Test Sony HDR-PJ810, PJ530 und PJ330 im Kurzcheck

Sony HDR-PJ810, PJ530 und PJ330 im Kurzcheck

Im Sony Camcorder Lineup 2014 unter 1.000 Euro gibt es noch einen einzigen Camcorder ohne Projektor, gegenüber den Vorjahresmodellen hat sich ansonsten wenig getan. Aus diesem Grund haben wir nur kurz einmal einen Blick auf die neuen Modelle geworfen und berichten, was uns bei einem Kurzcheck besonders aufgefallen ist.

// 14:52 Mi, 26. Feb 2014von

Nachdem Sony wohl seinen Entwicklungsschwerpunkt dieses Jahr auf 1-Zoll-Sensor Camcorder mit und ohne 4K gelegt hat, fielt der Innovations-Schub bei den klassischen Camcordern vergleichsweise unspannend aus. Die größte Neuerung dürfte wohl sein, dass es jetzt kaum noch Modelle ohne Projektor im Programm gibt. Genauer gesagt gibt es im Sony Camcorder Lineup 2014 unter 1.000 Euro sogar nur noch einen einzigen Camcorder ohne Projektor (HDR-CX240E) der für 249 Euro das absolute Einstiegsmodell darstellt. Gegenüber den Vorjahresmodellen hat sich ansonsten wenig getan. Aus diesem Grund haben wir nur kurz einmal einen Blick auf die neuen Modelle geworfen und berichten, was uns bei einem Kurzcheck besonders aufgefallen ist.



Sonys neues Non4K-Consumer Top-Modell - HDR-PJ810
Sonys neues Non4K-Consumer Top-Modell - HDR-PJ810


Vor allem unterscheiden sich die neuen Modelle durch noch hellere Projektoren im Display-Deckel. Das Spitzenmodell HDR-PJ810E bietet nun eine Helligkeit von 50 Lumen (Vorjahr 25 Lumen). Der PJ530 bietet 25 Lumen (Vorjahr 20 lm), der PJ330E sowie der PJ240E erstrahlen dagegen mit jeweils 13 Lumen wie im Vorjahr. Wirklich neu ist die automatische horizontale Trapezkorrektur (Keystone) des Topmodells HDR-PJ810. Hiermit kann der Camcorder auch dann verzerrungsfrei Bilder an jede Wand werfen, wenn der Camcorder nach unten oder oben geneigt ist. Eine seitliche Korrektur der Projektionsfläche findet dabei jedoch nicht statt. Gleichzeitig verhindert diese Technologie jedoch das Projizieren aus der Hand, weil es bei der Korrektur immer wieder zu Bildrucklern kommt, sobald das Gerät auch nur minimal bewegt wird. Wenn der Camcorder dagegen ruhig steht läuft alles rund. Alternativ abschalten lässt sich die Trapezkorrektur auch.





Begrenzte Zuspiel-Möglichkeiten

Wie schon zuvor lassen sich wieder externe Zuspielgeräte per Micro-HDMI an die neuen Modelle anschließen. Ein interner Mediaplayer fehlt leider weiterhin, und auch ein Streaming über WLAN scheint nicht vorgesehen zu sein. D.h. wenn man einen Film auf einem Handy oder Tablet hat, muss man dieses per HDMI-Kabel mit dem Camcoder verbinden um dessen Projektor-Funktion nutzen zu können. Das wirkt 2014 als Konzept doch irgendwie etwas altbacken...



Positiv gefallen uns dagegen wirklich die 50 Lumen der HDR-PJ810, die im abgedunkelten Raum tatsächlich schon einiges hermachen. Mit 854x480 Pixeln in die Projektorauflösung der HDR-PJ810 noch ein weiteres mal leicht gesteigert worden, was jedoch von FullHD immer noch meilenweit entfernt ist.





Feste USB Kabel und mikrige SD-Karten

Mittlerweile besitzen alle Sony-Camcorder zum Laden und zur Datenverbindung ein im Handgriff geparktes (sehr kurzes) USB-Kabel. Im Gegensatz zu einer entsprechenden USB-Buchse kann man so zwar das Kabel nicht mehr vergessen oder verlieren, jedoch ist es so kurz, dass der Anschluss nicht immer ohne Zusatz-Aufwand gelingt. Wenn beispielsweise an einem Wand-Fernseher die USB-Buchsen seitlich angebracht sind, kommt man um eine USB-Verlängerung praktisch nicht herum. Und sollte sich ein Kabelbruch ereignen, bekommt man mangels alternativer Akku-Auflade-Möglichkeit ein Problem. Da das Kabel ja in der Handschlaufe bei jedem Einsatz immer leicht mitgebogen wird, wohl kein absolut undenkbares Szenario.



Auch die kleinen MicroSD-Karten der Modelle HDR-PJ530 und PJ330 sind so dünn und zerbrechlich, dass man sich einen häufigen Wechsel nicht ohne schlechtes Gewissen erlaubt. Eigentlich sind diese wohl eher zur festen Installation in Tablets und Handys vorgesehen und definitiv zum häufigen Wechsel nicht sonderlich geeignet. Doch nur das Top-Projektor-Modell HDR-PJ810 kann noch normal große SD-Karten beschreiben.







