Frage von r.p.television:
Ich habe jetzt mal zum Zeitvertreib und weil ich Lust darauf hatte ein kurzes Video zusammengeschnitten von meiner letzten Exkursion für mein Projekt.
Wer mehr zum Projekt wissen will:
viewtopic.php?f=33&t=144238
Zur Technik:
Ich habe seit einiger Zeit einen DJI RS2 (vorher Ronin S) mit Raveneye.
Ich habe für diesen Dreh den Gimbal auf ein Sirui-Einbeinstativ montiert mit sehr großer Bodenspinne. Damit lässt sich auf einigermassen ebenen Untergrund das Gimbal samt Kamera AUF DEM Monopod wirklich sicher abstellen. Es wird zwar offiziell davon abgeraten, aber das Setup stand wirklich sehr stabil und war weit davon entfernt umzukippen. Beim Tragen agiert der Monopod dann wie eine Art Jib-Arm und auch prima als unteres Gegengewicht. Damit gelingen Kamerafahrten nochmal smoother, was auf dem schwierigen Untergrund sehr von Vorteil war. Beinahe wie das Arri Artemis-System. Nur eben ohne Federarm und Weste, weil das Setup nicht sonderlich schwer ist und mich ein Federarm eher behindert hätte.
Eingesetzt als Kamera war die Sony A7s iii. Die A7s iii war über den ganzen Dreh mit einem Sony G-Master 16-35mm f2.8 bestückt, welches über einen Ronin-Motor die Brennweite verändern kann. Die Sony lief durchgehend im Slog3 und der zweiten Dual Native Iso Stufe mit 12800 Iso.
Der Raveneye war via HDMI mit der A7s iii verbunden.
Die A7s iii dann wiederum mit dem RS2. So ließ sich Start-Stopp beispielsweise sowohl vom Gimbal steuern, als über die Ronin App auf meinem Huwei 30 Pro. Auf der App kann man dann Blende, Verschlußzeit und ISO der Kamera einstellen. Und via markierter Objektiverfolgung kann der RS2 auch Personen verfolgen. Oder via virtuellem Joystick kann der Gimbal über die App ferngesteuert werden.
Einige der Aufnahmen, bei der die Kamera weit entfernt die Szenerie „beobachtet“, habe ich aus der Ferne kadriert und eingestellt.
In diesem Fall habe ich gelegentlich auch Forced Motion benutzt. Hier agieren die Gyro-Sensoren des Smartphones als Bewegungsdaten-Vorlage. Praktischerweise kann man das eingehende Signal der Gyrosensoren „glätten“. So erscheinen die Bewegungen zwar starkt verzögert, aber dafür auch sehr smooth. Und man kann auch Bewegungsachsen isolieren, d.h. man setzt einfach Pan oder Tilt-Geschwindigkeit auf Null, dann kann man via Forced Motion oder Virtual Joystick nur noch Neigen oder Schwenken, ohne versehentlich bzw unerwünscht die andere Achse zu bewegen.
Sieht man am Ende des Videos. Ich habe dabei das Smartphone fest an meinem Helm verbunden. Und zwar direkt im Blickfeld. Ist zwar sehr gewöhnungsbedürftig, aber nach einiger Zeit wird man eine regelrechte Einheit. Ich hab allerdings Kopfschmerzen bekommen. Weiß aber nicht ob das dem extrem kalten (-25 Grad Celsius) Luftzug oder meinem sehr eng eingestellten Helm (wegen dem Ausleger mit dem Smartphone) verursacht wurde. Oder doch der Tatsache dass mein Gehirn soviel visuellen Input auf verschiedenen Ebenen verarbeiten musste. Plus einer weiblichen Begleitung die sehr mitteilungsbedürftig war was mich zusätzlich ein wenig aus meinem Tunnel gerissen und an meinen Synapsen gezerrt hat.
Vermutlich kamen alle Faktoren zusammen.
Die BTS- Aufnahmen mit mir in Aktion hat die Begleitung mit meiner Fuji X-T4 und einem Viltrox 23mm f1.4 gefilmt.
Das Lichtsetup besteht teils nur aus speziellen Taschenlampen von Olight und Fenix, aber auch einer Flächenleuchte von Aputure wie auch meinem geliebten "Lichschwert" von Yongnuo. Wie man erkennt habe ich sehr viel mit Gegenlicht illuminiert um das Eis zum Leuchten zu bringen.
Zum Inhalt:
Ich will nicht darauf eingehen wo wir da genau gefilmt haben. Thema Objektschutz.
