Test Canon EOS 70D - Revolution mit Einschränkungen

Canon EOS 70D - Revolution mit Einschränkungen

Mit der Canon EOS 70D bringt Canon einen APS-C Nachfolger zur Canon EOS 60D heraus, der mit spannender Technologie gerade für den Videobereich aufzuwarten weiss. Stichworte sind hier: Dual Pixel Autofokusfunktion für das Nachführen der Schärfe beim Filmen sowie das Klappdisplay mit neuer Touchscreen Funktionalität. Revolutioniert Canon mit dem neuen AF-System der Canon EOS 70D das Filmen mit Video-DSLRs?

// 17:04 Do, 31. Okt 2013von

Mit der Canon EOS 70D bringt Canon einen APS-C Nachfolger zur Canon EOS 60D heraus, der mit spannender Technologie gerade für den Videobereich aufzuwarten weiss. Stichworte sind hier: Dual Pixel Autofokusfunktion für das Nachführen der Schärfe beim Filmen sowie das Klappdisplay mit neuer Touchscreen Funktionalität. Revolutioniert Canon mit dem neuen AF-System der Canon EOS 70D das Filmen mit Video-DSLRs?



Canon EOS 70D
Canon EOS 70D


Beim ersten Kontakt mit der Canon EOS 70D fallen sofort zwei Eigenschaften auf: Zum einen liegt die Kamera extrem gut in der Hand. Canon bleibt damit seiner sehr guten Ergonomie, die seit einiger Zeit auch grösseren Händen einen sehr guten Griff bereit stellt, treu.



Canon EOS 70D mit sehr guter Ergonomie
Canon EOS 70D mit sehr guter Ergonomie


Zum anderen fühlt sich die Canon EOS 70D zwar wertig aber auch sehr leicht und recht plastmäßig an. Im Vergleich zur Konkurrenz fällt damit das Weglassen einer Magnesium-Legierung für das Gehäuse zu Gunsten eines geringen Gewichts auf: Also gut transportabel aber vielleicht nicht ganz so schlagfest wie die Metal-Kollegen.



Vom allgemeinen Gehäusedesign orientiert sich Canon bei der Canon EOS 70D stark am Vorgängermodell. Die externen Funktionen sind annähernd gleich geblieben, wenn man einmal von einem zusätzlichen miniaturisiertem Funktions Button (Auswahltaste für AF-Bereich) neben dem Auslöser wie man ihn von der Canon EOS 5D Mark III kennt, absieht. Ein Blick auf die Maße verdeutlicht die Nähe zum Gehäuse des Vorgängers: Die Canon EOS 70D kommt bei 139,0x104,3x78,5mm auf 755g (inkl. Akku und Speicherkarte), die Canon EOS 60D bei 144,5x105,8x78,6mm auf ebenfalls 755g bei gleicher Messung.



Canon EOS 70D mit Klappdisplay und integriertem Touchscreen
Canon EOS 70D mit Klappdisplay und integriertem Touchscreen




Auch das 3“ Klappdisplay mit seinen knapp 1 Mio Bildpunkten (1.040.000) hinterlässt von der Konstruktion und Mechanik her einen guten Eindruck. Schönes Detail ist der seitlich in der Kameravertiefung für das Display angebrachte Schnappmechanismus, der das Display sowohl im Transportzustand als auch mit dem Display zum User hin leicht fixiert und somit gegen ungewolltes Öffnen schützt.



Der für das Filmen wichtige Liveviewschalter ist bewährt als Daumen-Kippschalter zwischen Film- und Fotografieliveview entworfen mit einer zentralen Start/Stop Taste, die entweder die Filmaufnahme startet oder beim Fotografieren zwischen Liveview- und Suchersicht wechselt.



Canon EOS 70D mit gutem Schalterlayout
Canon EOS 70D mit gutem Schalterlayout


Der ebenfalls auf der Gehäuserückseite befindliche Multi Controler mit aussenliegendem Schnellwahlrad ist Canon-typisch im unteren Drittel der Rückseite untergebracht. Manuelle Audio-Pegel lassen sich sowohl über diesen Controler als auch über das Touchscreen-Display einstellen – zu unserem Bedauern jedoch nicht wie bei der Canon EOS 5D Mark III - während der Videoaufnahme sondern nur davor oder danach; dafür jedoch ebenfalls mit einer Auflösung von über 60 Steps.



