Frage von RolfS:Hallo,
hat jemand schon mal probiert, den Sound des Sprechers einer alten Kino-Wochenschau hinzubekommen ? Höhen und Tiefen raus, Mitten vielleicht etwas anheben ? Aber wie bekommt man das quäcken und knarzen hin ? Haben die Sprecher und Reporter live auch so gesprochen und war das für die damalige Tontechnik notwendig ?
Ideen willkommen.
Gruß Rolf
Antwort von Anne Nerven:
Ich weiß zwar nicht, womit Du arbeitest aber in Cubase gibt es ein PlugIn namens "Grungelizer", welches den Sound variabel altern lässt, inkl. Knarzen, Knacken und Hz-Brummen, falls gewünscht. Grundsätzlich kannst/solltest Du aber auch durch Einsatz von High- und Lowpassfiltern den Altsound verstärken.
Wichtig ist, den angestrebten Original-Sound immer wieder als Referenz gegenhören zu können.
Und hoffentlich spricht Dein Sprecher auch im Wochenschau-Stil, sonst wirkt der beste Sound nicht.
Gruß,
Dirk
Antwort von handiro:
Kauf Dir ein schönes altes Mikro, am besten eins wo ein Radio Moderator 30 Jahre lang Pfeife rauchend reingesabbelt hat:)
Sonst nimm von mir aus den plugin von AnneNerven dazu.
Frequenzgang limitieren ist eine Sache, die alten M7 Kapseln mit Telefunken Flasche drunter, eine andere.
Antwort von soan:
Knacken und Knarzen per Plugin reinrendern oder audiofile drübermischen.
Sprecher mit wenig Tiefen, mittenlastig - evtl minimal angezerrt.
PS: viel wichtiger ist der Sprachduktus - der muss sitzen. Viele Beispiele anhören und dann loslegen wäre meine Idee.
Viel Erfolg
Antwort von jk86:
Mit dem Shure SM 57 kriegste das auch gut hin. Auch mit einem 58, wenn du's richtig machst. Mikrofonkapseln aus alten Telefonen oder Megafonen sind vielleicht auch ne Lösung, wenn du basteln willst.
Equalizer:
Bässe raus, Mitten leicht anheben, so bei 400-1000Hz und dann wieder bei 2-4kHz, Höhen ganz raus.
Vielleicht sogar tendenziell dünner das ganze. Leichter Kompressor optional.
Antwort von thos-berlin:
Ohne die besondere Sprechweise und Wortwahl klappt das nicht...
Antwort von MLJ:
@RolfS
Zitat:
"Haben die Sprecher und Reporter live auch so gesprochen und war das für die damalige Tontechnik notwendig ?"
Zitat ende.
Die Sprecher und Reporter haben damals ganz normal gesprochen mit dem Unterschied, das man da noch deutsch gesprochen hat, also ohne englisch/türkischem "Slang". Das Plugin "Grungelizer" wurde bereits erwähnt und die EQ Einstellungen, die hier bereits vorgeschlagen wurden, würden auch gut funktionieren.
Was du noch machen kannst ist, in ein Musikgeschäft gehen und dir einen kleinen Röhrenverstärker leihen und mit einem normalem Shure Unidyne 3 (Klinke Version) z.B. damit in den Röhrenverstärker gehst und das ganze vom Lautsprecher mit einem Mikrofon aufnimmst, realer geht es kaum. Mit einem Transistorverstärker funktioniert das übrigens nicht.
Damals wurde mit Bandmaschinen aufgezeichnet, die noch Röhren hatten und keine Transistor, daher die typischen Nebengeräusche. Wie weit willst du denn zurück mit deiner "Zeitreise" in Sachen Ton ?
Cheers, Mickey.
Antwort von jk86:
Die Sprecher und Reporter haben damals ganz normal gesprochen mit dem Unterschied, das man da noch deutsch gesprochen hat, also ohne englisch/türkischem "Slang".
Na ja, die Sprachmelodie war aber schon auch eine andere früher.
Beispiel/Direktvergleich:
Antwort von shodushitanaka:
Alles Quatsch. Du hälst dir Backpapier leicht an die Lippen, ganz nah ans Mikrofon und losbrüllen;)
Antwort von k_munic:
… Die Sprecher und Reporter haben damals ganz normal gesprochen …
nee, nu' definitiv NICHT!
