
Notebooks sind in, keine Frage. Bei der Videoproduktion hört der mobile Luxus aber oft auf: Zwar bieten aktuelle Schlepptopps serienmäßig eine Firewire-Schnittstelle, hochwertige Anschlüsse für Mikrofone sucht man aber vergeblich. Wer also nicht nur mobil schneiden sondern auch nachvertonen will, ist auf Zubehör angewiesen. Dabei führen gleich mehrere Wege nach Rom.
Schon während des Schnitts soll der Ton kontrolliert werden, die wenigsten unter uns werden Stummfilme produzieren. Ein Kopfhörer gehört daher bei den meisten schon zur Standardausrüstung. Interessant sind dabei die Anschlüsse: An den meisten Notebook-Soundkarten findet sich eine so genannte Mini-Klinken-Buchse. Sie hat 3.5mm Durchmesser und ist in der Regel Stereo ausgelegt. Auch an den meisten Konsumer-Camcordern sind Mini-Klinken Standard, so dass Kopfhörer auch ohne Adapter gleichzeitig für Aufnahme und Schnitt verwendet werden können.
Bei der Nachvertonung kommt z.B. für eine Sprachaufnahme natürlich ein Mikrofon dazu. Die Mikrofoneingänge von Notebooks sind ebenfalls als Mini-Klinke ausgelegt, bergen aber einen Nachteil: Kein Hardware-Hersteller legt hier Wert auf Qualität, so dass Rauschen und andere Fehler vorprogrammiert sind. Ein externer Mikrofonverstärker muss also her. Damit dieser auch tatsächlich mobil nutzbar ist, muss er einen eigenen Akku mitbringen oder sich den Strom von einem anderen Gerät abzapfen können. Prädestiniert ist dafür die USB-Schnittstelle, die etwa 500mA liefern kann. Auch Firewire funktioniert, leider ist die notwendige 6-polige Buchse bei Notebooks nur sehr selten anzutreffen.
Bei den Anschlüssen ist im Profi-Bereich natürlich XLR der Standard. Die symmetrische Leitungsführung verhindert Einstreuungen und kann 48Volt Phantomspeisung übertragen, außerdem sind XLR-Buchsen sehr stabil. Konsumer-Camcorder bieten XLR-Buchsen leider nicht, wer also seine Mikrofone gleichzeitig an Kamera und Notebook betreiben will, sollte beim Mikrofonverstärker auf zusätzliche Mini-Klinken achten.
Um komfortabel aussteuern zu können, sind Drehregler oder sogar Fader wünschenswert. Nur selten wird ein Sprecher in der Lage sein, völlig gleich laut zu reden. Dann jedes Mal zu einem Software-Regler zu greifen ist auf die Dauer nervig. Apropos Software: Auch Videoschnittsoftware wie Vegas oder Premiere unterstützt mittlerweile Treiber-Standards wie ASIO (AudioStreamingInputOutput). Dadurch ist z.B. das latenzarme Mithören der Aufnahme möglich, natürlich nur, wenn auch ein ASIO-Treiber mitgeliefert wird. Damit wären die Kriterien erst einmal abgehakt.
Lösung A: Die Video-Kamera

Seltsamerweise kommen die wenigstens Cutter auf das naheliegendste: Der Mikrofoneingang der Kamera. Daran lässt sich ein Mikrofon anschließen und meist auch manuell aussteuern, die Übertragung zum Rechner erfolgt über Firewire. Zur direkten Aufnahme von "nur-Audio" benötigt man allerdings spezielle Software wie z.B. StormAudio von Canopus. Die Aufnahme von OHCI-Audiosignalen direkt in die Timeline beherrscht nur Avids ExpressDV, ein richtiges Voice-Over ist bei anderen Programmen also nicht möglich. Dafür ist es die günstigste Lösung, denn im Idealfall ist sämtliches Equipment schon vorhanden.