Audio wird in 16 Bit linear PCM mit 48 kHz in Stereo aufgezeichnet. Das in der Canon EOS 70D verbaute Audio Interface erinnert uns vom subjektiven Hörverhalten im Zusammenspiel mit einem externen Mikrofon via symmetrischem XLR-Kabel an die Canon 5D Mark III, will heissen: Bei den gleichen von uns getesteten Audio-Aussteuerungsstufen (1/4, 2/4, /3/4 und volle Aussteuerung) hatten wir das gleiche (für diese Kameraklasse relativ gute Rauschverhalten) bei der Canon EOS 5D Mark III und der Canon EOS 70 D. Trotzdem empfehlen wir für Tonaufnahme mit einem externen Audio-Rekorder oder Vorverstärker zu arbeiten - hierzu demnächst mehr auf slashCAM.



Canon EOS 70D mit C Set-Up Funktion
Canon EOS 70D mit C Set-Up Funktion


Ein Blick auf den traditionell links auf der oberen Gehäuseseite angebrachten Betriebsartenschalter offenbart viel Bekanntes. Neben den Programm-, Blenden- und Zeitautomatiken finden sich hier die manuelle Betriebsart, die Langzeitbelichtung (B) sowie diverse Motivprogramme. Von den von uns sehr geschätzten individuellen Aufnahmefunktionen (C) hat Canon der EOS 70D ebenfalls eine Einstellung spendiert. Gesichert wird das Programmwahlrad - wie bei diversen Canon Modellen bewährt - durch einen mittig angebrachten Entriegelungs-Button.



An externen Anschlüssen stehen auf der linken Gehäuseseite ein 3,5mm Klinkenstecker für Stereo-Mikrofone, eine Fernbedienungsbuchse, HDMI-Out sowie ein digitaler AV-Out zur Verfügung. Eine Kopfhörerbuchse sucht man leider vergebens. Auch das HDMI-Out Signal der Canon EOS 70D ist leider nicht sehr Video-DSLR-freundlich geraten.



Ein cleanes Video-Out Signal für Monitoring oder Aufnahmezwecke während der Videoaufnahme ist nicht vorhanden. Schade, weil das Touch-Klappdisplay und der neue Dual-Pixel-Autofokus eine Videonutzung der Canon EOS 70D stark nahelegen – doch zum Video-AF später mehr.



Dafür bietet die Canon EOS 70D bei den Videoeinstellungen sowohl was die Timecodeeinstellungen (Free Run oder Record Rund) als auch was die Videocodecs anbelangt die gleichen Optionen wie ihre grosse Schwester die Canon 5D Mark III. Das bedeutet, dass für 1080/24 und 25p sowie für 720/50p sowohl IPB als auch schnittfreundliche ALL-I H.264 8-Bit Encodings ausgewählt werden können. 1080/50p bleibt derzeit im Canon Video-DSLR-Portfolio der EOS 1DC vorbehalten.





Nicht unerwähnt wollen wir die eingebaute WIFI-Funktionalität der Canon EOS 70D mit der sich remote Aufnahmen mit dem EOS Remote App machen lassen – aber leider nur Fotos. Hier scheint die Videofunktionalität hinten runtergefallen zu sein. Sobald eine WLAN-Verbindung mit dem Smartphone zur Kamera aktiviert wurde, kommt die Meldung auf der Canon EOS 70D, dass Videoaufnahmen bei WLAN-Nutzung deaktiviert sind. Das ist gerade bei einer Kamera mit dem derzeit besten Video-AF schwer zu verstehen.





Dual Pixel CMOS AF

 Neu entwickelter CMOS Sensor mit Dual Pixel Technologie
Neu entwickelter CMOS Sensor mit Dual Pixel Technologie


Quasi das Filetstück für DSLR-Filmer stellt bei der Canon EOS 70D das mit dem CMOS Sensor neu entwickelte Dual Pixel CMOS Autofokussystem dar. Canon hat hierbei jedem Pixel des 20,2 MP Sensors zwei Fotodioden zugeordnet. Für die effektiven Pixel stehen also ca. 40 Mio Dioden zur Verfügung. Die Dioden können für die Bildpixel zusammen oder für den Phasen AF getrennt ausgelesen werden.



