Auch dieses Jahr stellte Apple mal wieder eine neue Version seines Kreativ-Paketes für Jedermann vor. Wir haben uns kurz angesehen, was die Neuerungen von iLife ´09 für Videoanwender bringen.
Bei iLife handelt es sich um eine Software-Sammlung von Apple, die aus fünf einzelnen Programmen besteht: iDVD zur DVD-Erstellung, iWeb zur Webseiten-Gestaltung, iPhoto zur Fotobearbeitung- und Verwaltung, GarageBand zur Musikkomposition und iMovie zum Videoschnitt. Diese Programme richten sich dabei vor allem an Einsteiger, die schnell und ohne großen Einarbeitungsaufwand zu sehens- (und hörenswerten) Ergebnissen kommen wollen. Wer einen neuen Mac kauft findet das Paket umsonst im Lieferumfang, alle anderen können iLife ´09 für 79 Euro erstehen. Wir wollten wissen, ob der Umstieg gerade für Filmemacher lohnt, und haben daher vor allem einen Blick auf die neuen Video-Funktionen geworfen. Diese finden sich natürlich vor allem im Schnitt-Programm:
iMovie ´09
Mit iMovie ´08 schockte Apple vor einem Jahr die Fangemeinde, weil dieses Programm ein völlig neues Bedienkonzept mitbrachte: So löst an vielen Stellen schon das bloße berühren der Maus eine Vorschau aus, was beim ersten Kontakt ziemlich gewöhnungsbedürftig ist. Mausklicks werden erst notwendig, um Objekte zu verändern. Frustrierender war jedoch, dass noch viele grundlegenden Funktionen fehlten, weshalb Apple für alle Käufer kurzerhand ein kostenloses Downgrade auf das bewährte iMovie 06 anbot. Die neue Version bietet dagegen so manch interessantes Feature, weshalb es sich durchaus lohnen kann, sich mit der neuen Bedienung anzufreunden.
AVCHD
Uns interessierte natürlich am brennendsten die Frage, wie gut iMovie ´09 mit AVCHD umgehen kann. Die Antwort: Für Anfänger, die sich um nichts kümmern wollen - sehr gut. Kameras und Speicherkarten, die man über USB anschließt, werden automatisch erkannt (spätestens, wenn man den entsprechenden AVCHD-Ordner im Mediathek-Bereich anklickt). Dann sieht man alle Szenen als Miniaturen und kann entweder alle oder einzelne Clips für den Import auswählen. Anschließend rechnet iMovie diese in ein Intermediate-Format für den Schnitt um, wobei es bei HD nur zwei Qualitätstufen (Viertelbild und Vollbild) gibt. Da eine Vollbild-Wandlung die Videodaten auf bis zu 40 GB pro Stunde Material aufbläht, warnt Apple, dass diese vielleicht nicht auf kleinen Rechnern wie dem Mac-Mini oder dem MacBook flüssig bearbeitet werden können. Denn hier spielt die Festplattengeschwindigkeit dann schon wieder eine signifikante Rolle für eine flüssige Wiedergabe.
Bei dem verwendeten Intermediate-Codec handelt es sich allerdings nicht um den professionellen ProRes-Codec der mit Final Cut Pro ausgeliefert wird, sondern um einen alternativen Codec, der jedoch auf unserem Testrechner (MacBook) ebenfalls unauffällig mit guter Performance seinen Dienst versah. Zumindest war eine ruckelfreie Vorschau problemlos möglich.
Wir haben den Import mit diversen AVCHD-Aufnahmen gängiger Hersteller (Sony, Canon, Panasonic) getestet, und stellten dabei keinerlei Inkompatibilitäten fest.

Sichten
Nach dem Import kann man die einzelnen Clips im Vollbildmodus sichten. Und ein Mac wäre nicht ein Mac, wenn das Interface hierbei nicht sehr liebevoll gestaltet wäre. So stehen unter der Vorschau optional die Szenen in der CoverFlow-Darstellung bereit. Hierbei sind die einzelnen Clips wie Buchseiten animiert, in denen sich blättern lässt. Nicht notwendig, aber sehr nett.
Praktikabler ist das Sichten in einer Art Vorab-Timeline des Browsers. Bewegt man die Maus über einen Clip, wird die gewählte Zeitpostion direkt in der Vorschau angezeigt. Klickt und zieht man an einer gewünschten Stelle im Clip lassen sich so schnell In- und Out-Punkt des Videos bestimmen. Anschließend kann man dieses Video dann ins Projektfenster ziehen, und dort neben anderen Clips arrangieren.