Gerade WEGEN der Unzulänglichkeiten der damaligen Aufzeichnungstechnik, wurde zB überdeutlich akzentuiert, "
das rollende R in Bindfarrrden und Schokolarrrde!" ist ja die bekannteste Verballhornung aus dieser Zeit.-
Die standen überwiegend (erstaunlich weit weg vom Mic), Bauch rein, Zwerchfell rauf, und mit einem Druck in der Stimme, den jeder Frühstücksmoderator keine 3 Minuten durchhalten würde.
Sprechtechnik, Modulation, Duktus, und natürlich Wortwahl, Satzbau waren DEUTLICH anders.
Woran erkennt man denn zB einen Hr. Raabe (auch mit ohne sein Palast-Orchester) … und ordnet ihn der 'richtigen' Zeit zu …? ;)
Antwort von analogue mind:
Finde folgendes Posting dazu interessant:
Wissenschaftlich bin ich diesem recht speziellen psychoakustischen Umstand nie nachgegangen, obgleich er auch mir immer auffiel und zum Nachdenken anregte. Deshalb jedoch kann ich als Halbami anmerken, dass unsere Identifikation dieser Sprechweisen allein mit der Nazipropaganda unzutreffend ist, denn sie treten auch bis weit in die 1950er z. B. in den USA und ihrer charakteristischen (faktisch dialektfreien) Sprechweisen auf, deren Tendenz, konsonatische Qualitäten zurückzudrängen, ja evident ist. Die Ursache im Berlin oder München, Nürnberg oder Braunau zu suchen, düfte daher fehlgehen.
Ich sehe die Herkunft in der begrenzten Qualität der frühen Medien, also dem amplitudenmodulierten Rundfunk (Dynamik entfernungsabhängig, im Idealfall 35 dB; Frequenzgang bis max 4,5 kHz), der Wachsmatrize und dem frühen Lichttonfilm, die als Speicher in Betriebsdynamik und Frequenzgang sämtlich kaum über das Telefon hinauskamen. Nachdem diese Sprechweise um eine sehr geringe Sprechdynamik, also minimale Unterschiede zwischen lautestem und leisestem Nutzsignal, sowie von der Betonung des für das menschliche Ohr empfindlichsten Formantbereiches gekennzeichnet ist (Verfärbung nach e/ä), liegt ohne Zweifel allein das Bedürfnis der Verständlichkeitssteigerung vor, weil bei dokumentarischen Aussagen -z.B. Nachrichten oder einmaligen Informationen- ein Erschließen 'gemeinter' Inhalte aus dem Zusammenhang in der Regel nicht möglich ist.
Verstärker, Mikrofon und Lautsprecher konnten im professionellen Zweig der Medienproduktion schon sehr bald sehr viel mehr, doch war dies ohne Relevanz. Wollte man über das (Speicher-)Medium hinweg beim Hörer verständlich bleiben, musste man eine systemgemäße Sprechweise wählen, was übrigens noch heute gilt, wo uns darüber hinaus aber auch technisches Gerät immens und bis in die Geschmacklosigkeit hinein hilft.
Im Kino kam seinerzeit als weiteres Problem noch die Vermittlung über die Kraft hinzu, die in der damaligen Zeit nicht so mir nichts, dir nichts bereitzustellen war wie heute (abgegebene Verstärkerleistung und Lautsprecherbauarten). Das Problem bestand dort daher aber auch wegen des Lichttones und seiner symptomatischen Engpässe länger. Die Sprecher bis in die späten 1940er, ja in die 1950er hinein waren überdies Jahre in einer Zeit geschult worden, die professionelle Sprecher noch nicht elektroakustisch stützen konnte.
Die Redeweisen Adolf Hitlers und Joseph Goebbels', Hermann Görings und des jeglicher NS-Allüren unverdächtigen Gustav Stresemann -man höre seine Rede zur Eröffnung der kino-photographischen Ausstellung 1924 an- zielen deshalb zunächst einmal auf die direkte akustische Beziehung zwischen Sprecher und Zuhörer, die zwischen Geiler von Kaysersberg und Wladimir Uljanow, genannt Lenin und vor allem in den Jahrunderttausenden menschlicher Geschichte davor ohne Elektroakustik auskam.
Quelle: http://forum.magnetofon.de/index.php?topic=2743.0;wap2
Antwort von jk86:
Ich habe DIE NoBudget-Methode gefunden, den alten Sound hinzubekommen ;)