Minimalistisch? Ein-Rad-Kontrolle
Zur manuellen Kontrolle gibt es ein Rädchen neben dem Objektiv, das einem Objektiv-Ring-Feeling nicht unähnlich ist. Die übrigen Schalter und Knöpfe am Gehäuse dienen dagegen nicht dem manuellen Eingriff ins Bildgeschehen und können auch nicht frei belegt werden.
Der Sucher liegt mit ca. 200.000 Pixel in der Bildschärfe weit unter dem Display und zeigt einen starken Regenbogen-Effekt. Er dürfte daher in erster Linie zum Einsatz kommen, wenn das Display bei starker Sonneneinstrahlung nicht mehr nutzbar ist.
Dazu stattet Sony die CX700 auch wieder mit einem GPS-Modul aus, das die persönlichen Koordinaten bei jeder Filmaufnahme auf Wunsch in den Metadaten mitspeichert. Im Fotobereich hat das Geotagging ja schon interessante (Online-)Anwendungen hervorgebracht, im Videobereich ist eine Unterstützung durch Dritthersteller jedoch noch nicht in Sicht. Nicht einmal Sonys Haus-Schnittsoftware Vegas kann die Daten bisher auslesen (und beispielsweise zur automatischen Routendarstellung verwerten). Der Unterschied zwischen der CX690 und der CX700 scheint übrigens einzig beim integrierten GPS zu liegen, das der CX690 fehlt. Beide Modelle besitzen üppige 96 GB internen Speicher, der durch einen SD(HC/XC)/MemoryStick noch erweitert werden kann.
Betrachtet man die gebotene Hardware-Ausstattung, so liefert Sony mit den neuen Top-Modellen eine dem Preis würdige, aber wenig revolutionäre Geräteserie aus. Das führt uns jedoch zur...
Software
Eine waschechte Überraschung erwartet den Anwender dagegen nach dem Einschalten. Denn hier wird er neuerdings mit einer bunt iconisierten Menüstruktur begrüßt die Sony bereits vor einem halben Jahr mit seinen NEX-Kameras und Fotoapparaten eingeführt hat. Für unseren Geschmack ist die Oberfläche dabei etwas zu verspielt gestaltet und die Menüstruktur erscheint uns an manchen Stellen nicht optimal durchdacht. Der Zugriff zu allen wichtigen, manuellen Parametern liegt beispielsweise erst in der zweiten Menüebene, wodurch lange Klick-Wege entstehen. Dazu wird man oft nach der Einstellung eines Parameters aus dem Menü geworfen, was bei mehreren Einstellungen schnell an die Nerven gehen kann.
Alternativ lassen sich Fokus, Blende (aber nur zusammen mit Gain und ohne aussagekräftige Bezeichnungen), Shutter sowie Weissabgleich über das oben erwähnte, mehrfach belegbare Objektivrädchen einstellen. Allerdings muss man immer den Ring-Button gedrückt halten, um zwischen den Funktionen umzuschalten, was im Praxis-Einsatz ebenfalls sehr bremsend wirkt.
Glücklicherweise hat sich Sony auch wieder an bei der Konkurrenz „orientiert“ und bietet nun beim Fokussieren endlich Peaking sowie eine Ausschnittsvergrößerung (expandend Fokus). Neben sehr gut funktionierenden Touch-Automatiken bietet sich auch hier zum Scharfstellen das Objektiv-Rädchen an. Dieses agiert jedoch für unseren Geschmack in dieser Funktion etwas zu feinfühlig. Bereits sehr kleine Bewegungen lösen große Schärfeveränderungen aus. Der Regelweg lässt sich dabei leider auch nicht im Menü verändern. Dafür ist endlich auch wieder eine Zebra-Funktion zur Kontrolle von Überbelichtungen vorhanden. Dies alles war vor zwei Jahren noch keine Selbstverständlichkeit bei Sonys Top-Consumer-Camcordern und dürfte der regen Konkurrenz geschuldet sein, die seit Jahren mehr manuelle Kontrollmöglichkeiten aus der Profi-Liga in die Consumer-Geräte wachsen lässt.
Jedoch gibt es bei der CX700/690 weiterhin keinerlei Einstellmöglichkeiten für die Grund-Charakteristik des Camcorders in Schärfe oder Farben, einzig CinemaTone Gamma und CinemaTone Color können ohne weitere Parameter zugeschaltet werden. Die Audioaustattung ist zwar mit Mikrofon- und Kopfhöreranschluss klassentypisch gut, eine manuelle Aussteuerung ist jedoch nicht möglich. Man kann nur zwischen zwei Mikrofon-Empfindlichkeiten wählen. (Niedrig und Normal). Und nicht zuletzt vermisst man (wie bei Panasonic und Canon mittlerweile üblich) viele Aufnahmehilfen (z.B. Histrogramme oder Wafeformmonitore), die in kritischen Bild-Situationen einen echten Mehrwert bieten.



















