenes Lavalier zusammen mit einem Voicerekorder bekommt man durchaus ab 300€. Vielleicht bekommst Du ja doch einen Assi motiviert, den Ton aufzunehmen und per Kopfhörer zu prüfen. Da hört man schonmal einen vorbeifahrenden Zug, der einem als überforderter Kameramann, Regie und Tonassi entgeht ;)