Lösung B: Akku-Mixer
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Reine Mikrofonvorverstärker mit Batterieversorgung sind kaum zu kaufen, kleine Mischpulte dagegen schon. Für etwa 125Euro ist z.B. das Behringer MXB1002 mit fünf XLR-Anschlüssen erhältlich. Den analogen Cinch-Ausgang führt man mit einem Adapterkabel Cinch -> Mini-Klinke in den Line-Eingang des Notebooks, wovon sich auch per Voice-Over in die Timeline aufnehmen lässt. Leider bieten Onboard-Soundkarten keine ASIO-Unterstützung, auf direktes Mithören muss bei dieser Lösung verzichtet werden. Auch die Klangqualität ist noch nicht optimal, denn der Line-Eingang vieler Notebooks ist qualitativ ebenfalls begrenzt. Besser als der Mikro-Anschluss ist diese Lösung aber allemal, außerdem lässt sich das Mischpult zusätzlich für normale Camcorder-Aufnahmen verwenden.
Für Bastler noch einen Tipp: Unter http://www.tippach.net/asio4all gibt es einen universellen ASIO-Treiber für Onboard-Soundkarten. Für den Produktiveinsatz ist dieser aber nicht in jedem Fall zu empfehlen.
Lösung C: USB-Headsets
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Das Problem der schlechten Audio-Anschlüsse von Notebooks wollen Headsets mit USB-Anschluss umgehen. Zusätzlich zur Mikrofon-Kopfhörer-Kombination bieten sie die Möglichkeit, digital in den Rechner zu kommen. Eine besondere Treiberunterstützung gibt es bei USB-Headsets nicht. Da der Schwerpunkt auf Internet- und Telefonieanwendungen liegt, binden sich Headsets meist als Standard USB-Audio-Gerät ein. Darauf können Anwendungen wie z.B. der MS-Messenger zugreifen, die Aussteuerung erfolgt über den Windows Soundmixer. Die fehlende Treiberunterstützung erlaubt auch hier keine Anbindung über ASIO, die Klangqualität und dabei insbesondere der Rauschabstand ist aber den analogen Eingängen überlegen. Bei Headsets ist besonders auf den Mikrofonteil zu achten, dieser ist hauptsächlich für das telefonieren ausgelegt. Der Frequenzgang ist daher mittenbetont und muss entsprechend korrigiert werden. Mit einem Sennheiser PC155USB gelangen uns trotzdem recht passable Aufnahmen. Wer sein vorhandenes Headset mit USB nachrüsten möchte, wird vielleicht mit M-Audios Transit USB glücklich. Billig ist das mit etwa 100 Euro aber nicht.
Lösung D: USB-Audiointerface
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Alle Probleme auf einmal lösen wollen USB-Audiointerfaces. Sie bieten XLR-Buchsen und oft zusätzliche Mini-Klinke-Anschlüsse. Für die Aussteuerung gibt es Drehregler und ASIO-Unterstützung gehört zum Standard. Einige bieten sogar zusätzliche Raffinessen wie z.B. eingebaute Effektgeräte oder Midi-taugliche Fader. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Geräten, die wichtigsten mit integrierter Stromversorgung haben wir in unserer Marktübersicht zusammengefasst. Besonderes Augenmerk sollte bei USB-Audio auf den USB-Chipsatz des Notebooks gelegt werden. Besonders VIA, im Billigsegment oft zu finden, verursacht Probleme im Betrieb mit USB-Audiogeräten. Prinzipbedingt dagegen die geringe Zahl an Kanälen: Aufgrund der niedrigen Bandbreite von USB1.1 sind maximal vier Kanäle in 16bit möglich, die meisten Interfaces beschränken sich sogar nur auf zwei. Im mobilen Betrieb schadet auch der Blick in die Energieeinstellungen des Notebooks nicht. Aktuelle Prozessoren laufen im Akkubetrieb langsamer, gerade bei USB-Interfaces sorgt das manchmal für Aussetzer in der Wiedergabe aufgrund zu geringer Rechenleistung. Ressourcenschlucker wie Virenscanner sollten daher bei Videobearbeitung und Sprachaufnahme ausgeschaltet bleiben.
Die beiden günstigsten Interfaces die unseren Anforderungen in etwa entsprechen, sind das M-Audio MobilePre USB und das Tascam US122. Wir haben daher beide auf den Prüfstand geholt, das UA-25 von Edirol war zum Testzeitpunkt leider noch nicht lieferbar. Ein kleiner Preistipp noch für Musiker: Steinberg vertreibt ebenfalls externe Audio/Midi-Lösungen mit Namen MT4 und MT2. Wer sowieso CubaseSL kaufen möchten, kommt im Bundlepreis günstig weg.
