Sonstiges
Neben den hervorragenden Low-Light Eigenschaften sorgen die Halbzollchips natürlich auch für ziemlich coole Differenzierungsmöglichkeiten in der Tiefenschärfe. Die integrierte Shoot-Transistion-Funktion macht hiermit endlich richtig Sinn und glänzt in dieser Kamera mit entsprechenden Möglichkeiten. Einfach zwei Bildauschnitte mit Zoom/Schärfe und anderen Parametern festlegen und die Kamera wechselt auf Knopfdruck butterweich zwischen den zwei Einstellungen. Hier wünscht man sich nur noch den Touchscreen aus der Consumer-Reihe um einfach auf die gewünschten Objekte für die Schärfeverlagerung zu tippen. Dennoch eine Funktion, die man auch so nicht mehr missen möchte.
Postproduktion
Natürlich steht mit jedem neuen Format auch die Frage der Nachbearbeitung im Raum. Zuerst die schlechten Nachrichten: Diese Kamera ist keine XDCAM im klassischen Sinne, denn sie kann auch mit 1920 x 1080 Pixel aufzeichnen, was bisher für das XDCAM-Format nicht vorgesehen war. Dazu speichert sie ihre Videos mit maximal 35 Mbit als MPEG2-Stream in einem MPEG4-Container (??). Damit verstehen alle bisherigen XDCAM-Schnittprogramme erst mal nur Bahnhof und können nichts mit den Clips der PMW-EX1 anfangen. Daher lieferte Sony mit unserem Modell auch eine Beta-Konvertiersoftware mit, welche die Files in MXF-Dateien wandelt. Doch weder Premiere noch Edius konnten mit diesen in unserem Test etwas anfangen. Für den Mac wurden ebenfalls FCP-Treiber und Formatvorlagen mitgeliefert, jedoch waren diese ebenfalls noch Beta und konnten nichts mit den 35 Mbit-Dateien anfangen. Schließlich gelang es uns jedoch mit dem nagelneuen Vegas 8 die MXF-Files zu lesen. Bis zur vollen Unterstützung aller Metadaten wird jedoch sicherlich noch etwas Zeit vergehen, aber die Cam ist ja noch nicht mal auf dem Markt. Eine Nachbearbeitungslücke wie im ersten Jahr AVCHD scheint jedenfalls nicht zu erwarten.
Kritik
Bei so viel Euphorie fragt man sich zwangsläufig, was man eigentlich noch ernsthaft bemängeln könnte. Da wäre einmal die fehlende 4:2:2 Aufzeichnung, die man bei Panasonic immerhin in manchen Modi findet. Allerdings hat man bei der Full-HD-Aufzeichnung auch volle 1920 Horizontal-Pixel gegenüber den 1280/960 der Panasonic, was die Anzahl der „konkurrenzfähigen“ Chroma-Pixel schon wieder etwas erhöht. Außerdem würde man sich vielleicht noch ein Software-Paket wie Canons „Console“ wünschen, das eine Steuerung über einen externen Laptop als Produktionzentrum ermöglicht.
Und schließlich muss man sich natürlich wieder einmal fragen, warum hier schon wieder ein neues Format aus dem Hut gezaubert wird. Wäre ein genormter m2ts-Strom (gerne mit umgebenden XML-Metadaten) hier nicht bessere Wahl? Dann könnte praktisch jedes Schnittprogramm bei erscheinen der Kamera loslegen und man könnte sich das bis auf weiteres notwendige Umkopieren in MXF-Files sparen.