Canon EOS 70D - Revolution mit Einschränkungen : DualPixel 2


Beim Dual Pixel Phasen AF werden die beiden Fotodioden getrennt ausgelesen und danach die Differenz bei den Parallaxenbildern ermittelt. Eine zusätzliche Berechnung der Bildaten ist nicht erforderlich. Damit verfügt die Canon EOS 70D über hohe AF Bearbeitungsgeschwindigkeiten. Zudem muss die Optik beim Dual Pixel AF nicht mehr - wie bei den vorherigen Kontrast-AF Verfahren - vor und zurück fokussieren um die optimale Schärfe (Kontrast) zu ermitteln.



Canon EOS 70D - Revolution mit Einschränkungen : DualPixel 1


Durch die Parallaxe-Informationen weiss der Stellmotor in welche Richtung für eine Deckung (=optimale Schärfe) die Linsen verschoben werden müssen. Soweit so gut in der Theorie – aber wie sieht die Praxis aus?



In diesem (seltenen) Fall klafft zwischen Theorie und Praxis tatsächlich kaum ein Unterschied – oder anders ausdgedrückt: Das Canon Dual Pixel CMOS AF System ist das derzeit beste Liveview Autofokussystem, das wir bislang an Video-DSLRs gesehen haben. Selbst mit der eher einfachen Canon Kit-Optik EF-S 18-55mm 1:3,5-5,6 IS STM gelingt ein Autofokusverhalten, das sich auf der Höhe von dedizierten Camcordern befindet. Hinzu kommt eine relatv gut sitzende Objektverfolgung selbst bei schwierigeren Innenraum Lichtverhältnissen und über Touchscreen auswählbare Fokussierbereiche bzw. Schärfeverlagerungen.



Das Optimum an Kontrolle bietet natürlich immer noch die manuelle Fokussierung mit entsprechenden Optiken. Aber im AF-Bereich ist Canons Dual Pixel Fokussierung derzeit das absolute Maß der Dinge und ein mehr als nettes „nice to have“.





Doch selbst bei dem sehr guten Dual Pixel AF der Canon EOS 70D sehen wir etwas Raum für Optimierungen bzw. Zusatzfunktionen. Vor allem würden wir uns eine Kontrolle über die Geschwindigkeit der Schärfeverlagerung bzw. über die Geschwindigkeitskurve des automatischen Schärfezuges wünschen. Auch die Implementierung einer programmierbaren Schärfeverlagerung (Shot-Transition) sollte kein allzu großes Problem für Canon darstellen …



Spannend dürfte auf jeden Fall die weitere Zukunft der Dual Pixel AF Technologie bei Canon werden. Wird diese auch im 7D Nachfolger und in Fullframe Einzug halten – etwa bei einem 5D Mark III Nachfolger und vielleicht dann mit den hier angesprochenen Ausbau-Optionen?



Aufnahmen mit dem Canon Dual Pixel AF gibt es im Kapitel mit unseren Außenaufnahmen zu sehen.





Testlabor

Alle Aufnahmen im Testlabor wurden mit unserer Referenzoptik, dem Zeiss Distagon 1,4/35mm gemacht.




1200 Lux Testbild, f5.6, 100 ASA




Bei den Farben lässt sich die EOS weitgehend über Picture-Profile justieren, weshalb die Aufnahme in der Werkseinstellung nur ein kleiner Anhaltspunkt ist. Im neutralen Profil zeichnet sie ein sehr ausgeglichenes Bild mit großer Differenzierung ohne auszufransen




12 Lux Testbild, f1.4, 6400 ASA




Bei 12 Lux kann die EOS 70D in Kombination mit unserem Zeiss 35mm f1.4 bei Offenblende brillieren. Sie ist noch einen Tick heller als die Nikon D7100 und lässt schon bei ISO 6400 die Nacht buchstäblich zum Tag werden.



