Nicht jeder Cutter ist auch ausgebildeter Toningenieur. Allerdings gibt es immer wieder Videomaterial mit Tonproblemen, das früher als Spezialfall an einen Audio-Spezialisten weitergereicht wurde. Mit Audition findet sich ein mächtiges Audio-Werkzeug im Adobe Production Studio, das professionelle Tonstudio-Technik für jedermann zur Verfügung stellt. Dabei ist die Bedienung des Programms leichter als mancher Anwender zuerst denken mag...
Typische Tonprobleme
Für diesen Workshop möchten wir uns auf ein typisches Tonproblem stürzen, mit dem jeder Cutter sicherlich schon einmal zu tun hatte: Störgeräusche.
Oft hat man eine Audio-Aufnahme im Kasten, die aus verschiedenen Gründen einzigartig ist. Und wie so oft, befindet sich in der Aufnahme an einer unpassenden Stelle ein Störgeräusch (z.B. Handyklingeln). Schneidet man dieses Geräusch einfach aus der Audiodatei heraus, so entsteht eine digitale Leere, die deutlich auffällt. Oder das gewünschte Audiosignal ist zwar auf dem Band gelandet, jedoch viel zu leise. Es versinkt förmlich im Rauschen.
Schauen wir uns also an, was Audition in diesem Fall für uns tun kann. In der Regel dürfte das Audio-Problemkind in der Premiere-Timeline liegen. In unserem Fall ist es ein Original-Ton, der direkt auf des HDV-Band aufgezeichnet wurde und bis jetzt fest mit der Videospur verknüpft ist. Wenn wir mit der rechten Maustaste auf den Audio-Part klicken, können wir den Audio-Teil direkt in Audition bearbeiten.

Die Arbeit erfolgt dabei non-destruktiv. Dies bedeutet, dass die Original-Tonspur nicht verändert wird. Für die Bearbeitung generiert Premiere eine digitale 1:1 Kopie des Audiotracks als WAV-Datei und sendet diese an Audition zur Bearbeitung. Gleichzeitig ersetzt Premiere die bisherige Tonspur samplegenau durch diese WAV-Kopie auf der eigenen Timeline. Alle Änderungen in Audition werden jetzt direkt in Premiere übernommen, sobald man in Audition die Datei speichert.
Frequenzanalyse
Um einzelne Störgeräusche herauszufiltern bietet Audition eine ziemlich einzigartige Ansicht: Die Spektralfrequenzanzeige. Man erreicht diese über das Menu „Ansicht“ oder über die Tastenkombination Shift + F. In dieser Ansicht sieht man Geräusche als Frequenzbänder. Das besondere daran ist, dass man übereinander liegende Geräusche nun klar optisch trennen kann, was in der Waveform-Ansicht nicht so leicht ist. Und wirklich einzigartig ist das Lasso-Werkzeug, mit dem man diese Störgeräusche einfach auswählen und eliminieren kann.

Probieren Sie es einmal aus, indem Sie ein Geräusch mit dem Lasso umschlingen und durch drücken der „Entf“-Taste heraus filtern. Auf diese Weise lassen sich Geräusche wie Handyklingeln etc. einfach aus einer Soundkulisse entfernen, ohne die „Athmo“ anzutasten.

Rauschreduzierung
Bei der Rauschreduzierung (engl. Noise-Reduction) geht es darum, das Grundrauschen der gesamten Aufnahme zu reduzieren. Dieses entsteht vor allem dann, wenn eine Aufnahme zu leise ausgesteuert oder ein minderwertiges Aufnahmegerät verwendet wurde. In extremen Fällen darf man von dieser Methode keine Wunder erwarten, jedoch gelingt es fast immer eine Aufnahme durch diese Prozedur deutlich aufzuwerten.
Das Prinzip ist dabei eigentlich ganz einfach: Zuerst teil man dem Programm mit, „wie sich das Rauschen anhört“. Hierfür muss man ein Stelle in der Datei selektieren, die ausschließlich Rauschen enthält. In dieser Selektion dürfen keine anderen Geräusche vorkommen, sondern sie darf wirklich nur den „typischen Rauschteppich“ des Clips besitzen.

Anschließend wählen wir „Effekte/ Restoration/ Störgeräuschminderung erfassen“ (ALT +N) , um diese Stelle des Clips als reines Rauschen zu definieren. Wir haben jetzt einen so genannten Noise-Print erstellt.
Um das Rauschen herauszufiltern selektieren wir anschließend die gesamte Datei (STRG +A) und wählen „Effekte/Restoration/Noise Reduction“. Über den Regler „Noise Reduction Level“ lässt sich nun die Stärke der Rauschverminderung einstellen. Um den Effekt beurteilen zu können, kann über die Schalter „Preview“ und „Bypass“ probehören, wie sich die Datei mit und ohne Noise Reduction anhört. Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, klickt man OK und die gereinigte Datei wird gerendert.

Meistens lässt sich mit diesen einfachen Schritten bereits ein gutes Klangergebnis erzielen. Wer sich genauer in das Thema einarbeitet, kann die FFT (Fast Fourier Transformation) - die diesem Verfahren zugrunde liegt - in Spezialfällen noch feintunen.
Hinweis: Dieser Artikel ist im Rahmen einer 12-teiligen Workshop-Serie erschienen.
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Do it yourself: Testversionen der in den Workshops verwendeten Programme können hier bei Adobe heruntergeladen werden.