Es handelt sich hier jedenfalls um eine Mine bzw eine U-Verlagerung, in der ursprünglich Schiefer abgebaut wurde. Und später sollten hier ab 1944 Torpedes gefertigt werden. Dazu kam es dann aber nie. Es wurden lediglich Umbauarbeiten begonnen und Akten eingelagert.
Minen haben die Eigenart, dass es Sommer wie Winter konstakt 8 Grad hat. Diese Mine ist aber speziell im Winter derart gut bewettert (belüftet) und das Mundloch der unteren Sohle saugt extrem stark die kalte Aussenluft an. Deswegen ist in dieser Mine bei den Temperaturen der letzten 2 Wochen alles regelrecht schockgefrostet. Auch wenn es so wirkt als handelt es sich hier um Tauwetter: Das weiche Eis am Beginn des Videos (beim Zugang) hat nur deswegen so eine weiche Konsistenz, weil dort permanent Wasser nachfliesst, was oben auf nachgefriert. Es ist also nicht am Tauen, sondern eine weitere Schicht am Gefrieren. Weiter drin fliesst das Wasser aber nicht auf dem Eis, sondern daneben im Gestein. Dort war das Eis hart wie Glas. Das Wasser das von oben über das Eis heruntertropft, ist auch kein Tauwasser, sondern kommt von einer oberen Sohle, auf der unterirdische Seen beheimatet sind. Ich konnte mehrmals beobachten wie vor meinen Augen solche Tropfen zu Eis wurden.
Man kann sich vorstellen dass der Dreh nicht leicht von statten ging. Zuerst der Aufstieg über unbefestigten Bergwald über steile Schieferhalden. Durch 40cm Tiefschnee. Circa 250 Höhenmeter. Mit reichlich Gepäck und den mitgebrachten Wathosen. Es hätten zwar Gummistiefel gereicht, aber das weiss man im Vorfeld nicht.
Dann war es im Berg extrem ungemütlich. Der extrem kalte Luftsog tat regelrecht weh. Man hatte das Gefühl die Augen frieren ein. Es war teils extrem rutschig. Ich hab mich auch mehrmals hingelegt. Glücklicherweise immer nur beim Aufbauen des Lichtsetups und nie mit Kamera. In vielen Stollen geht man dann in gebückter Haltung wegen der Eiszapfen. Man halt also 8 Stunden später mit einigen Beschwerden zu kämpfen. Die Wathose isoliert auch nicht gut gegen Kälte, erlaubt aber keine dicken Thermohosen darunter. Die Zehen waren also auch kurz vor dem Gefrierbrand.
Von daher war ich froh dass die ganze Ausrüstung den Dreh so gut mitgemacht hat. Ich habe im Vorfeld den doppelten Akkuverbrauch einkalkuliert und das hat sich dann auch so bestätigt. Aber nichts ging kaputt und nichts hatte eine Fehlfunktion aufgrund der Kälte. Was wirklich für die gute Qualität spricht. Ich hatte auch schon Drehs mit extremster Luftfeuchtigkeit in diesen Minen und auch dort hat alles perfekt funktioniert (abgesehen von immer mal beschlagenden Linsen).
Wie kalt es war sah ich bei der Begleitung, bei der einfach komplett ein CF-Stativbein zerbrochen ist. Ich weiss nicht mehr welche Marke, aber es war jetzt kein Billigding. Aber die Kälte und der Luftsog haben da wohl die Kohlefaser sehr spröde gemacht. Beim Fixieren des Beines ist dann das Harz aus der Faser herausgebrochen und da hingen nur noch die Carbonfasern lose am Ende des Bein-Segments.
Aufgrund der sehr besonderen Bewetterung im Winter (Zirkulation dreh sich im Sommer um) kann man hier auch die Fledermausschutzzeit komplett ausklammern. Fledermäuse, die sich diese Sohle als Winterquartier ausgesucht haben, erfrieren unweigerlich. Auch bei weniger starken Minustemperaturen. Wir haben auch einige erfrorene Exemplare gefunden, die im Winterschlaf von der speziellen Eigenschaft dieser Mine überrascht wurden.
Jedenfalls bin ich sehr glücklich mit dem Gespann Sony A7siii und DJI RS2 mit Raveneye. Das ist schon ein nahezu perfektes Setup. Die Kamera besticht durch ihre DR, Codec-Effizienz, gute Akkulaufzeit, die gnadenlos gute Lowlight-Performance, guter Verlässlichkeit etc.