M-Audio MobilePre USB

Schaut man in unsere Marktübersicht, präsentiert sich das MobilePre USB als günstigstes Interface. Darunter soll aber laut Hersteller die Funktionalität nicht leiden und so bietet das kleine Kistchen passend zum Camcorder Mikrofoneingänge in XLR und Mini-Klinke sowie alternativ Line-Eingänge mit 6.3mm-Klinke. Raus geht es ähnlich flexibel: Mini-Klinken-Ausgang, 6.3mm-Klinken-Ausgang sowie ein regelbarer Kopfhöreranschluss auf der Frontseite sollten für alle Videofilmerbelange genügen. Dabei bleibt das MobilePre USB portabel, gerade mal 18,3 x 13,3 x 4,5cm ist es groß.

Die Installation gestaltet sich einfach: Das Treibersetup aufrufen, ein paar Mal die Windows Warnmeldungen wegklicken und danach das Gerät über das mitgelieferte USB-Kabel anschließen. Die eigene Spannungsversorgung sowie die zuschaltbaren 48V für Kondensatormikrofone bezieht das MobilePre immer über USB. Ein zusätzliches Netzteil gibt es daher nicht. Wer möchte, braucht auch gar keinen Treiber installieren, die neue Revision 2 meldet sich auch so als USB-Audio-Device an. Verzichten muss man dann aber auf ASIO und ähnliche Sonderfunktionen, trotzdem ist das gerade im Vor-Ort-Einsatz als Havariemöglichkeit durchaus sinnvoll.
Ist alles fertig eingerichtet, erscheint ein kleines Tray-Icon für das M-Audio ControlPanel. Regeln lässt sich damit der Pegel für Aufnahme und Wiedergabe sowie das so genannte Direct Monitoring

Wozu die ganzen Einstellungen gut sind, zeigt sich bei den ersten Versuchen einer Sprachaufnahme. Unter Vegas den Treiber ausgewählt und Rekord gedrückt. Hören möchte man natürlich die bereits fertigen Geräusche und Musiken aus der Timeline, was auch immer funktioniert. Spannend wird es, wenn die eigene Sprache "live" im Kopfhörer zu hören sein soll. Vegas bietet dafür dank ASIO-Unterstützung die Möglichkeit des Mithörens, was die Latenz ins Spiel bringt. In den Treiber-Einstellungen "Low" bis "VeryHigh" klingt die Stimme dabei hallig, die Laufzeit ist zu groß. In der Einstellung "VeryLow" klingt die Stimme normal, je nach Auslastung der Timeline sind aber Knackgeräusche zu hören. Genau für diesen Problemfall ist das "Direct-Monitoring" des Treibers vorgesehen. Hier lässt sich die eigene Stimme auch ohne die Mithör-Funktion von Vegas hören, die Latenz ist dabei gleich null. Da bei Sprachaufnahmen meist nur ein Mikrofon im Spiel ist, lässt sich hier praktischerweise die Option "Left only" anwählen, danach ist das Mikro auf beiden Ohren. Damit lässt sich ganz entspannt aufnehmen, kein Knacken oder ähnliches ist noch zu hören. Die Mikrofonvorverstärker reichen auch für dynamische Mikrofone aus, aufgrund der geringeren Ausgangsleistung steht der Gain-Regler dann aber locker auf dreiviertel. Das Grundrauschen ist dabei mit etwa -57dB noch erträglich, es geht bei Notebook-Mischungen ja nicht um stundenlange Featureproduktionen.
Insgesamt macht das MobilePre einen durchdachten und unkomplizierten Eindruck und das bei vergleichsweise niedrigem Preis.
