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Infoseite // The Dark Knight: Analyse einer Actionsequenz



Newsmeldung von slashCAM:


Hier geht es zur Newsmeldung mit Link und Bildern auf den slashCAM Magazin-Seiten:
The Dark Knight: Analyse einer Actionsequenz


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Antwort von Axel:

Abgesehen davon, dass Emersons Topografie des Sets falsch ist (ich wusste bei den meisten Kommentaren nicht, wovon er überhaupt spricht) und drei Viertel seiner vermeintlichen Continuity-Fehler eher durch seine schlechte räumliche Vorstellungskraft erklärbar sind, bleibt ein Kritikpunkt unter dem Strich: Die Kadragen und Schnitte sind desorientierend! Wow!

Nolan sagte zu seinem Team: "Passt mal auf. Wir haben es jetzt hier mit einer Actionszene zu tun, einer Verfolgungjagd mit drei Parteien (Konvoi, Joker, Batmobil), zählt man Unbeteiligte (Berufsverkehr) dazu, vier Parteien, zählt man den Zuschauer dazu, fünf. Ich möchte, dass gefälligst jeder in jedem Moment weiß, was abgeht. Film ist das, was im Frame ist*. Scheuklappen, Leute! Wir wollen nicht die Pferde scheu machen. Diese Szene muss nach Schulbuch abgewickelt werden."
Cinema is a matter of what's in the frame and what's out. *Und ich bin sicher, Scorsese meint es so, dass das Gezeigte lediglich die Phantasie des Publikums zum Komplizen machen muss ("what's out"). Assoziationen provozieren, das ist Interaktivität und geht über bloß Nachvollziehbares weit hinaus.

Wer Filme nach Regeln und nicht nach Wirkung (jawohl, emotionaler Wirkung aufgrund von, wie hieß es so schön? Schnitten durch Raum und Zeit) beurteilt, ist der schwachsinnigste aller Kritiker. Ganz besonders peinlich: Er sagt, ja, wäre es ein zweidimensionales Tableau (Comic), dann könnte man mit den Achsensprüngen leben. Aber er missachtet die ganze Zeit die Dreidimensionalität (bzw. Vierdimensionalität wegen der Zeit, bzw. Fünfdimensionalität: Filmzeit). Ungenügend.

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Antwort von le.sas:

Wie auch immer er und jeder andere es sieht- die Verfolgungsjad ist der letzte Mist. Dass man nicht genau weiß wo im Heck des Transporters er jetzt sitzt finde ich auch nicht so schlimm, das hätte man aber ganz einfach logischer gestalten können.
Ansonsten müssen die Schüsse logisch zueinander passen- da kann es sein dass man auf die 180 Regel scheißen kann, weil es nichts ausmacht. Auf der anderen Seite gibt es aber genug "gefühlte" Achssprünge, die fürchterlich aussehen(bei allen Filmen meine ich).
Für mich ist die Verfolgungsjagd aus Dark Night total unlogisch, und ich finde es eine frechheit, bei so einem teuren Film drauf zu scheißen und seine Unfähigkeit damit zu entschuldigen, dass es ja "neues schnelles Kino ist".
Ist doch genau so mit den ganzen dslr Videos die andauernd unscharf sind- "stilmittel, macht man heute so". Blödsinn, es ist einfach die Unfähigkeit der ganzen möchtegern-Kameramännern, die Schärfe zu ziehen.
Leider sind auch viele EB Leute mit den neuen großen Chips überfordert.
Aber zurück zum Thema- dass der "Durchschnittszuschauer" aus dem Film geht und sich nur denkt, "ganz nett, aber irgendwas war da komisch.egal, geile Explosionen" heißt noch lange nicht, dass man einfach auf alles Gestalterische scheißen kann. Was soll denn noch kommen? Die meisten Hollywood Filme haben eine absolut lächerliche und einfache Story, kosten aber 50 Millionen und mehr. Wenn jetzt noch bei der Kameraarbeit und beim Schnitt gepfuscht wird, was rechtfertigt dann eigentlich noch diese immensen Kosten?

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Antwort von fsm:

woran ich mich noch erinnern kann, als ich den film damals sah, war die aktion als der LKW von rechts kam und den Van nach rechts ins Wasser schob und das vorausfahrende Polizeifahrzeug was 2x in die Luft fliegt.
habs auf die oberflächlichkeit hollywoods geschoben. Ok, so'n Benzinkanister der im Bild steht wie bei Gladiator, kann schon mal passieren, aber das hier mit dem Truck?! hätte doch in jedem Storyboard auffallen müssen.

an die achssprünge selber glaub ich hat man sich mittlerweile gewöhnt, vor allem dann, wenn im sekundentakt hin und her geschnitten wird.

