Nodes - alles hängt mit allem zusammen
Die wohl größte gedankliche Einstiegshürde bei einem Node-basierten Compositing System ist die Tatsache, dass es hier keine direkt sichtbare Darstellung der Zeit gibt. Man sieht einem Node nicht an, wie lange er "dauert" und wo er im zeitlichen Ablauf des Projektes anfängt. bzw. aufhört. Zudem können Nodes in der Regel viel mehr verkörpern, als einen Videoclip. Ein Node kann ebenso ein Bild, ein Effekt, eine Transformation, eine Maske oder auch eine Kombination aus vielen anderen Nodes sein.
Ein weiteres Merkmal von Nodes sind deren Anschlüsse. Nodes haben unterschiedliche Ein- und Ausgänge, über welche Daten in und aus dem Node fließen können. Hierfür werden sie mit anderen Nodes verbunden. Blickt man auf die Ansicht eines Node-Compositings, so sieht man in der Regel in den vielen Verbindungen erst einmal nur Nudelsalat (weshalb ein berühmtes Open Source Compositing-System auch nach der japanischen Nudelsuppe "Ramen" genannt wurde).

Flexibel mit Struktur
Doch dieses scheinbare Chaos hat handfeste Vorteile: Node-basierte Systeme wie Nuke oder Fusion erlauben eine extrem flexible Arbeitsweise. Jede Änderung, jeder Effekt und jede Maskierung lässt sich als eigener Node anlegen und beliebig in den Workflow einfügen. Dadurch bleibt die Struktur des Projekts stets anpassbar und nachvollziehbar – auch wenn die Komplexität das gesamten Projektes undurchschaubar aussehen kann.
Da jeder Effekt, jede Maskierung und jede Korrektur als eigenständiger Node existiert, lassen sich Anpassungen problemlos vornehmen, ohne andere Elemente in der Struktur "angreifen" zu müssen. Anders als bei einer starren Ebenen-Hierarchie kann man Effekte einfach umsortieren, entfernen oder neue Schritte dazwischenschalten.
Zudem kann die mögliche Verschachtelung von Nodes eine bessere Übersicht bei hoher Komplexität ermöglichen. Während in einer Timeline mit Dutzenden Ebenen schnell der Überblick verloren geht, zeigt ein Node-Graph klar, welche Effekte auf welche Bildquellen wirken. Durch die Verknüpfungen sieht man prinzipiell, wie Daten durch das Compositing fließen – gerade bei aufwendigen, visuellen Effekten, in denen viele Bearbeitungsschritte ineinandergreifen.

Ein weiterer Node-Vorteil ist die theoretische Wiederverwendbarkeit von solchen Node-Kombinationen: Häufig genutzte Node-Ketten lassen sich als Gruppen wie Makros speichern und an anderer Stelle oder sogar in anderen Projekten einsetzen. Das spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch für konsistente Ergebnisse – etwa wenn bestimmte Looks oder Effekte in einer Produktion an vielen Stellen benötigt werden. Auch hier lassen sich dann Veränderungen prinzipiell "global" im Projekt steuern und verändern.