Tascam US-122

Für 60 Euro mehr gibt es das kleinste Gerät des Musikspezialisten Tascam. Das US-122 hat also eher mobile Musiker als tonfreudige Videofilmer im Visier, was auch an der Ausstattung sichtbar wird. Zusätzlich zu den Audioanschlüssen des MobilePre USB gibt es eine Midi-Schnittstelle z.B. zum Anschluss von Keyboards. Die Bedienelemente für das Direkt-Monitoring sind als Hardware-Regler ausgelegt, was einen schnelleren Zugriff auf die eigene Lautstärke im Gesamtmix zulässt. Außerdem gibt es so genannte Insertwege, wo sich analoge Kompressoren einschleifen lassen. So viele Buchsen und Regler verbrauchen natürlich Platz und so ist das US-122 auch mit 19,4 x 14,7 x 6,2 cm größer und mit 925 g vor allen Dingen deutlich schwerer als das MobilePre USB. Den Transport erschwert zusätzlich, dass alle Bedienelemente auf der Oberseite sind und daher geschützt werden müssen. Das gilt besonders für die hervorstehenden Knöpfe zur Pegelregelung, sie sind von Haus aus schon sehr wackelig. Trotzdem sind die Qualitäten nicht von der Hand zu weisen: die Vorverstärker des US122 sind wesentlich rauschfreier (-78dB) und bieten mehr Druck untenherum. Damit erlauben sie wesentlich hochwertigere Aufnahmen, einzig ein Trittschallfilter fehlt (den besitzt das MobilePre USB freilich auch nicht).
Die Treiberinstallation ist ähnlich einfach wie beim Konkurrent: Installieren, Windows-Warnungen übergehen, Neustart und anstöpseln. Danach gibt es zwei Treiber in den ASIO-Einstellungen des Schnittprogramms, einer für 16bit-Aufnahmen, einer für 24bit. Weitere Einstellungen erreicht man über den Button "Advanced", der z.B. die Latenz beherbergt. Witziges Gimmick: Für Gittaristen gibt es ein integriertes Stimmgerät.

Bei den Aufnahmen ist das US122 weniger aus der Ruhe zu bringen, Knackser treten selbst bei der geringsten Latenz kaum auf. Aber auch die reicht nicht aus, um mit Vegas ein angenehmes Mithören zu erreichen. Also ebenfalls die Direct-Monitoring-Option aktiviert und stressfrei gearbeitet. Wer das US-122 zu Hause einsetzen möchte, freut sich vielleicht über die regelbaren Line-Ausgänge: Sie sind als Cinch-Buchsen ausgeführt und können bis zu 0dBu abgeben, was gut zu Canopus-Hardware oder Sonys 1000er DV-Rekorder passt.
Im Vergleich zu M-Audios MobilePre USB wirkt das US-122 zwar klobiger, kann aber in Klangqualität und Bedienung trumpfen.
Marktübersicht USB-Audiointerfaces
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Hersteller: | M-Audio | Audiotrak | M-Audio | Tascam | Edirol |
Bezeichnung: | Transit USB | Maya 5.1 EX USB | Mobil Pre USB | US122 | UA-20 |
Preis: | 99Euro | 149Euro | 199Euro | 259Euro | 259Euro |
Treiber für: | Win2K-XP/OSX | Win98SE-XP | Win98SE-XP/Mac | Win98SE-XP | Win98SE-XP/Mac |
Mikro-Anschlüsse: | Mini-Klinke | Mini-Klinke | XLR/Mini-Klinke | XLR | 6,3mm-Klinke |
Kopfhörerausgang: | Mini-Klinke | Mini-Klinke | Mini-Klinke | 6,3mm-Klinke | kein |
Gain-Regler: | Nein | Nein | Ja | Ja | Ja, einmal |
ASIO/Direct-Monitoring: | Nein | optional (Aufpreis) | Ja | Ja | Ja |
Bus-Powered über USB: | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja |
Besonderheiten: | AC3-Ausgang | AC3-Ausgang/6-Kanal | Gain-Regler | Inserts | Midi |
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Hersteller: | Edirol | Edirol | Tascam | Mackie | Digidesign |
Bezeichnung: | UA-25 | UA-3FX | US224 | Spike | M-Box |
Preis: | 259Euro | 259Euro | 421Euro | 390 | 680Euro |
Treiber für: | PC/MAC | PC&Mac | PC&Mac | XP/Mac | XP/Mac |
Mikro-Anschlüsse: | XLR | 6,3mm Klinke | XLR | XLR | XLR |
Kopfhörerausgang: | 6,3mm-Klinke | mini-Klinke | 6,3mm-Klinke | 6,3mm-Klinke | 6,3mm-Klinke |
Gain-Regler: | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja |
ASIO/Direct-Monitoring: | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja |
Bus-Powered über USB: | Ja | Ja | Ja | Ja | Ja |
Besonderheiten: | Limiter/"Hinterband" | DSP für Effekte | Midi, Fader, Transporttasten | DSP mit EQ/Effekten | inkl. ProTools |