Kaum manuelle Kontrolle

Wie schon die Jahre zuvor wurden manuellen Möglichkeiten selbst bei der HDR-PJ810 deutlich beschränkt: So erlangt man wieder einmal keine volle manuelle Kontrolle über das Bild: Es kann nur Shutter ODER Blende manuell verstellt werden, während der jeweils andere Parameter wieder von der Automatik gekapert wird. Auch Eingriffsmöglichkeiten in die Bildcharakteristik fehlen. Der nächstkleineren HDR-PJ530 wurde dann nicht einmal mehr diese Shutter- oder Blenden-Kombination gegönnt, sondern sie hat nur noch eine halbautomatische, universelle Belichtungseinstellung als manuelle Kontrolle anzubieten. Da verwundert es schon fast, dass sowohl HDR-PJ530 als auch die HDR-PJ810 eine relativ komplette manuelle Audiosektion aufweisen können. Kopfhöreranschluss und manuell aussteuerbarer 3,5mm Klinken-Mikro-Eingang sind bei deinen Geräten vorhanden.



Die HDR-PJ330 ist dann noch minimalistischer ausgefallen. Sie spart sich Mikrofon- und Kopfhöreranschluss sowie manuelle Einstellungen praktisch komplett. Sogar auf den Touchscreen wurde verzichtet. Darum muss man hier mit dem Display-Joystick in den fast unverändert gehaltenen Menüs die einzelnen Touch-Flächen annavigieren. Diese Art der Bedienung wirkt dabei sehr lieblos aufgesetzt. Ach ja, Touch-Autofokus gibt’s somit bei der HDR-PJ330 dann natürlich auch nicht.



Aber auch der Touchscreen der PJ530 funktionierte nicht immer zuverlässig. So verschluckte er auffällig oft einzelne Tastendrücke. Vielleicht waren auch einfach nur die Tester-Finger etwas zu groß für das kleine Display um die exakten Stellen zu treffen. Insgesamt erwecken allen neuen Modellen irgendwie den Eindruck, dass es ihnen etwas an Entwickler-Detailliebe fehlt.



Doch es gibt auch positive Seiten zu erwähnen: Die Optiken sind durch die Bank schön weitwinkelig und im Automatik-Modus liefern alle drei Modelle ansprechende Bilder. Auch der Balanced Optical Steady Shot bleibt beeindruckend.





Neues in 2014

Die technischen Neuerungen der 2014er-Modelle wurden eher in (Familien-)Nischen angesiedelt, aber vielleicht hat ja der eine oder andere Anwender tatsächlich darauf gewartet: Als familiengerechte Camcorder kommt jetzt die "My Voice Cancelling"-Funktion hinzu, die versucht den Sprecherton des Kameramanns schon bei der Aufnahme herauszufiltern. Und "Motion Shot Video" erzeugt aus einer kurzen Aufnahme eine Reihe von überlagerten Standbildern. So können zum Beispiel beim Sport Bewegungsabläufe genau analysiert und studiert werden.



Als besonders bemerkenswertes Feature stellt Sony auch das "Dual Video Recording" heraus, das alle neuen Handycams beherrschen. Es erlaubt die simultane Aufnahme eines Videos in zwei verschiedenen Standards: Im AVCHD-Format mit Full HD Auflösung und im MP4-Standard, der fürs Internet oder zum Abspielen auf einem Smartphone oder Tablet-PC gedacht ist. WiFi und NFC wurden nun auch bei der HDR-PJ810E und der HDR-PJ530E integriert.



Auf den ersten Blick scheinen die Kameras auch günstiger geworden zu sein: Kostete das letztjährige Topmodell (die HDR-PJ780) noch 1399 Euro, so werden für die HDR-PJ810 nur noch 999 Euro veranschlagt. Doch wenn man genauer hinsieht, hat die HDR-PJ780 gar keinen Nachfolger bekommen, sondern die HDR-PJ650. Denn den 1/3-Zoll Sensor der PJ780 findet man in diesem Jahr in keinem Sony Consumer-Camcorder mehr. Das neue Topmodell muss sich jetzt mit ca. 1/4-Zoll abfinden. Und die Mittelklasse muss sogar mit ca. 1/6-Zoll auskommen. Und die PJ650 kostete übrigens vor einem Jahr auch schon "nur" 999 Euro.



Die HDR-PJ810 beherrscht noch 24p, aber dafür muss der Camcorder neu gebootet werden, um die System-Frequenz anzupassen. Komischerweise muss auch die Speicherkarte neu formatiert werden, da die Formate auf der Karte nicht gemischt werden können. Auch das Abspielen eines anderen Frequenz-Formates ist nicht möglich.





Aus dem Messlabor - HDR-PJ810

Im Messlabor haben sich auch keine sonderlichen Überraschung ergeben, daher hier im Schnelldurchlauf die Messergebnisse:



Der weitreichende Sweep deutet bereits mit seinem kleinen Buckel darauf hin...