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Antwort von hubse:

Hi,

ich war nie ein Batman-Fan, hab ihn mir aber dann doch mal auf BluRay gekauft. Und das erste was mir aufgefallen ist: "Mist, die BluRay ist hin, die wechselt ständig zwischen 2,35:1 und 16:9..."

Ich frag mich wirklich, was bringt es IMAX-Kameras einzusetzen, wenns dann nachher im "normalen" Kino gezeigt wird. Ich hab den Film nicht im Kino gesehen, weiß also nicht, obs da auch ständig Änderungen des Bildformats gegeben hat, aber auf der BluRay geht mir das echt auf die Nerven.

Viele Grüße,

hubse

P.S. als "Nicht- Batman-Fan" fand ich den Film echt klasse. Und wenn ihr noch kurz erklärt was ein "Achssprung" ist, dann komm ich vielleicht auch mit, von was ihr da redet. Denn mir ist da beim ersten Mal nichts störendes aufgefallen. Im Gegenteil, ich fands toll, dass er nicht so schnell geschnitten ist wie der übliche Michael-Bay-Schrott.

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Antwort von le.sas:

Ich finde so Kleinigkeiten auch nicht schlimm, und hasse Leute die jeden Film Frame für Frame analysieren "Da war kurz das Mikro in der Spiegelung!!"
Vieles verspielt sich einfach, und wenn man es beim 1. und 2. Mal sehen nicht bemerkt, ist das auch ok.

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Antwort von Axel:

Das positive Gegenbeispiel von Salt mit seiner ausgetüftelten Richtungslogik geht eher in die Richtung einer Plansequenz. Man bedenke, dass in einer Actionkamera - Handkamera-Stil - mittig das Weiße Haus zu sehen ist, sehr klein im Hintergrund und nicht im Fokus und dass einen das daran gemahnen soll, dass Jolie eine wahre Patriotin ist. Klar ist diese Sequenz im Vergleich zur Batman-Szene das reinste Uhrwerk an Präzision, aber ob solche an den Haaren herbeigezogenen Dinge und die glaubwürdige physische Continuity (bei völlig unglaubwürdig überzogenen Stunts) einen in die Szene hineinziehen? Selbstversuch: Ich fand Salt schwach, Actionvehikel von der Stange. Beim unbefangenen Sehen fiel mir die Eleganz der Ausführung auf, wirkte alles recht mechanisch und ließ mich kalt. Wenn mir Washington Monument und Weißes Haus damals aufgefallen sind, löste das in mir keine Emotion aus. Klar, bin ja auch kein Ami.

Der Don-Siegel-Film The Lineup ("Der Henker ist unterwegs") ist natürlich ein Leckerbissen. Fairerweise betont Emerson den Fatalismus des film noir, zu dem eine Regie passt, die ihre Stilmittel, ihre Werkzeuge, vorzeigt, bevor es ans konsequente Umsetzen der Prämisse geht: Ende im Gelände.
Und wenn ihr noch kurz erklärt was ein "Achssprung" ist, dann komm ich vielleicht auch mit, von was ihr da redet. Die drei berühmten Beispiele:
- Du zeigst den Blick des Fahrers auf den Beifahrer. Das Auto fährt von rechts nach links. Nun schneidest du zum Gegenschuss, den Blick des Beifahrers auf den Fahrer. Vom einen Augenblick zum anderen fährt das Auto von links nach rechts, und die Landschaft sieht ganz anders aus. Man nennt dies einen 180°-Sprung, einen Achsensprung. Obwohl alles logisch ist, bist du desorientiert.
- Bei einem Fußballspiel stehen Kameras zu beiden Seiten des Spielfelds. Bei einem Achsensprung sieht es so aus, als würde plötzlich das eigene Tor gestürmt. Bei der "Mitte der Achse", einer gedachten Linie durch beide Tore, ist eine Grenze, die keine der aufzeichnenden Kameras während des Spiels übertreten darf (Trailer-Frage: Auf welcher Seite stehst du?).
- Im zweiten Weltkrieg zogen die Deutschen gegen Frankreich. Es gab für die Wochenschau-Kameramänner eine Anweisung aus dem Propagandaministerium, in welche Richtung die Wehrmacht durchs Bild zu rumpeln habe. Es gab eine andere, wenn es gegen Russland ging. Kannst du die jeweiligen Richtungen erraten? Und warum es diese Order gab?

Wie gesagt, Continuity ist relativ. Filmhistorisch wurde "Chaos-Schnitt" schon immer sehr gerne verwendet. In dem Klassiker der Filmmontage von 1925 ist das Set eine Treppe, die, wen wundert's, von oben nach unten geht. Die Leute flüchten in diese Richtung, das ist die ganze Geschichte. Und trotzdem schafft es der Film, unzählige Achsensprünge und desorientierende Continuity-Fehler einzubauen.