Effekte
Klickt man einen Clip im Projekt doppelt, so lässt er sich über ein Farbrad sowie in Helligkeit, Sättigung und Kontrast farbkorrigieren.

Dazu steht an dieser Stelle auch noch eine kleine Auswahl an 20 Filtern zur Verfügung, die allerdings nicht durch Keyframes veränderbar sind.

Dafür kann man sich direkt eine Vorschau anzeigen lassen, indem man mit der Maus über den jeweiligen Effekt fährt. Neben diesen Effekten kann noch die Geschwindigkeit des Clips verändert und die Szene sogar entwackelt werden. Die Berechnung der Entwackelung dauert dabei auf einem MacBook mit 2x2GHz Intel Core2Duo ziemlich lange (bei uns ca. 20 Minuten für einen 8 Sekunden Clip), gelingt dann aber auch überzeugend. Sind die Bewegungsvektoren einmal berechnet, kann die Entwackelung auch beliebig an und ausgeschaltet werden, ohne dass eine Neuberechnung fällig wird. Will man dieses Feature sinnvoll einsetzen, empfiehlt es sich daher vor dem eigentlichen Schnitt einen Tag lang die entsprechenden Clips vom Mac vorbereiten zu lassen.
Karten-Animationen
Die eingebauten Karten-Animationen dürften für viele Anwender ein echter Kaufgrund sein. Wer Urlaubsfilme nachbearbeitet, kommt hier schnell zu animierten Reiserouten in einer Qualität, die vielen kommerziellen Alternativen in nichts nachsteht. Man kann dabei zwischen Globus oder Kartenansicht wählen und ansonsten nicht wirklich viel einstellen. Dafür hat man schon nach wenigen Klicks eine Animation, die stilistisch sehr ansprechend ist.

Auch an Übergangseffekten bietet iMovie eine sehr nette Auswahl, die man jedoch sinnigerweise nur sparsam einsetzen sollte. Sonst wirkt der Film schnell wie ein schlechtes Effekt-Feuerwerk.
Der Titeler hat es ebenfalls in sich. Hier hat Apple hier mal wieder vorgemacht, wie intuitive Bedienung für Anfänger aussieht. Einfach auf eine der vielen brauchbaren, animierten Vorlagen klicken, Titel eingeben, Textstil und Farbe auswählen. Fertig. Natürlich hat man auch hier keine detaillierten Einstellmöglichen mit Keyframes oder ähnlichem, dafür kommt man eben wirklich schnell zum Ziel.
Präzisions-Editor
Selbst Profis dürfen dann staunen, wenn es an die Feinarbeit beim Schnitt geht. Denn der neue Präzsions-Editor ist ein astreines Trimming-Tool. Es eignet sich vorzüglich, den Übergang zwischen zwei Clips optimal einzustellen (z.B um in eine Bewegung zu schneiden). Allerdings muss man sich erst einmal an die Funktionsweise gewöhnt haben, denn gegenüber allen anderen Funktionen ist der Präzisions-Editor nicht unbedingt selbsterklärend. Hier orakelt die Fangemeinde sogar schon, ob dieser Editor nicht auch bald in Apples nächstgrößerer Schnittapplikation Final Cut Express zu finden sein wird.
iDVD ´09
Mittels iDVD lassen sich nach wie vor schnell und einfach DVDs erstellen und brennen. BluRay- oder sonstige HD-Unterstützung fehlt aber nach wie vor. Gegenüber der Vorgänger-Version hat sich das Programm nicht merklich verändert. Es sieht also so aus, als ob man erst mit iLife ´10 auf HD-Unterstützung beim Export auf eine Silberscheibe rechnen darf.
Fazit
Hat man sich einmal auf die neue Bedienung von iMovie eingeschossen, lassen sich hiermit tatsächlich schnell sehr ansprechende Videofilme zusammenstellen. Natürlich werden Kenner immer bemerken, aus welchem Schnittprogramm die auffälligen Effekte von der Stange letztendlich stammen. Wer jedoch nicht fürs Kino, sondern für Freunde und bekannte einen unterhaltsamen Film zusammenscheiden will, kommt mit kaum einem anderen Programm so schnell zu so guten Ergebnissen, die fast nie billig wirken. Auf jeden Fall macht iMovie nach einer kurzen Eingewöhnung ziemlichen Spaß und eignet sich vorzüglich für alle, die nicht allzuviel Zeit mit der Nachbearbeitung verbringen wollen.