Luma
Luma


Die horizontale Luminanzauflösung kommt wie bei allen APS-C-Vorgängern seit der 550D nicht an FullHD heran, sondern verläuft sich vorher in der Skalierungsfilerung.



Chroma
Chroma


Die horizontale Farbauflösung verläuft unaufällig. In den auslaufenden Bereichen schwingen jedoch künstliche Moire-Muster nach.



ISO 340
ISO 340


Nach wie vor trüben Moirés sowie stufige Diagonalen das ISO-Testbild. Diese entstehen  beim vertikalen Line-Skipping, während das Bild horizontal sauberer, aber auch viel weicher skaliert wird.







Das wahre Leben

Canon EOS 70D - Revolution mit Einschränkungen : CanonEOS60D Live 600


Für die Außenaufnahmen kamen zwei Optiken zum Einsatz. Zum Einen unsere Weitwinkelreferenz, das Zeiss CP 25mm /T2.9 sowie die Kitoptik von Canon, das EF-S 18-55mm 1:3,5-5,6 IS STM für die Autofokusaufnahmen im Liveviewbetrieb mit dem Dual Pixel AF. Alle Aufnahmen wurden mit ALL-I 1080/24p gemacht.



Hier unser Schwenk bei viel Licht mit geschlossener Blende, 1/50 Sekunden und 1080/24p bei ISO 100:






Hier die einzelnen Bildprofile der Canon EOS 70D einmal durchgesteppt:






Und hier zwei Dual Pixel Autofokusaufnahmen ebenfalls im Liveviewbetrieb. Zunächst ein Schwenk, bei dem die Kamera kontinuierlich zwischen Vorder- und Hintergrund mit sehr langen Fokussierwegen wechseln muss. Eine Aufgabe die sie mit Bravour löst:






Und zum Schluss noch einmal der Dual Pixel AF diesmal mit diversen Schärfeverlagerungen zwischen Vorder- und Hintergrund die über den Touchscreen des Displays gefahren wurden. Auch hier eine beeindruckende Leistung. (In einem zukünftigen Update würden wir uns jedoch noch mehr Kontrolle über die Geschwindigkeit der Schärfezuges wünschen (Stichwort: Shottransition und Bezierkurven)):










Fazit

Wir hatten gefragt, ob die Canon EOS 70D das Filmen mit Video-DSLR Dank ihres Dual Pixel Autofokussystems revolutionieren wird. Die Antwort ist ein Ja, Aber.



Ja, die Canon EOS 70D stellt derzeit das mit Abstand beste Autofokussystem für den Liveview- und damit für den Filmbetrieb zur Verfügung. Hier mag man von einer kleinen Revolution im Autofokusverhalten sprechen.



Aber, die Videoqualität stellt keine Revolution dar, sondern reiht sich in das derzeitig typische Canon Consumer DSLR Line-up ein. Das bedeutet gutes Lowlightverhalten bei eher weichen HD-Bildern mit deutlichem Moirée. Letzteres bewegt sich auf dem von allen Canon Lineskippern befindlichen Niveau.



Gewünscht hätten wir uns bei der Canon EOS 70D einen Kopfhörerausgang, ein cleanes HDMI-Out Signal ohne Overlays, pegelbaren Ton während der Aufnahme und (wie stets) eben ein Moiré-reduzierteres Bild. Doch dafür muss man derzeit im Großsensorsegment von Canon mindestens zur C100 greifen. Andere Hersteller bieten im EOS 70D Preissegment bei der Videoquaität ein wenig mehr. Hier erwarten wir allerdings demnächst Bewegung, denn die Konkurrenz wird Canon zunehmend unter Druck setzen und für Canon dürfte es ein leichtes sein, technisch bei zukünftigen Video-DSLR Sensoren nachzuziehen.



Wer einen exzellenten Videoautofokus benötigt, ist mit der Canon EOS 70D sehr gut bedient - wer auf ein höherwertigeres HD Videosignal Wert legt, sollte sich entweder noch ein wenig gedulden oder bei der Konkurrenz (Panasonic GH3, Nikon D7100 und D5200) umsehen.



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