Der Gimbal durch sein leichtes Gewicht, kompakteren Maße (zum Vörgänger), die sperrbaren Achsen und andere Verbesserungen. Auch die Erweiterung mit dem Sirui-Monpod hat mir sehr gut gefallen und wird mit Sicherheit eines meiner Standard-Setups. Auch weil man das Gimbal dann, wenn kein Tisch vorhanden ist, in bequemer Stehhöhe bestückt und eingerichtet werden kann.
Ich dachte ich gebe hier meine Erfahrung mal zum Besten. Vielleicht kann der ein oder andere damit was anfangen.
Antwort von Mediamind:
Wow, ich fror schon beim Anschauen und habe direkt die Heizung weiter hochgedreht. Wirklich tolle Bilder. Gut, dass die Carbonarme des Ronin keine Probeleme hatten. Ist mir gar nicht bewusst gewesen, dass Carbon bei solchen Bedingungen zu solchen Eskapaden neigt. Ich hatte am Montag einen Dreh mit verschiedenen Protagonisten. Der Verwaltungsleiter geht durch einen langen Gang und erzählt etwas zur eigenen Vita uns zur interenen Qualifizierungsmaßnamen. Raveneye ausgerichtet, ich bin dann vorweg gelaufen und habe rückwärts gefilmt. Die Kamera war perfekt ausgerichtet. Was habe ich in der Vergangenheit schon Blut und Wasser geschwitzt. Diese Einstellung habe ich stets gefürchtet, weil ich rückwärts gehend filmend beinahe eine Kirchentreppe runter geflogen bin. Mit Raveneye geht das so entspannt. Die A7SIII focussiert dabei zu 100% zuverlässig. Für mich ist die Kombination ein echter Durchbruch.
Meine neue Assistentin hat nicht viel Erfahrung in bewegter Kammeraführung, kam aber auch mit der Kombi auf Anhieb klar. SIe hat mal eben in der Drehbpause einen komplexen Shot hingelegt. Nur zu Testzwecken und mit mir als Versuchsperson. Treppe mit Wendungen runterlaufern und bei jeder Wendung mich nicht zu verlieren wäre ohne Ryveneye für eine Anfängerin nicht lösbar. Den RS2 werde ich so weit möglich immer dabe haben.
Antwort von r.p.television:
Mediamind hat geschrieben:
Raveneye ausgerichtet, ich bin dann vorweg gelaufen und habe rückwärts gefilmt. Die Kamera war perfekt ausgerichtet. Was habe ich in der Vergangenheit schon Blut und Wasser geschwitzt. Diese Einstellung habe ich stets gefürchtet, weil ich rückwärts gehend filmend beinahe eine Kirchentreppe runter geflogen bin. Mit Raveneye geht das so entspannt. Die A7SIII focussiert dabei zu 100% zuverlässig. Für mich ist die Kombination ein echter Durchbruch.
Meine neue Assistentin hat nicht viel Erfahrung in bewegter Kammeraführung, kam aber auch mit der Kombi auf Anhieb klar. SIe hat mal eben in der Drehbpause einen komplexen Shot hingelegt. Nur zu Testzwecken und mit mir als Versuchsperson. Treppe mit Wendungen runterlaufern und bei jeder Wendung mich nicht zu verlieren wäre ohne Ryveneye für eine Anfängerin nicht lösbar. Den RS2 werde ich so weit möglich immer dabe haben.
Also für automatische Objektverfolgung habe ich den RS2 jetzt tatsächlich noch nicht benutzt. Gefühlt gehe ich da öfters aus dem goldenen Schnitt. Das empfinde ich eher als Notbehelf, der aber vielleicht bald kommen mag. Ich finde alleine die Möglichkeit interessant den Gimbal aus der Ferne zu steuern. Hier waren ja auch Aufnahmen, wo der Gimbal zwar nur etwa 20 Meter entfernt steht, aber dazwischen eine Eisfläche, die ich nicht betreten wollte um keine unschönen Spuren zu machen. Sprich ich hätte zum Auslösen jedesmal durch einen Nebenstollen gehen müssen aussenherum. Oder die Kamera laufen lassen. Alleine was man durch die Möglichkeit der Fernauslösung Speicherplatz spart. Aber auch nachträglich die Kadrage feinjustieren kann. Oder die Blende regeln.
Antwort von Frank Glencairn:
Sieht klasse aus.
Antwort von iasi:
Ja - sieht sehr gut aus.
Und danke fürs Teilen deiner Erfahrungen. Sehr interessant.
Antwort von Axel:
Groovy ...