Luminanzauflösung



..., dass die PJ810 mit einer subtilen Nachschärfung zu einer schön scharfen ISO-Abbildung gelangt, die dazu praktisch artefaktfrei gelingt.



ISO-Testbild



Die Farbauflösungs-Kurve fällt normal ab, für das Sony-typische Rückschwingen haben wir mittlerweile auch eine Erklärung. Es handelt sich um besonders tieffrequente Chroma-Moires.



Chrominanz-Auflösung



Die Verzeichnung im maximalen Weitwinkel ist minimal und ist wie immer mit Sicherheit das Ergebnis einer digitalen Korrektur.



Objektiv-Verzeichnung



Die Farben der HDR-PJ810 sind in der Werkseinstellung relativ neutral, die Hauttöne gefallen uns gut, jedoch lässt sich nichts an der Charakteristik in der Kamera ändern.



1200 Lux (Klicken für Bild in voller Auflösung)



Das Schwachlicht-Verhalten der Sony ist klassentypisch, auch wenn man mittlerweile von großen Sensoren doch noch deutlich bessere Ergebnisse gewohnt ist.



12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich. (Klicken für Bild in voller Auflösung)



Die PJ810 rauscht wenig, schneidet jedoch die Höhen auch deutlich ab.



Störgeräusche








Aus dem Messlabor – HDR-PJ530 und HDR-PJ330

Da beide Camcorder den gleichen Sensor und die gleiche Optik besitzen, unterscheiden sich die Messergebnisse der beiden kleineren Modelle kaum, weshalb wir hier nur die Daten der HDR-PJ530 kommentieren. In der Datenbank finden sich beide Messreihen.



Die Luminanzkurve verläuft zwar noch gut, jedoch nicht mehr wie bei Top-Modellen.



Luminanzauflösung



Dies zeigt sich auch im ISO-Chart: Leichte Artefakte in den Ringen und deutliche Nachschärfung, die sich nicht zurückdrehen lässt.



ISO-Testbild



Die Farbauflösungs-Kurve sieht dagegen sehr unauffällig aus.



Chrominanz-Auflösung



Die Verzeichnungs-Korrektur kombiniert mit dem extremen Weitwinkel dürfte wohl gegenüber Smartphones noch für eine Weile ein Kaufargument bleiben.



Objektiv-Verzeichnung



Die Hauttöne werden für unseren Geschmack etwas zu rosa abgebildet.



1200 Lux (Klicken für Bild in voller Auflösung)



Gemessen am kleinen Sensor ist das Lowlight-Ergebnis zwar noch bemerkenswert gut, für Camcorder allgemein jedoch eher unterdurchschnittlich.



12 Lux mit 1/25 Sek und manuellem Weißabgleich. (Klicken für Bild in voller Auflösung)



Die PJ530 rauscht mittelmäßig, lässt dafür jedoch die Höhen auch relativ ungefiltert durch.



Störgeräusche






Fazit

Grundsätzlich spiegelt die HDR-PJ810 zweifellos feinste Camcordertechnologie wieder, die aus der Hand im Automatik-Modus erstaunliche Bilder ermöglicht. Hätte Sony nicht ein weiteres mal die voll manuelle Bedienung und die Bildcharakteristik der Kamera gesperrt, könnten wir die Kamera guten Gewissens jedermann empfehlen.



Mit manueller Kontrolle und etwas rauschfreieren Mikrofonanschlüssen könnte die PJ530 sicherlich noch in anderen Segmenten als günstige "Immer Dabei"-Doku Cam Fuß fassen. Doch ohne manuelle Funktionen wirken die Sony Cams immer wie HighTech-Spielzeug, denn wie Arbeitsgeräte. Dabei könnte man beide Ansprüche leicht unter einer Haube vereinen.



Die PJ330 wirkt mit dem pixeligen Nicht-Touchscreen und der damit verbundenen Joystick-Bedienung sehr lieblos gestrickt. Gegenüber einem Smartphone in dieser Preislage versteht man auch ohne große Worte nach 5 Minuten Bedienung, warum viele Anwender diese Geräteklasse mittlerweile in den Regalen liegen lassen.



Die Zeichen stehen offensichtlich auf 4K, womit für Sony in den Entwicklungsabteilungen der Camcorder-Zyklus-Zirkus ein weiteres mal von vorne beginnt. Es würde uns stark wundern, wenn wir nächstes Jahr in dieser Preisklasse nicht die ersten Sony 4K-Modelle sehen würden. Unter diesem Aspekt war eigentlich auch nicht zu erwarten, dass der FullHD-Liga noch viele Neuigkeiten spendiert werden. Hier hat nun offensichtlich der Ausverkauf "zu Ende entwickelter" Technologie begonnen.


Ähnliche Artikel //
Umfrage
  • Was hältst du von den neuen Bild/Video-KIs?





    Ergebnis ansehen
slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash