Alleinstellungsmerkmal integrierter ND-Filter
Sony hat hier erstmals einen Flüssigkristallfilter eingebaut, der je nach angelegter Spannung unterschiedlich viel Licht durchlassen kann. Und daher macht auch die Doppelbelegung mit der Blende durchaus Sinn. Denn entweder will man die Helligkeit über die Blende steuern und verändert damit die Tiefenschärfe. Oder man will konstante Tiefenschärfe erreichen und regelt die Helligkeit über einen variablen ND-Filter. Dass dies nun in einem Gehäuse möglich ist, ist tatsächlich (noch) einzigartig und man wünscht sich diese Funktion fortan an jeder Kamera. Kurz betrachtet wirkte der ND Filter hochqualitativ und verfälschte in einem kurzen Test weder Auflösung noch Farben.
Wichtig finden wir zu erwähnen, dass der ND-Filter komplett aus dem Strahlengang entfernt werden kann (Schalter-Stellung[CLEAR]). Sitzt er dagegen zwischen Objektiv und Sensor so liegt seine kleinstmögliche Einstellung bei 1/4 ND. Maximal kann der Filter 1/128ND erreichen. Im Regelweg sind zwar nur 21 Werte einstellbar (1/128, 108, 91, 76, 64, 54, 45, 38, 32, 27, 23, 19, 16, 13, 11, 10, 8, 7, 6, 5, 4), jedoch vollzieht sich der Übergang zwischen den Werten dennoch absolut fließend ohne Sprünge.
Wir fragen uns hier natürlich gleich, ob man hiermit auch eine Film-Shutter-Simulation ermöglichen könnte. Andere Firmen bieten ja so etwas auf Basis von Flüssigkristallgattern an. Eine solche Funktion könnte die Kamera noch einmal in eine komplett andere Liga hieven und sollte nicht sonderlich schwer zu realisieren sein.
Aufzeichnung(s)-Formate
Andere Funktionen der Kamera hinterlassen dagegen einen ambivalenten Eindruck. Da wäre einmal die Aufzeichnung auf Dual-Slot SDXC-Karten mit maximal 100 Mbit in XAVC-L QFHD (mit 3.840 x 2.160 Pixel). Auch wenn es sich um ein Long-GOP-Format handelt, sind nach unserer Erfahrung die maximal 100 Mbit/s je nach Bewegung im Bildmotiv etwas knapp bemessen. Auch die 8 Bit 4:2:0-Aufzeichnung in 4K Bit wirken bei einem Listenpreis von etwa 6.000 Euro im Jahr 2016 etwas schwachbrüstig. Zumal sich auch kein 10 Bit-Signal für einen externen Recorder nach Außen führen lässt.
Die angekündigte RAW Option könnte die Kamera in dieser Hinsicht noch viel interessanter machen, jedoch hat Sony hierzu noch wichtige Details nicht preisgegeben. Eine kurzzeitig gemutmaßte, interne RAW-Aufzeichnung wäre zwar ein saftiges Zeichen in Richtung Blackmagic, ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Zumal sich Sony bei den Datenraten auf SD-Kartenslots nicht über 100 Mbit/s wagen wird. Bei externem RAW bleibt die Frage, ob es nur ausschließlich über einen (wahrscheinlich eher teuren) Sony-RAW-Recorder gehen wird, oder ob auch günstigere externe Lösungen wie beispielsweise Atomos oder Odyssey unterstützt werden sollen.
Auf der Haben-Seite kann man aktuell auf einer sehr günstigen 64 GB Speicherkarte bereits rund eine Stunde 4K Material unterbringen und kann sogar eine zweite, ebenso günstige Backup-Aufnahme realisieren. In FullHD beherrscht die Kamera sogar eine echte 10 Bit 4:2:2 Aufnahme, die dank kluger 2x2 Sensorauslesung in diesem Modus wirklich Sinn macht. Die Aufnahme erfolgt dabei in H.264 Container (High Level 4.1 Profile mit 422:10Bit). Die Datenrate liegt in diesem FullHD-Fall bei maximal 50 Mbit/s. Diese Datenrate war leider noch kein Garant für absolute Artefaktfreiheit, aber lag nochmal deutlich vor gängigen h.264-8Bit Implementierungen im Bereich 25-35 Mbit/s.
Der Sensor wird in HD sowohl mit 25p als auch mit 50p (sowie als 50p-SlowMotion im 25p-Container) offensichtlich noch voll ausgelesen und ziemlich sauber skaliert: Bei 100p erscheinen dagegen Artefakte, die wohl auf LineSkipping zurückzuführen sein dürften. Mit steigenden SlowMo Raten (bis zu 800/960 fps) nehmen diese Artefakte weiter zu und die interne Auflösung ab.
Auch erwähnenswert: Slow-Motions ab 100p gibt es nur als 8 Sekunden-Burst. Andere Hersteller überlassen es jedoch dem Anwender, ob er einer schnelleren SD-Karte vertrauen schenken darf.
Wer in HD arbeitet, darf sich auch noch über eine Center Scan-Möglichkeit freuen, die nur den inneren Sensor-Bereich zur Aufnahme nutzt und somit die Brennweite künstlich verlängert.