Dabei ist es interessant, dass jeder Einstellungswechsel des Films bereits im Storyboard auf seine dynamische Wirkung geprüft wurde. Eisenstein war ein akribischer Planer. Chaos hat nichts mit Schlamperei zu tun, umgekehrt könnte man sagen, dass der kleine Kosmos der Continuity-Fetischisten einfallslos sei. Übrigens: Klar, dass einen die Szene emotional nicht mehr so fertig macht wie die Menschen von 1925. Das wurde zehntausendmal kopiert und bestimmt hunderte Male übertroffen. Man muss eben versuchen, 86 Jahre Kino auszublenden.

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Antwort von le.sas:

Danke für deine Ausführungen, sehr interessant. (Hast du gerade Urlaub?)

Was man auch nicht vergessen darf-der Zuschauer hat sich natürlich an die schnellen Schnitte gewöhnt, wenn man sich die Einstellungslängen der ganzen Filme von früher bis heute anguckt, haben sie sich drastisch verkürzt.
Schnellebige Welt, wa. Die Gefahr dabei besteht nur darin(finde ich) dass man schnell etwa schluderig wird, Einstellung ist ja nur kurz zu sehen, da kann man mal etwas pfuschen.
Zum Achssprung ist es am einfachsten wenn man einen Dialog nimmt- jeweils over Shoulder gedreht.Nehmen wir mal an ein Päärchen sitzt im Restaurant am Fenster.Over Shoulder Einstellungen.
Jetzt drehst du so, dass die Kamera bei beiden zb jeweils an der Fensterseite ist.Das heißt die eine Person ist rechts im Bild, die andere links.
Würdest du das abwechselnd drehen, also einmal Kamera am Fenster, einmal auf der anderen Seite im Raum, ist das für den Zuschauer verwirend.
Wenn sich sowas nicht vermeiden lässt, wird öfter mal eine totale eingestreut, das man sich im Raum orientieren kann. Es dient also dazu, dass der Zuschauer schnell weiß wer wo wie sich im Raum befindet.

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Antwort von lsfstruppi:

schön, sehr gut erklärt!

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Antwort von iasi:

also da gibt es wirklich schlimmere bespiele für unübersichtlichen action-schnitt als die dark-knight-szene.
allein schon die vermeintlich falsche richtung, in der der kleinlaster in den fluss fliegt - warum sollte er durch den laster nicht um mehr als 90° um den brückenpfeiler gedreht worden sein?
die achsensprünge wurden zudem durch zwischenschnitte gemildert.
dass lange nicht klar ist, wo die beiden im truck nun genau sitzen, ist eher ein gutes dramaturgische mittel, als ein fehler: sie sind von dem abgeschnitten, was außen vor sich geht.

vor allem aber behält der film seine drei hauptfiguren auch in der action-szene ständig im zentrum.
zudem zeigt er männer, die in den fahrzeugen sitzen, während sie zu schrott gemacht werden.

da gibt es wahrlich auffälligere fehler und mängel in dark knight, als gerade in dieser szene. ich erinnere nur mal an die umschnitte, wenn batman in der polizeistation den joker am kragen hat. darüber sieht man jedoch gern hinweg, da die darsteller überzeugen.

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Antwort von Alan Smithee:

Abgesehen davon, dass Emersons Topografie des Sets falsch ist (ich wusste bei den meisten Kommentaren nicht, wovon er überhaupt spricht) und drei Viertel seiner vermeintlichen Continuity-Fehler eher durch seine schlechte räumliche Vorstellungskraft erklärbar sind,... Hmmmm, mir ging es genau andersrum, ich konnte gerade das wer wann wo am falschen Ort war sehr gut nachvollziehen, seine Ausführungen dazu finde ich eigentlich sehr treffend. Continuity-Fehler, wie ich sie auch in dieser Action-Sequenz sehe, bewirken bei mir, dass ich gedanklich aus dem Film aussteige und unter "ganz schlecht" verbuche. Achssprünge und viele Parallelmontagen wären für mich das Mittel, um das Geschehen verwirrend aber glaubhaft darzustellen.

Ach ja, die Szene, in der der vordere SWAT-Truck von rechts gerammt wird und anschließend nach rechts ins Wasser fliegt, empfinde ich übrigens nicht als Continuity-Fehler, da ich die Szene automatisch in Gedanken ergänze:

Zu sehen:
1. Truck rammt SWAT-Truck von rechts
2. Leute im SWAT-Truck werden hin und her geschleudert (hier war meiner Meinung nach die Richtung falsch)
3. SWAT-Truck ist an rammendem Truck vorbei - aber ohne Kontrolle

So: Hier habe ich in Gedanken ergänzt, dass der Fahrer nach rechts gegengelenkt hat um seinen Truck zurück auf die Fahrbahn zu bringen und anschließend den Truck nicht mehr abfangen kann und die Karre fährt/fliegt weiter geradeaus (also nach rechts) ins Wasser.

4. Den Abflug sieht man dann wieder.

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